William Dampier

William Dampier

William Dampier (* im August, getauft am 5. September 1651 in East Coker, Somerset, England; † März 1715 in London) war ein britischer Freibeuter, dreimaliger Weltumsegler, Entdecker und Geograph.

William Dampier

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Dampier wurde als zweites von sechs Kindern einer Farmerfamilie in Somerset geboren. Dass seine Eltern nicht ganz arm waren, beweist die Tatsache, dass Dampier die Schule besuchte, die er allem Anschein nach auch beendete. Auf jeden Fall konnte er nicht nur gut lesen und schreiben, sondern beherrschte auch Latein. Seine Eltern starben, als er noch ein Kind war. Dampier hatte keine Neigung, den Farmerberuf zu ergreifen, und entschied sich als 18-jähriger für die Seefahrt. Auf einem Handelsschiff erreichte er als Schiffsjunge das kalte Neufundland, woraufhin er den Vorsatz fasste, künftig wärmere Gefilde zu bevorzugen. 1672 ging er als junger Mann nach Spanisch-Amerika und nahm 1673 am dritten Seekrieg zwischen England und den Niederlanden teil. 1674 war er kurzzeitig Plantagenverwalter auf Jamaika und danach arbeitete er bis 1678 bei den Campeche-Holzfällern auf der Halbinsel Yucatán.

Karriere als Pirat

Da seine Erwartungen, schnell viel Geld zu verdienen, enttäuscht wurden, beschloss er, sich einer der zahlreichen Piratenmannschaften anzuschließen. Von 1679 bis 1681 machte er erste Erfahrungen als Bukanier bei den damals berühmt-berüchtigten Kapitänen Bartholomew Sharp und John Coxon. Diese Etappe seines Lebens war nicht von Erfolg gekrönt. Der Versuch, Panama-Stadt auf dem Landweg zu erobern, scheiterte, da die Spanier nach dem ähnlichen Überfall von Henry Morgans Truppen ein paar Jahre früher auf solche Manöver vorbereitet waren. Dampier blieb mit Kapitän Sharp auf einem von ihnen gekaperten Schiff und segelte nach Chile, wo er zusammen mit anderen den notorisch glücklosen Kapitän verließ und sich auf den Weg nach Tortuga machte. Von da segelte er 1682 nach Virginia, wo er sich kurz niederließ.

Bereits 1683 schloss er sich dort erneut einer Gruppe von Bukanieren an, die auf spanische Schiffe Jagd machen sollte. Als Crewmitglied kam er über Kap Hoorn in den Pazifik, wo er als einer der Ersten die Galapagos-Inseln untersuchte. Ziel der Piraten war das Ausplündern spanischer Städte an der Westküste Südamerikas. 1685 wechselte Dampier das Schiff und stieg auf der Cygnet zum Navigator auf. Eine über 6000 Meilen lange Reise von Mexiko nach Guam und die Philippinen (vom 31. März bis zum 20. Mai 1686) stellte ein richtiges Meisterstück der damaligen Seefahrtkunst dar. 1687 kreiste die Cygnet im Südchinesischen Meer, immer auf der Jagd nach einer Beute, dann schlug man den Kurs Richtung Golf von Siam ein und segelte entlang der nordwestlichen Küste Neuhollands, so die erste Benennung Australiens und Neuguineas durch den Holländer Jansz. Im Januar 1688 landeten die Bukaniere auf einer der Insel des heutigen Dampier-Archipels. Sie waren die ersten Engländer, die sich nachweislich in diesen Gebieten aufhielten.

Nach einem Streit, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach über den künftigen Kurs des Schiffes entzündete, wurden Dampier und zwei (oder drei) andere Crewmitglieder auf einer Insel der Nikobaren ausgesetzt. Sie bauten dann ein Boot, eine Art Kanu, und erreichten nach einer abenteuerlichen Fahrt die Küste der Insel Sumatra, wobei Dampier nochmals seine navigatorische Qualität unter Beweis stellte.

