Wolfgang Hoffmann (Politiker)

Wolfgang Hoffmann (Politiker)

Wolfgang Hoffmann (* 4. April 1893 in Straßburg; † 25. März 1956 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Jurist, Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau und Amateurpianist.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Studium

Der Sohn eines Chefredakteurs verbrachte einen Teil seiner Schulzeit in Freiburg im Breisgau. Am dortigen Berthold-Gymnasium machte er sein Abitur und studierte ab 1912 in Freiburg und Straßburg Jura. 1914 wurde er Soldat und geriet schon im ersten Kriegsjahr in Gefangenschaft, aus der er 1918 heimkehrte. Hoffmann setzte anschließend sein Studium fort. Nach dem Staatsexamen 1919 heiratete er Emilie Stöckle. Da der junge Familienvater – 1923 war der erste Sohn geboren worden – noch keine feste Anstellung hatte, war im Hause Hoffmann das Geld sicher knapp. Hinzu kamen die wirtschaftlich schwierigen Verhältnisse der Nachkriegszeit.

So nutzte Hoffmann sein Talent als Pianist. Im Sommer 1919 machte er seine gut honorierten Einspielungen für Klavierrollen der aktuellen Schlager bei dem bekannten Freiburger Hersteller von Reproduktionsklavieren M. Welte & Söhne. Da ihn diese Aufnahmen als routinierten Unterhaltungspianisten ausweisen, ist es durchaus möglich, dass er dieses Talent auch weiter genutzt hat und die Zeit bis zur Promotion und einer festen Anstellung als Klavierspieler in Kneipen und Kinos überbrückt hat.

Berufsleben und Nationalsozialismus

1920 wurde er mit einer Arbeit über den Jugendstrafvollzug in Baden promoviert. Bald danach trat er in den Staatsdienst ein und wurde schließlich im Jahre 1924 Regierungsrat beim Badischen Bezirksamt und anschließend bei der Polizeidirektion in Freiburg.

Neben seiner beruflichen Karriere widmete sich Hoffmann der Politik. 1925 wurde er als Mitglied der Zentrumspartei in den badischen Landtag gewählt. Seit 1929 war er Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Wildenstein. Als erklärter Kritiker des aufkeimenden Nationalsozialismus geriet er nach der Machtergreifung 1933 in Schwierigkeiten: Verlust des Landtags-Mandates, Strafversetzung als Beamter, Zwangsbeurlaubung und 1937 endlich die Zwangspensionierung „aus Krankheitsgründen“ waren die Folgen. Hoffmann fand eine Betätigung in der freien Wirtschaft und war u. a. seit 1939 Betriebssyndikus der Firma Hellige in Freiburg. Nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und in Lörrach interniert.

Wiederaufbau

Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches gehörte Hoffmann zu den ersten, die sich im demokratischen Aufbau engagierten. Er zählte zu den Mitbegründern der Badischen-Christlich-Sozialen-Volkspartei (BCSV), aus der später die CDU Baden hervorging, und war mit dem Sozialdemokraten Carlo Schmid und dem evangelischen Pfarrer und Kommunisten Erwin Eckert Präsidiumsmitglied des antifaschistischen Bündnisses „Das Neue Deutschland“, das sich für den demokratischen Aufbau in der französischen Besatzungszone einsetzte.

In Freiburg gehörte Hoffmann seit 1945 dem Gemeinderats-Komitee an, das den kommissarischen Oberbürgermeister Max Keller bei der Verwaltung der Stadt unterstützen sollte. Im Sommer wurde ihm der Oberbürgermeisterposten in Konstanz, im Herbst der von Freiburg angeboten. Hoffmann entschied sich für Freiburg und wurde vom Badischen Ministerium des Inneren am 8. November zum Oberbürgermeister ernannt. Der im folgenden Jahr gewählte Gemeinderat bestätigte Hoffmann in seinem Amt.

Oberbürgermeister

Hoffmann und seine Stadtverwaltung sahen sich gewaltigen Aufgaben ausgesetzt, dramatisch waren der Mangel an Wohnraum und die Unterversorgung mit Lebensmitteln. Über 11.000 Wohnungen waren völlig zerstört, die städtische Infrastruktur lag in Trümmern.

