Wikileaks

Wikileaks

WikiLeaks ist ein Ende 2006 anonym ins Leben gerufenes Projekt, das nach dem Wiki-Prinzip aufgebaut ist und unzensierbar[1]für die massenweise und nicht auf den Absender zurückzuführende Veröffentlichung von geheimen Informationen und Analysen[2] dienen soll. Primäre Ziele sind durch Unterdrückung geprägte Regimes in Asien, den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, Schwarzafrika und dem Nahen Osten. WikiLeaks will jedoch auch all denen zur Seite stehen, „die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen.[2] Nach Tracy Schmidt vom Nachrichtenmagazin Time könnte sich WikiLeaks zu einem ebenso wichtigen journalistischen Werkzeug wie der Freedom of Information Act entwickeln.[3]

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Gegründet wurde WikiLeaks nach eigenen Angaben von chinesischen Dissidenten, Journalisten, Mathematikern und Technikern von Startup-Unternehmen aus den USA, Taiwan, Europa, Australien und Südafrika. Die Gründer sind laut eigenen Angaben auf der Homepage von WikiLeaks anonym. WikiLeaks bezieht sich in seiner Selbstdarstellung auf Wikipedia,[4] ist aber kein Projekt der Wikimedia Foundation.

Das Projekt verwendet verschiedene Softwarepakete wie MediaWiki, OpenSSL, Freenet, Tor und PGP. Die hierbei angewendeten Verschlüsselungsmechanismen sollen die Anonymität und Unauffindbarkeit der Autoren sichern.[5]

Domain-Sperrungen

Am 18. Februar 2008 wurde WikiLeaks von einem kalifornischen Gericht aufgrund einer Klage der Privatbank Julius Bär aus dem Namensregister im Internet entfernt. Da sich die von WikiLeaks verwendeten Server auf mehrere Länder verteilen, war die Homepage unter verschiedenen Domains weiterhin erreichbar.

Hintergrund war die Veröffentlichung das Bankgeheimnis betreffender Daten über angebliche Konten einiger Kunden sowie gegen die Bank gerichtete Anschuldigungen in Bezug auf Beihilfe zu Steuerhinterziehung und Geldwäscherei. Unklar ist, inwiefern diese Dokumente authentisch sind. Laut Medienberichten sollen diese von dem ehemaligen stellvertretenden Leiter der Niederlassung auf den Cayman-Inseln, von dem sich die Bank bereits Ende 2002 getrennt hat, veröffentlicht worden sein. Einem Julius-Bär-Sprecher zufolge richtet sich die Maßnahme nicht gegen WikiLeaks als Anbieter, sondern sei ergriffen worden „weil die Bank zum Gegenstand verleumderischer Anschuldigungen“ geworden sei und die auf der Seite enthaltenen Unterstellungen auf gefälschten und gestohlenen Dokumenten basierten.[6][7][8]

Am 29. Februar 2008 hob der zuständige Richter die einstweilige Verfügung zur Sperrung wieder auf, da aufgrund der vorhandenen Alternativ-Adressen mit der Sperrung nicht die gewünschte Geheimhaltung erzielt werden konnte.[9] Daraufhin zog die Bankengruppe Julius Bär die Klage ohne Angaben von Gründen zurück.[10]

Sperrung der deutschen Domain

Ab dem Abend des 9. April 2009 befand sich die Domain wikileaks.de, die als Alternativ-Adresse eine reine Weiterleitung auf die Domain wikileaks.org ist, zunächst ohne erkennbaren Grund im Transit. In einer Presseerklärung auf WikiLeaks hieß es, dass „die wikileaks.de Domain ohne Vorwarnung durch die deutsche Registrierungsstelle DENIC gesperrt“ worden sei; seitdem zeigt der A Resource Record auf eine IP-Adresse der DENIC.[11]. Am 13. April 2009 hat sich jedoch herausgestellt, dass der Provider dem Domaininhaber schon im Dezember 2008 gekündigt hatte und die Domain deswegen in den Transit ging, weil bis zum Ende der Kündigungsfrist kein neuer Provider benannt worden war.[12] Seit dem 17. April 2009 ist WikiLeaks unter der TLD .de wieder erreichbar.[13]