Schwer erkrankt blieb Dampier auf Sumatra zurück. Als er sich wieder erholt hatte, untersuchte er innerhalb von 18 Monaten die Gegend von Tonkin im heutigen Vietnam, Malakka und Malaysien, wobei er durchaus wissenschaftlich vorging und ausgiebig die Flora und Fauna der von ihm besuchten Gegenden beschrieb. 1691 kehrte er nach England zurück. Er hatte einen „philippinischen Prinzen“ namens Giolo mitgebracht, der in London und Oxford als „eine exotische Erscheinung“ dem Publikum vorgeführt wurde, aber nach wenigen Monaten starb.

1693 war William Dampier wieder auf See. Er heuerte als zweiter Maat auf einem der vier Handelsschiffe an, die sich auf den Weg nach Westindien aufmachten. Jedoch brach auf den Schiffen, sobald sie die Karibik erreichten, eine schwere Meuterei aus. Dampier, der vom Piratenleben genug hatte, beschloss, sich nicht den Seeräubern um Kapitän Henry Every anzuschließen, sondern segelte mit seinem Schiff 1695 nach England zurück.

Dort wurde er vor dem High Court of Admiralty wegen angeblicher Beteiligung an der Meuterei angeklagt. Zwar wurde er freigesprochen, musste aber 1696 als Zeuge bei einem Prozess gegen die gefangen genommenen Mitglieder von Averys Crew aussagen, um so den Verdacht, er habe Sympathien mit den Piraten, zu entkräften.

Leben in England

Bereits 1678 heiratete Dampier eine Dienerin der Gräfin von Grafton; die Ehe blieb anscheinend kinderlos. Sie erwarb ein kleines Gut in der Grafschaft Dorset. Allem Anschein nach verlor seine Frau während der langjährigen Abwesenheit ihres Ehemannes das Eigentum am Grundstück, zumindest taucht es in keinem Grundbuch auf. Er veröffentlichte seine Erlebnisse 1697 unter dem Titel Neue Reise um die Welt (A New Voyage around the World), die ein großer Erfolg wurde. 1699 ergänzte er es durch A Supplement of the New Voyage, wo er sein Leben beschrieb, bevor er zu einem Piraten wurde. Die Hauptintention Dampiers war dabei, seinen Namen vom Vorwurf reinzuwaschen, er sei in mehrere „Verschwörungen gegen die Krone“ verwickelt gewesen. Zu diesem Zweck sagte er vier Mal über die Piraterie in der Karibik und im Pazifik vor dem „Board of Trade“ aus und erreichte seine vollständige Rehabilitierung.

Dampiers früheres Leben hat ihn ständig verfolgt. Bei jedem Misslingen oder Scheitern wurde er mit Prozessen und Schmähschriften überhäuft. So 1707, als er von einer für ihn sehr unglücklich verlaufener Militärmission nach England zurückkehrte, warf man ihm Trunkenheit, Betrug und Feigheit vor. Zwei seiner ehemaligen Untergebenen, William Funnell und John Welbe, veröffentlichten Anti-Dampier-Schriften, die diese Vorwürfe zu bestätigen suchten. Die Erbin eines der Eigentümer seines Schiffes St.George überzog Dampier mit einer Betrugsprozesslawine, die erst 1712 beendet wurde. Dampier verteidigte sich mit einer in überaus jähzornigem Ton verfassten Streitschrift Vindication, die 1707 erschien. Darin warf er all seinen Kritikern persönliches Unvermögen, Missgunst und Neid vor.

Als Dampier 1715 in London starb, hinterließ er Schulden in Höhe von £677, nach damaligen Maßstäben eine große Summe. Allem Anschein nach starb seine Frau vor ihm, da sie in seinem Testament, das bereits Ende 1714 aufgesetzt wurde, nicht erwähnt wird.

Karriere als Entdecker

Karte der Route in Südostasien und an der Nordwestküste Australiens
Dampiers Karte von Neuholland (1699)

Der Erfolg beider Bücher und die Details beeindruckten die britische Admiralität derart, dass sie Dampier als Kapitän für eine Forschungsfahrt in den Pazifik auserkor. Beflügelt wurde dieses Vorhaben von in London 1694 erschienenen Berichten des holländischen Reisenden Abel Tasman, der den Träumen von einem großen Kontinent im Süden Gestalt zu verleihen schien. Sein Ziel war die damals noch sehr vage als große Erdmasse angesehene Terra australis zu umsegeln und die Absatzmöglichkeiten von englischen Waren dort zu erkunden. Er erhielt im Januar 1699 den Befehl über die HMS Roebuck. Dieses Schiff war eigentlich als Brander angelegt und wurde für die Reise 1699 zum "5th rate warship" mit 26 Kanonen aufgerüstet. Die Mannschaft wurde zudem als zänkisch und unerfahren beschrieben.

