Wiese (Fluss)

Wiese (Fluss)
Wiese
Die Wiese bei Lörrach

Die Wiese bei LörrachVorlage:Infobox Fluss/KARTE_fehlt

Daten
Gewässerkennzahl DE: 232
Lage Baden-Württemberg, Deutschland
Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Quelle Verschiedene Quellen am Südhang des Feldberg und am Nordhang der Grafenmatt
47° 51′ 23,8″ N, 8° 1′ 31,1″ O47.8566166666678.02529166666671218
Quellhöhe 1.218 m ü. NN[1]
Mündung Im Basler Stadtteil Kleinhüningen
47.5827777777787.5869444444444244

47° 34′ 58″ N, 7° 35′ 13″ O47.5827777777787.5869444444444244
Mündungshöhe etwa 244 m ü. NN[1]
Höhenunterschied ca. 974 m
Länge 54,6 kmVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen
Einzugsgebiet 458 km²Vorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen
AbflussmengeVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlen MQ: 11,3 m³/s
Rechte Nebenflüsse Wiedenbach, Böllenbach, Kleine Wiese, Steinenbach
Linke Nebenflüsse Prägbach, Angenbach

Die Wiese ist ein Fluss im Schwarzwald. Sie entspringt am Feldberg unmittelbar bei Feldberg-Ort auf 1200 Meter Höhe und fließt in südlicher Richtung durch das Wiesental, bis sie nach etwa 55 Kilometern in Basel auf 244 Meter Höhe in den Rhein mündet. Größter Zufluss ist die Kleine Wiese, die aus den zwei Quellflüssen Belchenwiese und Köhlgartenwiese gespeist wird, welche sich in Tegernau zur Kleinen Wiese vereinigen. Von dort fließt die Kleine Wiese südwärts und mündet westlich von Schopfheim in die Große Wiese.

Inhaltsverzeichnis

Name

Etymologisch geht der Flussname Wiese wahrscheinlich auf die alteuropäische Wortwurzel für Wasser oder Gewässer, vis, is-, zurück[2] und hat nichts mit dem deutschen Wort Wiese zu tun.

Flusslauf

Vom Feldberg kommend, fließt die Wiese, eingezwängt von den steilen Berghängen des Hochschwarzwaldes, noch als Bergbach an den Orten Fahl, Brandenberg und an Todtnau vorbei. Von dort fließt sie nach Schlechtnau, an Geschwend vorbei, durch die Orte Utzenfeld, Schönau im Schwarzwald, Wembach, Fröhnd, und schließlich durch Mambach, Atzenbach sowie Zell.

Zwischen den beiden Basler Quartieren Kleinhüningen und Klybeck mündet die Wiese in den Rhein.

Zwischen Zell und Hausen öffnet sich das schmale Tal der Schwarzwaldwiese zu einer breiten Ebene, in der die Wiese an den Orten Fahrnau, Schopfheim, Gündenhausen, Maulburg, Höllstein, Steinen vorbei fließt und die Lörracher Stadtteile Hauingen, Brombach, Haagen, Tumringen, Lörrach selbst sowie Stetten passiert.

Hinter der Stettener Eisenbahnbrücke verlässt die Wiese deutsches Gebiet und fließt die letzten sechs Kilometer auf Schweizer Boden über die Gemarkung der Gemeinde Riehen und mündet im schweizerischen Kleinbasel in den Rhein. Die Gemeinde Weil am Rhein grenzt nicht direkt an die Wiese, besitzt jedoch über den Weiler Mühleteich einen Zugang zum Wasser der Wiese. Die Städte und Gemeinden des Wiesentals gehören alle zum Landkreis Lörrach, mit Ausnahme von Riehen und Basel in der Schweiz.

Geomorphologie

Seit der Entstehung des Schwarzwaldes und seiner Ausläufer während der geologischen Hebungsvorgänge des oberrheinischen Grabenbruchs hat die Wiese durch ihre stetige Erosions- und Sedimentationsarbeit die Landschaft im Südschwarzwald und am Dinkelberg geformt. Die Wiese fließt durch zwei landschaftlich und geologisch unterscheidbare Abschnitte, welche das Wiesental in das Tal der Schwarzwaldwiese im Oberlauf zwischen Fahl und Zell und das Untere Wiesental im Unterlauf zwischen Hausen und Kleinhüningen gliedern.

In jüngerer erdgeschichtlicher Zeit haben vor allem die Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im Pleistozän das Erscheinungsbild des Wiesentales geprägt. Das Tal der Schwarzwaldwiese wurde durch den Feldberggletscher geformt. Nur im oberen Teil zwischen Fahl und Todtnau war der Gletscher mächtig genug, ein Trogtal in das kristalline Grundgestein zu graben. Die Gletscherzunge reichte jedoch bis nach Wembach. Am Oberlauf bei Todtnau und Gschwend fließt die Wiese an einigen Stellen durch klammartige Vertiefungen mit Stromschnellen und kleinen Wasserfällen.

Nach dem Ende der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, war das untere Wiesental durch den Schotter und das Geschiebe des Feldberggletschers aufgefüllt worden und bildete den Talgrund etwa 20 bis 30 Meter oberhalb des heutigen Niveaus. Durch das Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher wurden große Schmelzwassermengen freigesetzt; daraufhin grub sich die Wiese bis zu 15 Meter unter das heutige Niveau ein. Nach abermaliger Aufschotterung und Bildung der heutigen Niederterrasse vor etwa 2500 bis 6000 Jahren schuf die Wiese durch erneutes Eingraben den heutigen Talboden mit den Wiesenauen, in denen der Fluss breit mäandrieren konnte. Im Bereich des Flussdeltas der Wiese wirkten die eiszeitlichen Flussablagerungen so stark auf den Verlauf des Rheins ein, dass dessen Flussbett um rund fünf Kilometer nach Südwesten abgedrängt wurde, wo es heute im charakteristisch geformten Rheinknie liegt. In Kleinbasel, unterhalb der Riehenringbrücke, wurde die Wiese wiederum von einer anstehenden Nagelfluhbank abgedrängt, welche den markanten 90°-Knick im Unterlauf der Wiese bewirkte. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts floss die Wiese von ihrer Quelle im Schwarzwald bis zu ihrer Mündung in den Rhein weitgehend unreguliert, pendelte zwischen den Hochgestaden der Niederterrasse und suchte sich ihren Weg durch die Kies- und Sandbänke der Flussauen. Die alljährlich auftretenden Hochwasser sorgten immer wieder für eine Änderung des Flusslaufes.

