Wilhelm Snell

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Wilhelm Snell (* 8. April 1789 in Idstein; † 8. Mai 1851 in Bern) war Professor der Jurisprudenz, radikalliberaler Revolutionär und ein bedeutender liberaler Politiker der Schweiz während des 19. Jahrhunderts.

Er studierte Jura in Gießen bei Karl Ludwig von Grolmann (1775–1829). Seit der Jahreswende 1813/14 bestand im Raum Gießen-Mainz-Heidelberg ein nach dem Muster der Freimaurerlogen gebildeter politischer Geheimbund, meist nach den wichtigsten Mitgliedern Hoffmann-Snell-Gruner-Bund genannt, der ein einheitliches Deutschland unter preußischer Führung anstrebte. Neben Snell waren in Gießen die Brüder Friedrich Gottlieb und Carl Theodor Welcker sowie der ehemalige Gießener Student und Butzbacher Schulleiter Friedrich Ludwig Weidig darin eingebunden.

Nach dem Studium wurde Snell Untersuchungsrichter am Kriminalgericht in Dillenburg. Wegen einer Schrift über das nassauische Domänenwesen auf Betreiben des Regierungspräsidenten Ibel von seiner Stelle abgesetzt, erhielt er zwar 1819 eine Professur in Dorpat, musste diese aber nach einer Denunziation durch Ibel wieder aufgeben und folgte 1821 einem Ruf als Professor an die Universität Basel. 1833 ging er als Professor an die Universität Zürich, 1834 an die neu gegründete Universität Bern.

Da er hier mit seinem Bruder Ludwig Snell (1785-1854) im Sinn des radikalen Liberalismus wirkte, kam er in Konflikt mit der herrschenden gemäßigt liberalen Partei und wurde auf eine unbegründete Hochverratsanklage hin ohne richterliche Untersuchung abgesetzt und aus dem Kanton verbannt. Er wandte sich hierauf nach Baselland, wo er in den Landrat gewählt und zum Haupturheber des Freischarenzuges von 1845 wurde, kehrte aber nach der radikalliberalen Reform der Berner Verfassung von 1846 nach Bern zurück. Er war der Gründer einer neuen, höchst einflussreichen Rechtsschule für die Schweiz und Schwiegervater von Jakob Stämpfli.

Sein Gegner Jeremias Gotthelf nannte ihn einen «fremden Schlingel», «versoffenen Professor» und «Revoluzer von der ersten Stunde». Snell und sein Bruder sowie ihre Anhänger wurden im Volksmund in Anlehnung an das angestrebte Tempo der liberalen Reformen die «Snellen» genannt.

Snell engagierte sich insbesondere im Kampf gegen die stete Ausdehnung des Staatlichen, die die Freiheit des Einzelnen bedrohe. Die Regierungsgewalt und die Verwaltung sei einzuschränken, da sie ihrem Wesen gemäß nach Erweiterung des Machtgenusses strebe (Naturrecht 216). Snell forcierte hierzu zwar vor allem die Einschränkung der Verwaltung durch die Gesetzgebung und in Fiskalsachen durch die Gerichte, deutete aber an, dass die Einschränkung auch durch eine Verfassungsgerichtsbarkeit erfolgen könnte (Naturrecht 233).

Werke

Literatur

  • Wilhelm OechsliSnell, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 512–514.
  • Peter Moraw: Kleine Geschichte der Universität Gießen. Gießen 1990, ISBN 3-927835-00-5
  • Fernando Garzoni: Die Rechtsstaatsidee im schweizerischen Staatsdenken des 19. Jahrhunderts; unter Berücksichtigung der Entwicklung im englischen, nordamerikanischen, französischen und deutschen Staatsdenken. Zürich 1952, S. 125 ff.
Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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