Westhafen (Berlin)

Westhafen (Berlin)
Hafenbecken und BEHALA-Verwaltungsgebäude mit dem 52 Meter hohen Turm
Lageplan von 1923
Lagerhalle im Westhafen
Berlin Westhafen, Schrottumschlag von Land auf ein Binnenschiff in Berlin
Berlin Westhafen Behala, Lagerung von Recyclingmaterial
Blick von der Putlitzbrücke auf den Westhafen

Der Berliner Westhafen ist ein Binnenhafen im Ortsteil Moabit des Bezirks Mitte.

Der Westhafen ist mit einer Fläche von 430.000 m² der größte Hafen der Stadt. Er ist über Westhafenkanal und Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal (in westlicher Richtung Hohenzollernkanal genannt) mit Spree und Havel verbunden und darüber in das überregionale Wasserstraßennetz zwischen Elbe und Oder integriert. Der Westhafen ist ein bedeutender Umschlag- und Lagerplatz für die Binnenschifffahrt. Für den Weitertransport der Güter mit der Bahn ist er mit dem Güterbahnhof Moabit unter anderem an die Berliner Ringbahn angeschlossen, über die Stadtautobahn A 100 erfolgen An- und Abtransport der Waren per Lkw. Mit den Bahnhöfen Westhafen und Beusselstraße stehen S- und U-Bahn für den öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung.

Westlich der Beusselstraße befindet sich der Berliner Großmarkt mit Fleischgroßmarkt und Fruchthof.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem erste Planungen bereits um 1900 erstellt wurden, erwarb die Stadt Berlin 1906 das benötigte Gelände vom Evangelischen Johannesstift, das damals noch in Plötzensee angesiedelt war. Der Bau des Westhafens begann nach langwieriger Vorbereitung und gegen den anfänglichen Widerstand der Reichsbahn erst im Jahr 1914, doch traten kriegsbedingt sogleich wieder erhebliche Verzögerungen ein. Als Betreibergesellschaft wurde 1923 die BEHALA (Berliner Hafen- und Lagerhaus AG) gegründet. Am 3. September des gleichen Jahres konnte ein erster Teilbereich des Westhafens eingeweiht werden. Für die Planung der Gesamtanlage und die Durchführung der Tiefbauarbeiten zeichnete der Geheime Baurat Friedrich Krause verantwortlich, für einen wesentlichen Teil der Lager- und Verwaltungsgebäude, den Getreidespeicher und die Hafenanlagen der Architekt Richard Wolffenstein mit seinem Partner Wilhelm Cremer.

Mit den anschließenden Erweiterungen, insbesondere zwischen 1924 und 1927, wurde der Westhafen zum zeitweilig zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands ausgebaut. Zwischen 1939 und 1943 erhielt der Hafen ein weiteres mächtiges Getreidesilo nach Plänen des Architekten Ernst Erik Pfannschmidt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren 60 Prozent der Hafenanlagen zerstört. Von 35 Kränen waren nur noch sechs intakt, doch gingen auch diese teilweise durch Demontage verloren. Bis 1950 wurden die Schäden beseitigt und der Westhafen anschließend für den Umschlag zwischen Binnenschiff, Eisenbahn und Lastwagen weiter ausgebaut. Bis zur Wiedervereinigung Berlins dienten die Anlagen auch der für Krisenzeiten angelegten Senatsreserve.

Im Jahr 2001 ist das jüngste der ursprünglich drei Hafenbecken wieder zugeschüttet worden, um weiteren Platz für Speditionsgebäude zu schaffen. Der Hafen hat im Rahmen des Berliner Hafenkonzepts von 2001 eine Container-Verladestation, eine Roll-on-roll-off-Anlage und eine Anlegestelle für Binnen-Kreuzfahrtschiffe erhalten. Einige der denkmalgeschützten Hafengebäude wurden modernisiert, weitere Ausbauten und Erweiterungen sind geplant oder bereits im Bau.

Seit 1997 nutzt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den zum Magazin umgebauten alten Getreidespeicher. Den Speicher teilen sich das Geheime Staatsarchiv mit der Zeitungsabteilung und der Kinderbuchabteilung der Berliner Staatsbibliothek. In einigen der historischen Lagerhallen befinden sich neben Verkaufsräumen von Grossisten auch Möbellager und Werkstätten. Eine derartige Umnutzung hat eine gewisse Tradition. Bereits 1926 mietete der Automobilhersteller Ford eine Lagerhalle an, in der bis zu 300 Arbeiter Kraftfahrzeuge des Modells T („Tin Lizzy“) aus Einzelteilen montierten,[1] die beim Import niedriger besteuert wurden als komplette Autos. Die Produktion in Berlin wurde im April 1931 aufgegeben und in das neue Werk nach Köln verlegt.

Westhafenkanal

Die bereits 1938 begonnene, drei Kilometer lange Verbindung zur Spree, zunächst Neuer Verbindungskanal, heute Westhafenkanal genannt, wurde kriegsbedingt erst 1956 fertiggestellt. Der Kanal begradigt und verkürzt den Weg zur Schleuse Charlottenburg.

Verkehrsprojekt 17 „Deutsche Einheit“

Gegenwärtig ist der Westhafen Bestandteil des – aus ökologischen Gründen umstrittenen – Verkehrsprojekts 17 „Deutsche Einheit“ (VDE Nr. 17). Mit dem Ausbau der Wasserstraßenverbindung HannoverMagdeburg – Berlin können Binnenschiffe mit bis zu 2000 Tonnen und mit einer Abladetiefe von bis zu 2,80 Meter den Westhafen erreichen.

Binnenschifferkirche

Schiffer- und Hafenkirche am Westhafen; Eingang zum U-Bahnhof Westhafen

Seit 1968 befindet sich an der Westhafenstraße 1 eine Schiffer- und Hafenkirche in einem unscheinbaren, aber zum Ambiente passenden ehemaligen Ladengebäude. Sie ist Nachfolgerin einer von der Schiffergemeinde bis 1943 genutzten schwimmenden Kirche.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg Raach: 80 Jahre BEHALA – zwischen damals und heute (1923–2003). BEHALA – Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (Hrsg.), Berlin, 2003

Weblinks

Einzelnachweise

  1. einestages.spiegel.deKalenderblatt 2.10.1930
52.5413.334722222222

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