Wilhelm Külz

Wilhelm Külz
Wilhelm Külz 1946
Gedächtnistafel am Geburtshaus in Borna, Martin-Luther-Platz 8
Briefmarke mit einem Porträt Wilhelm Külz'

Wilhelm Leopold Friedrich Külz (* 18. Februar 1875 in Borna; † 10. April 1948 in Berlin) war ein deutscher Politiker (DDP, LDP). 1926 war er Reichsinnenminister, 1945 bis 1948 Vorsitzender der LDP.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kommunalpolitiker

Külz stammte aus einer sächsischen Pfarrersfamilie und legte 1894 das Abitur an der Landesschule Sankt Augustin in Grimma ab. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Leipzig und Tübingen und promovierte zum Dr. sc. pol. In Leipzig war er ab 1894 Mitglied in der musischen Studentenverbindung Akademischer Gesangverein Arion, deren Geschichte er schrieb, und erhielt 1929 die Ehrenmitgliedschaft der „Sängerschaft Gotia“ in Göttingen, deren Hausbau er maßgeblich vorantrieb.

1901 wirkte Külz zunächst als Stadtschreiber in Zittau, ab 1903 als stellvertretender Bürgermeister von Meerane. Von 1904 bis 1912 war er Bürgermeister (ab 1909 Oberbürgermeister) von Bückeburg. Er wurde in den Landtag von Schaumburg-Lippe gewählt, dem er von 1906 bis 1912 angehörte, und bekleidete ab 1910 das Amt des Landtagspräsidenten[1].

1907 wurde Külz außerdem zum Reichskommissar für Selbstverwaltung in Deutsch-Südwestafrika berufen und war für ein Jahr in Afrika. Die dort 1909 eingeführte Kommunalverwaltung wurde von ihm entworfen. 1912 wurde Wilhelm Külz zum Oberbürgermeister von Zittau gewählt, war im Ersten Weltkrieg vier Jahre lang Soldat und wurde als Major der Reserve demobilisiert. 1923 wechselte er als 2. Bürgermeister nach Dresden, wo er für die Stadtfinanzen verantwortlich war.

Abgeordneter und Reichsinnenminister

Külz war zunächst Anhänger der Nationalliberalen Partei. 1918 wurde er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Von 1920 bis 1933 war er DDP-Landesvorsitzender im Freistaat Sachsen. 1919 war er Abgeordneter der Weimarer Nationalversammlung und von 1922 bis 1932 des Deutschen Reichstags.

Im Januar 1926 wurde er zum Reichsinnenminister im Kabinett des Kanzlers Hans Luther berufen. Im Dezember desselben Jahres zerbrach die Koalition und er gab das Amt wieder ab.

1931 wurde Külz als gemeinsamer republikanischer Kandidat zum Oberbürgermeister von Dresden gewählt. Als er es im März 1933 ablehnte, die Hakenkreuzflagge auf dem Rathaus zu hissen, wurde er von Reichskommissar Manfred von Killinger des Amtes enthoben. 1935 zog er nach Berlin-Wilmersdorf, arbeitete als Rechtsanwalt und Mitarbeiter von Wirtschaftsverbänden und pflegte Kontakte zu verschiedenen Widerstandskreisen.

Parteichef nach 1945

Gedenktafel an Dr. Wilhelm Külz am Rathaus in Zittau.

Im Sommer 1945 gründete er in Berlin die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDP) und wurde nach Absetzung von Waldemar Koch deren Vorsitzender. Am 17. März 1947 wurde er in Rothenburg ob der Tauber gemeinsam mit Theodor Heuss zum Vorsitzenden der Demokratischen Partei Deutschlands (DPD) gewählt.

Bereits nach einem Dreivierteljahr scheiterte der Versuch einer zonenübergreifenden Partei an der Teilnahme der LDP am SED-dominierten 1. Deutschen Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden. Külz wollte der SED auf dem Kongress das Feld nicht allein überlassen. Stattdessen wollte er als Vertreter der zweitstärksten Partei in der sowjetischen Besatzungszone eigene Akzente setzen.[2] Der LDP-Hauptausschuss am 6. Januar 1948 in Weimar diskutierte darüber kontrovers, stellte sich aber mehrheitlich hinter seinen Vorsitzenden.[3]

Von der DPD-Vorstandssitzung am 18. Januar 1948 in Frankfurt am Main wurde Külz ausgeladen.[4] Heuss warf der LDP dort vor, mit der Beteiligung am Volkskongress, habe sie sich „für die russische Auffassung von der Einheit Deutschlands“ entschieden.[5][6] Der Vorstand verabschiedete ein Pressekommuniqué, das der LDP nahegelegte, personelle Folgerungen zu ziehen.[7] LDP-Geschäftsführer Arthur Lieutenant erklärte, dass für die Ost-Liberalen unter diesen Umständen eine „Weiterarbeit … zunächst unmöglich“ sei.[8] Das war das faktische Ende der DPD. Eine formale Auflösung gab es nicht. Nach Külz' Tod im April 1948 gab es keine Nachwahl eines Vorsitzenden.

