Beinwell

Beinwell
Beinwell
Herzblättriger Beinwell (Symphytum cordatum)

Herzblättriger Beinwell (Symphytum cordatum)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Unterfamilie: Boraginoideae
Tribus: Boragineae
Gattung: Beinwell
Wissenschaftlicher Name
Symphytum
L.

Beinwell (Symphytum), früher auch Wallwurz (in Bezug auf das Zuheilen [„Wallen“] von Knochenbrüchen und Wunden) oder Beinwurz genannt, ist eine Pflanzengattung, die zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) gehört. Die etwa 20 bis 35 Arten sind in Europa, Nordafrika sowie im westlichen und zentralen Asien beheimatet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Stängel mit Trichomen vom Echten Beinwell (Symphytum officinale).

Vegetative Merkmale

Symphytum-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Die Wurzeln sind verdickt. Die oberirdischen Pflanzenteile sind rau oder borstig behaart.

Die wechselständigen Laubblätter sind einfach. Die Basalblätter sind gestielt und die Stängelblätter sind sitzend bis (bei vielen Arten) am Stängel herablaufend. Es sind keine Nebenblätter vorhanden.

Generative Merkmale

Typischer Blütenstand (Doppelwickel) vom Echten Beinwell (Symphytum officinale).
Klausenfrüchte vom Echten Beinwell (Symphytum officinale).

Als typischer Blütenstand wird ein endständiger Doppelwickel gebildet. Es sind keine Deckblätter vorhanden. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppeltem Perianth. Die fünf Kelchblätter sind höchstens bis zur Mitte verwachsen mit ungleichen Kelchzipfeln, sie verlängern sich etwas bis zur Fruchtreife. Die fünf hell-purpurroten, weißen oder selten gelben Kronblätter sind röhrig bis meist glockenförmig verwachsen. In der Kronröhre befinden sich fünf Anhängsel, sogenannte „Kronschuppen“, mit papillösen Drüsen. Die fünf Kronlappen sind dreieckig bis halbkreisförmig mit gezähnten Rändern und die Spitze kann manchmal nach oben eingerollt sein. Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden; sie sind mit der Kronröhre verwachsen und überragen die Krone nicht. Die zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen, der durch Einkerbungen in vier Klausen mit je einer Samenanlage geteilt ist. In der Einsenkung des vierteiligen Fruchtknotens mit konvexen Griffelpolster befindet sich der dünne Griffel, der in einer kopfigen Narbe endet und meist die Krone überragt.

Es werden Klausenfrüchte gebildet. Die vier Teilfrüchte sind eiförmig, manchmal etwas ungleichseitig, meist drüsig-warzig, netzartig-runzelig oder selten glatt. Die Samen besitzen Elaiosomen.

Heilpflanze

Die Beinwell-Arten wurden schon in alter Zeit als Heilkraut verwendet. Ihr Name leitet sich von ihrer Anwendung bei Knochenbrüchen und bei offenen Wunden ab. Auch bei Verletzungen von Bändern und Sehnen wurde den Pflanzen Heilwirkung zugeschrieben. Sowohl der heute anerkannte Gattungsname Symphytum als auch der in früheren Werken gebräuchliche Name Consolida bedeuten übersetzt „Zusammenwachsen“ (lat.: consolidare, gr.: symphýein).[1] Als Heilpflanze wird besonders der Echte Beinwell (Symphytum officinale) eingesetzt und auch in Kräutergärten angebaut. Äußerlich angewendet ist er wirksam bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen, der Gebrauch unterliegt jedoch Beschränkungen [2](siehe unten). Die Heilwirkung auf die Haut ist auf den Inhaltsstoff Allantoin zurückzuführen, der heute auch in der Kosmetik zahlreiche Anwendungsgebiete gefunden hat. Allantoin bewirkt die Beschleunigung des Zellaufbaus und der Zellbildung[3], was in der alten Heilkunde vor allem bei der Behandlung von Unterschenkelgeschwüren genutzt wurde. Bei Nicholas Culpeper ist nachzulesen: der Beinwell hat eine solche Kraft zu heilen und zusammenzufügen, daß zerteilte Fleischstücke wieder zusammenwachsen, wenn man sie mit Beinwell in einem Topf kocht.

Bodenverbesserer

Ihnen ist allen gemeinsam, dass sie sehr schnell wachsen und im Garten rasch lästig werden können. Im Garten werden die Beinwellarten gerne als Mulchmaterial verwendet.[4] Beinwelljauche ist ein hervorragender organischer Stickstoff-Dünger. (Siehe auch Pflanzenjauche)

Die Eignung als Mulchmaterial kommt daher, dass Beinwell-Arten im Boden nach Nährstoffen »schürfen«, die in nährstoffarmen Böden für andere Pflanzen oft nicht verfügbar sind.