Einzig die Wiesenwuhre, welche Nutzwasser für Landwirtschaft, Gewerbe und Handwerk und später für die Wiesentäler und Kleinbasler Industrie abzweigten, stellten sich dem Wiesenfluss in den Weg und leiteten einen nicht unerheblichen Teil des Wiesenwassers in die verschiedenen Gewerbekanäle. Im Wiesental ist als Synonym für Gewerbekanal der Ausdruck Teich beziehungsweise auf alemannisch/baseldytsch Tych/Diich gebräuchlich.

Hydrologie

Wassereinzugsgebiet und Flusssystem der Wiese

Das Wassereinzugsgebiet der Wiese beträgt 458 Quadratkilometer[3] und weist eine typische langgestreckte Form und eine gleichmäßige Breite auf. Im Oberlauf wird die Wiese von verschiedenen Bächen gespeist, rechtsseitig unter anderem von Wiedenbach und Böllenbach, linksseitig von Prägbach und Angenbach. Bei Maulburg mündet die Kleine Wiese, sie ist der größte und längste Zufluss. Der letzte größere Zufluss, der Steinenbach, mündet bei Hauingen in die Wiese.

Die mittleren Jahresniederschläge innerhalb des Einzugsgebiets variieren zwischen etwa 2000 mm gemessen im Feldberggebiet und 882 mm in Lörrach. Tendenziell nehmen die Niederschlagsmengen von Westen nach Osten und von Norden nach Süden ab. Die größten Niederschläge fallen meist in den Monaten November bis Januar, in den Schwarzwaldlagen meist als Schnee.

Monatsmittel Wasserabfluss der Wiese bei Kleinhüningen 1993–2007
Flusslängsprofil der Wiese

Bedingt durch das Flussrelief, die geringe Speicherkapazität des Bodens im Einzugsgebiet im Oberlauf der Wiese und die Kombination von plötzlicher Schneeschmelze bei Föhn und ergiebigen Regenfällen, kam es in der Vergangenheit regelmäßig zu schweren Überschwemmungen, die große Schäden an Mensch und Land verursachten. Die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrenden starken Hochwasser wurden von den Zeitgenossen auf die rücksichtslose Abholzung der Wälder im kleinen und großen Wiesental und die öden und wertlosen Flächen am Feldberg und Belchen zurückgeführt, die offenbar das Wasser nicht mehr in bisherigem Maße speichern konnten.[4] Über das Jahr gesehen führt die Wiese um die Weihnachtszeit sowie von Mitte März bis Mitte April am meisten und im August am wenigsten Wasser.[5] Die mittlere Abflussmenge in Kleinhüningen beträgt 11,3 m³/s. Das eidgenössische Bundesamt für Umwelt hat innerhalb des Zeitraumes von 1933 bis 2006 im Jahre 1944 die höchste Abflussmenge mit 342,5 m³/s gemessen. Mit Ereignissen dieser Größenordnung ist jedoch nur alle 200 Jahre zu rechnen.[3]

Außergewöhnliche Hochwasser

  • Am 20. Februar 1999 trat die Wiese nach ergiebigen Regenfällen bei Maulburg über die Ufer. Am Maulburger Wuhr brach der Fluss aus seinem Bett aus und riss an seinem rechten Ufer die Uferbefestigung bis zu einer Tiefe von 30 bis 50 Metern heraus. Die weggerissene Flussverbauung wurde nur am linken Ufer saniert. Heute sind die vom Wiesewasser umspülten Kiesbänke und Sandstrände bei Maulburg zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden.
  • Das Weihnachtshochwasser vom 22. Dezember 1991 war das stärkste Hochwasser der letzten 25 Jahre mit einem Abfluss von über 170 m³/s bei der Messstelle in Basel-Kleinhüningen.
  • Das Hochwasser vom 27. November 1944 führte in der Spitze 342,5 m³/s mit sich und zerstörte unter anderem das Haagener Wehr.
  • Das Weihnachtshochwasser vom 28. Dezember 1882 muss eines der schlimmsten historischen Hochwasser gewesen sein. Hochrechnungen ergaben, dass die Wiese im Riehener Bann bis zu 450 m³/s Wasser in der Spitze mit sich geführt haben muss. Dieses Hochwasser richtete in Riehen große Schäden an und war mit der Auslöser für die konsequente Umsetzung der Korrektionsarbeiten in den Langen Erlen.[6] Auch flussaufwärts wurden Wuhre, Brücken und Uferbefestigungen zerstört. Beim Einsturz der Tumringer Wiesenbrücke kamen mehr als ein Dutzend Schaulustige ums Leben, die sich auf der Brücke aufgehalten hatten.
  • In der Nacht vom 14. auf den 15. Februar 1877 durchbrach die Wiese den Damm am Brombacher Kanal, fraß den Bahndamm an und umging das Haagener Wehr, dessen linker Teil weggerissen wurde. Weiter flussabwärts wurde die Haagener Brücke weggerissen. Die Wiese fraß auf Haagener Seite das gesamte Vorland weg, bis sie schließlich gegen die nördliche Giebelwand des Gasthauses zur Wiese prallte und diese einriss. Für die Gemeinde Haagen, die Wuhrgenossenschaft, die Mattenbesitzer und den Wiesenwirt bezifferte sich der finanzielle Schaden auf Hunderttausende von Mark.[7] Was beim Umfließen eines Wuhrs passieren kann, sieht man auf Fotos des Maulburger Hochwassers von 1999.

