Willi Eichler

Willi Eichler

Willi Eichler (* 7. Januar 1896 in Berlin; † 17. Oktober 1971 in Bonn) war ein deutscher Journalist und Politiker (SPD).

Inhaltsverzeichnis

Politischer Werdegang

Vor 1933

Eichler war von Beruf Kaufmann. Seit 1922 war er hauptberuflich Sekretär des sozialpolitisch engagierten Göttinger Philosophen Leonard Nelson, der den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) begründet hatte. 1923 trat er in die SPD ein, blieb aber Anhänger Nelsons und wurde nach dessen Tod 1927 Vorsitzender des ISK. 1932/33 war er Chefredakteur der vom ISK eigens zum Kampf gegen die Nazis gegründeten Tageszeitung Der Funke, deren spektakulärste Aktion ein Dringender Appell zur Reichstagswahl vom Juli 1932 war, in dem — unterstützt von bekannten Künstlern und Wissenschaftlern — zum „Zusammengehen von SPD und KPD für diesen Wahlkampf“ aufgerufen wurde.

Exil 1933-45

1933 emigrierte Eichler nach Frankreich. Im Lutetia-Kreis (1935-36) wirkte er mit an dem Versuch, aus dem Exil heraus eine Volksfront gegen die Hitlerdiktatur zu errichten. Er leitete in Paris die Auslandszentrale des ISK und gab von dort aus die „Reinhart-Briefe“ und das ISK-Organ „sozialistische Warte“ heraus. Im Januar 1939 floh er nach England, wo er sich wieder der SPD zuwandte. Gegen Ende seiner Zeit im Londoner Exil arbeitete er intensiv mit Susanne Miller, seiner späteren Ehefrau, zusammen. Er gehörte zum Kontaktkreis der sozialdemokratischen Union zum OSS[1] und war Vorstandsmitglied der „Union deutscher sozialistischer Organisiationen in England“ sowie Mitarbeiter der BBC.

Rückkehr 1945

1946 kehrte er nach Deutschland zurück, beteiligte sich am Wiederaufbau der SPD, gründete die Zeitschrift Geist und Tat, die er bis 1971 herausgab und arbeitete bis 1951 zugleich als Chefredakteur der Rheinischen Zeitung. Zudem war er von 1945 bis 1949 Herausgeber der „Sozialistischen Presse-Korrespondenz“. Er war Vorsitzender des SPD-Bezirksverbandes Mittelrhein und 1947/48 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags. Von 1946 bis 1968 gehörte er dem Parteivorstand der SPD an, seit dem Tode Schumachers dem engeren Vorstand; außerdem war er Vorsitzender der Kommission zur Vorbereitung des Godesberger Programms, zusätzlich 1947/48 Mitglied des Zonenbeirates und 1948/49 des Frankfurter Wirtschaftsrates, von 1949 bis 1953, überdies Bundestagsabgeordneter und dabei seit 1952 stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. Eichler gehörte in der Nachkriegszeit zu den führenden programmatischen Theoretikern seiner Partei, der an Entwurf und Durchsetzung des Godesberger Programms als Leiter der Programmkommission entscheidend mitgearbeitet hat. Später war er hauptamtliches Vorstandsmitglied der Friedrich-Ebert-Stiftung.[2]

Literatur

  • Sabine Lemke-Müller: Ethischer Sozialismus und soziale Demokratie. Der politische Weg Willi Eichlers vom ISK zur SPD. Bonn 1988 ISBN 3-87831-459-0

Werke

  • Das Parlament als Repräsentant der Öffentlichkeit im Rundfunk, in: Die Freiheit des Rundfunks, München, 1956.

Artikel:

kleine Auswahl, aus den Veröffentlichungen von 1934 - 1948 (verwendete Pseudonyme: u.a. Martin Hart, H. M., Walter Buchholz, Walter Holz, Ernst Friesius, -t., E. F., Hart, H.?, -s., Fr., -lz., s., M. H., -z., W-er.)

in Das Andere Deutschland:

zwei Artikel

in der Sozialistischen Warte:

mindestens 367 Artikel

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands.Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1996. ISBN 978-3486561753 S. 641 auf Google Books
  2. Vor 110 Jahren..., 7.1.1896 - Willi Eichler geboren im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, gesehen 16. November 2009

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