Wilhelm Groen van Prinsterer

Wilhelm Groen van Prinsterer
Guillaume Groen van Prinsterer.

Guillaume Groen van Prinsterer (* 21. August 1801 in Voorburg; † 10. Mai 1876 in Den Haag) war ein niederländischer Staatsmann, Geschichtsschreiber und Publizist.

Er besuchte das Gymnasium in Den Haag und studierte in Leiden Jurisprudenz. Seitdem vorzugsweise mit historischen und politischen Studien beschäftigt, ließ er als deren erstes Erzeugnis Verspreide geschriften (Den Haag 1826, Teil 1) erscheinen. 1829 wurde er zum Kabinettssekretär des Königs ernannt, aber 1833 auf seinen Wunsch dieser Stellung enthoben, um in völlig freier Muße sich umfassenden geschichtlichen Arbeiten widmen zu können. So erschienen die Archives, ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau (Leiden 1835-64, 1. Serie, 10 Bde.; 2. Serie, Bd. 1-5). Daneben schrieb er ein umfassendes Handboek der geschiedenis van het vaderland (Amsterd. 1874, 4 Bde.).

Die kirchlichen und politischen Tagesfragen nahmen in nicht geringerem Grad als die Vergangenheit seines Vaterlandes sein Interesse in Anspruch. Schon damals bekannte sich Groen van Prinsterer zur Antirevolutionären Partei, die auch in der Politik die Grundsätze strengen Christentums durchgeführt sehen wollte und überall an den historischen Grundlagen des Bestehenden festhielt. 1840 schrieb er in diesem Sinn Bijdrage tot herziening der grondwet in nederlandschen zin. In demselben Jahr wurde Groen zum Abgeordneten gewählt. Als eine Art politischen Glaubensbekenntnisses erschien das Werk Ongeloof en revolutie (Den Haag 1847).

In die Verfassungskämpfe der Jahre 1848 und 1849 und in die sich vollziehende Umgestaltung des öffentlichen Lebens griff Groen bestimmend ein durch Flugschriften, wie: Verscheidenheden van staatsregt en politiek und Grondwetsherziening en eensgezindheid. Von 1849 bis April 1865, wo er freiwillig zurücktrat, war er fast ununterbrochen Mitglied der Zweiten Kammer und Hauptvorkämpfer seiner Partei. Für weitere Kreise gab er seinen Ideen einen Ausdruck in der Zeitung De Nederlander, deren Leitung 1850-55 fast ausschließlich seinen Händen anvertraut war. Daneben legte er seine Ansichten in zahlreichen Flugschriften nieder, welche teilweise, wie die unter dem Titel: Vrijheid van christelijk national onderwijs, in verband met scheiding van kerk en staat (Amsterdam 1864) erschienene, von ansehnlichem Umfang sind. Außerdem hat er auch in einer langen Reihe Parlementaire studiën en schetsen (Amsterdam 1865-67, 3 Tle.) herausgegeben.

Gesinnungsgenossen sah Groen in Friedrich Julius Stahl und seinen Anhängern: im Innern bekämpfte er, wie diese, den Liberalismus; nach außen wollte er die Wiener Verträge als einzigen Schutz der Unabhängigkeit kleiner Staaten aufrecht erhalten wissen. Um so schmerzlicher wurde er berührt, als das aus dieser Partei hervorgegangene Ministerium Bismarck 1864 Dänemark und 1866 Österreich besiegte und die bestehenden Zustände vollständig umwandelte. Diesem Schmerz und seinen Besorgnissen von der Zukunft gab er in seinen Schriften: La Prusse et les Pays-Bas. A mes amis à Berlin und L'empire prussien et l'apocalypse (Amsterdam 1867) Ausdruck. Daneben bekämpfte er das niederländische Schulgesetz, welches allerdings übereilterweise den Religionsunterricht ganz aus der Volksschule verbannt hatte. Sein letztes historisches Werk war Maurice et Barnevelt (Utrecht 1875).

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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