Giftigkeit

Beinwell enthält wechselnde Mengen von Pyrrolizidinalkaloiden, die (in hoher Dosierung und als Einzelsubstanz) leberschädigend und krebsauslösend wirken. Die Kommission E hat daher für Deutschland den Gebrauch als Heilpflanze nur unter Einschränkungen zugelassen [2]. In Kanada und einigen Staaten der USA dürfen Beinwellprodukte zur inneren Anwendung nicht mehr vermarktet werden[5].

Rauher Beinwell (Symphytum asperum).
Symphytum brachycalyx.
Kaukasischer Beinwell (Symphytum caucasicum).
Kriechender Beinwell (Symphytum ibericum).
Futter-Beinwell

Systematik

Der Gattungsname Symphytum wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 136 erstveröffentlicht[6]. Typusart ist Symphytum officinale. Synonyme für Symphytum L. sind Procopiana [7] Die Gattung Symphytum gehört zur Tribus Boragineae in der Unterfamilie Boraginoideae innerhalb der Familie der Boraginaceae. Der englische Trivialname lautet „Comfrey“.

Arten (Auswahl)

Es gibt in der Gattung Beinwell (Symphytum) etwa (14 bis) 20 bis 35 Arten [7][8]:

  • Symphytum abchasicum Trautv. (Syn.: Symphytum ibericum var. abchasicum Gvin.): Die Heimat ist Georgien.[9]
  • Symphytum aintabicum Hub.-Mor. & Wickens: Die Heimat liegt in der Türkei[10].
  • Symphytum anatolicum Boiss.
  • Rauher Beinwell (Symphytum asperum Lepech., Syn.: Symphytum asperrimum Sims): Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet liegt in der Kaukasusregion und im westlichen Asien.
  • Symphytum besseri Zaver.: Die Heimat liegt in der Ukraine.[11]
  • Symphytum bornmuelleri Buckn.
  • Symphytum brachycalyx Boiss.: Das Verbreitungsgebiet liegt um die palästinensische Region und punktuell in der südlichen Türkei.[12]
  • Knollen-Beinwell (Symphytum bulbosum Schimp., Syn.: Symphytum zeyheri K.F.Schimp., Symphytum tuberosum subsp. bulbosum (K.F.Schimp.) P.Fourn.): Die Heimat liegt im Mittelmeerraum.
  • Kaukasischer Beinwell, Kaukasus-Beinwell (Symphytum caucasicum M.Bieb.): Die Heimat ist das Kaukasusgebiet und möglicherweise der Iran.
  • Symphytum circinale Runemark: Das Verbreitungsgebiet umfasst die Ostägäischen Inseln von Samos und Ikaria bis Rhodos sowie Euböa.[13]
  • Herzblättriger Beinwell (Symphytum cordatum M.Bieb.): Die Heimat ist Tschechien, Polen, Rumänien und westliche Regionen des europäischen Russlands[14].
  • Symphytum creticum (Willd.) Greuter & Rech. f.: Neben Kreta besiedelt diese Art auch den südlichen Peloponnes und Zakinthos.[13]
  • Symphytum cycladense Pawl.: Die Heimat ist in Griechenland.
  • Symphytum davisii Wickens
  • Symphytum floribundum Buckn.
  • Großblütiger Beinwell (Symphytum grandiflorum DC.): Die Heimat ist die Kaukasusregion.
  • Symphytum gussonei F.W.Schultz
  • Symphytum hajastanum Gvin.
  • Kriechender Beinwell (Symphytum ibericum Steven): Die Heimat ist Georgien und die Türkei.
  • Symphytum icaricum Pawl.
  • Symphytum insulare (Pawl.) Greuter & Burdet (Syn.: Procopiania insularis Pawl., Trachystemon orientalis sensu Rech.f.): Die Heimat sind Karpathos und die Kykladen.[13]
  • Symphytum kurdicum Boiss. & Hausskn.
  • Symphytum longisetum Hub.-Mor. & Wickens
  • Symphytum microcalyx Opiz
  • Symphytum naxicola Pawl.
  • Echter Beinwell, Gewöhnlicher Beinwell (Symphytum officinale L.): Er ist in Eurasien von Spanien bis China weit verbreitet:
    • Weißer Beinwell (Symphytum officinale L. subsp. bohemicum (F.W.Schmidt) Čelak., Syn.: Symphytum bohemicum F.W.Schmidt):
    • Echter Beinwell (Symphytum officinale L. subsp. officinale, Syn.: Symphytum patens Sibth.)
    • Sumpf-Beinwell (Symphytum officinale L. subsp. uliginosum (A.Kern.) Nyman, Syn.: Symphytum uliginosum A.Kern., Symphytum tanaicense Steven, Symphytum officinale L. var. glabrescens Nicklès)
  • Orientalischer Beinwell (Symphytum orientale L., Syn.: Symphytum tauricum auct. non Willd.): Die Heimat liegt in der nordwestlichen Türkei und der Ukraine[14].
  • Symphytum ottomanum Friv. (Syn.: Procopiana euboica Runemark, Symphytum euboicum (Runemark) Runemark): Das Verbreitungsgebiet ist die Balkanhalbinsel.[15]
  • Symphytum peregrinum Ledeb.
  • Symphytum pseudobulbosum Azn.
  • Symphytum savvalense Kurtto
  • Symphytum sylvaticum Boiss.: Die Heimat ist die Türkei.
  • Symphytum tanaicense Steven
  • Symphytum tauricum Willd.: Die Heimat ist Bulgarien, Rumänien und Russland.
  • Knoten-Beinwell (Symphytum tuberosum L.): Er ist in großen Teilen Europas bis in die Türkei beheimatet:
    • Symphytum tuberosum L. subsp. angustifolium (Kern.) Nyman (Syn.: Symphytum leonhardtianum Pugsley, Symphytum tuberosum subsp. nodosum (Schur) Soó)
  • Symphytum ×foliosum Rehm
  • Symphytum ×polonicum Blocki ex Buckn.
  • Symphytum ×pseudopterum Borb.
  • Symphytum ×rakosiense (Soó) Pénzes
  • Symphytum ×ullepitschii Wettst.
  • Futter-Beinwell (Symphytum ×uplandicum Nyman, Syn.: Symphytum asperum auct. non Lepech., Symphytum peregrinum auct., es handelt sich um eine Hybride aus S. asperum × S. officinale)

