Windsbacher Knabenchor

Windsbacher Knabenchor
Windsbacher Knabenchor
Sängerknaben in Aktion
Sitz: Windsbach / Deutschland
Gründung: 1946
Gattung: Knabenchor
Gründer: Hans Thamm
Leiter: Karl-Friedrich Beringer
Stimmen: 100 (SATB)
Website: http://www.windsbacher-knabenchor.de

Der Windsbacher Knabenchor ist ein in Windsbach (Mittelfranken) ansässiger deutscher Knabenchor. Durch seine weltweiten Auftritte ist er ein kultureller Botschafter der Metropolregion Nürnberg geworden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Chor wurde 1946 von Hans Thamm gegründet. Er steht seit 1978 unter der Leitung von Karl-Friedrich Beringer. Auf seine Bitte wird Beringer Ende 2011 von seinem Amt entbunden. [1] Ab Februar 2012 wird Martin Lehmann die Leitung des Chores übernehmen. Der Chor ist eine Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, die rund 30 Prozent zum Unterhalt des Ensembles und des Sängerinternates beiträgt.

2007 erhielt der Chor den mit 10.000 Euro dotierten Rheingau Musikpreis.

Zum Repertoire

Der musikalische Schwerpunkt des Windsbacher Knabenchors liegt auf der geistlichen Musik, wobei das Repertoire von der Renaissance bis zur Moderne reicht. Neben A-cappella-Werken aller Epochen umfasst es auch die großen Oratorien von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Igor Strawinsky.

Tourneen

Mit seinen rund 70 Sängern gibt der Chor etwa 70 Konzerte im Jahr. Dazu zählen auch jährlich etwa zwei größere Tourneen, die bisher in das europäische Ausland (Norwegen, DDR, Finnland, Malta, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Polen, Spanien, Griechenland, damalige UdSSR), den nahen Osten (Israel), den fernen Osten (China (2009), Japan, Taiwan, Singapur), Australien, die USA sowie nach Südamerika (Brasilien, Paraguay, Argentinien, Uruguay) führten. Der Chor durfte die Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog bei Staatsbesuchen begleiten und gab für Johannes Rau ein Konzert. In liturgischem Rahmen gestaltet der Chor regelmäßig die Motetten in St. Lorenz in Nürnberg mit.

Im Jahr 2009 gastierte der Windsbacher Knabenchor erstmals mit „Deutschen Volksliedern“ in der Volksrepublik China.

Ausbildung

Konzert in St. Lorenz

Schulisch gefördert werden die Sänger in speziellen Chorklassen des externen Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums, wodurch auf die Bedürfnisse der Sänger eingegangen werden kann. Zur Gesangsausbildung im Internat gehören unter anderem Stimmbildung, Musiktheorie und die täglichen Chorproben.

Um die Erledigung von Hausaufgaben sowie Vertiefung von Lehrstoff sicherzustellen, ist für Unter- und Mittelstufe die tägliche Studierzeit im Internat obligatorisch. Je nach Leistungsstand wird in diesem Rahmen fachbezogen eine vertiefende Nacharbeit durch Lehrer des Gymnasiums angeboten, um Versäumnisse durch Unterrichtsausfall aufgrund von Tourneen und Sonderchorproben vor wichtigen Aufführungen zu kompensieren.

Neben dem Gymnasium besteht die Möglichkeit, die lokale Grund- bzw. Hauptschule, sowie die Realschulen in den Nachbarorten Neuendettelsau oder Heilsbronn zu besuchen.

Förderung und Unterstützung

Aufgrund der Finanzlage der Landeskirche wurde der Zuschuss an den Windsbacher Knabenchor um 265.000 Euro zurückgenommen. Dies entspricht einer Kürzung von über 20 Prozent.

Finanziell unterstützt wird der Knabenchor von der „Fördergesellschaft Windsbacher Knabenchor“, einer eigenen Stiftung sowie vom sogenannten Patronat, einem Zusammenschluss von Geldgebern aus der Region Nürnberg.