Die Wiesekorrektion

Als die Alemannen im fünften und sechsten Jahrhundert das Wiesental zu besiedeln begannen, wählten sie die Orte mit Bedacht aus. Auf den Niederterrassen der letzten Eiszeit gelegen, waren die mittelalterlichen Siedlungen weitgehend von Wiesehochwassern verschont geblieben, die sich damals noch ungehindert in den Flussauen ausbreiten konnten. Doch mit zunehmender Kultivierung der fruchtbaren Flussauen wuchs das Bedürfnis der Bauern und Grundbesitzer, das kostbare Land vor den Hochwassern der Wiese zu schützen und die unbefestigten Ufer zu befestigen.

Erste Hinweise auf Uferinstandsetzungsmaßnahmen finden sich in einer Vereinbarung zwischen dem Landvogt von Rötteln und dem Rat der Stadt Basel vom 18. Dezember 1562 über Schutzbauten an der Wiese. Dabei geht es um einen Wieseabschnitt oberhalb des Kleinbasler Teichwuhrs. Erste grafische Aufzeichnungen von Flussverbauungen stammen aus dem Jahr 1750. Sie zeigen die baulichen Maßnahmen zur Wiederherstellung eines von Ufereinbrüchen in Mitleidenschaft gezogenen Abschnitts der Wiese zwischen Weil und Kleinhüningen.

Im badischen Wieseabschnitt war die Wiese in viele Arme aufgeteilt und führte viel Geschiebe mit sich. Das führte bei Hochwasser immer wieder zu Überschwemmungen der Talaue. Da Landwirtschaft, Gewerbetreibende und die neu entstehenden Industriebetriebe im badischen Teil des unteren Wiesentals die Folgen der Hochwasser wesentlich stärker zu spüren bekamen als die Schweizer Flussanrainer in Riehen und Basel, wurden zwischen Hausen und Stetten die ersten groß angelegten Korrektionsarbeiten schon zwischen 1806 und 1823 durchgeführt. Die Flussbegradigung zwischen Lörrach und Hausen wurde durch den badischen Wasserbaumeister Tulla entworfen und durchgeführt.

Der heutige Verlauf der Wiese auf Schweizer Gemarkung wurde bereits im frühen 19. Jahrhundert planerisch durch den Bauinspektor Baader festgelegt. Interessant ist dabei die kerzengerade Strecke zwischen Weiler Wiesenbrücke und dem Eisernern Steg. Sie liegt parallel zur Sichtachse Stettener Kirche und Basler Münster. Die ursprüngliche Uferbefestigung sah ein Buhnensystem vor, wurde jedoch in den 1850er Jahren nach dem schweren Hochwasser von 1852 durch ein Schwellensystem ersetzt. Für das Flussbett wurde ein doppeltes Trapezprofil vorgesehen, mit einem Sommerbett und den Hochwasserdämmen. Die Ufer wurden noch weitgehend durch Faschinen, Flechtwerk und Grasbewuchs befestigt. Zwischen 1847 und 1878 wurden 13 schwere Hochwasser gezählt, die allesamt zu Beschädigungen und Zerstörungen der Uferbefestigungen geführt haben. Erst nach dem großen Weihnachtshochwasser von 1882 wurde ein einheitliches Befestigungssystem im Schweizer Wiesenabschnitt errichtet.

Korrektionsarbeiten am Schlipf oberhalb der Weiler Wiesenbrücke (1898)

Eine Besonderheit stellt die 1898 durchgeführte Korrektion zwischen der Landesgrenze und der Weilstrassenbrücke nach dem System Schindler dar. Nach diesem System bildet das Flussprofil eine durchgehende, ununterbrochene Bodenlinie, welche weder eine abgesonderte Sohle, noch eine abgesonderte Uferbildung erhalte. Die Vorteile dieses Systems sollten darin liegen, dass bei Hochwasser die Uferverbauungen weniger angegriffen würden und das Flussbett ein größeres Wasservolumen aufnehmen könnte. Das System Schindler hatte sich in den Anfangsjahren nur unbefriedigend bewährt, so dass zwischen 1905 und 1910 die ursprünglich aus Holzwerk bestehenden Uferverbauungen durch Steinpflaster ersetzt werden mussten. Dem Schindlerschen Profil ist es jedoch zu verdanken, dass sich im Laufe der Zeit am rechten Ufer der Wiese eine bemerkenswerte Auenvegetation zwischen der Landesgrenze und dem Riehener Schwimmbad entwickeln konnte. Erst in jüngster Zeit wurde dieses schützenswerte Wieseufer durch die Baumaßnahmen zur Zollfreien Strasse stark beeinträchtigt.

Die Korrektionsmaßnahmen an der Wiese wurden in den vergangenen Jahrhunderten durch verschiedene natürliche Gegebenheiten und menschliche beziehungsweise behördliche Unzulänglichkeiten behindert. Die jahreszeitlich auftretenden Hochwasser und der große Geschiebeeintrag wirkten sich stets negativ auf Uferbefestigungen und die Höhe der Flusssohle und damit auf die Aufnahmekapazität des Flussbettes aus. Die im badischen Teil der Wiese durchgeführten Korrektionsmaßnahmen bewirkten einen verstärkten Abfluss der Hochwasser ins Schweizerische und damit eine stärkere Belastung der dortigen Uferschutzbauten. Die mangelnde Bereitschaft einzelner Flussanrainer, die Kosten für notwendige Instandhaltungsarbeiten zu übernehmen, verhinderten lange Zeit eine nachhaltige Korrektur längerer Flussabschnitte. Erst nach der Bildung des sogenannten Staatsverbands in Baden und der Übernahme der Flussstrecke im Riehener Bann durch den Kanton Basel konnte eine langfristige Sicherung der Wieseufer gewährleistet werden. Nachdem die Wiese auf der gesamten Strecke zwischen Hausen und Kleinhünignen in das künstliche Bett gebannt wurde, hat sie ihren Schrecken weitgehend verloren. Größere Hochwasser bleiben seitdem innerhalb der Dämme gefangen. Erst in jüngster Zeit wird wieder laut über eine Auflockerung der starren und unnatürlichen Wieseufer nachgedacht.

