Wilhelm Koppe

Wilhelm Koppe
Wilhelm Koppe
Zur Begrüßung überreichen Kinder Blumen an Heinrich Himmler, von links: SS-Gruppenführer Wilhelm Koppe, Heinrich Himmler und der Gauleiter von Oberschlesien, Fritz Bracht

Wilhelm Koppe (* 15. Juni 1896 in Hildesheim; † 2. Juli 1975 in Bonn) war deutscher SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS und Polizei sowie Abgeordneter des Deutschen Reichstages. Er ließ über 2.000 geistig Behinderte in Ostpreußen ermorden und war während des Zweiten Weltkriegs mitverantwortlich am Holocaust im westlichen Teil Polens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Werdegang

Wilhelm Koppe wurde als Sohn eines Gerichtsvollziehers geboren und besuchte die höheren Schulen in Stolzenau an der Weser, Harburg und Wilhelmsburg. Nach dem Abitur nahm er als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde im Dezember 1916 an der Westfront zum Leutnant der Reserve befördert. Besonders interessierte er sich für die Ausbildung zum „Bataillons-Gas-Offizier“. Nach dem Krieg machte er sich als Kaffee- und Schokoladengroßhändler in Hamburg selbstständig.

Politische Karriere

Im September 1930 trat Wilhelm Koppe der NSDAP (Mitgliedsnummer 305.584) und 1932 der SS (Mitgliedsnummer 25.955) bei, wo er rasch Karriere machte und es 1942 zum Rang eines SS-Obergruppenführers brachte, weil er das besondere Vertrauen Heinrich Himmlers genoss. Seit der 9. Wahlperiode 1933 bis 1945 war er als Mitglied der NSDAP Abgeordneter des Deutschen Reichstages.

1934 wurde er zum SS-Führer in der Freien Stadt Danzig ernannt.[1] Im selben Jahr wurde er zusätzlich als Mitglied des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS (SD) Dresden Inspekteur der Sicherheitspolizei.[1]

Zweiter Weltkrieg, Holocaust, Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Nach Kriegsbeginn wurde er am 26. Oktober 1939 zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) im Warthegau mit Sitz in Posen ernannt. Als Beauftragter Himmlers, des „Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums“,[1] war Koppe hauptverantwortlich für die Deportation der Juden ins Ghetto Litzmannstadt und das Vernichtungslager Kulmhof. In einem Schreiben vom 12. November 1939 nannte er die Zahl von 100.000 Juden und 200.000 Polen, die aus seinem Bereich (v. a. aus Posen, Lodz, Gnesen und Hohensalza) vertrieben werden sollten, um für Deutsch-Balten Platz zu machen. Ende Mai/Anfang Juni 1940 organisierte er den Massenmord mittels Gaswagen an 1.558 deutschen und ca. 500 polnischen behinderten Menschen in der ostpreußischen Pflegeanstalt Soldau. Ihm wurde vorgeworfen, dass er 30.000 polnische Tuberkulosepatienten ermorden ließ.

Nachkriegszeit, berufliche Karriere, Ablehnung des Prozesses

1945 tauchte Koppe unter und nahm den Geburtsnamen seiner Frau (Lohmann) an. Beruflich knüpfte er an seine Zeit als Unternehmer an und wurde Geschäftsführer einer großen Schokoladenfabrik in Bonn. 1960 wurde er verhaftet, am 19. April 1962 jedoch wieder gegen Zahlung einer Kaution von DM 30.000 freigelassen. 1964 wurde gegen ihn in Bonn ein Verfahren eröffnet. Unter anderem war er wegen Beihilfe zum Mord an 145.000 Menschen angeklagt. Aus „gesundheitlichen Gründen“ wurde das Verfahren ausgesetzt. Im Jahre 1966 wurde schließlich die Eröffnung des Hauptverfahrens durch das Landgericht Bonn wegen Krankheit abgelehnt. Koppe lebte dann unbehelligt bis 1975.

Auszeichnungen

Literatur

  • Joachim Lilla, Martin Döring: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4. 
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im Dritten Reich? Arndt, Kiel 2000, ISBN 3887411161
  • Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6. 
  • Andreas Dwulecki: "Das Gauehrenzeichen des Reichgaues Wartheland: Ehrenzeichen für Verdienste im Volkstumskampf". In: Internationales Militaria-Magazin Nr. 129 September / Oktober 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 330.
  2. Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934-1944, Studien der Geschichte der Auszeichnungen Band 4, Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6, S.75

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