Wilhelm Ehmann

Wilhelm Ehmann

Wilhelm Ehmann (* 5. Dezember 1904 in Freistatt; † 16. April 1989 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Kirchenmusiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ehmann war der Sohn eines Diakons aus Bethel. Nach einer kurzen Tätigkeit als Volksschullehrer[1] studierte er an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Leipzig, wo er unter enderem von Wilibald Gurlitt unterrichtet wurde. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. in Freiburg wurde er zunächst Hochschulassistent und „Gauchormeister“ von Baden, wobei er ab 1935 die musikalische Leitung aller NS-Veranstaltungen innerhalb der Universität übernahm.[1] Er habilitierte sich 1937 und trat der NSDAP bei.[1] Seit 1938 war er Privatdozent und Hauptschriftleiter der Zeitschrift Deutsche Musikkultur. Daneben war er in der Arbeitsgemeinschaft für Orgelmusik des Kulturamts der Reichsjugendführung tätig.[1] Von 1940 bis 1945 leitete er vertretungsweise das musikwissenschaftliche Institut der Universität in Innsbruck und übernahm den Vorsitz des „Gaumusikschulwerks“ Vorarlberg.[1]

1948 übernahm er das Amt des Landeskirchenmusikwartes der evangelischen Kirche von Westfalen und gründete die Westfälische Landeskirchenmusikschule Herford, die 1991 in die Hochschule für Kirchenmusik Herford umgewandelt wurde. Die Leitung der Hochschule übergab er 1976 an Uwe-Karsten Groß. Zusätzlich war er Lehrbeauftragter für Kirchenmusik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.[1]

Zu seinen Schülern zählen James Jordan, Hermann Kreutz, Sabine Horstmann und Volkher Häusler.

Nationalsozialismus

Wilhelm Ehmanns Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus ist zwielichtig. Viele seiner Schriften aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 zeigen eine eindeutig völkische Prägung (z.B. „Vom Marschlied und seiner Lebensform“, Jugend und Volk 1938); mehrfach versucht er, die Überlegenheit des „Deutschen“ in der Musik darzustellen bzw. zu begründen, auch in seiner Schrift über Adam von Fulda.

Nach dem Krieg begründet Ehmann sein Verhalten mit dem Wunsch, das System „von innen heraus“ zu verändern.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die Chorführung
  • Tibilustrium
  • Erziehung zur Kirchenmusik
  • Erbe und Auftrag musikalischer Erneuerung
  • Die bläserische Kunst
  • Das Chorwesen in der Kulturkrise
  • Gegenwärtige Aufgaben in der Singebewegung
  • Chorische Stimmbildung
  • Das Musizierbild der deutschen Kantorei im 16. Jahrhundert
  • Aufführungspraxis Bachscher Motetten
  • Musikwissenschaft und musikalische Volkskunde
  • Vom Marschlied und seiner Lebensform

Literatur

  • Gerhard Mittring (Hrsg.), Gerhard Rödding (Hrsg.): Musik als Lobgesang. Festschrift für Wilhelm Ehmann (zum 60. Geburtstag am 5. Dezember 1964). Tonkunst Verlag Merseburger, Darmstadt 1964, 149 S.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 129.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ehmann — ist der Name folgender Personen: Anton Ehmann (* 1972), österreichischer Fußballspieler Christoph Ehmann (* 1943), deutscher Bildungsforscher Horst Ehmann (* 1935), deutscher Rechtswissenschaftler Karl Ehmann (1827−1889), deutscher Ingenieur Karl …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Pfitzer — was 40 years of age in 1844, when he gave up his learned profession to open a nursery, in his own name, on parental property at Militärstraße, Stuttgart in Baden Württemberg, Germany, EU. He founded a family firm that exists to this day and which …   Wikipedia

  • Wilhelm Hammann — Hermann Wilhelm Hammann (* 25. Februar 1897 in Biebesheim; † 26. Juli 1955 in Rüsselsheim) war ein hessischer Pädagoge, Landtagsabgeordneter und Kommunalpolitiker der KPD. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er im Konzentrationslager… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Eh — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Bläserchor — Ein Posaunenchor ist ein mit Posaunen besetzter Klangkörper. In Entsprechung zum historischen Chorbegriff können diese einfach, nach modernem Chorbegriff auch mehrfach besetzt sein. Im erweiterten Sinne wird heute auch ein gemischtes… …   Deutsch Wikipedia

  • Posaunenchor — beim Kirchentag 2009 in Bremen Ein Posaunenchor ist ein mit Posaunen besetzter Klangkörper. In Entsprechung zum historischen Chorbegriff können diese einfach, nach modernem Chorbegriff auch mehrfach besetzt sein. Im erweiterten Sinne wird heute… …   Deutsch Wikipedia

  • Hochschule für Kirchenmusik Herford — Vorlage:Infobox Hochschule/Logo fehltVorlage:Infobox Hochschule/Studenten fehltVorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen Gründung… …   Deutsch Wikipedia

  • Westfälische Landeskirchenmusikschule — Vorlage:Infobox Hochschule/Logo fehltVorlage:Infobox Hochschule/Studenten fehltVorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen Gründung… …   Deutsch Wikipedia

  • Kantoreipraxis — ist ein Begriff aus der Kirchenmusik, der eine Aufführungspraxis von Chorwerken nach Art der alten Kantoreien bezeichnet. Wilhelm Ehmann definiert den Begriff 1957 folgendermaßen: „Unter Kantoreipraxis versteht man, wörtlich genommen, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Herforder Persönlichkeiten — In dieser Liste sind Personen des öffentlichen Lebens erfasst, die in Herford geboren sind, dort gewirkt haben oder zur Schule gegangen sind. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Insbesondere fehlen noch viele Ehrenbürger.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”