Wirtschaft Berlins

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Die Wirtschaft Berlins hat einen Wandel von einer Industrie- hin zu einer Dienstleistungsmetropole vollzogen. Zahlreiche namhafte Unternehmen wie Allianz, Deutsche Bank, Siemens und AEG wurden hier gegründet, heute firmiert aber kein einziger DAX-Konzern mehr in der Stadt. Das Wirtschaftswachstum liegt bei 1,8 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt (2007). Berlin ist Deutschlands führende Kongressstadt und war mit 123 Kongressen im Jahr 2007 nach Wien die Stadt mit den meisten Kongressen weltweit.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Siemens Logo
Deutsche Bank Logo
Schering Logo
Allianz Logo

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Berlin bereits eine europäische Industriemetropole von internationalem Rang. Lokomotiven der Maschinenbaufabrik Borsig (gegründet 1837) fuhren durch ganz Europa, in der Elektroindustrie waren Siemens & Halske (gegründet 1847) und AEG (gegründet 1883), bereits weltbekannt. In der chemischen Industrie hat sich die 1864 gegründete Schering AG einen Namen gemacht. Die heute größte deutsche Bank, die Deutsche Bank, wurde 1870 gegründet. Unternehmen, die auch einhundert Jahre später noch einen klangvollen Namen haben. 1902 wird die Industrie- und Handelskammer zu Berlin gegründet.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Der Erste Weltkrieg brachte nicht nur Not und Elend über die Bevölkerung, sondern auch über viele mittelständische und handwerkliche Betriebe der Stadt. Ein Teil der Großunternehmen ging dagegen sogar gestärkt aus dieser Zeit hervor, was in erster Linie an der enormen Kriegsproduktion lag. Aber das Bruttosozialprodukt erreichte erst 1927 wieder den Stand von 1913.

Die galoppierende Inflation Anfang der 1920er Jahre trieb die Bevölkerung zur Verzweiflung. Am 4. November 1923 kostete ein einziges Brot 420 Milliarden Mark. Die Ausgabe der Rentenmark ab 15. November 1923 für das wertlos gewordene Papiergeld leitete das vorläufige Ende der Krise ein. 1925 arbeiteten in der Berliner Metallindustrie in 15.000 Betrieben rund 400.000 Menschen.

Der Börsenkrach an der New Yorker Börse am 25. Oktober 1929 löste jedoch eine Weltwirtschaftskrise aus, die auch für Europa schlimme Folgen hatte. In Berlin stieg die Zahl der Arbeitslosen auf bis zu 600.000 im Jahre 1932 an. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die soziale Absicherung bei Arbeitslosigkeit damals gleich Null war. 1932 war die industrielle Produktion in Berlin auf die Hälfte von 1928 zurückgefallen. Die Arbeitslosigkeitsquote betrug 30,8 Prozent. Auch dies war der Nährboden für die Nationalsozialisten, die aber noch bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung von Berlin am 17. November 1929 nur 5,8 Prozent der Stimmen erhielten. Im März 1933 waren es dann schon 38,5 Prozent für die NSDAP, wenn auch nicht die von ihnen erhoffte absolute Mehrheit.

Drittes Reich

Nach der Machtergreifung Hitlers wurden unter anderem jüdische Unternehmer zum Verkauf an dem NS-System nahe stehende Unternehmer gezwungen bzw. enteignet, verfolgt und, soweit sie Deutschland nicht rechtzeitig verlassen konnten, in die Vernichtungslager gebracht. Die Nachfolger in den „arisierten“ Unternehmen bereicherten sich zum größten Teil an dem ihnen nicht zustehenden Vermögen der Verfolgten. Die Verbände wurden gleichgeschaltet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Berlin mit seiner Elektro- und Maschinenindustrie zur Waffenschmiede des „Dritten Reichs“, in der auch viele Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Wegen der Bombardements verlegten die Konzerne ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen und später auch die Führungsabteilungen in ungefährdetere Gebiete des Landes, häufig nach Bayern. Der Bombenkrieg und der Kampf um Berlin ließen von den Produktionskapazitäten in der Stadt nicht viel übrig. Der Rest wurde nach der Befreiung vom Faschismus durch Demontage ganzer Fabrikanlagen weiter dezimiert.

