Wilhelm Leyser II.

Wilhelm Leyser II.

Wilhelm Leyser II. (* 24. August 1628 in Wittenberg; † 2. Mai 1689 ebenda) war ein deutscher Jurist und Rechtswissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Leyser II. war der Sohn von Wilhelm Leyser I. (1592–1649) und dessen Frau Regina, geb. Tetzel († 30. Dezember 1631). Er wurde am 20. Oktober 1630 an der Universität Wittenberg immatrikuliert. Mit 14 Jahren hielt er seine erste Disputation ab und ging dann an die Universität Jena. Er kehrte 1647 wieder zurück nach Wittenberg, wechselte 1648 an die Universität Frankfurt (Oder), um dann ab 1649 erneut in Wittenberg tätig zu werden.

Den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend unternahm er eine Studienreise, die ihn 1651–52 durch Deutschland führte. Nachdem er sich 1653 einer Gesandtschaft angeschlossen hatte, die der Kurfürst Johann Georg zum Reichstag zu Regensburg und zum Wahltag in Augsburg entsendet hatte, bereiste er im selben Jahr Italien und begab sich 1654 noch nach Frankreich und Holland. Während diesen Auslandsreisen versuchte er sich die Heimatsprachen der bereisten Länder anzueignen.

Im Jahr 1665 kehrte Leyser nach Wittenberg zurück und wurde für eine Professur an der Universität Wittenberg vorgeschlagen, musste jedoch hinter Caspar Ziegler zurücktreten. Dennoch erhielt er eine Anwartschaft auf eine Professur, erwarb sich 1657 das Lizenziat der Rechte und promovierte 1658 zum Doktor der Rechte. Schließlich gelangte er im selben Jahr durch den Tod von Samuel Ritter an eine Professur der Institutien der juristischen Fakultät.

Innerhalb von sieben Jahren stieg er bis in die Professur des Kodex auf, wurde Beisitzer am Hofgericht, am Schöppenstuhl und Assessor am Wittenberger Konsistorium. Diese Funktionen versah er bis zu seinem Lebensende und verwaltete zwischenzeitlich im Sommersemester 1665 sowie 1673 das Amt des Rektors der Universität.

Wirken

Leysers literarisches Wirken hat sich wesentlich auf Einzelschriften, besonders aber in den Dissertationen widergespiegelt. Seine Fachkollegen erkannten dabei besonders seine Abhandlungen über Landsassen, Schriftsassen und Amtssassen an. Ferner verfasste er eine Denkschrift über die Reform des juristischen Studiums, die ihn als Mann mit einem Blick fürs Praktische zeigten. Dabei war er von der Notwendigkeit überzeugt, dass wissenschaftliche Aspekte im Studium Eingang finden sollten und dass diese auf das Studium abgestimmt werden müssen.

Familie

Wilhelm Leyser heiratete in erster Ehe am 3. März 1663 in Wittenberg Regina Calov (* 29. Juni 1643 in Königsberg; † 7. Januar 1664 in Wittenberg), die Tochter des Mathematikers, Philosophs und Theologen Abraham Calov und in zweiter Ehe, die am 23. April 1667 in Gera geschlossen wurde, Christina Strauch, die Tochter des Rechtswissenschaftlers und Diplomaten Augustin Strauch.

Bekannt sind die Kinder:

  1. Polycarp (* 1. Januar 1664 in Wittenberg)
  2. Wilhelm (* 25. Oktober 1668 in Wittenberg; † 16. November 1668 in Wittenberg)
  3. Regina Sophia (* 1670; † 9. Dezember 1692 in Wittenberg), verheiratet mit Gottfried Strauß
  4. Christina Elisabeth (* 4. November 1671 in Wittenberg), verheiratet am 24. April 1690 mit Siegmund Friedrich Wolfgang; Abt des Klosters Bergen bei Magdeburg und Kurbrandenburgischer Rat
  5. Wilhelmina Augusta (* 6. März 1673 in Wittenberg; † 19. September 1678 in Wittenberg)
  6. Johanna Caecilia (* 6. Oktober 1674 in Wittenberg), verheiratet am 13. Juni 1695 mit Wilhelm Friedrich Werner, Kaiserlicher Hof- und Justizrat in Sangerhausen
  7. Wilhelm (* 14. Mai 1676 in Wittenberg; † 6. August 1676 in Wittenberg)
  8. Wilhelm (* 1. September 1677 in Wittenberg; 15. Dezember 1694 in Wittenberg), Student der Theologie
  9. Augustin (* 3. März 1679 in Wittenberg; † 28. April 1679 in Wittenberg)
  10. Abraham (* 3. März 1682 in Wittenberg; † 15. April 1684 in Wittenberg)
  11. Augustin Leyser (* 18. Oktober 1683 in Wittenberg; † 4. Mai 1753 in Wittenberg), deutscher Rechtswissenschaftler und Erbherr auf Schloss Nudersdorf
  12. Johanna Catharina (* 5. September 1685; begraben 8. November 1691 in Wittenberg)
  13. Beatha Christina (* 11. Februar 1687 in Wittenberg), heiratete am 22. Februar 1703 Johann Georg Neumann

Werke

  • Traktat de Imperio contra doranininum eminens, Wittenberg 1673
  • Disp. De Contractibus, qui in scriptis siunt ad L. Contractus 17. C. de sid. Instrum, Wittenberg 1886
  • De Immutabilitate et Mutablitate Juris ad ductum § 11. Inst. De I. N. G. et ciul. 170. Explicat. L. Scripturas 11. C. qui potior. In pign. Habentur aet., Wittenberg 1680
  • De Jurearcendi tempore pestis, Wittenberg 1668
  • De Jure Ciuilitatis, vulgo vom Bürger-Rechte, Wittenberg 1681
  • Jura Depositi et Sequestrationis, Wittenberg 1684
  • De Deposito, Wittenberg 1676
  • De Moribus, qui legem imitantur, seu Consuetudine, Wittenberg 1685
  • De Obligatione, quae ex mutuo oritur, Wittenberg 1674
  • De quorumdam Jurium obito singulari, Wittenberg 1683
  • De Praescriptione Jongissimi temporis, Wittenberg 1661
  • De Prorogatione Jurisdictionis, Wittenberg 1687
  • De Responsis prudentum, Wittenberg 1678
  • De Jure Retentionis mulieri competente in bonis mariti, Wittenberg 1667
  • De Seruo, Wittenberg 1663
  • De Constitutione testamentariae Tutelae, Wittenberg 1684
  • De mondo vocandi in Jus veteri er moderno, Wittenberg 1677
  • De Vsucapionibus, Wittenberg 1670
  • De crimine laesae Maiestatis, Wittenberg 1687
  • De Jure sub feudis, Wittenberg 1662
  • De Statu et veris rei publicae Romanae, et Romano Germanicae, Wittenberg 1665
  • De Electoratu Bohemiae, Wittenberg 1679
  • De Landsassiis itemque Schrifftsassiis et Amtsassiis, Wittenberg 1664
  • De Descriptionibus censualibus, Wittenberg 1671
  • De Apanagio, Wittenberg 1663

Literatur

  • Wittenberger Kirchenbücher die Trau- Tauf und Totenbücher aus den Jahren 1560-1800
  • Leichenpredigt auf Wilhelm Leyser
  • Leichenpredigt auf Michael Walter
  • Ernst Zitzlaff: Die Begräbnisstätten Wittenbergs und ihre Denkmäler, Wittenberg 1896
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917

Weblinks


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