Wister

Wister

Owen Wister (* 14. Juli 1860 in Germantown (Pennsylvania); † 21. Juli 1938 in Kingston (Rhode Island)) war ein amerikanischer Schriftsteller. Er ist einer der Mitbegründer des Wildwestromans als Genre der amerikanischen Literatur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Owen Wister war der Sohn von Sarah und Owen Wister Sr. einer Patrizierfamilie aus Philadelphia und genoss so eine privilegierte Kindheit. Seine Großmutter war die Britische Bühnenschauspielerin Fanny Kemble. Nach Schulaufenthalten in der Schweiz und England studierte er an der renommierten St. Paul's School in Concord (New Hampshire), später an der Harvard-Universität, wo er mit Beiträgen für die studentische Satirezeitschrift The Harvard Lampoon seine schriftstellerische Laufbahn begann, und wo er seinen langjährigen Freund und späteren Präsidenten der USA, Theodore Roosevelt, kennenlernte.

1882-84 verbrachte er zwei Jahre in Paris. Nach seiner Rückkehr ließ er sich zunächst in New York nieder, wo er in einer Bank Anstellung fand. 1885 begann er ein Zweitstudium an der Harvard Law School. Seine Approbation als Rechtsanwalt erhielt er 1888.

In dieser Zeit begann sich Wister verstärkt mit dem amerikanischen Westen zu beschäftigen. Dieses Thema entsprach ganz dem Zeitgeist; der Historiker Frederick Jackson Turner verklärte in dem einflussreichen Aufsatz The Significance of the Frontier in American History (1893) die Frontier, also die weiße Siedlungrenze im Westen, zum Geburtsort des amerikanischen Gemüts und des ihm angeblich eigenen Freiheits- und Selbstbehauptungswillens. Roosevelt legte in seinem Werk The Winning of the West (1889-96) die Bedeutung der Westexpansion für das Wohl der amerikanischen Nation dar. Während die „Zivilisierung“ des Westens voranschritt, also die Vertreibung der indianischen Ureinwohner, die Besiedlung durch Weiße, und die politische Organisation der Westterritorien in US-Bundesstaaten, machte sich Wister an die Verklärung dieser verschwindenden Welt und prägte mit seinem ersten Roman The Virginian (1902; dt. Der Virginier, 1955)) den in dieser Zeit entstehenden Mythos vom „Wilden Westen“ entscheidend mit.

The Virginian ist die Geschichte eines einzelgängerischen Cowboys in Wyoming um 1880, der sich trotz des im Westen vorherrschenden Faustrechts an seinen persönlichen Ehrenkodex hält und so allerlei Unbilden übersteht. War der Roman in den USA lange Schullektüre, so erscheint er nach heutigen Maßstäben eher als chauvinistisches Machwerk mit ausgesprochen reaktionärer Tendenz. In einigen anderen Kurzgeschichten griff Wister die Cowboy-Thematik wieder auf, widmete sich aber auch und vor allem anderen Themakreisen. Mit Lady Baltimore (1906) schrieb er etwa einen nostalgisch verklärten Gesellschaftroman über die besseren Kreise der Südstaaten. Auch schrieb Wister einige Kinderbücher.

1898 heiratete Wister seine Kusine Mary Channing, mit der er sechs Kinder zeugte. Sie starb 1913.

Werke (Auswahl)

  • Hank's Woman
  • The Virginian (dt. Der Virginier. Roman, 1955) (verfilmt in der Fernsehserie Die Leute von der Shiloh Ranch)
  • Lady Baltimore
  • Roosevelt: The Story of a Friendship
  • Done In The Open (Gedichte)

Deutsche Ausgaben der kürzerer Erzählungen:

  • Novellen aus dem Abenteurerleben des wilden Westens, Hamburg 1908
  • Der Apachen-Überfall, Berlin und Leipzig 1912
  • Das Pfingstfeuer der Trübsal, Lausanne 1916
  • Der Medizinmann der Krähenindianer. Nach wahren Begebenheiten, Bunte Jugendbücher (Heft 123), Reutlingen 1927

Literatur

  • Darwin Payne: Owen Wister. Chronicler of the West, Gentleman of the East. Southern Methodist University Press, Dallas 1985, 377 S., ISBN 0-87074-205-1
  • John L. Cobbs: Owen Wister. Twayne's United States Authors Series No. 475. Twayne, Boston 1984, 140 S., ISBN 0-8057-7416-5
  • Stephanie Meyer zum Büschenfelde: Owen Wisters „The Virginian“: Wirkung und Rezeption. Eine Studie zur nationalen amerikanischen Sozialisation um die Jahrhundertwende. Dissertation (Universität Mainz) 1994/1995, 194 S.
  • G. Edward White: The Eastern Establishment and the Western Experience. The West of Frederic Remington, Theodore Roosevelt and Owen Wister. American studies series. (Reprint der Dissertation an der Yale-University 1967.) University of Texas Press, Austin 1989, 238 S., ISBN 0-292-72065-3

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