Nachkriegszeit

Der Wiederaufbau Berlins in seinen Wohngebieten, der Infrastruktur und den Arbeitsstätten begann vielerorts buchstäblich bei Null. Die politische Teilung der Stadt und die Blockade West-Berlins erschwerten den Neuanfang in den ersten fünf Jahren nach Kriegsende. Eine große und nicht zu unterschätzende Hilfe war damals der Marshall-Plan der USA und die Hilfe der Bundesrepublik Deutschland für die Westsektoren Berlins. Viele Jahre war die Berliner Wirtschaft auf Hilfe und Subventionen angewiesen. Vor allem die Subventionen brachten aber auch Mitnahmeeffekte mit sich. Das Wort von der „verlängerten Werkbank“ westdeutscher Unternehmen, die in Berlin nur geringste Teile ihrer Fertigung vornehmen ließen, dafür aber die volle Berlin-Subvention einstreichen konnten, machte die Runde.

Teilung

Die nächste Zäsur kam mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961. Die Menschen in Ost-Berlin und der DDR waren nun quasi eingesperrt und West-Berlin zur politischen und wirtschaftlich Insel geworden. 50.000 Pendler aus Ost-Berlin konnten nicht mehr in West-Berlin in ihre Betriebe zur Arbeit gehen. Der Industriestandort Berlin wurde in den Folgejahren permanent durch den Weggang ganzer Betriebe oder die drastische Reduzierung der Arbeitsplätze (nicht nur durch Rationalisierung) geschwächt. Berlin wurde zu einer Stadt des Öffentlichen Dienstes, der Forschung und Lehre und der Dienstleistungen.

Ost-Berlin war weiterhin Schwerpunkt der industriellen Produktion für die DDR-Wirtschaft. Allerdings konnte die unflexible, zentralistische und ebenfalls hoch subventionierte Planwirtschaft der DDR keinen wirtschaftlichen Aufschwung erreichen. Veraltete Anlagen, Rohstoff- und Devisenmangel verhinderten, dass die DDR-Wirtschaft den Anschluss an die technologische Entwicklung im internationalen Maßstab halten konnte. Nach der Wende 1989 brachen die Absatzmärkte dieser Betriebe, die fast ausschließlich im Ostblock lagen, gleichsam mit den politischen Systemen zusammen und die westdeutsche Wirtschaft konnte und wollte auch nicht als Abnehmer dieser Produkte auftreten. Ganz im Gegenteil wurde Ostdeutschland als riesiges neues Absatzgebiet für West-Produkte genutzt. Es dauerte Jahre, bis in den Supermärkten der damals neuen Bundesländer wieder Produkte aus heimischer Produktion auftauchten. Da Ost-Berlin als Absatzgebiet gesehen wurde, aber kaum als Produktionsgebiet weiter genutzt wurde, sind Tausende von Betrieben und Hunderttausende von Arbeitsplätzen verloren gegangen.

Wiedervereinigung

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands im Oktober 1990 ist Berlin nun wieder eine wirtschaftliche Einheit mit einem natürlichen Umland (dem Land Brandenburg) geworden. Diese neue Rolle muss Berlin erst noch ausfüllen, genau wie diejenige der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Die Industriemetropole Berlin gehört momentan der Vergangenheit an, die Dienstleistungsmetropole ist erst im Entstehen und die Innovationszentren der Stadt haben trotz großer Fortschritte nicht die enormen Arbeitsplatzverluste in anderen Bereichen kompensieren können. Die so genannte New Economy, auf die auch in Berlin so große Hoffnungen gesetzt wurden, konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Aber dennoch bleibt festzuhalten, dass gerade in Berlin, dem einzigen Bundesland, in dem Ost und West miteinander vereint wurden, seit 1990 eine enorme Aufbauleistung vollbracht worden ist. In die Sanierung der Ost-Berliner Infrastruktur und der Wohnungsbestände sind viele Millionen an öffentlichen Geldern geflossen. Mit dem Ergebnis, dass sich die Lebensqualität im Ostteil Berlins nachhaltig verbessert hat und im Vergleich zum Westteil der Stadt vergleichbar gut, manchmal sogar besser ist.

