Wilhelm V. (Hessen-Kassel)

Wilhelm V. (Hessen-Kassel)
Wilhelm V. von Hessen-Kassel

Wilhelm V. von Hessen-Kassel, genannt der Beständige, (* 14. Februar 1602 in Kassel; † 21. September 1637 in Leer) aus dem Haus Hessen, Sohn des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, war von 1627 bis 1637 Landgraf von Hessen-Kassel.

Inhaltsverzeichnis

Politische Ausgangssituation

Wilhelms Vater Moritz hatte vielseitige Interessen, die aber von der Wirtschaftskraft seines Landes nicht gedeckt waren. Er kämpfte zudem zeitlebens um das Marburger Erbe, das ihm Hessen-Darmstadt, streitig machte. Der Erblasser, Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg hatte bestimmt, dass sein Land lutherisch bleiben sollte. Landgraf Moritz aber war reformiert, der Landgraf von Hessen-Darmstadt aber lutherisch. Letzterer erlangte ein Urteil vom Reichshofrat zu seinen Gunsten. Moritz ignorierte dieses Urteil und musste zugunsten seines ältesten Sohnes abdanken.

Als Wilhelm V. die Regierung übernahm, war seine erste Maßnahme, das Urteil anzuerkennen. Das war schon erforderlich, um sein Land wirtschaftlich über Wasser zu halten. Politisch aber gab er seinen Anspruch nicht auf.

Zu Wilhelms herausragenden Leistungen zählt, dass es ihm gelang, die Wirtschaft seines Landes zu stabilisieren und mit einer Währungsreform die Folgen der „Kipper- und Wipperzeit“ zu beseitigen. Gleichzeitig versuchte er, die vom Vater übernommene Schuldenlast zu reduzieren.

Dreißigjähriger Krieg

Während des Dreißigjährigen Krieges verbündete sich Wilhelm V. mit König Gustav Adolf von Schweden – beide waren Urenkel Philipps von Hessen – und unterstellte diesem seine gesamte Armee. Zu den Bündnispartnern zählten weiter die Herzöge Wilhelm und Bernhard von Sachsen-Weimar sowie August der Jüngere von Braunschweig.

Wilhelm nahm selbst als Feldherr am Krieg teil und schaffte es im Juni 1631, die kaiserlichen Truppen unter Aldringer und Fugger aus Hessen zu vertreiben. Am 22. August 1631 drohte Tilly erneut in Hessen einzumarschieren, was jedoch gegen die Koalition mit dem schwedischen König nicht gelang. Nach der von Gustav Adolf gegen Tilly gewonnenen Schlacht bei Breitenfeld erhielt Wilhelm V. im Vertrag von Werben, den er am 22. August 1631 mit dem Schwedenkönig schloss, als verbriefte Schenkung von Gustav Adolf die Stifte Fulda, Hersfeld, Paderborn und das Kloster Corvey, in denen Hessen alte Schutzherrschaften innehatte, sowie das erst noch zu erobernde Bistum Münster. Wilhelm konnte nun in die Offensive gehen und im August die Stadt Hersfeld und im September das kurmainzische Fritzlar erobern. Im Bereich des Reichsstifts Fulda herrschte er von 1632 bis 1634 als „Fürst von Buchen“. Der Landgraf und Gustav Adolf zogen im November 1631 gemeinsam in Frankfurt am Main ein. Damit war die Position des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt, der mit dem Kaiser verbündet war, in hohem Maß bedroht, und er trat umgehend mit dem König von Schweden in Verhandlungen. Für Wilhelm V. stellte sich überraschenderweise heraus, dass der König dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt nur die Festung Rüsselsheim abnahm, ihm aber ganz Oberhessen zusprach. Als jedoch 1632 Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen fiel, brach die politische Koalition, in der Hessen-Kassel so erstarkt war, zusammen und die katholische Liga gewann wieder an Kraft.

Als der Kaiser 1635 im Vertrag von Prag eine Vielzahl deutscher Fürsten vereinigte, um die ausländischen Mächte aus Deutschland zu vertreiben, beteiligte Landgraf Wilhelm sich nicht daran, was ihn isolierte. Vielmehr schloss er ein Bündnis mit Frankreich. Daraufhin trug der Kaiser den Krieg nach Niederhessen. Das Stift Fulda wurde restituiert. Wilhelm verlor seine Besitzungen in Westfalen und konnte die Schuldenlast in Höhe von 2,5 Millionen Gulden, die zum Teil noch sein Vater verursacht hatte, nicht mehr bereinigen. Er wurde zum Reichsfeind erklärt, und Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt wurde zum Administrator Nordhessens berufen. 1637 wurde Oberhessen in einer vom Kaiser gebilligten Strafaktion durch das kaiserliche Heer besetzt. Für die Bevölkerung begannen mit dem „Kroatenjahr“ furchtbare Kriegsgreuel und Verwüstungen. 18 hessische Städte gingen in Flammen auf, 47 Burgen und 100 Dörfer wurden zerstört. Nur Kassel selbst blieb verschont. Dort brach jedoch die Pest aus, der 1440 Personen zum Opfer fielen.

Wilhelm musste mit seiner Familie fliehen. Zuvor war es ihm 1636 noch gelungen, die mit schwedischen Truppen besetzte und von kaiserlichen Truppen belagerte Festung Hanau, Stammsitz der Familie seiner Frau, zu befreien.

