William Heise

William Heise
William Heise (links) in den Kulissen des Kurzfilms What Demoralized the Barbershop (1897/98)

William Heise war ein US-amerikanischer Ingenieur und Kameramann. Obwohl er von 1890 bis 1898 bei der Edison Manufacturing Company an der Entwicklung des Kinetoskops und der Produktion der ersten US-amerikanischen Filme als Kameraoperateur und Regisseur beteiligt war, sind keine biografischen Daten über Heise bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Tätigkeit bei Edison

William Heise wurde im Herbst 1890 bei den Edison-Laboratorien in West Orange, New Jersey, als Maschinist eingestellt.[1] Er assistierte William K. L. Dickson bei der Entwicklung und Konstruktion des Kinetographen, einer elektrisch betriebenen Filmkamera. Im Mai 1891 wirkte Heise bei dem ersten mit dieser Kamera aufgenommenen Film, dem dreisekündigen Streifen Dickson Greeting, als Bediener der Kamera mit. Zur Betrachtung des Films hatte Dickson das Kinetoskop, einen Guckkasten, in dem die entwickelten Filmstreifen in einer Endlosschleife mit einer Glühlampe beleuchtet und durch ein Vergrößerungsglas betrachtet wurden, entwickelt.

Nachdem im Oktober 1892 die Kamera durch weitere Veränderungen soweit ausgereift war, dass Edison eine kommerzielle Filmproduktion plante, traten Heise und Dickson gemeinsam vor die Kamera, um sich zu ihrem Erfolg zu gratulieren (A Hand-Shake). Bilder dieses Films wurden in der Zeitschrift Phonogram veröffentlicht.[2]

Anfang des Jahres 1893 bezogen Dickson und Heise ein speziell für die Filmproduktion errichtetes Gebäude, die Black Maria. Der erste in diesem Filmstudio hergestellte Film, Blacksmith Scene, wurde im Mai 1893 bei einer Präsentation Edisons vor der Physikalischen Fakultät des Brooklyn Institute for Arts and Sciences vorgeführt. Nach einigen weiteren Versuchsfilmen wurde Anfang des Jahres 1894 die kommerzielle Filmproduktion aufgenommen. Dickson und Heise stellten gemeinsam im Jahr 1894 rund 75 Filme her, die meist Zirkus- und Vaudeville-Künstler oder einfache Szenen aus der Arbeitswelt zeigten, so z. B. Carmencita, einem Film über eine Tänzerin. Vertrieben wurden ihre Filme in Kinetoskop-Salons, die seit ihrer Eröffnung im April 1894 in den gesamten Vereinigten Staaten zu einem großen Publikumserfolg wurden. Ebenfalls 1894 filmte Heise in dem Film Fred Ott’s Sneeze die erste Close-up Aufnahme der Filmgeschichte.

Szenenfoto aus Der Kuss

Nachdem Dickson im April 1895 überraschend die Edison Company verlassen hatte, blieb Heise zunächst als alleiniger Regisseur bei Edison zurück. Das abnehmende Interesse an dem Kinetoskop führte Ende des Jahres zur Unterbrechung der Filmproduktion, wurde aber nach der Einführung des Vitaskop-Filmprojektors wiederbelebt. Heise dreht als allein verantwortlicher Regisseur im April 1896 den Film Der Kuss, der zu dem erfolgreichsten Vitaskop-Film und einem der bekanntesten Filme der 1890er Jahre wurde.

Kurz nach den Dreharbeiten zu Der Kuss wurde James H. White neuer Leiter der Filmproduktion der Edison Company. Heise blieb als Kameraoperateur an der Seite Whites und führte mit ihm zusammen erste Aufnahmen mit Edisons neuen tragbaren Filmkameras durch, die Heise unter anderem zu den Niagarafällen, zu dem Vergnügungspark von Coney Island und zu den Feierlichkeiten zum Amtsantritt des US-Präsidenten William McKinley führten.