Aktuelle Lage

Im Jahr 2009 betrug das Bruttoinlandsprodukt des Landes Berlin 90,13 Milliarden Euro.[2] Das Wirtschaftswachstum lag bei −0,7 Prozent, dem besten Wert aller Bundesländer im Krisenjahr, der bundesweite Durchschnitt im Vergleich bei −4,7 Prozent. Im Vergleich mit dem regionalen BIP (in Kaufkraftstandards) je Einwohner erreicht Berlin in der EU (EU-27: 100) im Jahr 2004 einen Index von 101,2, Brandenburg 81,4 und Deutschland 115,8. Die Wirtschaft Berlins wuchs von 2005 bis 2009 stärker als der Bundesschnitt.

Über 80 Prozent der Unternehmen Berlins gehören dem Dienstleistungssektor an. Wirtschaftsmotor der Stadt ist schon jetzt der Dienstleistungssektor, in welchem mit rund 591.000 Beschäftigten rund 41 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten.

Bedeutende wirtschaftliche Fördermaßnahmen sind in Folge des Berliner Bankenskandals und der hohen Verschuldung schwierig. Es gibt einige international bekannte Unternehmen, die angekündigt haben, ihre Firmen-, Deutschland- oder Europazentrale nach Berlin zu verlegen. Von vielen Unternehmen wird Berlin auch als „Sprungbrett“ Richtung Osteuropa betrachtet.

Nach einer Erhebung des Marktforschungsunternehmens GfK vom Juli 2008 hat Berlin die größte Einzelhandelskaufkraft. Mit 23,9 Milliarden Euro liegt Berlin vor Hamburg mit 17,6 Milliarden und München mit 17,2  Milliarden Euro.[3]

Probleme

Das Land Berlin war 2006 mit etwa 60 Milliarden Euro verschuldet, jährlich fallen 2,4 Milliarden Euro Zinsen an. Die Schulden stiegen insbesondere in 1990ern an (siehe auch: Berliner Bankenskandal). Zwar will der Senat 2007 erstmals einen ausgeglichenen Primärhaushalt vorlegen, in dem die Ausgaben durch die laufenden Einnahmen gedeckt sind,[4] die Zinszahlungen kommen jedoch noch dazu. Ohne Hilfe des Bundes könne sich Berlin aus diesem Teufelskreis nicht befreien, argumentierte der damalige Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Er hielt dafür eine Schuldenübernahme in Höhe von 30 Milliarden Euro für zwingend nötig. Am 19. Oktober 2006 entschied jedoch das Bundesverfassungsrecht in Karlsruhe, dass sich Berlin in keiner extremen Haushaltsnotlage befinde und somit auch keinen Anspruch auf finanzielle Hilfen von Seiten des Bundes oder der anderen Bundesländer habe. Die Richter regten den Verkauf der landeseigenen Wohnungen, sowie eine Erhöhung der Gewerbe- und der Grundsteuer an.

Vergleicht man Berlin mit anderen deutschen Städten, liegt das Wirtschaftswachstum unter dem Durchschnitt. Im Vergleich der OECD, die das Wirtschaftswachstum von 1998 bis 2003 betrachtet, ist Berlin Schlusslicht unter 284 Regionen.[5] Berlin hat in dem betrachteten Zeitraum ein Siebtel ihres Anteils an der Gesamtwirtschaftsleistung im OECD-Raum verloren. Auch war das Wirtschaftswachstum nicht einmal halb so groß wie der Bundesdurchschnitt.

Berlin verzeichnet bundesweit die höchste Quote von Hartz-IV-Empfängern; nach Angaben des Deutschen Landkreistages beziehen 17 Prozent der Einwohner Berlins Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II. Es gibt in Berlin eine hohe Verschuldungsquote der Privatbürger, nach Einschätzung einer Schufa-Studie von 2007 sind 7,3 Prozent der Haushalte überschuldet (Kredite für Häuser und Wohnungen herausgerechnet, sinkt der Anteil der überschuldeten Haushalte auf rund 1,6 Millionen oder einen Anteil von 4,3 Prozent).

Standortfaktoren

Berlin ist durch seine Nähe zur Bundesregierung, niedrige Mieten, ein reiches kulturelles Angebot, die nähere Umgebung mit zahlreichen Wäldern und Seen, sowie einen gut ausgebauten ÖPNV attraktiv für viele Unternehmen. Zudem ist Berlin in sehr weitem Umkreis die einzige große Stadt. 134.000 Studenten (Wintersemester 2007/2008) studieren an 4 Universitäten und zahlreichen Fachhochschulen im Stadtgebiet und bilden so ein großes Potential an gut ausgebildeten Arbeitnehmern. Auch ist der Tourismus ein immer stärker werdender Wirtschaftsfaktor.

