Willys MB

Willys MB
Ein restaurierter Willys-Jeep MB (G503) des Baujahres 1945
Willys MB in einem britischen Museum
Willys MB, Baujahr 1944
Motor des Willys MB
Innenraum

Der Willys MB gilt als der Urahn aller sogenannten „Jeeps“. Er wurde aufgrund einer Ausschreibung der US-amerikanischen Armee ab dem Jahre 1940 entwickelt. Die US-Armee suchte damals ein kleines und geländegängiges Fahrzeug, das relativ billig und in großer Stückzahl hergestellt werden konnte. In Taiwan ist der Willys MB auch unter dem Namen National Double-Ten bekannt.

Über die Herkunft des Namens Jeep, den sich die Firma Willys-Overland Company in Toledo (Ohio) erst 1950 als Markennamen schützen ließ, gibt es zwei Theorien: Einerseits könnte er sich aus der Bezeichnung General Purpose („Allzweck“) bzw. deren Kurzform „GP“ (sprich: „Dschieh Pieh“) ableiten, was sich umgangssprachlich dann in „Jeep“ verwandelte. Andererseits könnte der Name von einer zu der betreffenden Zeit populären Comic-Figur namens „Jeep“ abgeleitet worden sein. Wahrscheinlicher ist allerdings die Comic-Theorie, denn die Fahrzeuge wurden weder in der Ausschreibung noch später offiziell von der Army als General Purpose bezeichnet. Lediglich Ford benutzte das Kürzel „GP“, allerdings war dies ein Ford-interner Werkscode und stand nicht für General Purpose.

Der erste Prototyp des späteren Jeeps wurde unter dem Kürzel BRC (für Bantam Reconnaissance Car = „Bantam-Aufklärungswagen“) von American Bantam Car Company in Butler (PA) entwickelt und hergestellt und bereits im September 1940 der US-Armee übergeben. Der weitere Verlauf der endgültigen Auftragserteilung ist selbst in den USA von vielen Mutmaßungen umnebelt. So sollen beispielsweise die Kopien der Original-BRC-Baupläne von den Militärs ohne die Zustimmung von American Bantam weitergereicht worden sein. Das Verteidigungsministerium bestellte daraufhin je 1500 Testexemplare des Willys MA, des Ford GP und des Bantam BRC (Bantam lieferte tatsächlich etwa 2600 Fahrzeuge und stellte daraufhin die Automobilproduktion ein). Der Willys MA machte dank seines starken Motors das Rennen und die eigentliche Herstellung in großen Stückzahlen wurde bald darauf von Willys-Overland und etwas später auch von Ford in Lizenz übernommen – beide Firmen hatten ihre eigenen Prototypen erst im November 1940 präsentiert. Willys-Overland überarbeitete vor der Massenproduktion den MA nochmals nach Angaben der Army und orientierte sich dabei am Ford GP. Das Ergebnis war der Willys MB, von dem bis Kriegsende nicht weniger als 370.000 Stück produziert werden sollten. Die Ford-Modelle trugen fortan das Kürzel GPW (g=governmental; p=80 inch Radstand; w=Willys-Design) und unterschieden sich nur in kleinen Details vom MB – basierten sie doch auf den Plänen und Vorgaben von Willys. Vom Ford GPW wurden etwa 270.000 Fahrzeuge hergestellt. Das inzwischen „Jeep“ genannte Fahrzeug wurde an vielen Fronten des Zweiten Weltkrieges eingesetzt.

Das deutsche Gegenstück, der Typ 82 von Volkswagen („Kübelwagen“), war nicht so geländegängig wie der Jeep, denn erst der VW Typ 87 bzw. 166 („Schwimmwagen“) verfügte über einen Allradantrieb. Der Willys war unverwüstlich, einfach konzipiert und konnte leicht repariert werden. Der Willys MB hatte einen 60 PS leistenden Motor mit 2,2 Liter Hubraum und drei Vorwärtsgänge sowie einen Rückwärtsgang. Der Allradantrieb konnte zugeschaltet werden. Auf Straßen wurde eine Höchstgeschwindigkeit von fast 100 km/h erreicht. Das Fahrzeug wurde im Laufe des Krieges oft modifiziert. Es wurde mit verschiedenen Waffen ausgestattet, für die Hitze der Wüste mit einem separaten Wassertank versehen und konnte mit einem speziellen Ausrüstungssatz auch durch hüfthohes Wasser fahren. Von Ford wurde außerdem noch ein Schwimm-Jeep unter der Bezeichnung GPA (General Purpose Amphibian) gebaut, umgangssprachlich zuweilen Seep (Seagoing Jeep) genannt. Das Fahrzeug basierte auf dem Original-GP, hatte aber einen schwimmfähigen Bootskörper mit Schraubenantrieb als Karosserie. Bis zum Kriegsende wurden von Willys und Ford zusammen insgesamt fast 640.000 Jeeps hergestellt.

