Wilhelm Schenck zu Schweinsberg

Wilhelm Schenck zu Schweinsberg

Freiherr Wilhelm Schenck zu Schweinsberg (* 26. Januar 1809 in Fulda; † 3. August 1867 in Schweinsberg) war ein liberal gesinnter Jurist und Verwaltungsbeamter, Regierungschef von Hohenzollern-Sigmaringen (1839–1848) und 1848/1849 Vorstand des kurhessischen Außenministeriums.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Freiherr Schenck zu Schweinsberg (1809–1867)

Wilhelm Schenck zu Schweinsberg war ein Sohn von Ferdinand Schenck zu Schweinsberg, (* 1765; † 1842), Justizminister der ersten Regierung unter der Verfassung von 1831. Er besuchte das Lyceum Fridericianum in Kassel und die Schule in Marburg. Anschließend studierte er ab 1825 Rechtswissenschaft an den Universitäten Marburg und Göttingen.

1829 trat er als Referendar am Obergericht Marburg in den Staatsdienst ein. Gleichzeitig las er an der Universität als Privatdozent Römisches Recht und kurhessisches Zivilrecht. 1830 wählten ihn die Marburger Bürger zum Kommandeur eines Bürgerbataillons. 1831 wurde Wilhelm Schenck zu Schweinsberg Staatsanwalt in der Provinz Hanau. Auch hier wurde er zum Kommandeur eines Bataillons der Bürgergarde gewählt. Aus den folgenden Jahren muss sein Kontakt mit dem leitenden Minister des Kurstaates jener Zeit, Ludwig Hassenpflug, stammen, der ihn 1839 dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen als Regierungschef (Dirigierender Geheimrat) empfahl, als Hassenpflug selbst aus dieser Stelle nach kurzer Dienstzeit in das Großherzogtum Luxemburg wechselt. Wilhelm Schenck zu Schweinsberg bekleidete dieses Amt dann von 1839 bis 1848.

1848 wurde Wilhelm Schenck zu Schweinsberg für ein knappes Jahr provisorischer Vorstand des kurhessischen Außenministeriums im „Märzministerium“ unter dem leitenden Minister Bernhard Eberhard, ehemals Oberbürgermeister von Hanau, den er aus seiner Hanauer Zeit kannte. Zusammen mit den anderen Ministern des „Märzministeriums“ geriet er in heftigen Streit mit dem Landesherrn, dem damaligen „Mitregenten“ (Prinzregenten) und späteren Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der diese „revolutionäre“ Regierung zu boykottieren versuchte – indem er z.B. einfach die ihm zugesandten Akten nicht bearbeitete – und zum nächstmöglichen Zeitpunkt im September 1849 entließ. Da für die Minister aber so schnell kein Ersatz zu beschaffen war, musste er die Regierung doch bis 1850 weiter amtieren lassen. Nur Wilhelm Schenck zu Schweinsberg, den der Kurfürst für einen „Radikalen“ hielt, war dem Landesherren so verhasst, dass er sofort gehen musste.

1850 wurde er für Kassel zum Abgeordneten des Unionsparlamentes in Erfurt gewählt und von diesem zu seinem Vizepräsidenten, ohne wegen der Kurzlebigkeit dieser Einrichtung jemals die Chance zu erhalten, das Amt auszuüben. 1867 wurde er als Angeordneter für den Wahlkreis Kassel 8 (Hanau) in den konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt.[1] Außerdem war er zwischen 1850 und 1866 mehrfach Abgeordneter des kurhessischen Landtags.

Nach Ausscheiden aus der Regierung wurde Wilhelm Schenck zu Schweinsberg in den Wartestand versetzt. Anschließend hatte er im Kurstaat nur noch nachrangige Aufgaben inne: 1853 wurde er Vorstand des Landeshospitals Haina.

Nach dem durch den Deutschen Krieg verursachten Untergang des Kurstaates setzte ihn die preußische Militärverwaltung 1866 zum Präsidenten von Regierung und Konsistorium in Hanau ein. Nach Auflösung des Regierungspräsidiums Hanau 1867 war Wilhelm Schenck zu Schweinsberg als Regierungspräsident von Wiesbaden vorgesehen, verstarb jedoch, bevor es zu einer Ernennung kam.

Veröffentlichungen

  • Versuch einer Darstellung des Dienstwesens in Kurhessen. 1831.
  • Bericht über die Verwaltungsergebnisse der Jahre 1840 bis 1842 im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. 1843.
  • Bericht über die Verwaltungsergebnisse der Jahre 1843 bis 1846 im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. 1847?.
  • (Anonym): Über den niederen Adel und dessen politische Stellung in Deutschland. Stuttgart 1842

Einzelnachweise

  1. Specht, Fritz / Schwabe, Paul: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 152

Literatur

  • Harald Höffner: Kurhessens Ministerialvorstände der Verfassungszeit 1831–1866. Dissertation. Gießen 1981, S. 296ff.

Weblinks


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