Mieten

Im europäischen Vergleich liegen die Spitzenmieten in Berlin bei 20,50 €/m² auf einem niedrigen Niveau. In London kostet der m² 104,25 €, in Paris 57,50 €, in Manchester 37,17 €, in Frankfurt 34,00 €, in München 28,50 €, in Madrid 27,50 € und in Brüssel 22,92 €.[6] In den letzten Jahren ist der Berliner Markt geprägt durch sehr hohe Immobilieninvestitionen gewerblicher und privater Käufer. Im Jahr 2006 lagen diese bei 15 Milliarden Euro und im Jahr 2007 bei 14,6 Milliarden Euro.[7] Damit liegt Berlin deutschlandweit an der Spitze.

Verkehrsinfrastruktur

Berlin verfügt über zwei Flughäfen, Berlin-Tegel (TXL) und Berlin-Schönefeld (SXF/BER). Sie fertigen im Jahr 2007 20,04 Millionen Passagiere ab, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 8,3 Prozent entspricht. Überhaupt nimmt das Passagieraufkommen in Berlin stärker zu, als in Gesamtdeutschland. Zum Vergleich wurden im Jahr 2000 13,3 Millionen Passagiere abgefertigt, im Jahre 2001 wegen der Terroranschläge am 11. September sogar nur 12,6 Millionen. Das starke Wachstum ist vor allem auf die rasante Entwicklung von Billigfliegern zurückzuführen. EasyJet nutzt den Flughafen Schönefeld seit 2004 und Germanwings seit 2005 als Drehkreuz. Der neue Flughafen Berlin Brandenburg soll mit seiner projektierten Jahreskapazität von 27 Millionen Passagieren[8] ab 3. Juni 2012[9] die bestehenden Flughäfen ersetzen und die Flüge am Standort Schönefeld bündeln. Prognosen sprechen von einem Potential von 40.000 neuen Arbeitsplätzen für die Region Berlin-Brandenburg. Bisher werden nur wenige Langstreckenverbindungen ab Berlin angeboten.

Mit S-Bahn, U-Bahn, Regionalbahn, Straßenbahn, Bussen und Fähren hat Berlin einen sehr umfangreichen ÖPNV. Es ist tariflich zusammengefasst durch den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), dem flächengrößten Verkehrsverbund in Deutschland.

In Berlin treffen sich 10 Eisenbahn-Hauptstrecken, die die Stadt zu einem europäischem Bahnknoten machen. Mit täglich rund 300.000 Reisenden ist der Berliner Hauptbahnhof Europas größter Turmbahnhof.

Telekommunikation

Berlin verfügt mit 200.000 Kilometer Glasfasern mit 1,35 Millionen Anschlüssen über das größte und modernste Kommunikationsnetz in Deutschland. Es ist das erste voll digitalisierte ISDN-Netz und das erste komplett ausgebaute Breitbandkabelnetz in Deutschland. 1,4 Millionen Haushalte und 90 Prozent der Unternehmen sind am Berliner Kabelnetz angeschlossen, welches zum großen Teil auch rückkanalfähig ausgebaut ist.

Zukunftsfelder

Um die Wirtschaft voranzutreiben, wollen Berlin und Brandenburg eine gemeinsame Innovationsstrategie entwickeln.[10] Dazu wurden Zukunftsfelder identifiziert, die gemeinsam entwickelt und verstärkt gefördert werden sollen. Diese Felder sind Biotechnologie/Medizintechnik/Pharma, Medien/Informations- und Kommunikationstechnologie, Verkehrssystemtechnik, Optik, sowie Energietechnik. In diesen Feldern ist die Region bereits gut aufgestellt, bzw. sie versprechen großes Wachstum in der Zukunft. Weiterhin wurde mit der Solarindustrie und der Umwelttechnik ein sechstes Kompetenzfeld geschaffen.[11] Berlin und Brandenburg werben gemeinsam um neue Ansiedlungen in diesen Kompetenzfeldern, insbesondere im Zuge gemeinsamer Messepräsenzen sowie mit dem virtuellen Business Location Center. 48,5 Prozent der Berliner sowie 56,0 Prozent der Potsdamer arbeiten bereits in Zukunftsbranchen.[12] Laut einer Untersuchung der Beratungsfirma Deloitte haben 11 der 50 am schnellsten wachsenden deutschen Technologieunternehmen ihre Zentrale in der Hauptstadt.