Auch nach dem Krieg setzte sich die Erfolgsstory fort. Das Fahrzeug wurde für das Militär weiterentwickelt und erhielt als Nachfolgebezeichnung die Bezeichnung M38 (G740). Später folgte der M38 A1 (G758) – der letzte Jeep im Dienst der US-Army – und das von Ford gebaute Modell MUTT, das mit dem ursprünglichen Jeep allerdings nur noch geringe Ähnlichkeiten hatte und zum Beispiel im Vietnam-Krieg Verwendung fand. Um den MUTT vom Willys augenscheinlich unterscheiden zu können, wurden hier die Schlitze der Frontmaske horizontal angebracht, die beim Willys vertikal waren. Auch den aktuell von den US-Streitkräften eingesetzten Humvee kann man als einen Nachfahren des Ur-Jeep ansehen.

Auf zivilem Gebiet wurde der Jeep nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls sehr populär, so wurde er in der Land- und Forstwirtschaft vieler Staaten eingesetzt. Das erste zivile Modell hatte die Typbezeichnung CJ2A. Es gab auch einen CJ1, aber von diesem existieren nur noch schriftliche Aufzeichnungen. Als direkter Nachfolger des CJ2A kam der CJ3A auf den Markt. Der M38 ist optisch mit dem CJ3A identisch, wobei es sehr große technische Unterschiede gibt. Es folgte eine Vielzahl von Modellen, bis hin zum legendären CJ 7.

Vom französischen Autohersteller Hotchkiss wurde ab 1958 ein Lizenzmodell unter der Bezeichnung M201 hergestellt. Technisch ist der Hotchkiss wesentlich besser als der originale Willys MB, auch wenn er äußerlich identisch ist. Die Bordspannung der Elektrik wurde von 6 Volt auf 24 Volt erhöht und der Leiterrahmen wesentlich verstärkt. Darüber hinaus bekam der Hotchkiss ein modifiziertes „Allradgetriebe“. Die Getriebewelle wurde um 13 mm auf 32 mm (beim M38 auf 30 mm) verstärkt. Auch die hinteren Steckachsen wurden verbessert, so dass die Wahrscheinlichkeit des Abscherens beim Anfahren deutlich reduziert wurde.

Weiterhin wird der Willys-Jeep von der Firma Mahindra in Indien in Lizenz gebaut. Dieses Modell entspricht dem Willys CJ3B, allerdings mit einem Peugeot-Dieselmotor.

Auch in Japan wurde der Jeep MB von Mitsubishi einige Jahre in Lizenz produziert. Allerdings hatte Mitsubishi die Auflage, keines dieser Fahrzeuge zu exportieren, deswegen wird außerhalb von Japan kein Mitsubishi-Jeep zu finden sein.

Aus der zivilen Jeep-Produktion von Willys-Overland wurde Kaiser-Jeep (bekannt durch seine Massenproduktion von verschweißten Bootskörpern im Zweiten Weltkrieg), danach folgte AMC, die erstmals große Motoren (Reihen-6-Zylinder und V8-Motoren) in die Fahrgestelle einbauten. 1987 wurde AMC und damit der Name „Jeep“ durch die Chrysler Corporation aufgekauft. Die ersten Jeep-Wrangler basierten auf dem Fahrgestell der CJ7-Baureihe von AMC. Interessant und heute kaum noch bekannt ist auch die Tatsache, dass Land Rover die ersten Aluminiumkarosserien auf Jeep-MB-Fahrgestellen aufbaute.

Auch nach über 60 Jahren erfreut sich der Jeep weltweit einer großen Fangemeinde. Restaurierte Modelle des Willys MB sind erst ab etwa 12.500 Euro zu erhalten, wobei den Preisen in Abhängigkeit vom Restaurierungsgrad und von der Originalität nach oben kaum Grenzen gesetzt sind.

Das Synonym „Jeep“ wurde später zur allgemeinen Gattungsbezeichnung eines Fahrzeugtypes und wird heute umgangssprachlich für fast jedes kleinere Geländefahrzeug verwendet.

Jeep mit Anhänger, 1945 in Potsdam
Willys MB
Baujahr 1942–1945
Motor 4 Zylinder in Reihe Willys L134 Go Devil
Hubraum 2199 cm³
Bohrung × Hub 79,4 × 111,1 mm
Leistung ca. 60 PS
Getriebe Dreigang + Reduktionsgetriebe
Rahmen Leiterrahmen
Bremsen Trommelbremsen an Vorder- und Hinterrädern und am Getriebe
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h
Karosserie offener Viersitzer

Weblinks

 Commons: Willys MB / Ford GPW – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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