Ursprünglich sollte die Reise um das Kap Hoorn herum führen, doch hätte dies bedeutet, das gefahrvolle Kap während der ungünstigeren Bedingungen im dann herrschenden Südhalbkugel-Winter zu passieren. Angesichts dieser Umstände änderte Dampier die Route und steuerte über das Kap der Guten Hoffnung ostwärts segelnd in Richtung auf die vermutete Terra Australis zu. Am 26. Juli 1699 stieß er auf dem 26. Grad südlicher Breite auf die australische Westküste. Der als Shark's Bay bezeichnete Küstenstrich sowie die benachbarten Inseln wurden von ihm eingehend untersucht und kartiert. In Ermangelung von Frischwasser verließ Dampier im September diese Küste und fuhr nach Timor, um neue Vorräte zu laden. Vor dort setzte er Kurs auf Neuguinea, wo er am 3. Dezember anlangte. Während er dessen Ostküste entlangfuhr, stieß er auf eine Insel, die er Neubritannien nannte [1]. Die von ihm durchfahrene Meerenge zwischen dieser und zwei kleineren Inseln trägt heute zu seinen Ehren den Namen Dampierstraße. Dampier schaffte es außerdem, die Nordwestküste von Neuguinea teilweise zu kartografieren.

Der schlechte Zustand seines Schiffes und die an Skorbut leidende Mannschaft zwangen Dampier jedoch, abermals Timor anzulaufen, das er wieder im Mai 1700 erreichte. Von dort wurde die Heimreise über das damalige Batavia und das Kap der Guten Hoffnung angetreten. Die HMS Roebuck erreichte im Februar 1701 die Insel Ascension [1]. Während das Schiff vor der Insel ankerte, begann es stark Wasser aufzunehmen und da Reparaturversuche scheiterten, wurde es auf Land gesetzt. Dampier und die Besatzung verließen das Schiff, sie wurden am 3. April 1701 von zufällig heimwärts vorbeifahrenden Ostindienfahrern und Kriegsschiffen aufgenommen und mit nach Europa genommen[1]. Dampier gelang es immerhin, seine Tagebücher und eine Sammlung von mehr als 40 unbekannten Pflanzen zu retten. Diese sind heute Teil des Sherardian Herbarium in Oxford.

Nach seiner Rückkehr wurde Dampier 1702 in England vor Gericht wegen Grausamkeit gegenüber der Besatzung und Trunkenheit auf der Fahrt angeklagt und schuldig gesprochen. Trotz dieser Anschuldigungen erfuhr Dampier 1703 die große Ehre, von dem Prinzregenten George, Mitglied der Royal Society, der Königin Anna vorgestellt zu werden.

Eine folgende Kaperfahrt mit zwei Schiffen gegen französische oder spanische Schiffe rund um die Welt dauerte von 1703 bis 1707, brachte aber auch diesmal nicht den erhofften Erfolg. Dampier scheiterte an seinem Unvermögen, als Kapitän die Mannschaft bei der Stange zu halten. Auf der Reise kam es 1704 zur freiwilligen Aussetzung von Alexander Selkirk auf der unbewohnten Insel Mas a Tierra im Juan-Fernández-Archipel. Diese Insel wurde 1966 in Isla Robinsón Crusoe umbenannt.

Eine dritte Umrundung des Globus erlebte Dampier 1708–1711 als Navigator auf dem Schiff von Woodes Rogers. Diese Kapertour führte zu reichlicher Beute. Bei einem Zwischenstopp zur Frischwasserauffüllung auf eben der Isla Mas a Tierra wurde Alexander Selkirk angetroffen und von Rogers an Bord genommen. Bevor dem inzwischen überschuldeten Dampier sein Anteil am Kapererlös ausgezahlt werden konnte, verstarb der Abenteurer jedoch in London.