Gesundheitswesen/Biotechnologie

Insgesamt sind 179.777 Personen, das sind 11,7 Prozent der Berliner Erwerbstätigen, im Gesundheitssektor mit seinen Teilbereichen Industrie, Handel, Handwerk sowie privaten und öffentlichen Dienstleistungen beschäftigt.[13]

In der Hauptstadtregion sind 174 Biotechnologieunternehmen tätig (2006). Diese Unternehmen erzielten ein Arbeitsplatzwachstum von 7 Prozent auf 3427 Beschäftigte (2006). Die Hälfte der Unternehmen ist in einem Technologiepark ansässig. Die Biotechnologieregion zählt in Europa zur Spitze.

Kulturwirtschaft

Die Kulturwirtschaft umfasst Designer, Autoren, Architekten, Maler, Musiker, Bildhauer, Schauspieler, Regisseure, Sänger, Verleger, Fotografen, Journalisten, Toningenieure, Grafiker, Webgestalter, Kameraleute, Drucker, Modemacher, Tänzer, Schmuckhersteller, Meinungsforscher, Bibliothekare, Kinobetreiber, Übersetzer, Buchhändler, Archivare, Artisten, Werber, Puppenspieler, Stadtplaner oder Software-Entwickler. Im Jahr 2006 erwirtschafteten knapp 23.000 Unternehmen mit 160.000 Erwerbstätigen einen Umsatz von mehr als 17,5 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Fünftel der Wirtschaftskraft Berlins, mit einer Zuwachsrate von 25 Prozent gegenüber dem Jahr 2000. Die Zahl der Unternehmen hat sich in diesem Zeitraum um ein Drittel gesteigert.[14]

Innerhalb der Kulturwirtschaft ist die Musikbranche der Sektor mit den höchsten Wachstumsraten bezüglich Umsätzen und Beschäftigten. Der Umsatz der Plattenfirmen, Konzertveranstalter und verwandter Bereiche stieg von 1998 bis 2007 um über 72 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro an, trotz rückläufigem Trend in gesamt Deutschland. 1500 Unternehmen beschäftigen heute mehr als 6200 fest angestellte Mitarbeiter. 450 Musiklabel sind in der Hauptstadt vertreten.

Verkehrssystemtechnik

Über 4000 Verkehrssystemtechnikunternehmen beschäftigen rund 47.300 Personen in der Hauptstadtregion (2005).[15] 1.960 davon arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter in Forschungszentren. Etwa 80 Prozent der Arbeitnehmer sind in Betrieben mit weniger als 20 Mitarbeitern beschäftigt. Im produktiven Bereich ist entgegengesetzt dem Trend in anderen industriellen Sektoren ein Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen. Handlungsfelder der Verkehrssystemtechnik sind die Bahntechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Verkehrstelematik/Verkehrslogistik, Luft- und Raumfahrttechnik und der Bereich Binnenschifffahrt.

Optik

Optik wird als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts betrachtet. Im Technologiepark Berlin-Adlershof sind viele Unternehmen der Photonik, Optik, Optoelektronik und Lasertechnologie vertreten. Eine Initiative von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region ist Optec-Berlin-Brandenburg (OpTecBB) e. V., welcher die Erschließung und Nutzung optischer Technologien fördern soll.

Energietechnik

Die Energietechnik beschäftigt sich u. a. mit der Effizienz von Energieumwandlung, Energietransport und Energienutzung. In der Region sind zahlreiche Unternehmen der Photovoltaik, wie die Solon AG oder Sulfurcell GmbH tätig.

Technologieparks

Das Wista-Gelände in Berlin-Adlershof

Große Erwartungen werden in Berlin in die Innovations- und Technologiezentren gesetzt. Die beiden größten und bekanntesten sind der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin-Adlershof (Wista) und der BiotechPark Berlin-Buch. Sie nehmen eine ausgesprochen positive Entwicklung und sind in internationale Netzwerke eingebunden.