Hausdurchsuchung beim deutschen Domainbetreiber

Am 24. März 2009 fand beim Inhaber der Domain wikileaks.de eine Hausdurchsuchung statt. Hierbei bestand seitens der Polizei-Beamten die Absicht, Beweismaterial sicherzustellen, um den Verdacht der Verbreitung pornografischer Schriften zu bestätigen. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung kinderpornographischer Schriften eingeleitet.[14][15]

Kritik

Nach Angaben von WikiLeaks werden dort eingestellte Dokumente durch investigative Journalisten forensisch untersucht. Dies beinhalte die Prüfung auf Authentizität, „Mittel, Motiv und Gelegenheit“, wie auch das Vermerken etwaiger Verdachtsmomente gegen die Authentizität eines Dokuments. Bis heute sei diesem Prozess kein Fehler nachgewiesen worden. Die weitere Prüfung der Dokumente erfolge in der Regel durch das Aufgreifen und die Analyse der Dokumente durch die etablierte Presse.[16]

Thomas Thiel kritisiert in der FAZ jedoch die Anonymität und die fehlende Kontrolle von WikiLeaks. Dort würden auch klar als Fälschung erkennbare Dokumente veröffentlicht.[17]

Die Federation of American Scientists lehnte WikiLeaks' Einladung, dem Beirat beizutreten, ab und begründete dies wie folgt: „Durch das Fehlen verantwortlicher redaktioneller Kontrolle können Veröffentlichungen sehr einfach zu einem Akt der Aggression oder einer Aufwiegelung zur Gewalt führen, nicht zu erwähnen den Eingriff in die Privatsphäre oder den Angriff auf den guten Geschmack.“ Die Federation of American Scientists gibt zudem zu bedenken, dass es einen Unterschied gibt zwischen der unerlaubten Veröffentlichung von vertraulichen Dokumenten eines autoritären Staates und solchen in einem demokratischen Staat, da die Bürger von demokratischen Staaten über Grundrechte verfügen, mit denen sie ihre Rechte geltend machen können. Ebenfalls wird auf die Gefahr von Missbräuchen hingewiesen, da jedermann anonym irgendwelche ungeprüften Dokumente veröffentlichen kann.[18][19]

Das Watchblog wikileak.org setzt sich kritisch mit WikiLeaks auseinander. Dabei wird auch auf aktuelle Entwicklungen eingegangen.[20]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. heise online: 25C3: Wikileaks-Gründer beklagt leichte Zensierbarkeit des Internet, 31. Dezember 2008.
  2. a b https://secure.wikileaks.org/wiki/Wikileaks:About/de
  3. Tracy Samantha Schmidt: A Wiki for Whistle-Blowers. In: Time vom 22. Januar 2007, Washington. Wörtlich: “And if Wikileaks is used with a healthy dose of skepticism, it could become as important a journalistic tool as the Freedom of Information Act.”
  4. http://www.wikileaks.org/wiki/Wikileaks:About
  5. Wikileaks FAQ (Software)
  6. Kopie der Gerichtsverfügung auf der Homepage von Wikileaks
  7. Financial Times Deutschland, 21. Februar 2008
  8. Kopie eines Artikels der Wochenzeitung vom 7. Februar 2008 auf treppresearch.com
  9. Nachricht bei heise.de, 1. März 2008
  10. Nachricht bei heise.de, 6. März 2008
  11. https://secure.wikileaks.org/wiki/Deutsche_Wikileaks_Domain_ohne_Vorwarnung_gesperrt
  12. http://www.heise.de/newsticker/Wikileaks-de-Denic-wehrt-sich-gegen-Sperr-Vorwurf--/meldung/136096
  13. WikiLeaks.de back in service, 19. April 2009
  14. Hausdurchsuchung bei Inhaber der Domain wikileaks.de. heise online, 25. März 2009. Abgerufen am 28. März 2009. (Nachrichtenartikel)
  15. Schlag gegen Internet-Aktivisten wegen angeblicher Beihilfe zum Vertrieb von Kinderpornografie. Spiegel online, 28. März 2009. Abgerufen am 28. März 2009. (Nachrichtenartikel)
  16. Wikileaks FAQ
  17. Thomas Thiel: Diese Dokumente bergen Sprengstoff, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. März 2008.
  18. Federation of American Scientists - Secrecy News, 3. Januar 2007
  19. federaltimes.com, 04. Januar 2007
  20. Wikileak-Blog

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