Kindesmisshandlungen in den 1960er Jahren

2010 wurde über Misshandlungen in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts berichtet. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurden Schüler des Chores damals systematisch verprügelt. Der Journalist Klaus Kirschner habe dort die Hölle durchlitten. Kirschner schrieb, der Gemeinschaft des Chores habe man nur durch Abitur oder Tod entkommen können. Er sei von dem Internatsleiter, einem evangelischen Pfarrer, wahlweise mit einer Peitsche oder einem Rohrstock geschlagen worden. Des Weiteren bezeichnete er den Chor als „Kinder-KZ“. Ältere Schüler seien dazu angehalten worden, jüngere zu unterdrücken und zu schlagen. Die Gewaltexzesse des Kirchenmusikdirektors Hans Thamm seien legendär gewesen, man nannte ihn „Prügelpädagogen“. Zwei Schulkameraden hätten später Selbstmord begangen.[2] Die Medienbeauftragte des Chores bestätigte, dass fünf Meldungen über körperliche Übergriffe eingegangen seien, die die Zeit von der Gründung des Chores bis in die 1970er Jahre betreffen.[3]

Vorwürfe gegen den Chorleiter Karl-Friedrich Beringer

Auch dem bis Ende 2011 amtierenden Chorleiter Karl-Friedrich Beringer werden von ehemaligen Sängern des Chores, Eltern und Mitarbeitern unpädagogisches Verhalten, psychische und physische Gewalt vorgeworfen. Sein Erziehungsstil sei autokratisch. Der Chorleiter verwechsle Disziplin mit Härte. Insbesondere wurden ihm der Gebrauch von Verbalinjurien, das psychische „Fertigmachen“ einzelner Schüler bis hin zu tätlichen Übergriffen zur Last gelegt.

Am 16. Juli 2004 war im Büro des bayerischen Landesbischofs die E-Mail eines aufgebrachten Chorvaters eingegangen, der seinen Sohn kurz zuvor überraschend aus dem Internat geholt hatte. Sein Sohn, schrieb der Vater, habe bei der Chorprobe am 8. Juli allein vor dem Chor vorsingen müssen, und als er Fehler gemacht habe, sei Beringer »in seinem rauhen Ton« mit ihm ins »Gericht gegangen«. Er habe, um den Muskeltonus am Bauch des Sängerknaben zu prüfen und ihm das so genannte Stützen beizubringen, dem 13-Jährigen »mit seinen Händen so stark in die Seite gedrückt, dass dieser weinen musste«. Er, der Vater, habe daraufhin ehemalige Windsbacher Sänger kontaktiert und dabei von »Hämatomen« am Halse eines Knaben erfahren, die beim »Würgen« in der Chorprobe entstanden sein sollen. Sein Sohn habe bestätigt, dass Kinder im Chor gewürgt würden, dass der Chorleiter Kinder am Hals oder an den Ohren aus den Sitzreihen gezogen habe, sie »im Würgegriff durchgeschüttelt« und ihnen an den Kopf geklopft habe mit der Bemerkung, sie sollten doch ihr Hirn einschalten. Auch von Verbalattacken weiß der Vater zu berichten. »Wisst ihr, wie es ist, von Arschlöchern wie euch abhängig zu sein?«, pflege Beringer seinen Choristen entgegenzuschleudern, oder: "Die Scheiße in den Stimmen singt jetzt mal nicht mit" [4] Umfangreiche Untersuchungen der zuständigen Staatsanwaltschaft Ansbach entlasteten Beringer sowohl vom Vorwurf der Körperverletzung als auch vom Vorwurf der Misshandlung von Schutzbefohlenen. Die Landeskirche zeigte sich erleichtert über die Entlastung, sah jedoch keinen Freispruch erster Klasse. Sie erwarte von den Verantwortlichen die Umsetzung evangelischer Prinzipien und die Vermittlung von Werten in partnerschaftlichen Atmosphäre.[5]

Bekannte ehemalige Windsbacher Knaben

Auszeichnungen

Zitate

  • 'Simply the best.' Der Spruch ist knapp, plakativ, frech – und noch viel mehr als das: Er stimmt. (Münchner Merkur, 17. März 1999)
  • Das überzeugendste Plädoyer für die Existenzberechtigung von Knabenchören auch im dritten Jahrtausend. (Christoph Rueger)

Literatur

Weblinks

 Commons: Windsbacher Knabenchor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. PM Windsbacher Knabenchor: Ende einer Ära
  2. Conny Neumann: (Peitschenschläge hinter schalldichter Tür, Spiegel online, 20. März 2010, abgerufen am 20. März 2010)
  3. Misshandlungen beim Windsbacher Knabenchor, Abendzeitung, Regionalausgabe Nürnberg, 22. März 2010, abgerufen am 22. Märt 2010)
  4. Beringers Passion auf zeit.de (abgerufen am 29. September 2011)
  5. http://www.sonntagsblatt-bayern.de/news/aktuell/2005_26_01_01.htm, abgerufen am 21. November 2011

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