Gemeinsam mit Otto Nuschke (CDU) und Wilhelm Pieck (SED) übernahm Külz den Vorsitz des Deutschen Volksrates, eines Vorläufers der späteren DDR-Volkskammer. Külz war ab 1945 Herausgeber der LDPD-Zeitung Der Morgen.

Verwandte

Sein Zwillingsbruder war der Tropenarzt und Hochschullehrer Ludwig Külz.

Sein Sohn Helmut Külz (1903–1985) war für die LDPD in den Jahren 1946 bis 1948 Justizminister des Landes Thüringen und gehörte nach seiner Flucht in die Westzonen von 1953 bis 1971 dem BVerwG als Senatspräsident an.

Gemeinsam mit seiner Frau Erna und seinem Sohn Helmut fand Wilhelm Külz seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Wilmersdorf.

Ehrungen

  • 1946 wurde Wilhelm Külz Ehrenbürger von Plauen
  • Nach ihm ist die FDP-nahe Wilhelm-Külz-Stiftung in Sachsen benannt.
  • Die Zentrale Parteischule der LDPD in Bantikow trug den Namen „Dr. Wilhelm Külz"
  • In Dresden ist der Abschnitt des inneren Rings, der an seiner früheren Wirkungsstätte als Oberbürgermeister vorbeiführt, als "Dr.-Külz-Ring" benannt, diese Adresse hat auch das Dresdner Rathaus.
  • In Leipzig tragen ein Park in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals und in Schwedt/Oder ein Wohnviertel seinen Namen.
  • In Chemnitz ist an der Kreuzung Müllerstrasse-Strasse der Nationen ein Platz nach ihm benannt
  • In zahlreichen weiteren ostdeutschen Städten sind Straßen nach ihm benannt.

Schriften

  • Leben und Streben des Akademischen Gesangvereins Arion während der 50 Jahre seines Bestehens. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum. Allen Arionen gewidmet von einem Alten Herrn. Leipzig 1899.
  • Deutsch-Südafrika im 25. Jahre deutscher Schutzherrschaft. Süsserott, Berlin 1909.
  • Die Gemeindepolitik der Deutschen Demokratischen Partei. Demokratischer Verlag, Berlin o.J. (1920).
  • Deutsche Wiedergeburt. Parteileitung d. Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, Berlin o.J. (1947).
  • Aus Reden und Aufsätzen. Hrsg. von Manfred Bogisch, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1984.
  • Ein Liberaler zwischen Ost und West: Aufzeichnungen 1947–1948. Hrsg. von Hergard Robel, Oldenbourg, München 1989, ISBN 3-486-54101-3.

Literatur

  • Armin Behrendt: Wilhelm Külz: Aus dem Leben eines Suchenden. Buchverlag Der Morgen, Berlin 1968.
  • Karl-Heinz Grundmann (Hrsg.): Zwischen Verständigungsbereitschaft, Anpassung und Widerstand: Die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone 1945–1949. FDP-Bundestagsfraktion, Bonn 1978.
  • Thomas Kübler: Wilhelm Külz als Kommunalpolitiker. In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung. Band 18, 2006, S. 101–110.
  • Harald Lönnecker: Johannes Hohlfeld (1888–1950) – Deutscher Sänger, Genealoge und Politiker, in: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 46 (2001), S. 185-226, hier S. 198.
  • Harald Lönnecker: „Nicht Erz und Stein, Musik soll unser Denkmal sein!“ Die Singbewegung und das nie gebaute Denkmal der Deutschen Sängerschaft (Weimarer CC), in: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 47 (2002), S. 321-352, hier S. 349.
  • Wolfgang Mischnick: Erinnerungen an Wilhelm Külz. Wilhelm-Külz-Stiftung, Dresden 1995.
  • Gerhard Papke: Die Nachkriegspolitik von Wilhelm Külz. Wilhelm-Külz-Stiftung, Dresden 1998.
  • Werner Schneider: Die Deutsche Demokratische Partei in der Weimarer Republik: 1924–1930. Fink, München 1978, ISBN 3-7705-1549-8.
  • Helmut Müller-Enbergs: Külz, Wilhelm. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 

Weblinks

 Commons: Wilhelm Külz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schaumburger Profile, herausgegeben von Hubert Höing, Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2008, Seite 184
  2. Karl-Heinz Grundmann (Hrsg.): Zwischen Verständigungsbereitschaft, Anpassung und Widerstand. Die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone 1945–1949. FDP-Bundestagsfraktion, Bonn 1978, S. 99 ff., 105
  3. Wolfgang Hoffmann: Versuch und Scheitern einer gesamtdeutschen demokratischen Partei 1945–1948. Buchverlag Der Morgen, Berlin 1965, S. 171 f.
  4. Grundmann, 1978, S. 103
  5. Grundmann, 1978, S. 104
  6. Theodor Heuss: Erzieher zur Demokratie. Briefe 1945–1949. K.G. Saur Verlag München, 2007, S 330 ff.
  7. Grundmann, 1978, S. 110
  8. Grundmann, 1978, S. 109

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