Nutzgewässer und Wirtschaftsfaktor

Wohl seit der Besiedlung des Wiesentals durch die Alemannen wurde die Wiese für land- und fischereiwirtschaftliche sowie gewerbliche und ab dem 18. Jahrhundert für industrielle Zwecke genutzt.

Fischerei

Die Wiesemündung bei Kleinhüningen, zu sehen sind Fischer bei der Arbeit mit Kescher, Reusen und Netzen, im Hintergrund Schloss Klybeck und Basel.

Die Wiese war seit Menschengedenken ein sehr fischreiches Gewässer. Die zahlreichen Seitenarme, das kiesige Flussbett, die Schatten spendenden Auenwäldchen und die Strömungsverhältnisse boten zahlreichen Fischen und anderen Wasserlebewesen optimale Lebensbedingungen. In vielen Chroniken wird auf die Vielfalt und Menge vor allem von Salmoniden hingewiesen. Im Frühmittelalter waren die Fischgründe noch für jedermann frei zugänglich, spätestens seit der Anwendung des fränkischen Königsrechts wurde die Fischweid eingeführt, mit der die Allgemeinnutzung des Flusses verboten wurde.

Im Gemeindewappen von Haagen erinnert der Fisch an das Vorrecht der Hoffischer von Rötteln und Haagen, während der hohen Fischweid die Gewässer der Vogtei Rötteln befischen zu dürfen.

Im 15. Jahrhundert vergaben die Röttler Markgrafen sämtliche Fischereirechte von Hausen bis nach Kleinhüningen (mit Ausnahme von Stetten). Besonders reich an Fischen war die Wiesenmündung bei Kleinhüningen. Das wussten ebenso die Basler und Hüninger Fischer, so dass es an der Wiesemündung des Öfteren zu heftigen Streitereien kam, so im Lachsfangstreit von 1736/37. Die Fischweid war sehr streng reglementiert. Es mussten Schonzeiten, Minimalgrößen, Losgrenzen und die Wassernutzungsrechte der Mühlengewerbe und Flößereiwirtschaft berücksichtigt werden. Ein großes Problem stellten zudem bereits im Mittelalter die Wiesenwuhre dar, die während der Fischwanderungszeit für den Durchzug der Lachse geöffnet werden mussten.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die hauptberufliche Fischerei aufgegeben. Hohe Wasserverschmutzung, die Kanalisierung der Wiese und der Bau von unüberwindbaren Laufwasserkraftwerken im Rhein zerstörten den Lebensraum und die Wanderwege vieler Flusslebewesen und damit die Wirtschaftsgrundlage der Fischerei. Heute besitzt einzig die alte Fischerfamilie Bürgin in Kleinhüningen noch das alte Fischereirecht und in Haagen erinnert der goldene Fisch im Wappen an das ehemalige Privileg, die Röttler Hochfischweid durchführen zu dürfen.[8] Seitdem es die Wasserqualität wieder zulässt, kümmern sich verschiedene regionale Angelsportvereine um den Fischbestand und die Aufzucht von Jungfischen (Bachforellen). Im Rahmen gemeinschaftlich durchgeführter Flussputzaktionen tragen sie außerdem wesentlich zur Reinhaltung der Wiese und der übrigen Gewässer im Wiesental bei.

Mühleteiche, Gewerbekanäle und Wässerungswuhre

Neben den Fischern lebten vor allem die auf Wasser angewiesenen Gewerbe vom Wiesenwasser. Aufgrund der Dynamik des Flusses und seines im Mittelalter noch ungebändigten Flusslaufes war es jedoch relativ schwierig, die Wasserkraft der Wiese für das Müller-, Säge- oder Schmiedegewerbe zu nutzen. Mit der zunehmenden Urbarmachung der Wiesenauen im Mittelalter und der wachsenden Bedeutung von Viehhaltung in der Landwirtschaft wurden die neu erschlossenen Wiesenmatten in der Aue und ihre Bewässerung zu einem Wirtschaftsfaktor. Um diese Probleme zu überwinden, wurden im Wiesental seit dem Spätmittelalter künstliche Kanäle, Teiche genannt, meist im Relief eines alten Flussarms gegraben, die das Wasser, von Wuhren kontrolliert, zu den Gewerbetreibenden und auf die Wässerwiesen transportierten.

Für die Bischöfe von Basel war die planmäßige Besiedlung Kleinbasels in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts sicherlich nicht nur aus machtpolitischen Erwägungen (Kleinbasel gehörte damals noch zum Breisgau), sondern vor allem aus wirtschaftlichen Beweggründen motiviert. Die linksrheinischen Gewässer konnten schon längst nicht mehr den wachsenden Bedarf an Wasserkraft und Nutzwasser decken, so dass mit dem Bau des Kleinbasler Gewerbeteichs ein nachhaltiges Wachstum für die Gewerbetätigkeit auf Kleinbasler Gebiet erreicht werden konnte. Um 1280 bestanden in Kleinbasel acht separate Teiche, welche durch den Kleinbasler beziehungsweise Riehenteich gespeist wurden.[9]

Die Kleinbasler Teiche auf einem Situationsplan von 1899

Neben dem Kleinbasler Teich existierten westlich der Langen Erlen noch zwei weitere Teiche, die für das örtliche Gewerbe von lebensnotwendiger Bedeutung waren. Zum einen der Kleinhüninger Mühleteich zum anderen der Klybeckteich. Beide Kanäle wurden um 1900 stillgelegt.