Blick auf das Stadttheater Freiburg (2007)

Schon Ende 1945 ließ sich feststellen, dass sich trotz der materiellen Not in Freiburg ein reges Konzertleben entwickelt hatte. Hoffmann machte sich neben den wirtschafts- und sozialpolitischen Aufgaben auch den Wiederaufbau des Kulturlebens zum Ziel. So war er Mitbegründer der Freiburger Musikhochschule, der späteren Staatlichen Hochschule für Musik, für die er das zuvor vom Augustinermuseum genutzte Wentzingerhaus zur Verfügung stellte. Für immer verbunden bleibt Hoffmanns Name jedoch mit dem Wiederaufbau des Stadttheaters. Schon im Juni 1946 hatte er den Architekten Wilhelm Mersch und Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit der Aufgabe betraut, einen Wiederaufbau des Theaters in den Ruinen des 1944 zerstörten Bauwerks zu planen. Ende 1948 begann die Enttrümmerung und schon am 30. Dezember 1949, nur 5 Jahre nach der Zerstörung, konnte der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden. Hoffmann hatte nicht nur erfolgreich zu Spenden aufgerufen, sondern war seit 1949 immer wieder selbst als Pianist aufgetreten, nun vorwiegend mit Musik der Wiener Klassik und der Romantik.

Die Wiederaufbaukonzerte mit dem Städtischen Philharmonischen Orchester und dem Oberbürgermeister als Solist wurden zur langjährig geübten Tradition und spielten insgesamt 120.000.-- Mark ein, allein das Konzert vom 16. November 1953 hatte einen Reinerlös von DM 18.000.-- erbracht, womit unter anderem auch ein neuer Steinway-Flügel für das Theater beschafft werden konnte.

Wolfgang Hoffmanns Tod am 25. März 1956 kam für die Bürgerschaft und seine Familie völlig überraschend. 4.000 Bürgerinnen und Bürger gaben dem beliebten Stadtoberhaupt das letzte Geleit.

Auszeichnungen

Literatur

  • Wolfgang Hoffmann: Was war wirklich?: ein kleiner Beitrag zur geschichtlichen Entwicklung der Lehrerbildung in Baden. Freiburg im Breisgau: Preßverein Freiburg im Breisgau (ca. 1926).
  • Wolfgang Hoffmann (Bearb.): Drei Jahre kommunale Arbeit in Freiburg i. Br.. Hrsg. von der Stadtverwaltung Freiburg im Breisgau. Freiburg im Breisgau: Goldschagg 1948.
  • Gerhard Dangel: Wolfgang Hoffmann. Ein Welte-Pianist und Oberbürgermeister am Klavier. In: Das mechanische Musikinstrument. 22. Jahrgang, September 1996, S. 31-32. ISSN 0721-6092

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Max Keller Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau
1945–1956
Josef Brandel

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wolfgang Hoffmann — ist der Name folgender Personen: Wolfgang Hoffmann (Augenarzt) (1893–1956), deutscher Augenarzt Wolfgang Hoffmann (Politiker) (1893–1956), deutscher Jurist, Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau Wolfgang Hoffmann Riem (* 1940), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Hoffmann — ist ein häufiger deutscher Familienname. Namensherkunft Als Hofmann bzw. Hoffmann bezeichnete man einen zu einem Gehöft gehörigen bzw. dem Hof zu Diensten verpflichteten Bauern, gelegentlich auch einen Höfling. Sinngemäß verwandt ist die… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Hoffmann (Politiker) — Walter Hoffmann am 23. September 2010. Im Hintergrund Volker Bouffier. Walter Hoffmann (* 28. Oktober 1952 in Mengeringhausen) ist ein SPD Politiker und war von Juni 2005 bis Juni 2011 Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt. Nach seinem Abitur und …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Hofmann — ist der Name folgender Personen: Wolfgang Hofmann (Politiker) (1859–nach 1920), bayerischer Landtagsabgeordneter (BBB) Wolfgang Hofmann (Komponist) (1922–2003), deutscher Geiger, Komponist und Dirigent Wolfgang Hofmann (Schauspieler), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Curilla — (* 14. August 1942 in Hamburg) ist ein deutscher Jurist und Politiker (SPD) und ehemaliger Hamburger Senator. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Politik 2 Ehrungen 3 Werke 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Lesowsky — Autogramm Wolfgang Lesowsky (* 13. Oktober 1942 in …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Hoffmann — Hoffmann ist ein häufiger deutscher Familienname. Namensherkunft Als Hofmann bzw. Hoffmann bezeichnete man einen zu einem Gehöft gehörigen bzw. dem Hof zu Diensten verpflichteten Bauern, gelegentlich auch einen Höfling. Sinngemäß verwandt ist die …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang-Döring-Stiftung — Die Wolfgang Döring Stiftung ist eine parteinahe Stiftung in Nordrhein Westfalen. Die Wolfgang Döring Stiftung wurde 1967 gegründet und ist benannt nach dem FDP Politiker Wolfgang Döring. Sie ist eine Bildungseinrichtung, deren Zweck die… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Neuss — Hans Wolfgang Otto Neuß (amtl.[1] Schreibweise, * 3. Dezember 1923 in Breslau; † 5. Mai 1989 in West Berlin) war ein deutscher Kabarettist und Schauspieler …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Lenk — Die Prinzen Die Prinzen in Biberach/Riß Gründung 1987 Genre A cappella, Pop Rock, akustischen Pop Rock Website …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”