Wilhelm III. von Oranien

Wilhelm III. von Oranien
Wilhelm III. von Oranien, der spätere König von England, Schottland und Irland, im Jahre 1677
Das Wappen, das Wilhelm der III. als König von England und Schottland führte

Wilhelm III. von Oranien-Nassau (* 14. November 1650 in Den Haag; † 19. März 1702 im Kensington Palace in Kensington) war seit 1672 Statthalter der Niederlande und ab 1689 in Personalunion König von England, Schottland und Irland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm wurde als einziges Kind von Prinz Wilhelm II. von Oranien und Maria Henrietta Stuart, älteste Tochter König Karls I. von England, acht Tage nach dem frühen Tod seines Vaters geboren. Die Familie Oranien-Nassau war die bedeutendste Adelsfamilie in den Niederlanden. Nach seiner Erziehung durch prominente Regenten wie Cornelis de Graeff - in den Sommern spielte er mit De Graeffs Söhnen Pieter und Jakob auf ihrem Landhaus am Zoestdijk, dem nachmaligen Palais Soestdijk - genoss er eine streng calvinistische Erziehung am preußischen Hof. Im Jahr 1672, nach dem Sturz Johan de Witts, wurde Wilhelm III. zum Statthalter, Generalkapitän und Admiral der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande gewählt.

Im Französisch-Niederländischen Krieg (1672–1678/79) wehrte er entschlossen und erfolgreich die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. ab und konnte die Unabhängigkeit des Landes erhalten.

1677 heiratete er seine Cousine Prinzessin Maria von England, die protestantische Tochter des späteren englischen Königs Jakob II. und dessen erster Ehefrau Anne Hyde. Mit der im Jahre 1685 erfolgten Thronbesteigung von König Jakob II. wurde Maria die Thronfolgerin von England und Schottland.

Infolge der Versuche der Rekatholisierung Englands durch König Jakob II. baten die im englischen Parlament dominierenden Whigs Prinz Wilhelm um Hilfe; dieser landete am 5. November 1688 in England und vertrieb seinen Schwiegervater und Onkel Jakob ins französische Exil (Glorious Revolution).

Nachdem Wilhelm und seine Frau der Bill of Rights am 22. Januar 1689 zugestimmt hatten, erklärte ihn das Parlament am 13. Februar zusammen mit Maria zum neuen König. Am 11. April 1689 wurden Maria II. und Wilhelm III. zusammen in einer bis heute in Europa einzigartigen Doppelkrönung in der Westminster Abbey gekrönt. Nach Marias Tod im Jahre 1694 regierte Wilhelm allein.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg schmiedete er die sogenannte Große Allianz, die 1701 zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs erneuert wurde und sich gegen das expandierende Frankreich wandte.

In der Regierungszeit Wilhelms gelang es dem englischen Parlament, seine Rechte – meist gegen königlichen Widerstand – wesentlich zu erweitern. So wurde beispielsweise die Bill of Rights verabschiedet, die parlamentarische Verantwortlichkeit von Ministern durchgesetzt und die Bank von England gegründet.

Wilhelm III. starb am 19. März 1702 im Kensington Palace an den Folgen eines Reitunfalls. Er wurde an der Seite seiner Gemahlin in der Westminster Abbey beigesetzt. Da die Ehe nach drei Fehlgeburten kinderlos geblieben war, setzte Wilhelm per Testament Johann Wilhelm Friso von Nassau-Diez als Universalerben ein. Auf dem englischen Thron folgte ihm seine Schwägerin, Marias jüngere Schwester Anna.

Charakterisierung von Wilhelm III. durch Churchill

Statue von Wilhelm III. im Hafen von Brixham, wo er am 5. November 1688 mit seiner niederländischen Armee im Zuge der Glorious Revolution in England landete

Der Literaturnobelpreisträger und englische Premierminister Winston Churchill hat für Wilhelm III. nur wenige freundliche Worte gefunden. Möglicherweise hat dazu beigetragen, dass seine Vorfahren Sarah und John Churchill, 1. Duke of Marlborough, die beide viel zur politischen Stabilisierung Wilhelms III. beigetragen hatten, dafür wenig Dank erhielten. In A History of the English-Speaking Peoples schreibt Churchill:

Wilhelm von Oranien war vaterlos und kinderlos. Sein Leben war liebeleer. Seine Heirat wurde von der Staatsräson diktiert. Eine zänkische Großmutter hatte ihn erzogen, und seine Jugendjahre regelte eine niederländische Erziehungskommission nach der anderen. Seine Kindheit war unglücklich und seine Gesundheit schlecht. Er hatte eine tuberkulöse Lunge, war asthmatisch und ein wenig verwachsen. Aber in dieser ausgezehrten und gebrechlichen Hülle brannte ein unbarmherziges Feuer, angefacht von den Stürmen Europas und noch verstärkt durch den unerbittlichen Druck seiner Umwelt. […] Frauen bedeuteten ihm wenig. Lange Zeit behandelte er seine liebevolle treue Gemahlin gleichgültig. […] Er bekannte sich natürlich zum calvinistischen Glauben, schien jedoch aus dieser gestrengen Lehre nur wenig geistlichen Trost gewonnen zu haben. Als Herrscher und als Befehlshaber war er bar aller religiösen Vorurteile. (Churchill, S. 17)

Literatur

  • Winston Churchill: Geschichte, Band III - Das Zeitalter der Revolutionen. Scherz & Coverts Verlag, Stuttgart 1957
  • Winston Churchill: Marlborough, his Life and times. Band 1, Harrap & Co Ltd 1922, First Spere Books edition 1967
  • Eckhart Hellmuth: Wilhelm III. und Maria II. 1689–1702 und 1689–1694. In: Peter Wende: Englische Könige und Königinnen. München 1998.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Jakob II./VII./II. König von England
1689–1702
Anna
König von Schottland
1689–1702
König von Irland
1690–1702
Wilhelm II. Statthalter der Niederlande
1672–1702
Wilhelm IV.


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