Wilhelm Borchers

Wilhelm Borchers

Wilhelm Borchers (* 6. Oktober 1856 in Goslar; † 6. Januar 1925, ebenda) war ein bedeutender Metallhüttenkundler und Rektor der RWTH Aachen.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und erste Schritte

Wilhelm Borchers besuchte das Realgymnasium seiner Geburtsstadt und studierte von 1875 bis 1878 Chemie an der Universität Greifswald und der Universität Erlangen. In Erlangen promovierte er mit Auszeichnung. Anschließend leistete Borchers seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Königlich-Bayrischen Infanterieregiment in München. Nach dem Militärdienst arbeitete er als Chemiker bei der Firma Eugen de Haën in Hannover. 1882 ging Borchers in die USA, wo er zunächst die Stelle des Betriebschemikers bei den Cochrane Chemical Works in Boston bekleidete und dann in West Medford (Mass.) den Bau der Colonial Chemical Works leitete und dort nach Fertigstellung den Posten des technischen Direktors übernahm. 1887 kehrte er nach Deutschland zurück und trat erneut bei Eugen de Haën ein, wo er die Oberleitung für die Herstellung der metallurgischen, maschinellen, elektrischen und feuerungstechnischen Anlagen erhielt.

Borchers’ Zeit in Duisburg und Aachen

1891 bis 1892 nahm Borchers an der Bergakademie Clausthal ein weiteres Studium der Hüttenkunde auf und arbeitete danach bis 1897 als Lehrer der Chemie und chemischen Technologie an der Maschinenbau- und Hüttenschule in Duisburg. Dort lernte Borchers Fritz Wüst kennen, der ein Jahr vor ihm als Lehrer für analytische Chemie in Duisburg eingestellt worden war. Zum 1. Oktober 1897 wurde Borchers als Dozent für Metallhüttenkunde, Elektrometallurgie und Löthrohrprobierkunst an die RWTH Aachen berufen; nach Verhandlungen mit dem Kultusministerium wurde seine Stelle ein Jahr später in eine etatmäßige Professur umgewandelt. In der Folge erreichte Borchers die Gründung eines Instituts für Metallhüttenkunde und Elektrometallurgie, das 1903 eröffnet wurde. 1899 und 1900 publizierte Borchers gemeinsam mit Wüst zwei Lehr- und Handbücher für Eisenhütten- und Metallhüttenkunde. 1901 setzte er sich dafür ein, dass Wüst zunächst die Vertretung des erkrankten Friedrich Dürre, Professor für Eisenhüttenkunde, übernehmen und zum 1. Oktober 1901 dessen Nachfolge antreten konnte.

Im Jahr 1900 wurde Borchers vom Kollegium zum Wahlsenator und ein Jahr später von seinen Abteilungskollegen zum Abteilungsvorsteher bestimmt. 1904 wurde er schließlich zum Rektor gewählt und 1907 in seinem Amt bestätigt. Drei große Bauprojekte prägten Borchers Amtszeit: der Bau des Reiff-Museums, der Beschluss zum Bau des Instituts für das gesamte Hüttenwesen und der Ankauf des Bahnhofgeländes Templerbend. In seiner Eigenschaft als Rektor der TH Aachen wurde Borchers 1907 auf Lebenszeit ins preußische Herrenhaus berufen.

Zum Ende seiner Amtszeit rief das Kollegium der RWTH Aachen zu Ehren Borchers eine nach ihm benannte Stiftung ins Leben, die am 1. Juli 1909 gegründet wurde. Die zu seinen Ehren gestiftete Borchers-Plakette wird bis heute Doktoranden der RWTH Aachen verliehen, die ihre Doktorprüfung „mit Auszeichnung“ bestanden haben.

Nach seinem Rektorat war er zwei weitere Jahre Prorektor und nahm auch in den folgenden Jahren noch weitere Ämter in der akademischen Selbstverwaltung wahr. Borchers lehrte und forschte bis zu seinem Tode am 6. Januar 1925 an der RWTH Aachen. Das Corps Marko-Gurestphalia verlieh ihm 1913 das Altherrenband ehrenhalber, posthum wurde im Jahre 1929 in Aachen noch eine Straße nach ihm benannt.

Titel und Ehrungen

Quellen und Literatur

  • Paul Röntgen: Borchers, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 457 f.
  • Fritz Wüst: Nachruf Wilhelm Borchers, in: Stahl und Eisen 45 (1925), S. 287; Hochschularchiv Aachen, PA 303.
  • Kurzbiographie in der biographischen Datenbank der RWTH Aachen: [1] - Personengruppen - Namensgeber
  • Literaturliste im Library of Congress: [2]

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