Wilhelmshavener Seebäderdienst

Wilhelmshavener Seebäderdienst

Als Wilhelmshavener Seebäderdienst bezeichnet man den Dienst der Reedereien, die den Personenverkehr mit Seebäderschiffen zwischen Wilhelmshaven und verschiedenen Zielen an der Nordsee durchführen. Der Schifffahrtsverkehr wurde ursprünglich als „Helgoland-Verkehr“ zwischen Wilhelmshaven und der Hochseeinsel Helgoland aufgenommen, später kamen zeitweise die ostfriesische Insel Wangerooge, Dangast und die Halbinsel Butjadingen als Ziele hinzu. Im Laufe der Zeit wurden die verschiedensten Reedereien mit der Aufgabe betraut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte bis zum Zweiten Weltkrieg

1870, und damit noch 20 Jahre vor der Abtretung Helgolands vom Vereinigten Königreich an das damalige Deutsche Reich, wurde der Schiffsverkehr von Wilhelmshaven zur Insel Helgoland aufgenommen.

Die Dampfschiffahrtsgesellschaft „Hansa“ aus Bremen übernahm mit einem städtischen Zuschuss von rund 5.000 Mark die Seebäderlinie, gab sie jedoch zwei Jahre später, im Jahr 1892 an die Bugsiergesellschaft „UNION“ ab, die wiederum nur eine Saison lang ein Schiff von Wilhelmshaven aus einsetzte. Erst 1901 gab es von Wilhelmshaven wieder eine regelmäßige Seebäderverbindung nach Wangerooge, bei der gelegentliche Weiterfahrten nach Helgoland angeboten wurden. Betrieben wurde die Linie bis ins Jahr 1914 vom Norddeutschen Lloyd in Bremen.

1906 baute die Stadt Wilhelmshaven für 119.000 Mark den Bäderdampfer „Dr. Ziegner-Gnüchtel“. Das Schiff, das nach dem Wilhelmshavener Bürgermeister Hans Ziegner-Gnüchtel benannt wurde, sollte im Fährverkehr zwischen Wilhelmshaven und Butjadingen eingesetzt werden. Der Kapitän des Schiffes Rinje Brandis versuchte jedoch mit seinem verhältnismäßig kleinen Schiff auch Fahrten nach Helgoland durchzuführen. Diese legendären Helgoland-Sonderfahrten mit dem Dampfer „Dr. Ziegner-Gnüchtel“ waren auch der Anlass dafür, dass nach dem Ersten Weltkrieg der Norddeutsche Lloyd, der 1922 die Fahrten wieder aufgenommen hatte, diese aufgab, weil die Stadt Wilhelmshaven auf die Sonderfahrten nach Helgoland und in See mit dem Dampfer nicht verzichten wollte.

Für die Sonderfahrten nach Helgoland charterte der Kaufmann Karl Welge 1924 die Wasserfahrzeuge „Hunte“ und „Geeste“ von der Marinewerft. Er gründete den „Jade-Seebäderdienst“ und führte mit dem Raddampfer „Jade“ den Verkehr zwischen Wilhelmshaven und Wangerooge durch. Die Fahrzeuge wurden auch im Fährdienst nach Dangast und Butjadingen eingesetzt. Für den Helgoland-Seebäderdienst wurde dann von der Firma „Barmat und Kutisker“ aus Hamburg der Doppelschrauben-Salondampfer „Helgoland“ gechartert. Das Schiff konnte fast 1.000 Personen befördern. Welge gründete hierfür zusammen mit dem Lichtspielhausbesitzer Hellwig die „Helgoland GmbH“. Sie bestand aber nur ein Jahr.

Ab 1927 erklärte sich der Norddeutsche Lloyd wieder bereit, Fahrten nach Helgoland durchzuführen. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges bedeutete das vorläufige Ende des Seebäderdienstes vom damaligen Kriegshafen nach Helgoland.

Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg

Wilhelmshaven (2004)

1948 erhielt die Stadt Wilhelmshaven von der britischen Besatzungsmacht die Genehmigung, wieder eine Schifffahrtslinie nach Helgoland zu betreiben. Die „Schifffahrtsgesellschaft Jade“ wurde als Nachfolger des „Jade-Seebäderdienstes“ gegründet. Mit dem Motorschiff „Friesland“ und dem ehemaligen Minenräumboot „Arngast“, das von der amerikanischen Militärregierung gechartert war, begann 1952 der regelmäßige Dienst, wiederum nach Wangerooge und Helgoland.