Als White im Sommer 1897 zu einer mehrmonatigen Weltreise aufbrach, blieb Heise als Leiter des Black-Maria-Studios in New Jersey zurück. Obwohl er hauptsächlich mit dem Entwickeln und Kopieren der von White eingesandten Filme beschäftigt war, drehte Heise als Regisseur in dieser Zeit rund 25 eigene Filme.

Im Oktober 1898 verließ Heise die Edison Manufacturing Company. Er kehrte zwar kurze Zeit später zum Unternehmen zurück, war dann aber nicht mehr im Filmgeschäft involviert.

Einzelnachweise

  1. Gordon Hendricks: The Edison Motion Picture Myth. University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1961, S. 99.
  2. Phonogram: The Kinetograph, Oktober 1892, S. 217–218.

Literatur

  • Charles Musser: Before the Nickelodeon: Edwin S. Porter and the Edison Manufacturing Company. University of California Press, Berkeley 1991, ISBN 0-520-06986-2.
  • Charles Musser: The Emergence of Cinema: The American Screen to 1907. University of California Press, Berkeley 1994, ISBN 0-520-08533-7.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • William Heise — est un directeur de la photographie, producteur, réalisateur et acteur amércain. Biographie Filmographie Comme directeur de la photographie 1890 : Monkeyshines, No. 1 1890 : Monkeyshines, No. 2 1890 : Monkeyshines, No. 3 1891  …   Wikipédia en Français

  • William Heise — was an American film director, active in the 1890s. He directed The Kiss , a 1896 short film that depicted a kiss between May Irwin and John Rice.Direction, at this early stage in cinema, consisted mainly of pointing a stationary camera in one… …   Wikipedia

  • Heise — oder Heyse ist ein deutscher Familienname. Der Name ist die norddeutsche Kurzform zum Vornamen Heidenrich, der Beherrscher der Heiden bedeutet. Andere Formen sind: Heidenreich, Heidrich, Hädrich, Heidecke und Heiseke. Bekannte Namensträger Form… …   Deutsch Wikipedia

  • Heise — may refer to: *Bob Heise, a US professional baseball player. *Geoff Heise, a Hawaiian actor. *Heinz Heise, a German publishing house. *Peter Heise, a Danish composer. *William Heise, a US film director …   Wikipedia

  • William Ford Gibson — William Gibson während der Lesereise zu Spook Country 2007 William Ford Gibson (* 17. März 1948 in Conway, South Carolina) ist ein US amerikanischer Science Fiction Autor. Bekannt wurde er mit seinem 1984 erschienenen Roman Neuromancer …   Deutsch Wikipedia

  • William Ayers — William Charles Ayers (* 26. Dezember 1944 in Glen Ellyn, Illinois) ist ein US amerikanischer Professor für Pädagogik an der University of Illinois in Chicago. 1969 war er Gründungsmitglied der terroristischen Untergrundorganisation Weathermen,… …   Deutsch Wikipedia

  • William Charles Ayers — (* 26. Dezember 1944 in Glen Ellyn, Illinois) ist ein US amerikanischer Professor für Pädagogik an der University of Illinois in Chicago. 1969 war er Gründungsmitglied der terroristischen Untergrundorganisation Weathermen, die in den 1970ern für… …   Deutsch Wikipedia

  • William F. Buckley junior — William F. Buckley, Jr. mit Präsident George W. Bush, 2005 William Frank Buckley Jr. (* 24. November 1925 in New York City; † 27. Februar 2008 in Stamford, Connecticut) war ein konservativer amerik …   Deutsch Wikipedia

  • William Pastore — William M. Pastore (* um 1949) war vom 9. Oktober 2006 bis April 2007 Chief Executive Officer der Monster Worldwide, Inc. Er studierte an der Long Island University, wo er seinen MBA mit den Schwerpunkten Marketing und Finanzwirtschaft erwarb.[1] …   Deutsch Wikipedia

  • William H. Gates Foundation — Die Bill Melinda Gates Foundation ist von den Einlagen her die mit Abstand größte Privat Stiftung der Welt. Bill Gates hat im Jahr 1994 erstmals eine Stiftung mit dem Namen „William H Gates Foundation“ gegründet, die zunächst von seinem Vater… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”