Wicker Frosch

Wicker Frosch
Gedenkstein für Wicker Frosch in der Frankfurter Katharinenkirche

Wicker Frosch (* vor 1300 in Frankfurt am Main; † im Spätherbst 1363 in Mainz) war ein Frankfurter Patrizier und Geistlicher in Frankfurt und Mainz. Er stiftete eine Reihe noch heute bestehender Einrichtungen, darunter das St.-Katharinen- und Weißfrauenstift, eine Versorgungseinrichtung für alte, bedürftige christliche Frankfurter Frauen, und die Katharinenkirche.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wie bei vielen Menschen seiner Zeit ist von Wicker Frosch weder sein Geburtsdatum bekannt, noch liegen Zeugnisse aus seiner Jugend vor. Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1320 als Inhaber eines geistlichen Amtes, vermutlich in St. Stephan in Mainz.

Sein Vater war der Schöffe und Ratsherr Heilmann Frosch, dessen Vorfahren aus Magdeburg über Ziegenhain nach Frankfurt gekommen waren. Seine Mutter war Elisabeth von Geisenheim. Die Familie war sehr begütert und besaß zahlreiche Höfe und Güter in und um Frankfurt.

Wicker hatte beide Rechte und Theologie studiert, doch ist nicht bekannt wo. Sein Bruder Heilmann ist 1311 an der Universität von Bologna nachweisbar. Wickers Bruder Siegfried wurde Bürgermeister von Frankfurt.

Auch andere Mitglieder der Familie Frosch hatten seinerzeit wichtige politische und geistliche Ämter inne, so sein Onkel Siegfried als Bürgermeister und Schöffe und dessen Sohn Wigel als Kanonikus am Liebfrauenstift.

1329 wurde Wicker Frosch in das Kapitel des Bartholomäusstiftes aufgenommen. 1341 wird er als Scholaster (Leiter der Stiftsschule) an St. Stephan in Mainz erwähnt. Vermutlich lebte er zu dieser Zeit in Mainz: Wicker Frosch gehörte zu einem kaisertreuen Kreis um den Mainzer Erzbischof Heinrich von Virneburg, der sich 1338 im Streit zwischen Kaiser Ludwig dem Bayern und dem Papst gegen dessen Einmischung in die deutschen Angelegenheiten gestellt hatte. Auch die Stadt Frankfurt hielt trotz eines Interdikts zu Ludwig, der ihr zahlreiche Privilegien bewilligt hatte, u.a. die Abhaltung einer zweiten Messe im Frühjahr (1330) und die Erweiterung des Stadtgebiets um das Dreifache (1333).

Nach einer Zeit stürmischen Wachstums wurde Frankfurt kurz nacheinander von zwei schweren Katastrophen betroffen: Im Juli 1342 stieg das Hochwasser des Mains auf den höchsten jemals erreichten Stand, wobei u.a. die Mainbrücke zerstört wurde, die wichtigste Verbindung zwischen Nord- und Süddeutschland. 1349 wütete der Schwarze Tod auch in Frankfurt, dabei starben innerhalb von 192 Tagen über 2000 Menschen (rund 20% der Bevölkerung).

In diese Zeit fallen die bedeutendsten Stiftungen Wicker Froschs: 1343 gründete er ein Spital zu Ehren des Heiligen Kreuzes, das er 1346 mit einer großzügigen Stiftung ausstattete. 1353 stiftete er ein Kloster zu Ehren der heiligen Jungfrauen Katharina und Barbara. Aus dem Spital gingen später das St. Katharinen- und Weißfrauenstift hervor, das Kloster wurde nach der Reformation zur evangelischen Katharinenkirche.

Seine Stiftungen fanden überregionale Beachtung und Anerkennung, u. a. durch einen Ablass, den 24 Kardinäle und Bischöfe in Avignon 1361 allen erteilten, die Spital und Kloster besuchten und für das Wohl des Stifters beteten oder einen finanziellen Beitrag leisteten.[1] Am 30. September 1360 ernannte Kaiser Karl IV. Wicker Frosch zum Hofkaplan und erhob ihn in den Adel. Dieser Adelsbrief ist der älteste bekannte Fall einer Nobilitierung.

Er starb im Spätherbst 1363 in Mainz, das genaue Datum ist unbekannt. In seinem Testament vom 6. August 1363 hatte er verfügt, dass er in Frankfurt beigesetzt werden wollte, doch wurde diese Bestimmung in einer zweiten Fassung des Testaments vom 28. September wieder gestrichen. Da er bis zuletzt Schulmeister an St. Stephan war, wurde er deshalb vermutlich dort begraben. Doch erhielt er kurz darauf auch einen Gedenkstein im Katharinenkloster in Frankfurt, der 1509 als Grabstein bezeichnet wurde. Dieser Gedenkstein ist noch erhalten, er befindet sich in der heutigen Katharinenkirche.

Bemerkenswertes

Wicker Frosch wird in dem Roman Der Jude von Karl Spindler (erschienen 1827) als „Hauskaplan und rechte Hand“ Kaiser Karls IV. erwähnt.

Nach Wicker Frosch ist eine Straße in der Kuhwaldsiedlung im Frankfurter Stadtteil Bockenheim benannt.

Literatur

  • Otto Schembs: Die Stiftung des Wicker Frosch. In: J. Proescholdt (Hrg), St. Katharinen zu Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1981. Verlag Waldemar Kramer, S. 15-28 ISBN 3-7829-0240-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Horst Enzensberger, Kirche und Kloster im späten Mittelalter. In: St. Katharinen zu Frankfurt am Main, hg. von Joachim Proescholdt, Frankfurt am Main 1981, S.29-36, hier S.30

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