Die Teiche auf Lörracher, Stettener und Riehener Gemarkung waren in früherer Zeit Seitenarme der Wiese, die sich nach dem Rückzug der Wiese in ihr tiefergelegtes Bett als eigenständige Wasserläufe am Rande der Hochgestade erhalten haben. In Riehen wird der Alte Teich bereits 1262 bezeugt. Alter und Neuer Teich waren ursprünglich kleinere Flussarme der Wiese. Der Riehener Mühleteich zweigte sein Wasser vom Stettener Wiesenwuhr ab. Aufgrund der häufig anfallenden Reparaturen und den Streitereien mit den Stettenern wurde der Teich ab 1814 dem Verfall anheim gegeben. Dennoch mussten die Riehener nicht ohne Wasser auskommen, da noch eine direkte Verbindung zum Stettener Gewerbeteich bestand. Um das Jahr 1723 wurden die Riehener Teiche mit den Kleinbasler Teichen aufgrund lang anhaltender Trockenheit zusammengelegt.[10]

Die Geschichte der Nutzung der Gewerbekanäle war eine Geschichte steter Streitereien um Nutzungsrechte des Wiesenwassers und Instandhaltungspflichten der Nutzer belegen zahlreiche historische Gerichtsakten und Urkunden. Vor allem die ständig auftretenden Hochwasser, die verschiedenen Nutzungsansprüche und die unterschiedlichen Zuständigkeiten der örtlichen Behörden erschwerten die Rechtsprechung. Im Bereich Weil, Riehen und Stetten war die Lage besonders vertrackt, da das Weiler Wuhr auf Basler Gemarkung und das Riehener auf Stettener und damit Vorderösterreichischer Gemarkung lag. Die Stettener bezogen ihr Wasser wiederum vom Lörracher Gewerbeteich und damit von Markgräflerisch-Badischer Gemarkung.[11] Auch zwischen Lörrach und Zell wurden im Mittelalter kleinere Nebenarme der Wiese zu Mühlteichen ausgebaut, von denen kleine Kanäle für die Wässerung der Wiesen abgeleitet wurden. Zwischen Haagen und Tumringen verlief der Haagener Mühleteich beziehungsweise Röttler Teich. Der Existenz des Mühlenteichs verdankt Haagen und Rötteln die Gründung verschiedener Textilfabriken, wie Spinnereien und Webereien.

Der Steinener Mühleteich ist seit dem 14. Jahrhundert bezeugt und verlief vom heutigen Steinener Wasserwerk durch Steinen hindurch bis kurz vor Brombach. Im Mittelalter lieferte der Teich Wasserenergie für die Mühlen und Sägereien, sowie Nutzwasser für die Wässermatten und für das Vieh. Die Nutzungsrechte und Pflichten wurden durch die Satzung der Wuhrgenossenschaft geregelt. Ab 1834 hielt in Steinen die Industrie Einzug. Der Basler Fabrikant Major Geigy-Lichtenhahn errichtete am Ortsrand eine mechanische Spinn- und Weberei. Mit der Inbetriebnahme der Textilfabriken mussten sich die bisherigen Teichnutzer das Wiesenwasser mit den Fabriken teilen, so dass es wegen der unterschiedlichen Ansprüche zu Nutzungskonflikten mit dem Spinn- und Webereibetrieb kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Interesse der Wuhranrainer und Landwirte, deren Zahl sich stark verringerte, an der Nutzung des Wiesewassers stark ab. Zudem wurden die ehemaligen Wässerungsmatten als Neubaugebiete erschlossen und verloren somit ihren ursprünglichen Nutzen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerieten viele der Wiesentäler Textilbetriebe, so beispielsweise in Steinen, in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Wasserkraft wurde nicht mehr benötigt und der Steinener Gewerbeteich verlor an wirtschaftlicher Bedeutung. Im Jahre 1984 wurde beschlossen, den ehemaligen Mühlenteich zuzuschütten. Einzig der Mühleweg und der ehemalige Kanalverlauf westlich des Steinener Wasserkraftwerks zeugen heute noch vom Steinener Mühlenteich, der über 400 Jahre lang Dorfgeschichte geschrieben hat. Die historische Entwicklung des Steinener Teichs skizziert beispielhaft die Nutzung der einzelnen Teiche. Nur das Ende des Steinener Mühlenteich bildet eine Ausnahme und bleibt bis zum heutigen Tag der einzige komplett zugeschüttete Gewerbekanal.[12]

Flößerei

Holzumschlagplatz am Kleinbasler Riehentor

Außer zum Antreiben von Wassermühlen und zur Bewässerung wurde die Wiese seit dem 14./15. Jahrhundert zum Transport von Holz aus dem Schwarzwald genutzt. Es war wiederum die Stadt Basel, die durch den wirtschaftlichen Aufschwung des Druck- und Papiergewerbes die Holzvorkommen im Schwarzwald erschloss. Durch Verträge mit den Markgrafen sicherte sich die Stadt Basel jährliche Einfuhrmengen von Holz. Flößsaison war im März und April, wenn die Wiese während der Schneeschmelze genügend Wasser führte. Im 18. Jahrhundert führte die starke Nachfrage aus Basel zu einem regelrechten Holzboom im Schwarzwald. Es wurde eigens für die Flößerei ein 6 Schuh breiter Kanal gebaut, auf dem zeitweise mehr als 7000 Klafter Holz (entspricht etwa 14.700 fm) jährlich nach Basel geschafft wurden.

