Wissenschaftsgemeinde

Wissenschaftsgemeinde

Die Wissenschaftsgemeinde (engl. scientific community, oft eingedeutscht verwendet) ist die Gesamtheit aller am internationalen Wissenschaftsbetrieb teilnehmenden Wissenschafter. Als Vorläufer in der Sache anzusehen ist der lateinische Begriff der res publica literaria, der bis in das 18. Jahrhundert alle in den Wissenschaften Arbeitenden umfasste und Standesunterschiede oder Nationalitäten als unwesentlich ansah.

Das Wort trägt nach wie vor dem Umstand Rechnung, dass in den Wissenschaften eigene Kommunikationsformen bestehen, eigene Medien - hier sind vor allem die Fachzeitschriften, neuerdings auch die wissenschaftlichen Mailinglisten wichtig. Man trifft sich auf internationalen Fachkonferenzen und kooperiert interdisziplinär, speziell in großen Forschungsprojekten. Die Community bildet ein eigenes Netzwerk aus, in dem die Weichen für Karrieren gestellt werden, hängt von eigener Protektion innerhalb der Wissenschaften ab, kennt sich, bespricht sich gegenseitig in den Medien des Wissenschaftsbetriebs und spricht dabei eine eigene Sprache.

Der Begriff „scientific community“ verspricht wie sein Vorgänger „res publica literaria“ bei alledem ein innerhalb der Wissenschaften bestehendes übergreifendes Ethos. Das republikanische, einen eigenen Staat bildende Moment, das der herausgehobenen rechtlichen Stellung von Akademikern in der frühen Neuzeit Rechnung trug, wich dabei dem loseren freundschaftlichen, das in „Gemeinschaft“ mitschwingt. Das gängigste deutschsprachige Äquivalent ist das Wort Wissenschaftsbetrieb, das den Akzent allerdings weit mehr auf die institutionalisierte Seite der Wissenschaften legt.

In der feministischen Sozialforschung wird die Wissenschaftsgemeinde zunehmend auf die ihr innewohnenden geschlechtsspezifischen Ausschlussmechanismen hin untersucht. Dabei steht insbesondere der Anspruch der Wissenschaftsgemeinde auf eine objektive Beurteilung wissenschaftlicher Leistungen auf dem Prüfstand. So ergaben jüngere Untersuchungen, dass wissenschaftliche Leistung immer auch in sozialen Prozessen zugeschrieben wird und dass gerade der Glaube der Wissenschaftsgemeinde an objektive Leistungsbewertung selektive Mechanismen verbirgt, die in vielen Fällen zum Ausschluss von Frauen aus der Gemeinde führt. Ein Effekt der geschlechtsspezifischen Ausschließung von Frauen aus der Wissenschaft ist der Matilda-Effekt, der als Gegenstück zum Matthäus-Effekt konzipiert wurde. Des Weiteren sind spezifische Vorstellungen vom Platz der Frau in der Gesellschaft oder die besonderen, eher prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft in diesem Zusammenhang von Bedeutung.

Siehe auch

Literatur


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