Tod

Wilhelm V. starb 1637 im Feldlager in Ostfriesland im Exil. Er wurde aufgrund der politischen Verhältnisse erst am 23. April 1640 in der Martinskirche in Kassel beigesetzt. Landgräfin Amalie Elisabeth übernahm die vormundschaftliche Regentschaft für den noch minderjährigen Erben, Landgraf Wilhelm VI., und führte sie bis 1650 sehr erfolgreich.

Nachkommen

Wilhelm V. heiratete am 21. September 1619 Amalie Elisabeth, eine Tochter des ebenfalls reformierten Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg, mit der er folgende Kinder hatte:

  • Agnes (1620–1621)
  • Moritz (1621–1621)
  • Elisabeth (1623–1624)
  • Wilhelm (1625–1626), Erbprinz von Hessen-Kassel
  • Emilie (1626–1693)
    ∞ 1648 Henri Charles, duc de La Tremoille (1620–1672)
  • Wilhelm VI. (1629–1663), Landgraf von Hessen-Kassel
    ∞ 1649 Hedwig Sophie von Brandenburg (1623–1683)
  • Charlotte (1627–1686)
    ∞ 1650–1657 (gesch.) Karl I. Ludwig von der Pfalz (1617–1680)
  • Philipp (1630–1638)
  • Adolf (1631–1632)
  • Karl (1633–1635)
  • Elisabeth (1634–1688), Äbtissin von Herford
  • Luise (1636–1638)

Literatur

  • Ruth Altmann: Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel im Kampf gegen Kaiser und Katholizismus 1633 – 1637 – Ein Beitrag zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Marburg, 1938.
  • Kretzschmar: Wilhelm V., Landgraf von Hessen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 39–54.


Vorgänger Amt Nachfolger
Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
1627–1637
Wilhelm VI.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm IV. (Hessen-Kassel) — Wilhelm IV. von Hessen Kassel Wilhelm IV. von Hessen Kassel, genannt der Weise (* 24. Juni 1532 in Kassel; † 25. August 1592 in Kassel) aus dem Haus Hessen war von 1567 bis 1592 erster Landgraf und Begründer der Linie Hessen Kassel. Wilhelm war… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm VIII. (Hessen-Kassel) — Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen Kassel, Gemälde von Johann Heinrich Tischbein dem Älteren …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm X. (Hessen-Kassel-Rumpenheim) — Wilhelm von Hessen Kassel Wilhelm von Hessen Kassel (* 24. Dezember 1787 in Biebrich; † 5. September 1867 in Kopenhagen) war Landgraf von Hessen Kassel aus der Seitenlinie Hessen Rumpenheim und Gouverneur von Kopenhagen …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm VI. (Hessen-Kassel) — Wilhelm VI. von Hessen Kassel Wilhelm VI. von Hessen Kassel (* 23. Mai 1629 in Kassel; † 16. Juli 1663 in Haina) aus dem Haus Hessen war von 1637 bis 1663 Landgraf von Hessen Kassel. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm VII. (Hessen-Kassel) — Wilhelm VII. von Hessen Kassel (* 21. Juni 1651 in Kassel; † 21. November 1670 in Paris) war Landgraf von Hessen Kassel Leben Wilhelm war der älteste Sohn des Landgrafen Wilhelm VI. von Hessen Kassel aus dem Haus Hessen. Nach dem Tod seines… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm I. (Hessen-Kassel) — Kurfürst Wilhelm I. von Hessen Kassel Wilhelm I. von Hessen Kassel (* 3. Juni 1743 in Kassel; † 27. Februar 1821 ebenda) aus dem Haus Hessen war als Wilhelm IX. ab 1760 Graf von Hanau, ab 1764 dort Regent, ab 1785 regierender Landgraf von Hessen… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm II. (Hessen-Kassel) — Kurfürst Wilhelm II. von Hessen Wilhelm II. (* 28. Juli 1777 in Hanau; † 20. November 1847 in Frankfurt am Main), aus dem Haus Hessen, war von 1821 bis zu seinem Tode Kurfürst[1] von …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm I. (Hessen-Kassel) — Kurfürst Friedrich Wilhelm, Landgraf von Hessen Kassel Friedrich Wilhelm I. (* 20. August 1802 in Schloss Philippsruhe bei Hanau; † 6. Januar 1875 in Prag) war der letzte Kurfürst und Landesherr von Hessen Kassel aus dem Haus Hessen …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm von Hessen-Rumpenheim — Prinz Wilhelm von Hessen Kassel (* 24. Dezember 1787 in Wiesbaden Biebrich; † 5. September 1867 in Kopenhagen) war Gouverneur von Kopenhagen und ab 1837 bis zu seinem Tod Landgraf Wilhelm X. von Hessen Kassel zu Rumpenheim. Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm II. (Hessen-Kassel) — Friedrich Wilhelm (III.) Nikolaus Karl von Hessen Kassel (* 15. Oktober 1854 in Kopenhagen; † 14. Oktober 1888) war (Titular )Landgraf von Hessen Kassel. Er war der älteste Sohn von Friedrich Wilhelm Georg Adolf von Hessen Kassel Rumpenheim und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”