1954 konnte der Neubau „Rüstringen“, der auf der Wilhelmshavener Jadewerft gebaut worden war, in Dienst gestellt werden. Dieses Schiff konnte 600 Personen fassen, reichte aber nach kurzer Zeit auf Grund des gestiegenen Passagieraufkommens und seines schlechten Seeverhaltens nicht mehr aus. Nachdem die „Rüstringen“ verkauft werden konnte, wurde die Verbindung mit dem angekauften Seebäderschiff „Kehrwieder“ fortgesetzt.

1961 wurde der Auftrag für den Neubau „Wilhelmshaven“ an die Rolandwerft in Bremen-Hemelingen erteilt. Ab 1962 führte dieses Schiff planmäßig den Verkehr durch. 1982 übernahm die „Reederei Warrings“ aus dem ostfriesischen Carolinensiel das Schiff und ließ es bis 2003 auf der Traditionsroute fahren. Anschließend verkaufte sie das Schiff an die Förde Reederei Seetouristik (FRS) aus Flensburg, die damit ab 2004 die Linie weiterbetrieb.[1]

Cat No.1 (2005)

Im Jahr 2005 betrieb die Förde Reederei Seetouristik (FRS) die Strecke von Wilhelmshaven nach Helgoland in Kooperation mit der Reederei Norden-Frisia aus Norderney.[2] Für den Betrieb wurde eigens die „Wilhelmshaven Helgoland Linie“ gegründet. Bereits nach einer Saison zog sich die Förde Reederei Seetouristik aufgrund starker Einbrüche bei den Fahrgastzahlen aber aus der Wilhelmshaven Helgoland Linie zurück.[3] Die AG Reederei Norden-Frisia betrieb die Strecke zunächst alleine weiter. Seit 2007 bestreitet sie die „Wilhelmshaven Helgoland Linie“ gemeinsam mit der AG Ems aus Emden.[4]

Halunder Jet (2008)

Zum Ende der Saison 2004 wurde die „Wilhelmshaven" außer Dienst gestellt,[5] so dass nur noch der Katamaran „Cat No.1“ der AG Reederei Norden Frisia die Stadt an der Jade mit Helgoland verband. Aufgrund hoher Betriebskosten musste jedoch auch der Betrieb der „Cat No.1“ eingestellt werden.[6]

Seit 2007 verkehrt wieder ein Schiff mit dem Namen „Helgoland“ auf der Strecke von Wilhelmshaven zur gleichnamigen Hochseeinsel. Das Schiff der „Wilhelmshaven Helgoland Linie“, eine Kooperation der Reederei Norden-Frisia mit der AG Ems Reederei, ist eine umgebaute Autofähre. Es hat Platz für bis zu 1.200 Passagiere und bringt es bei einer Länge von 77,90 m und einer Breite von 12,60 m auf eine Geschwindigkeit von bis zu 16 Knoten.

Seit dem Sommer 2009 bietet die „Wilhelmshaven Helgoland Linie“ jeden Mittwoch einen zusätzlichen Buszubringerdienst für Helgolandfahrer von Norddeich zum Helgoland-Kai nach Wilhelmshaven. Seit dem Verkauf des Katamarans „Polarstern“ der Reederei AG Ems ist Wilhelmshaven der einzige Hafen auf der ostfriesischen Halbinsel, der Fahrten zur Insel Helgoland anbietet.[7] Die „Polarstern“ war bis zu ihrer Havarie im August 2008[8], das einzige Schiff, das noch eine Verbindung von den ostfriesischen Häfen nach Helgoland anbot. Der „Polarstern“ wurde wie der „Cat No.1“ 2008 an die „Linda Lines“ in Helsinki verkauft.

Literatur

  • Werner Brune (Hrsg.): Wilhelmshavener Heimatlexikon, Band 1–3. Brune, Wilhelmshaven 1986–1987

Einzelnachweise

  1. FRS übernimmt Helgoland-Linien, Hamburger Abendblatt, 1. April 2004
  2. FRS setzt auf Tourismus, Hamburger Abendblatt, 5. April 2005
  3. Neuordnung im Helgolandverkehr, Hamburger Abendblatt, 9. Dezember 2005
  4. „Helgoland“ fährt von Wilhelmshaven, Hamburger Abendblatt, 12. Januar 2007
  5. Aus für „Wilhelmshaven“, Hamburger Abendblatt, 15. September 2004
  6. „Cat No. 1“ verkauft, Hamburger Abendblatt, 22. Dezember 2006
  7. Buszubringer für Helgolandfahrer Ostfriesen-Zeitung, 1. Juli 2009
  8. Unfall-Katamaran legte bei zu hohen Wellen ab Stern-Online, 6. August 2008

Weblinks


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