Die ungebremste Holznachfrage aus Basel führte zu erheblichen wirtschaftlichen Ungleichgewichten und einer wenig nachhaltigen Forstwirtschaft im Wiesental, woraufhin es nach und nach zu verschiedenen obrigkeitlichen Holz- und Kohleausfuhrverboten kam. Erst im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde die Flößerei im Wiesental eingestellt.[13]

Textilindustrie

Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden im Wiesental die ersten Textilfabriken. Die nutzbare Wasserkraft der Wiese und die bereits existierende Kanalinfrastruktur, die Nähe zu Schweizer Kapitalgebern, sowie wirtschaftspolitische Überlegungen im Zuge des Beitritts Badens zum Deutschen Zollverein und staatliche Förderungszusagen begünstigten den Standort im Wiesental. Besonders Baumwoll- und Indiennefabriken, Seidenwebereien und Spinnereien sowie Stofffärbereien wurden gegründet. Die wachsenden Ansprüche der Wiesentäler Industriebetriebe an die Regulierbarkeit des Wiesenwassers und die ständige Bedrohung der Fabriken durch Hochwasser führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu ernsthaften Planungen, den natürlichen Flusslauf in der Talaue nachhaltig zu korrigieren und die Wiese in ein künstliches Bett zu zwängen.[14]

Energieerzeugung

Heutzutage wird das Wasser der Wiese im Wesentlichen für die dezentrale Erzeugung von Strom durch insgesamt 34[15] kleine Wasserkraftwerke genutzt. Als ökologische Ausgleichsmaßnahmen für den Bau der Kraftwerke wurden zusätzlich Fischtreppen in die Wehre eingebaut, um den Fischen die Wanderung flussauf und -abwärts zu ermöglichen.

Standort Leistung mittlere Jahresstromproduktion Baujahr beziehungsweise Jahr der Instandsetzung Betreiber
Lörrach 670 kW 2,45 Mio. kWh 2007 Ökostrom/Bürgerbeteiligung[16]
Rötteln 300 kW 1998 Südstrom Wasserkraftwerke GmbH
Haagen 100 + 220 kW 2000 Südstrom Wasserkraftwerke GmbH
Steinen 1000 kW 4 Mio. kWh 1984 energiedienst AG[17]
Maulburg 420 kW 2,2 Mio. kWh 1998 energiedienst AG (50 %)
Schopfheim-Gündenhausen 230 kW 1 Mio. kWh 1912 energiedienst AG
Schopheim-Fahrnau 400 kW 2,2 Mio. kWh 2001–2002 energiedienst AG
Zell-Mambach 1000 kW 6,6 Mio. kWh 1887–1889 energiedienst AG

Wasserqualität

Bis in die 1880er Jahre war die Belastung der Wiese und ihrer Nebengewässer durch anthropogene Nutzungen und Eingriffe relativ gering. Erst mit der einsetzenden Industrialisierung, dem wachsenden Wohlstand und der damit verbundenen starken Zunahme von Bevölkerung, Siedlungsflächen und Infrastruktur wurde das natürliche Gleichgewicht der Flusslandschaft gestört. Die Zerstörung der Auenlandschaft durch die Flusskorrektion (1882–1898), die Intensivierung der Landwirtschaft sowie die mangelhafte Klärung von industriellen und städtischen Abwässern führten zu einer weiteren Verschlechterung des allgemeinen Flusszustandes. Seit den 1970er Jahren machte sich ein Umdenken bei Gemeinden und Städten bemerkbar und der Schutz der Wiese rückte wieder in den Vordergrund. Durch den Bau von neuen Kläranlagen und die Erlassung schärferer Umweltschutzauflagen konnte seitdem der Gütezustand stark verbessert werden.

Biologische Güte

Die biologische Gewässergüte lässt insbesondere Beeinträchtigungen von Fließgewässern durch biologisch leicht abbaubare Stoffe und daraus resultierende Defizite des Sauerstoffhaushaltes erkennen. Die Gewässergüte der Wiese hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verbessert. Von ihrer Mündung bis nach Brombach ist das Wasser der Wiese mäßig belastet (Güteklasse II) und durch die Erweiterung der Kläranlage Steinen konnte sie sich ebenso am Mittellauf auf Güteklasse II verbessern. Zwischen Steinen und Zell und Schönau bis Todtnau ist das Wasser der Wiese gering belastet, also Güteklasse I-II. Die verschiedenen Zuflüsse, insbesondere die Kleine Wiese weisen keine oder sehr geringe Belastungen auf.[18] Fließgewässer mit Gütekategorie II, weisen laut LAWA Gewässerabschnitte mit mäßiger Verunreinigung und guter Sauerstoffversorgung auf. Sie besitzen eine sehr große Artenvielfalt und lndividuendichte von Algen, Schnecken, Kleinkrebsen, lnsektenlarven. Wasserpflanzenbestände können größere Flächen bedecken und sie sind artenreiche Fischgewässer.

In der Wiese wurden bei jüngsten Bestandsaufnahmen elf Fischarten gezählt, darunter Aal, Elritze, Barbe, Nase, Alet, Gründling, Bachschmerle und Aesche, Bachforelle, Stichling, Mühlkoppe. Darüber hinaus wurden mehr als 60 Kleintierarten festgestellt.[19]

Für die biologische Reinheit der Wiese sorgen mehrere Kläranlagen. Aufgrund wetterbedingter Wasserstandsänderungen können dennoch starke Qualitätsschwankungen auftreten. Insbesondere bei Hochwasser können die Kläranlagen das anstehende Kanalisationswasser nicht ausreichend klären. Bei Niedrigwasser und hohen Wassertemperaturen kann es zu Sauerstoffmangel kommen, welcher sich negativ auf das natürliche Gleichgewicht der Wasserlebewesen auswirken kann.

