William Carlos Williams

William Carlos Williams

William Carlos Williams (* 17. September 1883 in Rutherford, New Jersey; † 4. März 1963 ebenda) war ein amerikanischer Lyriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

WCW, wie er oft abgekürzt wird, verbrachte fast sein gesamtes Leben – sieht man von einer mehrmonatigen Europa-Reise ab – in seiner Heimatstadt Rutherford in New Jersey, wo er auch nach 1910 als Arzt (M.D.) praktizierte.

Während seines Medizinstudiums an der University of Pennsylvania schloss er Freundschaft mit Ezra Pound. Später wurde er mit diesem (und T. S. Eliot) zum wichtigsten Dichter der amerikanischen Moderne. Im Gegensatz zu Pound, der sich nach europäischen Vorbildern richtete, forderte WCW in seiner Essaysammlung In the American Grain (1925) eine einfache, aber dennoch avantgardistische Poesie, die sich an der gesprochenen Sprache und der amerikanischen Alltagswelt orientieren sollte. Die Freundschaft mit Pound basierte immer auf diesem ausgeprägten Gegensatz zwischen den Auffassungen der beiden Dichter sowie ihren unterschiedlichen Schwerpunkten. WCW sagt in seiner Autobiografie (München 1994, S. 310-311): „Ezra war immer sehr darauf bedacht, die Kluft zwischen meinen Bildungslücken und seiner souveränen Gelehrtheit zu überbrücken. Da er mich hierbei keineswegs gönnerhaft behandelt, lasse ich es mir gefallen. Es macht mir aufrichtig Kummer, dass meine literarischen Kenntnisse den seinigen so weit unterlegen sind. Ich respektiere sein Unbehagen und versuche mein Bestes, mich auf seine gutgemeinten Bemühungen einzustellen.“ Was ja wohl heißen mag: WCW kannte sich in der europäischen Literatur weniger gut aus als Pound. Während seiner Europareise war WCW allerdings sehr bemüht, diesen Mangel zu beheben, da er sich vor allem in Paris mit namhaften europäischen Schriftstellern, Intellektuellen und Malern traf. Andererseits belächelte WCW die Versuche Pounds, sich als Opernkomponist zu profilieren. WCW sagt zu diesen Versuchen (S. 306): „Meiner Meinung nach kann Ezra, ebenso wie W. B. Yeats, keinen Ton von einem anderen unterscheiden.“ Er glaubte, Pounds Interesse für die Oper basiere daher eher auf seinem ausgeprägten Gefühl für Rhythmus.

Seine frühen Gedichte sind noch stark vom europäischen Dadaismus und Surrealismus geprägt. 1923 schrieb er sein bis heute wohl bekanntestes Gedicht This is Just to Say [1]. Zusammen mit Pound und Eliot schloss er sich um 1912 den Imagisten an, einer anglo-amerikanischen literarischen Bewegung. Seine Freundschaft zu Pound zerbrach später an künstlerischen Meinungsverschiedenheiten und an Pounds Unterstützung für den italienischen Faschismus, was ihn jedoch nicht daran hinderte, den in den USA internierten Pound zu besuchen (siehe Autobiografie).

Unter der Leitung von William Carlos Williams minimalistischer Schule wurde im Jahr 1932 eine "objektivistische" Anthology, veröffentlicht. Zu ihr gehören auch die Dichter George Oppen, Charles Reznikoff und Louis Zukofsky. Die Gedichte sollten eine eigenständige und spezifische strukturelle Einheit darstellen, und nicht den symbolischen oder emotionalen Subtext oder die Absicht des Autors gestattet.

Als Williams' Meisterwerk gelten die in fünf Bänden veröffentlichten Gedichte über die Stadt Paterson in New Jersey (1946–1961). 1955 schrieb er das Vorwort zur ersten Ausgabe eines Gedichtes des damals noch unbekannten Autoren und Lyriker aus ebendieser Stadt – zu Allen Ginsbergs Gedicht Howl. Williams hatte großen Einfluss auf einige Autoren der Beat Generation. Über Harold Norse schrieb er, das er einer der besten Lyriker seiner Generation sei. In seinen gleichermaßen meisterhaften Erzählungen bilden oftmals Williams' Erfahrungen als Arzt im ländlichen Amerika den Hintergrund der oft relativ kurzen, so genauen wie poetischen Texte.

1950 wurde ihm der National Book Award, 1963 der Pulitzer-Preis zugesprochen.

In Folge seines dritten Schlaganfalls im Oktober 1955 erlitt er eine Lähmung, wodurch sich sein Arbeitstempo verlangsamte. Dennoch brachte er sich selbst bei, mit seiner nicht-gelähmten Hand auf einer elektrischen Schreibmaschine zu tippen.

Im Alter von 79 Jahren starb William Carlos Williams im März 1963 in Rutherford, New Jersey, nach einer weiteren Serie schwerer Schlaganfälle.

Werke

  • The Tempers (1913)
  • Poems (1909–1917)
  • Al Que Quiere! (1917)
  • Poems (1918–1921)
  • Sour Grapes (1921)
  • The Great Figure (1921)
  • Spring and All (1923)
  • The Great American Novel (1923)
  • Poems (1922–1928)
  • In the American grain (1925)
  • The Descent of Winter (1928)
  • A voyage to Pagany (1928)
  • Poems (1929–1935)
  • An Early Martyr and Other Poems (1935)
  • Adam & Eve & the City (1936)
  • Poems (1936–1939)
  • The Wedge (1944)
  • The Desert Music and Other Poems (1954)
  • Journey to Love (1955)
  • Pictures from Brueghel and Other Poems (1962)

Literatur

  • James Guimond: The art of William Carlos Williams: a discovery and possession of America, University of Illinois Press, Urbana, 1968; ISBN 0-252-72449-6
  • Mike Weaver: William Carlos Williams: the American background, Cambridge University Press, Cambridge, 1971; ISBN 0-521-08072-X
  • Peter Schmidt: William Carlos Williams, the arts, and literary tradition, Louisiana University Press, Baton Rouge, 1988; ISBN 0-8071-1406-5
  • Stefan Noa: „There's a lot of bastards out there!“ Nationalität und Internationalität in den Werken William Carlos Williams’ und Allen Ginsbergs, Cuvillier, Göttingen, 2005; ISBN 3-86537-591-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. This is Just To Say

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