Quellen

  • Masha Bennett: Pulmonarias and the Borage family, Timber Press, 2003, 240 Seiten. ISBN 9780881925890
  • Gelin Zhu, Harald Riedl & Rudolf V. Kamelin: Boraginaceae in der Flora of China, Volume 16, 1995, S. 359: Symphytum - Online.

Ergänzende Literatur

  • Das große Buch der Heilpflanzen, von Pahlow
  • Peter und Ingrid Schönfelder: Der Kosmos-Heilpflanzenführer. Europäische Heil- und Giftpflanzen., 2. Auflage, Stuttgart 1988.

Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Die nützlichsten Pflanzen der Natur - Kultur und Verwendung. Tessloff Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8

Einzelnachweise

  1. H. Genaust: Etymologisches Wörterbuch der Botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7. (genehmigte Lizenzausgabe)
  2. a b Monographie BGA/BfArM - heilpflanzen-welt.de.
  3. swr.de Grünzeug: Kräuterfrau Christel Berweiler - Beinwell - Symphytum officinale.
  4. Margit Rusch "Anders gärtnern: Permakulturelemente im Hausgarten", ökobuch 2010
  5. http://www.bccancer.bc.ca
  6. Carl von Linné: Species Plantarum, 1, 1753, S. 136 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  7. a b Eintrag bei GRIN.
  8. Symphytum. In: The Euro+Med Plantbase Project. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin-Dahlem, 2010-07-21 updated, abgerufen am zuletzt 2011-09-06 (englisch).
  9. Details for: Symphytum abchasicum. In: The Euro+Med Plantbase Project. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin-Dahlem, 2010-07-21 updated, abgerufen am 4. September 2011 (englisch).
  10. Details for: Symphytum aintabicum. In: The Euro+Med Plantbase Project. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin-Dahlem, 2010-07-21 updated, abgerufen am 3. September 2011 (englisch).
  11. Details for: Symphytum besseri. In: The Euro+Med Plantbase Project. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin-Dahlem, 2010-07-21 updated, abgerufen am 4. September 2011 (englisch).
  12. Symphytum brachycalyx. In: free and open access to biodiversity data. Global Biodiversity Information Facility, abgerufen am 4. September 2011 (englisch).
  13. a b c Bogumil Pawłowski: De genere Procopiana Gușuleac. In: Fragmenta Floristica et Geobotanica Band 17, Nr. 1, 1971, S. 39–58.
  14. a b Symphytum. In: Flora Europaea Search Results. Royal Botanic Garden Edinburgh, S. 1-4, abgerufen am 3. September 2011 (Beschreibung der Symphytum-Arten).
  15. Details for: Symphytum ottomamum. In: The Euro+Med Plantbase Project. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin-Dahlem, 2010-07-21 updated, abgerufen am 4. September 2011 (englisch).

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Beinwell – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Beinwell (Symphytum) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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