Wie in einem Spiegel

Wie in einem Spiegel
Filmdaten
Deutscher Titel Wie in einem Spiegel
Originaltitel Såsom i en spegel
Produktionsland Schweden
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 1961
Länge 89 Minuten
Stab
Regie Ingmar Bergman
Drehbuch Ingmar Bergman
Produktion Allan Ekelund
Musik Erik Nordgren
Kamera Sven Nykvist
Schnitt Ulla Ryghe
Besetzung

Wie in einem Spiegel ist ein schwedischer Spielfilm des Regisseurs Ingmar Bergman aus dem Jahr 1961.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Handlung vollzieht sich innerhalb eines Abends bis zum darauf folgenden Abend auf einer Insel in der Ostsee. Hier verbringen Karin, ihr Mann Martin, von Beruf Arzt, ihr Vater David, ein Schriftsteller, der gerade aus der Schweiz zurückgekehrt ist, und ihr 17-jähriger Bruder Fredrik (Minus im schwedischen Original) die Sommerferien. Karin wurde kurz zuvor aus einer psychiatrischen Klinik entlassen. Unter vier Augen berichtet Martin seinem Schwiegervater, dass Karin unheilbar krank sei. Fredrik möchte wie sein Vater Schriftsteller werden und schlägt sich mit Pubertätsproblemen herum.

David kommt bei der Arbeit an seinem Roman nicht voran und ertappt sich bei dem Gedanken, die Krankheitsgeschichte seiner Tochter literarisch zu benutzen. Karin erfährt davon als sie in Davids Tagebuch liest. Martin konfrontiert David auf einer Bootsfahrt mit ihrer Entdeckung und bezichtigt ihn der Gefühlskälte. Doch auch David ist voll von psychischen Problemen. Er fühlt sich als Schriftsteller am Ende seiner kreativen Laufbahn und hatte in der Schweiz versucht, Selbstmord zu begehen.

Karin wird weiter von ihrer Krankheit geplagt. Sie hat Visionen und glaubt, dass Gott sie heimsucht. Sie erzählt ihrem Bruder davon. Später verführt sie ihn während eines Ausflugs am Strand. Zurück im Haus sperrt sie sich in einer Kammer ein, wo sie einen Anfall erleidet. Martin fordert den Notdienst an und gibt ihr eine Beruhigungsspritze. Karin erzählt, dass Gott ihr als bösartige Spinne erschienen sei. Ein Hubschrauber holt Karin und Martin ab, um sie zur Heilanstalt zu transportieren. David und sein Sohn Fredrik bleiben allein zurück auf der Insel. Erstmals kommen sich die beiden in einem Gespräch näher.

Kritiken

„Dies ist einer der wenigen Filme Bergmans, die Hoffnung aus dem Glauben beziehen. Andererseits schildert er, wie alle Personen der Handlung sich dadurch verändern, dass sie im Spiegelbild des anderen einen Teil ihres Ichs sehen. Demonstriert wird das in einer kühlen, klaren Bildersprache, die sich ganz auf das Wesentliche konzentriert.“

Reclams Filmführer[1]

„‚Wie in einem Spiegel‘ beeindruckt durch seine formale Sicht auf das Thema, durch die Sprödigkeit des gewählten Ambiente und durch die zwangsläufige Konzentration auf die wenigen Protagonisten, durch den Verzicht auf Farbe, durch den asketischen Einsatz der Musik, durch symbolische Bildsprache (Wasser, Himmel, gestrandetes Schiff, Netze, Spiegel, Hubschrauber), durch Schatten und Licht. Unübersehbar ist dennoch und trotz der Relevanz des Themas das Defizit an Plausibilität des Buchs; z.B. leuchtet nicht die geradezu gehetzte verbale Auflösung der Handlung in theologischen Feststellungen am Ende ein. Es überzeugt auch nicht endgültig die Verknüpfung von psychopathischer Konstellation und expliziter Gottesfrage – Religion als Element psychischer Individualdefekte, als Restbefund beim Kranken mit Ehrfurcht, Kniefall, Gebetsgestus, während die vermeintlich Gesunden abseits stehen: Die wechselseitige Nähe von Gläubigkeit und Krankheit hat durch unübersehbare künstlerische Unzulänglichkeit die auch theologische Relevanz der Fragestellung geschwächt. Dennoch bleibt ein Film, der sich durch künstlerische und religiöse Ambition meilenweit von anderen Film-Versuchen zur Sinnfrage – auch Bergmans selbst – abhebt.“

Reinhold Jacobi: Spuren des Religiösen im Film[2]

Hintergrund

Der Film sollte ursprünglich auf den Orkney-Inseln gedreht werden. Bergman entschied sich dann allerdings für die Insel Fårö, die später zur Heimat Ingmar Bergmans werden sollte. Die Welturaufführung des Films fand am 16. Oktober 1961 in Schweden statt. Der Film nahm am Wettbewerb der Berlinale 1962 teil.

Wie in einem Spiegel bildet den ersten Film einer Trilogie (gefolgt von Licht im Winter und Das Schweigen). 1969 erklärte Bergman in einem Interview, die Trilogie nicht ursprünglich als solche geplant zu haben. Erst nach Beendigung des dritten Films sei ihm die Einheitlichkeit aller drei Teile aufgefallen.[3]

Auszeichnungen

Ingmar Bergman erhielt 1963 eine Oscarnominierung für sein Drehbuch. Der Film wurde 1962 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.

Quellen

  1. Reclams Filmführer, 2. Aufl. 1973, ISBN 3-15-010205-7.
  2. Lexikon des internationalen Films 2000/2001 (CD-ROM).
  3. "Bergman über Bergman", Stockholm 1970, München und Wien 1976.

Literatur

  • Ingmar Bergman: Une trilogie de films: „Comme dans un miroir“ – „Les communiants“ – „Le silence“ Texte in französischer Sprache. Verlag Robert Laffont, Paris 1964, 270 Seiten (auch in Niederländisch: Bruna & Zoon, Utrecht 1965. – Der Film „Les communiants“ ist im Dt. Licht im Winter betitelt.) Deutsch: Filmerzählungen zuerst Hinstorff, Rostock 1977; mehrere Neuaufl. in versch. Verlagen – Als TB mit 42 Filmfotos: Heyne ISBN 3-453-01139-2

Weblinks


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