Wilhelm Dieterle

Wilhelm Dieterle

Wilhelm Dieterle (ab ca. 1930 anglisiert: William; * 15. Juli 1893 in Ludwigshafen; † 8. Dezember 1972 in Ottobrunn) war ein deutscher Filmregisseur und Schauspieler.

Wilhelm Dieterle, erster von links in einer Drehpause zum Film: Das Wachsfigurenkabinett

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Dieterle begann seine Karriere zunächst als Schauspieler und begann seit 1913 in Filmen aufzutreten. Ab 1920 begann er ausschließlich für den Film zu arbeiten und realisierte 1923 seinen ersten Film als Regisseur. Seine Arbeiten in Deutschland waren so erfolgreich, dass er 1930 mit einem Vertrag von Warner Bros. nach Hollywood ging. Neben Michael Curtiz wurde Dieterle rasch zu einem der Hausregisseure des Studios, der in jeden Genre solide Arbeiten zu liefern wusste. Besonders einige Filme mit Kay Francis waren sehr erfolgreich, darunter die frivolen Komödien Man Wanted und Jewel Robbery von 1932. Im selben Jahr drehte er auch mit Ruth Chatterton das finanziell wenig erfolgreiche Melodrama The Crash, in dem Chatterton als manipulative und geldgierige Frau ihren Ehemann verlässt, nachdem dieser beim titelgebenden Börsenkrach alle Ersparnisse verliert.

Gemeinsam mit Max Reinhardt adaptierte Dieterle 1934 die ambitionierte Verfilmung von Ein Sommernachtstraum, doch genügte das fertige Ergebnis nach Meinung vieler Kritiker nicht den hohen Erwartungen.

Seit 1936 wurde Dieterle praktisch abonniert auf Filmbiografien bekannt, die einem breiten Publikum Leben und Wirken von so bedeutsamen Persönlichkeiten wie Louis Pasteur, Émile Zola, Florence Nightingale, Paul Ehrlich und Paul Julius Reuter nahebrachten. Nach 1945 konzentrierte sich Dieterle auf Melodramen wie I'll be Seeing You, in dem Ginger Rogers als verurteilte Kriminelle auf Freigang romantische Stunden mit Joseph Cotten erlebt. Sein größter kommerzieller Erfolg war jedoch Liebesbriefe' in dem wiederum Joseph Cotten die Hauptrolle hatte, der unter einer falschen Identität Liebesbriefe an Jennifer Jones schickt. Erst nach vielen Komplikationen werden beide glücklich. Jennifer Jones wurde für ihre Darstellung für den Oscar als beste Darstellerin nominiert. Seinen letzten durchschlagenden finanziellen Erfolg hatte er 1950 mit Liebesrausch auf Capri, der Joseph Cotten als verheirateten Diplomaten und Joan Fontaine als erfolgreiche Konzertpianistin präsentierte, die beide nach ihrem vermeintlichen Tod bei einem Flugzeugabsturz ein neues Leben mit neuen Identitäten auf Capri versuchen, sich jedoch am Ende zu ihrer Verantwortung gegenüber ihren Angehörigen bekennen.

Ende der 1950er Jahre kehrte er nach Europa zurück und drehte in Italien noch einige wenig erfolgreiche Streifen. Dieterle inszenierte einige Fernsehspiele für das deutsche Fernsehen und zog sich Anfang der 1960er Jahre nach Bayern ins Privatleben zurück. Er war seit 1921 mit der Schauspielerin und Drehbuchautorin Charlotte Hagenbruch verheiratet.

Schauspielarbeiten (Auswahl)

  • 1921 - Die Verschwörung zu Genua
  • 1921 - Die Geierwally
  • 1921 - Hintertreppe
  • 1922 - Fräulein Julie
  • 1922 - Lucrezia Borgia
  • 1922 - Marie Antoinette - Das Leben einer Königin
  • 1924 - Carlos und Elisabeth
  • 1924 - Das Wachsfigurenkabinett
  • 1924 - Mutter und Kind
  • 1924 - Moderne Ehen
  • 1925 - Die Blumenfrau vom Potsdamer Platz
  • 1926 - Faust – eine deutsche Volkssage
  • 1926 - Qualen der Nacht
  • 1926 - Die Försterchristel
  • 1926 - Der Pfarrer von Kirchfeld-
  • 1927 - Der Zigeunerbaron
  • 1927 - Die Weber
  • 1927 - Petronella
  • 1927 - Am Rande der Welt
  • 1928 - Frau Sorge
  • 1931 - Dämon des Meeres