Chemische Güte

Die Belastung der Wiese mit Nährstoffen wie Nitrat und Phosphat kann im Allgemeinen als gering und unbedenklich angesehen werden. Für Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Zink jedoch, weisen die Sedimentproben der LAWA für den Oberlauf der Wiese hohe bis sehr hohe, für Mittel- und Unterlauf deutliche bis erhöhte Belastungswerte auf. Die Schwermetallvorkommen in den Flusssedimenten sind auf den mittelalterlichen Bergbau und die Erzverarbeitung im Schwarzwald zurückzuführen. Im Hinteren Wiesental waren im 14. Jahrhundert auf dem Territorium des Abtes von St. Blasien 45 Hüttenbetriebe und Schmelzmühlen im Betrieb. Die meisten Bergwerke und Erzhütten wurden jedoch schon im 18. und 19. Jahrhundert aufgelassen.[20]

Gewässerstrukturgüte

Die Wiese in Lörrach: Deutlich sind die unnatürlichen, trapezförmigen Sohlrampen und die Schwellen sichtbar.

Die Gewässerstrukturgüte ist ein Maß für die ökologische Qualität der Gewässerstrukturen und der durch diese Strukturen angezeigten dynamischen Prozesse. Die natürliche Gewässerstruktur der Wiese wurde durch die Kombination von verschiedenen Korrektionsmaßnahmen und baulichen Eingriffen (z.B. in der Linienführung, durch Uferverbau, Querbauwerke, Stauregulierung, Anlagen zum Hochwasserschutz und/oder Nutzung in der Aue) weitgehend verändert und zerstört. Das trifft vor allem für den Unterlauf der Wiese zwischen Zell und Basel zu. Doch selbst am Oberlauf der Wiese zwischen Todtnau und Zell ist die Gewässerstruktur immer noch deutlich bis stark verändert. Nur an drei relativ kurzen Flussabschnitten im Oberlauf der Wiese ist die Gewässerstruktur nur mäßig beeinflusst. Im Vergleich zu den meisten anderen Flüssen im südlichen Schwarzwald wurde die Wiese von ihren Quellen bis zur Mündung weitgehend durch flussbauliche Maßnahmen verändert.[21]

In den letzten Jahren hat sich ein Umdenken in der öffentlichen Wahrnehmung der Wiese bemerkbar gemacht. Verschiedene Projekte auf Schweizer und Deutscher Seite haben es sich zum Ziel gesetzt, die Wiese in ihrer ökologischen und biologischen Funktion und in ihrer Funktion als Naherholungsgebiet aufzuwerten.

Revitalisierung und Naturschutz an der Wiese

Seit den späten 1990er Jahren wurden im Kanton Basel-Stadt die ersten Überlegungen und Planungen zur Renaturierung und Revitalisierung der Basler Fließgewässer angestellt. Anlass dazu war das veränderte Umweltbewusstsein bezüglich Stadtgewässern und die Erkenntnis, dass naturnahe Gewässer einen nachhaltigen Mehrwert für Flora, Fauna und Erholung suchende Menschen schaffen.

In diesem Geiste wurde das Entwicklungskonzept Fliessgewässer Basel-Stadt erarbeitet, in dessen Zielkatalog verschiedene Revitalisierungsmaßnahmen festgelegt wurden. Zu den erstrangigen Zielen gehörten

  • die Wiederansiedlung von Biber und Lachs an Rhein, Birs und Wiese,
  • der Ausbau von Wanderkorridoren zur Biotopvernetzung,
  • die Schaffung von mehr Raum für Landbäche,
  • die naturnahe Pflege der revitalisierten Lebensräume sowie
  • der Schutz und die Verbesserung der ober- und unterirdischen Gewässer.
Revitalisierung des Neuen Teichs bei Riehen

Für die Wieseebene wurden im Rahmen des Entwicklungskonzeptes zahlreiche Projekte entwickelt. Dazu gehören insbesondere die Revitalisierung der Wiese, des Riehenteichs, des Alten Teichs und des Otterbachs unter Berücksichtigung der Trinkwassergewinnung in den Langen Erlen sowie eine bessere Vernetzung der Wiese mit ihren Nebengewässern, um neue Laich- und Jungfischlebensräume zu erschließen.

Aktuelle Naturschutzprojekte im Bereich der Wiese

  • Auf einem 600 Meter langen Abschnitt zwischen Erlenparksteg und Wiesebrücke wurden bereits 1999 erste Revitalisierungsmaßnahmen durchgeführt, die harten Flussverbauungen wurden entfernt und durch naturnahe Steinbuhnen ersetzt.
  • Zur langfristigen Erhaltung der einzigartigen Auenlandschaft und der angrenzenden Kulturlandschaft wurde 2001 der Landschaftspark Wiese geschaffen. Der Landschaftspark ist ein grenzüberschreitendes Projekt, an dem neben den Städten Weil am Rhein und Lörrach (seit 2007), der Gemeinde Riehen und der Stadt Basel auch das Trinationale Umweltzentrum (TRUZ) und weitere schweizerische Naturschutzorganisationen beteiligt sind.[22]
  • Um eine gute Trinkwasserqualität des Grundwasserreservoirs in den Langen Erlen zu gewährleisten, muss für eine ausreichende Kontrolle der Wasserqualität gesorgt werden. Dazu wurden im Rahmen des Entwicklungskonzeptes in Zusammenarbeit mit der Universität Basel Studien durchgeführt, die die Mechanismen und möglichen Belastungsrisiken durch verschmutztes Flusswasser in den Langen Erlen erforschen sollten.[23]
  • Die Sanierung des Neuen Teichs wird seit Oktober 2007 in Angriff genommen, um den Anforderungen des Grundwasserschutzes gerecht zu werden. Die Maßnahmen sehen vor, das Bett des Kanals abzudichten, damit bei Hochwasser keine Keime aus belastetem Wiesenwasser in die Grundwasserbrunnen eindringen können. Bei den Sanierungsarbeiten soll der Teich zudem naturnah gestaltet und auf seiner gesamten Strecke fischgängig gemacht werden.
  • In der Stadt Lörrach wurde seit Anfang des Jahrzehnts das Projekt Wiesionen entwickelt. Das Projekt sieht vor, in mehreren Teilprojekten eine Aufwertung des Lebensraums Fluss für Natur und Mensch auf Lörracher Stadtgebiet zu erreichen. Da die enge Bebauung auf Lörracher Gebiet einen sehr geringen Spielraum für Renaturierungsmaßnahmen zulässt, kann nur in begrenztem Maße in die bestehende Gewässerstruktur eingegriffen werden. Innerhalb der Hochwasserdämme soll eine reduzierte Auendynamik hergestellt werden und Wanderungshindernisse im Fluss sollen beseitigt werden. Zudem soll der Fluss an ausgewählten Stellen durch entsprechende Baumaßnahmen in das städtische Leben integriert werden.[24]

