Wilhelm Schwarz (Politiker)

Wilhelm Schwarz (Politiker)
Wilhelm Schwarz

Wilhelm Schwarz (* 2. April 1902 in Memmingen; † 25. Januar 1975 ebenda) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Er war von 1930 bis 1945 Mitglied des Reichstags.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schwarz besuchte das St.-Anna-Gymnasium in Augsburg und anschließend die Universitäten in Erlangen und Tübingen, wo er Rechtswissenschaft studierte. Nach dem Studium war er Referendar sowie Assessor und ab April 1930 als Rechtsanwalt wieder in Memmingen tätig.

1919 war Schwarz dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund beigetreten. Von 1921 bis 1923 war er Mitglied des Bundes Oberland, dem Nachfolger des gleichnamigen Freikorps. Eigenen Angaben zufolge will er 1923 „am aktiven Widerstand im besetzten Gebiet“ teilgenommen haben.[1] Der SA trat er 1925 bei; am 28. Mai 1926 wurde er Mitglied der Memminger NSDAP-Ortsgruppe (Mitglieds-Nr. 37.394). Zwischen 1927 und 1932 war Schwarz der Bezirksleiter der NSDAP für Memmingen. 1928 trat Schwarz dem Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ, Mitglieds-Nr. 37) bei. Von 1929 bis 1935 war Schwarz Stadtrat in Memmingen; die ersten vier Jahre führte er die dortige NSDAP-Fraktion.

Im September 1930 erhielt er ein Mandat im Reichstag, das er auch nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten bis 1945 im dann funktionslosen Parlament innehatte. Seit Juni 1934 war er Gauamtsleiter und Gauinspekteur im Gau Schwaben und Mitglied der Akademie für deutsches Recht. 1935 wurde er Ratsherr in Memmingen und 1936 NSDAP-Kreisleiter für den Stadt- und Landkreis Memmingen. Bei Kriegsende flüchtete er aus Memmingen und wurde am 26. April 1945 von amerikanischen Truppen in Markt Rettenbach gefangengenommen und anschließend interniert.

Schwarz wurde im Juli 1948 durch das Landgericht Memmingen zu zwei Jahren Gefängnis wegen Zerstörung der Memminger Synagoge verurteilt.[2] Im Februar 1949 wurde er in der Entnazifizierung als Hauptschuldiger eingestuft und unter Anrechnung der politischen Haft durch die Spruchkammer Memmingen zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt. Im Juli 1950 folgte die Einstufung als Belasteter durch die Berufungskammer. Schwarz wurde mit einem Verbot zur Bekleidung eines öffentlichen Amtes, einschließlich des Notariats und der Anwaltschaft belegt, welches im August 1958 aufgehoben wurde. Anschließend arbeitete er wieder als Rechtsanwalt in Memmingen. 1960 soll Schwarz an der Aufarbeitung des Schicksals der Memminger Juden in der Zeit des Nationalsozialismus mitgewirkt haben.[3]

Einzelnachweise

  1. Angaben im Reichstagshandbuch von 1938.
  2. Datensatz zu Wilhelm Schwarz bei BIORAB
  3. Lilla, Statisten, S. 605.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm Schwarz — ist der Name folgender Personen: Wilhelm Schwarz (Politiker) (1902–1975), deutscher Politiker (NSDAP) Wilhelm Schwarz (1848–1912), deutscher Orgelbauer und Namensgeber der Orgelbauerwerkstatt Wilhelm Schwarz Sohn in Überlingen am Bodensee Wilhelm …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Bode (Politiker) — Wilhelm Benedict Sigismund Heinrich Bode (* 17. November 1812 in Helmstedt; † 24. Oktober 1883 in Braunschweig) war ein Politiker, Richter und Reichstagsabgeordneter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Einzelnachweise 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarz (Name) — Schwarz ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Schwarz ist ein Übername (Eigenschaftsname) nach der Haarfarbe (wie Braun, Weiß). Darüber hinaus ist er als Jüdischer Familienname Bezeichnung der Fahnenfarbe für die Stämme Joseph… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm Wagner (Politiker) — Friedrich Wilhelm Wagner (* 28. Februar 1894 in Ludwigshafen am Rhein; † 17. März 1971 ebenda) war ein deutscher Jurist und Politiker (SPD). Er war von 1961 bis 1967 Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Schwarz (Politiker) — Albert Schwarz (* 25. September 1876 in Leipzig; † 22. Juli 1929 in Heidenau) war ein deutscher Politiker (SPD). Von 1919 bis 1921 war Schwarz Wirtschaftsminister des Freistaats Sachsen. Leben Schwarz wurde 1876 als Sohn eines Güterbodenarbeiters …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarz (Familienname) — Relative Häufigkeit des Familiennamens Schwartz in Deutschland (Stand: Mai 2010) Schwarz ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Schwarz ist ein Übername (Eigenschaftsname) nach der Haarfarbe (wie Braun, Weiß). Darüber hinaus ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Solf — (1911) Signatur Wilhelm Solfs Wilhelm Heinrich Solf (* …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm-Leuschner-Medaille — Die Wilhelm Leuschner Medaille wurde am 29. September 1964 durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn anlässlich des 20. Todestages von Wilhelm Leuschner gestiftet. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Apel (Landtagsabgeordneter) — Wilhelm Apel (* 25. Mai 1909 in Ellrich; † 4. August 1969) war ein hessischer Politiker (SPD) und Abgeordneter des Hessischen Landtags. Ausbildung und Beruf Apel war der Sohn des SPD Politikers Wilhelm Apel. Zwischen 1923 und 1933 arbeitete er… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Heinrich Solf — Wilhelm Solf (1911) Signatur Wilhelm Solfs Wilhelm Heinrich Solf (* 5. Oktober 1862 in Berlin; † 6. Februar …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”