Wieskirche

Wieskirche
Ansicht der Wieskirche von Südwesten
Die Sonderbriefmarke von 1985 zum 300. Geburtstag von Dominikus Zimmermann zeigt ein Kapitell der Wieskirche.

Die Wieskirche ist eine bemerkenswert prächtig ausgestattete Wallfahrtskirche in Wies (Gemeinde Steingaden) im sogenannten Pfaffenwinkel (Bayern). Der vollständige Name der Wieskirche lautet Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies. Die Kirche ist im Bistum Augsburg gelegen. Patron der Kirche ist der hl. Josef.

Die Wallfahrtskirche „Zum gegeißelten Heiland“ in Freising wird ebenfalls als „Wieskirche“ bezeichnet, während die Pfarrkirche Heilig Kreuz in Berbling „kleine Wies“ genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wallfahrtskirche auf der Wies*
UNESCO-Welterbe Welterbe.svg

Wieskirche1.JPG
Die Wieskirche bei Steingaden
Staatsgebiet DeutschlandDeutschland Deutschland
Typ Kultur
Kriterien (i)(iii)
Referenz-Nr. 271
Regionª Europa
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung 1983  (Sitzung 7)

* Der Name ist auf der Welterbe-Liste aufgeführt.
ª Die Region ist von der UNESCO klassifiziert.

Erbaut wurde die Wieskirche von 1745 bis 1754 von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann. Die Wallfahrtskirche ist dem Gegeißelten Heiland geweiht, einer Statue, die 1730 von Pater Magnus Straub und Bruder Lukas Schweiger im oberbayrischen Kloster Steingaden gefertigt wurde. Ihren Ursprung nahm die Wallfahrt in die Wies am 14. Juni 1738, als die Bäuerin Maria Lory in den Augen einer ihr übergebenen Figur des „Gegeißelten Heilands“ einige Tropfen sah, die sie für Tränen hielt. Schnell führten Gebetserhörungen und kleinere Wallfahrten zum Bildnis des Heilands zum Bau einer kleinen Feldkapelle.

Häufig wird kolportiert, der bayerische Staat habe im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts geplant, die Wieskirche zu versteigern oder abzureißen, und dass nur ortsansässige Bauern die Erhaltung des Bauwerks erreicht hätten. Belegen lässt sich allerdings im Gegenteil, dass sich die Aufhebungskommission von 1803 (sogar gegen wirtschaftliche Bedenken des Steingadener Abts) ausdrücklich für die Weiterführung der Wallfahrt in der Wies aussprach.[1]

1983 wurde die Wieskirche zum Weltkulturerbe erklärt und von 1985 bis 1991 für 10,6 Millionen DM restauriert. Heute besuchen jährlich mehr als eine Million Menschen die Kirche. Sie ist regelmäßig Veranstaltungsort von kirchenmusikalischen Konzerten.

Die großen Hauptfeste der Wies sind: am 1. Mai die Eröffnung des Wallfahrtsjahres, am 14. Juni beziehungsweise am diesem Datum folgenden Sonntag das Fest der Tränen Christi (Gedächtnis der Tränenwunders und Entstehung der Wallfahrt), das Schutzengelfest am ersten Sonntag im September zum Gedächtnis der Kirchweihe und das Fest der Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies am zweiten Sonntag im Oktober. Festlich wird auch die Kar- und Osterliturgie in der Wies begangen. An der Kirche besteht die „Confraternitas Domini Nostri Flagellati“ (Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies), deren Mitglieder sich der besonderen Verehrung des Gegeißelten Heilands widmen. Sie umfasst heute über 350 Mitglieder, bestehend aus Priestern und Laien.

Ausstattung

Von 1745 bis 1754 erbauten die Brüder Zimmermann unter der Leitung von Abt Marinus II. Mayer die heutige Kirche im Stile des Rokoko.

Das Altarbild stammt von dem Münchner Hofmaler Balthasar August Albrecht.

Die vier Gestalten der großen Theologen des Abendlandes (Hieronymus, Ambrosius, Augustinus, Gregor der Große) sind das reife Alterswerk des Tiroler Bildhauers Anton Sturm.

Die abgeflachte Kuppeldecke ist mit einem Trompe-l’œil-Fresko ausgemalt.

Orgel

Orgel

Die Orgel geht zurück auf eine zweimanualige Schleifladenorgel, die 1757 von Johann Georg Hörterich erbaut worden war. Dieses Instrument wurde 1928 durch die Orgelbaufirma Siemann entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack umgestaltet, wobei u.a. die mechanische Spieltraktur durch eine pneumatische Traktur ersetzt wurde.