Adlershof

Hauptartikel: Wista

Der größte europäische Technologiestandort auf dem Gelände der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR, ist unter der Kurzform Wista bekannt. In Adlershof gelegen, ist der Technologiepark als Medienzentrum plus Technologiepark konzipiert, in dem sich Wissenschaft und Wirtschaft beim Erforschen und Entwickeln beflügeln.[16] Die Schwerpunkten liegen in der Umwelttechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie und Optoelektronik. In der Medienstadt Adlershof arbeiten heute 1400 Menschen in 138 Unternehmen. Im Wissenschafts- und Technologiepark sind es 5500 Beschäftigte in 418 Unternehmen, darunter 700 Forscher in zwölf außeruniversitären Instituten. Auf dem in Adlershof befindlichen Campus der Humboldt-Universität (HU) sind fast 1100 Menschen, darunter 130 Professoren, beschäftigt 6500 Studenten zu unterrichten. Insgesamt sind am Standort 12.750 Menschen beschäftigt. Jeder Job zieht weitere 0,6 Jobs in Berlin nach sich, so dass insgesamt 21.000 Jobs in Berlin vom Standort abhängen. Das erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt liegt bei 1,5 Milliarden Euro, die Gesamtleistung der Berliner Wirtschaft bei 80 Milliarden Euro.[17] Eine bedeutende Einrichtung am Standort ist der Berliner Elektronen-Speicher und Synchrotron (BESSY), der 1998 in Betrieb ging und 100 Millionen Euro gekostet hat.

Buch

Der Standort Berlin-Buch hat sich in den letzten Jahren deutschlandweit zu einem der größten Biotechnologieparks und Gesundheitsforschungszentren entwickelt. Auf dem 32 Hektar großen Gelände sind Einrichtungen wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), das Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und ein Biotechnologiepark ansässig. Rund 2.200 Wissenschaftler, Ärzte und Angestellte sind auf dem Gelände tätig. Die BBB Management GmbH ist seit 1995 als Entwicklungs- und Betreibergesellschaft tätig.

Weitere

Neben den beiden großen Technologieparks gibt es auch noch weitere Standorte, an denen gezielt Technologieunternehmen in räumlicher Nähe zueinander gefördert werden. In Charlottenburg gibt es die Bestrebung, am Standort der Technischen Universität sowie der Universität der Künste einen Uni-Campus City-West zu gründen, um dort gezielt hochschulnahe Firmen in der Gegend rund um den Ernst-Reuter-Platz anzusiedeln.[18]

In Berlin-Siemensstadt betreibt Siemens seit Herbst 2007 mit dem Siemens Technopark Berlin den nach eigenen Angaben größten Technologiepark Deutschlands. Auf dem 480.000 m² großen ehemaligen Werksgelände sind 1.950 Arbeiter beschäftigt.[19]

Ca. 140 Unternehmen haben sich im Innovationspark Wuhlheide angesiedelt. 900 Mitarbeiter sind auf dem 53.000 m² großen Gelände tätig. Ausgerichtet ist der Campus auf technologieorientierte Unternehmen aus verschiedenen Disziplinen und Branchen.[20]

Erwerbstätige und Arbeitslose

Erwerbstätige und Arbeitslose in Berlin
Jahr AL ET DL PG LFF
1991 9,5 1.673,1 1 190,5 472,7 9,9
1992 11,5 1.647,6 1.204,3 434,3 8,9
1993 11,8 1.640,0 1.221,6 409,8 8,6
1994 12,1 1.623,2 1.228,7 389,5 8,7
1995 12,4 1.623,2 1.242,0 372,3 9,0
1996 13,8 1.596,4 1.239,5 348,3 8,6
1997 15,6 1.563,7 1.224,2 331,5 7,9
1998 16,1 1.552,8 1.229,8 315,3 7,8
1999 15,9 1.552,2 1.243,8 301,0 7,4
2000 15,8 1.575,4 1.282,5 285,7 7,2
2001 16,9 1.571,2 1.293,3 271,0 7,0
2002 16,9 1.546,6 1.288,6 251,3 6,7
2003 18,1 1.526,0 1.285,1 234,6 6,3
2004 17,7 1.539,6 1.306,2 227,2 6,2
2005 19,0 1.545,5 1.321,0 219,0 5,6
2006 17,5 1.571,5 1.352,2 214,3 5,0
AL = Arbeitslosenquote in %