Regiearbeiten

  • 1923 - Der Mensch am Wege
  • 1927 - Das Geheimnis des Abbe X
  • 1928 - Die Heilige und ihr Narr
  • 1928 - Geschlecht in Fesseln
  • 1929 - Frühlingsrauschen
  • 1929 - Das Schweigen im Walde
  • 1929 - Ludwig II., König von Bayern
  • 1929 - Ich lebe für dich -
  • 1929 - Durchs Brandenburger Tor
  • 1930 - Kismet
  • 1931 - The Last Flight
  • 1932 - Man Wanted
  • 1932 - Ein Dieb mit Klasse
  • 1932 - Six Hours to Live
  • 1933 - Lawyer Man
  • 1934 - Fashions of 1934
  • 1934 - Fog over Frisco
  • 1934 - Madame DuBarry
  • 1934 - The Firebird
  • 1934 - The Secret Bride
  • 1935 - Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream) - Regie gemeinsam mit Max Reinhardt
  • 1935 - Dr. Socrates
  • 1935 - Louis Pasteur (The Story of Louis Pasteur)
  • 1936 - The White Angel
  • 1936 - Satan Met a Lady
  • 1937 - Another Dawn
  • 1937 - Das Leben des Emile Zola
  • 1938 - Blockade
  • 1939 - Juarez
  • 1939 - Der Glöckner von Notre Dame (The Hunchback of Notre Dame)
  • 1940 - Paul Ehrlich – Ein Leben für die Forschung (Dr. Ehrlich's Magic Bullet)
  • 1940 - Ein Mann mit Phantasie (A Dispatch from Reuter's)
  • 1941 - All That Money Can Buy
  • 1942 - Tennessee Johnson
  • 1942 - Syncopation
  • 1944 - Kismet
  • 1945 - I'll Be Seeing You
  • 1945 - Liebesbriefe (Love Letters)
  • 1946 - The Searching Wind
  • 1948 - Jenniy - Das Portrait einer Liebe (Portrait of Jennie)
  • 1949 - The Accused
  • 1949 - Rope of Sand
  • 1950 - Vulcano
  • 1950 - Dark City
  • 1950 - Lieberausch auf Capri (September Affair)
  • 1952 - Boots Malone
  • 1952 - Red Mountain
  • 1952 - The Turning Point
  • 1953 - Salome
  • 1954 - Elephant Walk
  • 1960 - Fastnachtsbeichte
  • 1961 - Die große Reise
  • 1964 - The Confession

Autobiographien

  • Willi Breunig (Hrsg.): Der Sprung auf die Bühne. Die Jugend- und Theatererinnerungen des Schauspielers und Regisseurs William Dieterle. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein, Band 24. Stadtarchiv Ludwigshafen am Rhein, Ludwigshafen am Rhein 1998, 153 S., ISBN 3-924667-28-4
  • Willi Breunig (Hrsg.): Der Kampf um die Story. Die Hollywood- und Lebenserinnerungen des Schauspielers und Regisseurs William Dieterle. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein, Band 29. Stadtarchiv Ludwigshafen am Rhein, Ludwigshafen am Rhein 2001, 190 S., ISBN 3-924667-33-0

Auszeichnungen

  • 1936: Oscar-Nominierung (Bester Film des Jahres) für Ein Sommernachtstraum
  • 1936: Oscar-Nominierung (Bester Film des Jahres) für Louis Pasteur
  • 1937: Oscar (Bester Film des Jahres) für Das Leben des Emile Zola
  • 1937: New York Film Critics Circle Award (Bester Film 1937) für Das Leben des Emile Zola
  • 1956: Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1970: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film

Literatur

  • Marta Mierendorff: William Dieterle. Der Plutarch von Hollywood. Henschel, Berlin 1993, 384 S., ISBN 3-89487-177-6
  • Horst O. Hermanni: William Dieterle. Vom Arbeiterbauernsohn zum Hollywoodregisseur. Mit einer Filmographie von Hervé Dumont. The World of Books, Worms 1992, 250 S., ISBN 3-88325-498-3
  • Willi Breunig [Hrg.]: Der Sprung auf die Bühne. Die Jugend- und Theatererinnerungen des Schauspielers und Regisseurs William Dieterle. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Band 24, Ludwigshafen am Rhein 1998, 153 S., ISBN 3-924667-28-4

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