Zollfreistrasse

Infotafel Zollfreistrasse an der Weiler Wiesebrücke

Bis Januar 2006 wurde das rechtsseitige Ufer der Wiese zwischen Stettener Eisenbahnbrücke und Weiler Wiesebrücke unterhalb des Tüllinger Schlipf von einem naturnahen Auenwald gesäumt. Im Zuge der Bauarbeiten zur Zollfreistrasse wurden Teile dieses Waldes gerodet und der Lebensraum einiger seltener Vögel und Pflanzen stark beeinträchtigt. Das Genehmigungsverfahren für den Bau der Zollfreistrasse hatte sich über mehrere Jahrzehnte hingezogen und wurde bis zuletzt durch den Widerstand von regionalen Umweltschützern hinausgezögert. Obwohl der Bau der umstrittenen Straße letztlich nicht verhindert werden konnte, war die Initiative zum Schutz der Wiesenaue insofern erfolgreich, als dass die verschiedenen Bevölkerungsgruppen für den Schutz der Wieseebene sensibilisiert werden konnten und die lokalen Behörden weitgehende ökologische Ausgleichsmaßnahmen in Aussicht gestellt haben.

Die Wiese in Literatur und Malerei

Literatur

Johann Peter Hebel hat der Wiese in seinem 1803 veröffentlichten Gedichtband Alemannische Gedichte ein literarisches Denkmal gesetzt. Das Gedicht Die Wiese[25] beschreibt in alemannischen Hexametern den Fluss Wiese, personifiziert als des Feldbergs liebligi Tochter, von seiner Quelle bis zu seiner Mündung.

Malerei

Die Wiese bei Hausen, Gustav Wilhelm Friesenegger, Erste Hälfte 19. Jahrhundert

Die Wiese ist als Motiv in der Landschaftsmalerei oder aufgrund ihres bloßen Vorhandenseins als Teil von Stadt- und Burgporträts auf verschiedenen Kunstwerken zu finden. Im 17. und 18. Jahrhundert findet man den Fluss auf Kupferstichen von Matthäus Merian und Emanuel Büchel, wobei vor allem Letzterer in der Mitte des 18. Jahrhunderts auf zahlreichen Zeichnungen ihren Flusslauf und das Aussehen der Landschaft an ihrem Unterlauf dokumentiert hat. Auch der bekannte Schweizer Landschaftsmaler Samuel Birmann zeichnete als junger Mann die Wiese und das Untere Wiesental. Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Landschaftsbilder von heute eher unbekannten Malern, welche die Wiese und das Wiesental naturgetreu darstellten.

Literatur

  • Eduard Golder: Die Wiese. Ein Fluss und seine Geschichte. Baudepartement Basel-Stadt, Tiefbauamt, 1991.

Einzelnachweise

  1. a b Topografische Karte 1:25.000
  2. Krahe, Hans: Theorie über die älteste Gewässernamengebung, siehe auch Vennemann (1994), Steinbauer (1996).
  3. a b Hydrologische Daten des BAFU
  4. Schülin, F. (1965): Chronik von Rötteln/Haagen, S. 290.
  5. Hochwasservorhersagezentrale des Landes Baden-Württemberg
  6. Kaufmann, G. (1984): Ein Fluss wird gebändigt, in: Z’Rieche 1985, S. 117ff.
  7. Schülin, F. (1965): Chronik von Rötteln-Haagen, S. 304ff.
  8. Schülin, F. (1965): Chronik von Rötteln-Haagen, S. 123ff.
  9. Golder, E. (1991): Die Wiese. Ein Fluss und seine Geschichte, S. 138ff.
  10. Golder, E. (1991): Die Wiese. Ein Fluss und seine Geschichte, S. 121ff.
  11. Vortisch, C.M. (1973): Wässerungstreit Im Grütt. In: Das Markgräflerland. Band 1/2, S. 38ff
  12. Zimmermann, A. (1996): In: Das Markgräflerland. Band 1/1996, S. 9ff.
  13. Tscherter, K. F. (1925): Zentralblatt für den deutschen Holzhandel.
  14. Rothmund, P. (1984): In: Unser Lörrach 1984, S. 137ff.
  15. Badische Zeitung vom 3. Mai 2008: "Drei Länder, drei Strategien" online
  16. Ökostrom Gruppe Freiburg
  17. energiedienst AG
  18. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Baden-Württemberg
  19. Amt für Umwelt und Energie, Basel Stadt
  20. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Baden-Württemberg
  21. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Baden-Württemberg
  22. Hochrhein-Zeitung
  23. Amt für Umwelt und Energie, Basel Stadt
  24. Projektbeschreibung Wiesionen
  25. Die Wiese bei Wikisource

Weblinks

 Commons: Wiese (Fluss) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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