ET = Erwerbstätige in tsd
DL = Dienstleistungsbereiche in tsd
PG = Produzierendes Gewerbe in tsd
LFF = Land- und Forstwirtschaft, Fischerei in tsd

Nach dem Mauerfall hat sich die Wirtschaft stark verändert. Von 1991 bis 2006 gingen 258.400[21] Industrie-Arbeitsplätze verloren. Im Öffentlichen Dienst sind noch einmal über 60.000 Stellen seit 1992 abgebaut worden. Die meisten Arbeitsplätze gewonnen hat der Dienstleistungssektor mit 161.700 Stellen, in dem heute rund 591.000 Beschäftigte bzw. 41 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten.

Aktuell liegt die Arbeitslosenquote in Berlin bei 14,1% (Jahresdurchschnitt 2009), was etwa 237.000 Arbeitslose ausmacht. Unter Migranten sind 45 Prozent arbeitslos (2005).[22]

Bedeutende Unternehmen

Die 20 größten Unternehmen in Berlin nach Beschäftigten[23]
  1. 17.499 Deutsche Bahn AG
  2. 13.000 Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH
  3. 12.513 Siemens AG
  4. 10.983 Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)
  5. 10.292 Charité Universitätsmedizin
  6. 7.277 Kaiser’s Tengelmann
  7. 7.000 Deutsche Telekom AG
  8. 6.530 Landesbank Berlin Holding AG
  9. 6.500 Deutsche Post World Net
  10. 6.000 Daimler AG
  11. 6.000 Unternehmensgruppe Gegenbauer
  12. 5.605 Berliner Wasserbetriebe
  13. 5.600 Metro AG
  14. 5.600 Dussmann
  15. 5.600 Vattenfall Europe
  16. 5.286 Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
  17. 5.000 Edeka-Gruppe
  18. 5.000 Bayer Schering Pharma AG
  19. 4.510 Wisag Service Holding GmbH
  20. 3.950 Securitas Gruppe


Unternehmen, die ihren Hauptfirmen- oder Deutschlandsitz in Berlin haben.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kongress-Stadt Berlin erstmals auf Platz zwei. In: Tagesspiegel, 17. April 2008
  2. www.berlin.de/imperia/.../konjunkturdaten (PDF) abgerufen am 9. Juni 2010
  3. Provinz punktet bei der Reichweite. GfK Standortatlas Deutschland 2008, 2. Juli 2008
  4. Neuausrichtung der Verwaltungsmodernisierung. Senatsverwaltung für Inneres und Sport
  5. Berlin ist Schlusslicht der OECD. In: Spiegel Online, 30. Mai 2007
  6. ATIS Müller International, Office Market Report Germany 2006
  7. Einfamilienhäuser sind in Berlin der Renner. In: Welt Online, 29. Juni 2008
  8. Armins Tagebuch: BBI für 27 Millionen Passagiere, Berliner Flughäfen, 3. Juli 2009
  9. Am 3. Juni 2012 soll hier das erste Flugzeug abheben In: Tagesspiegel, 25. Juni 2010
  10. Land Brandenburg: Berlin und Brandenburg wollen gemeinsame Innovationsstrategie entwickeln
  11. Alles dreht sich um die Sonne. In: Tagesspiegel, 22. Juni 2008
  12. Zukunftsatlas 2007
  13. Berlin.de: Medizin und Medizintechnik in Berlin
  14. 2. Kulturwirtschaftsbericht Berlin
  15. MASTERPLAN für Technologie und Beschäftigung einer nachhaltigen Mobilität (PDF)
  16. O. R. Michael: Wirtschaftsfaktor Wissen. Kröher, ISBN 978-3-430-30017-9
  17. Wo Subventionen einen Boom auslösten. In: Berliner Morgenpost, 5. Januar 2008
  18. Der Wissenschaftsstandort Charlottenburg in den Medien. TU Berlin Newsportal
  19. Siemens Technopark Berlin
  20. Innovationspark Wuhlheide Berlin
  21. Statistischer Bericht: Erwerbstätigenrechnung – Erwerbstätige in Berlin (PDF) Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, November 2007
  22. Jahresbericht Arbeitsmarkt in Deutschland 2009. Bundesagentur für Arbeit (2010)
  23. Liste der 100 größten Arbeitgeber Berlins. (PDF) IHK Berlin, Juli 2010

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