Wirken

Dampier gilt als einer der intelligentesten Freibeuter und forschte auf seinen drei Weltumseglungen auch als wissenschaftlicher Beobachter, unter anderem in den Bereichen Hydrologie und Geografie. Er befuhr die Küsten von Neuguinea, entdeckte Neubritannien und die Inselnatur von Neuirland und Neuhannover, und er erforschte die Küste Westaustraliens. In seinen Publikationen präsentierte Dampier genaue nautische, topografische, ethnografische und biologische Beobachtungen. Das Reisetagebuch gewährt einen Einblick in die Lebensweisen auf Schiffen und in den Kolonien in seiner Zeit. Seine Reiseaufzeichnungen umfassen über 1250 Seiten.

Weltkarte von Herman Moll mit der Route von Dampiers erster Weltumseglung (1697)

Dampier wird ein großer Einfluss auf folgende Personen zugeschrieben:

  • Seine Aufzeichnungen, u. a. auf den Galapagos, dienten Charles Darwin als reiche Quelle. Dort waren Dampier bereits die regionalen Unterschiede der Tierwelt aufgefallen, sowie deren offensichtliche Anpassung an differenzierte Lebensbedingungen.
  • In Bezug auf sein Kartenwerk sagte Alexander von Humboldt, dass die nachfolgenden Gelehrten der Arbeit dieses „bemerkenswerten Bucaneers“ wenig hinzuzufügen hätten.
  • Kapitän Cook und Admiral Nelson waren beeindruckt von seinen Innovationen in nautischer Technik.
  • Daniel Defoe wurde durch die Geschichte Alexander Selkirks zu seinem Roman Robinson Crusoe angeregt.
  • Kapitän Blighs Fahrt mit der HMS Bounty wurde aufgrund von Dampiers Bericht zum Brotfruchtbaum initiiert.
  • Das Oxford English Dictionary zitiert Dampier mit mehr als 1000 Worten.

Zwei Meerengen vor Neuguinea (Dampierstraße (Papua-Neuguinea) und Dampierstraße (West-Papua)), der dritthöchste Berg Neuseelands (der Mount Dampier), sowie der Dampier-Archipel und die Stadt Dampier in Nordwestaustralien wurden nach dem Briten benannt.

Einzelnachweise

  1. a b c Encyclopedia Britannica Online Datenbank NNDB, William Dampier (englisch)

Publikationen

  • Die Reise um die Welt. Aus dem englischen in das frantzösische und nunmehr in die hochdeteutsche Sprache übersetzt, 2 Bände; Leipzig: Michael Rohrlachs seel. Wittib u. Erben, 1703/1707.
  • Neue Reise um die Welt (A New Voyage around the World); 1697
  • A Continuation of a Voyage to New Holland, Kapitel 1 bei Wikisource.

Literatur

  • Joel Baer: William Dampier at the crossroads; in: International Journal of Maritime History 8 (1996), S. 1–21.
  • Anton Gill: The devil’s mariner: William Dampier, pirate and explorer; 1997; ISBN 0718141148
  • Gerald Norris: The Buccaneer Explorer: William Dampier’s Voyages; Boydell & Brewer, 2008; ISBN 1843833646.
  • W. Clark Russell: William Dampier; BiblioBazaar 2009; ISBN 1110635354
  • Glyndwr Williams: The great South Sea: English voyages and encounters, 1570–1750; Yale University Press, New Haven & London, 1997; ISBN 978-0300105681
  • Hans Walz (Hrsg.): William Dampier – Freibeuter 1683–1691. Das abenteuerliche Tagebuch eines Weltumseglers und Piraten; Basel, Tübingen: Erdmann, 1970; ISBN 3-7711-0118-2. Neuauflage: Stuttgart, Wien, Bern: Erdmann, 1997; ISBN 3-522-61050-4.
  • Diana & Michael Preston: Pirate of Exquisite Mind: The Life of William Dampier; Corgi Books, 2005; ISBN 978-0552772105
  • Jules Verne: William Dampier oder der König des Meeres im 17. Jahrhundert. Ein Kurzbiographie aus dem Sachbuch "Die Entdeckung der Erde. Bekannte und unbekannte Welten"

Weblinks

 Commons: William Dampier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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