1959 erbaute Gerhard Schmid (Kaufbeuren) in dem historischen Rokoko-Gehäuse von Dominikus Zimmermann ein neues Instrument, mit Schleifladen, mechanischer Spieltraktur und pneumatischer Registertraktur. Hinzugefügt wurde ein Schwellwerk. Aus der historischen Orgel von 1757 wurden ca. 600 Pfeifen übernommen sowie einige Register, die Fa. Siemann 1928 hinzugefügt hatte.

Im Jahre 2010 wurde die Orgel von Orgelbaumeister Claudius Winterhalter (Oberharmersbach) grundlegend renoviert und umgebaut. Dabei wurde versucht, sowohl Pfeifen aus der ehem. Hörterich-Orgel wie auch aus dem Umbau von Schmid, der bis 2010 bestand, in das Konzept der neuen Wies-Orgel einzuarbeiten. Das prachtvolle Zimmermann-Gehäuse wurde beibehalten, so dass die Orgel ihre optische Schönheit weiterhin behält.

Disposition 2010 (Winterhalter)

I Hauptwerk C–g3
1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Holzflöte 8′
4. Gedackt 8′
5. Gamba 8′
6. Octav 4′
7. Flöte 4′
8. Fugara 4′
9. Quinte 22/3
10. Superoctave 2′
11. Mixtur V-VI 2'
12. Hörnle III 22/3
13. Trompete 8'
II Positiv C–g3
14. Coppel major 8′
15. Quintatön 8′
16. Principal 4′
17. Coppel minor 4′
18. Octave 2' 4′
19. Quinte 11/3
20. Cimbel IV 1′
21. Vox humana 8'
III Echo C–g3
22. Principal 8′
23. Rohrflöte 8′
24. Salicional 8′
25. Bifara 8′
26. Octave 4′
27. Spitzflöte 4′
28. Nasard 22/3
29. Flageolet 2′
30. Terz 13/5
31. Mixtur IV-V 11/3
32. Trompette 8'
33. Oboe 8'
34. Clairon 8'
Pedal C–f1
35. Principal 16′
36. Subbass 16′
37. Octavbass 8′
38. Violonbass 8′
39. Quintbass 51/3
40. Mixturbass V 4′
41. Posaune 16′
42. Trompete 8′


  • Nebenregister: Tremulanten für Positiv und Echo, Glockenspiel
  • Koppeln: I-Ped, II-Ped, III-Ped, II-I, III-I, III-II
  • Trakturen: Tontraktur mechanisch, Registertraktur mechanisch mit Setzeranlage
  • Siehe auch: Liste von Orgelregistern, für die einzelnen Bezeichnungen

Glocken

Sterbeglocke von 1750

Im Turm hängen sieben Glocken (Schlagtonfolge: f1–as1–b1–c2–es2–f2–ges2)

Vier der Glocken bilden ein zusammenhängendes Barockgeläute (as1–c2–es2–ges2). Es wurde von Abraham Brandtmair und Franziskus Kern aus Augsburg in den Jahren 1750/51/53 gegossen.

1964 ergänzte die Glockengießerei Hofweber aus Regensburg den Bestand um drei Glocken.

Als Angelusglocke um 6:00, 12:00 und 18:00 Uhr fungiert die Anna-Glocke (Glocke 2); am Abend schließt sich die kleine Sterbeglocke an. Außerhalb der Karwoche erinnert jeden Freitag um 15:00 Uhr die große Dreifaltigkeitsglocke an die Sterbstunde Christi. Zum Einläuten der Sonntage, samstags um 15:00 Uhr, erklingt das vierstimmige Barockgeläut, wie auch jeweils 15 und 5 Minuten vor den Sonntagsmessen. An Werktagen läutet ein Motiv aus drei Glocken (b1–c2–es2). Das Vollgeläut ist den Hochfesten vorbehalten.

Ansichten

Weblinks

 Commons: Wieskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. „Solange die Wahlfahrt existiert, und sie existiert im Geiste des Volkes auf das lebhafteste, läßt sich deren Aufhebung als nicht rätlich befinden. Solange aber lassen sich die Gebäude oder auch nur ein Teil davon als nicht veräußerlich denken. Diese Wahlfart ist für diese ungewerbsame Gegend aber auch eine wahre Wohlthat. Und es wäre noch weniger rätlich, sie hinwegzunehmen, ohne den hiesigen Bewohnern neue Nahrungsquellen zu bieten.“ (der für Steingaden zuständige Aufhebungskommisar Oberndorfer, zitiert nach: Stutzer/Fink: Die irdische und die himmlische Wies, Rosenheim, 1982, ISBN 3-475-52355-8)
47.6810.901111111111

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