Westfälischer Kunstverein

Westfälischer Kunstverein
Der Sitz des Westfälischen Kunstvereins befand sich im Westfälischen Landesmuseum

Der Westfälische Kunstverein ist ein gemeinnütziger und eingetragener Verein mit Sitz in Münster, der sich der Vermittlung zeitgenössischer Kunst widmet. Er ist einer der ältesten deutschen Kunstvereine.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Westfälische Kunstverein wurde 1831 von Bürgern der Stadt Münster zu dem Zweck gegründet, „nach Möglichkeit ächten Kunstsinn, und in künstlerischen Leistungen erkannten guten Geschmack zu verbreiten.” Mit anfänglich 50 Mitgliedern veranstaltete der Kunstverein Ausstellungen zeitgenössischer Künstler, vornehmlich aus dem regionalen Umfeld. Bis 1856 bestand eine vom Verein gegründete Höhere Zeichenschule. Bereits damals wurde die Sammlertätigkeit des Kunstvereins aufgenommen, wodurch er heute über einen umfassenden Bestand mittelalterlicher Kunst verfügt.

Die erste Ausstellung des Vereins fand im Herbst 1832 in der Aula der Königlichen Theologischen und Philosophischen Akademie statt, bei der mehr als 200 Werke von Künstlern aus Münster gezeigt wurden. Im Jahre 1836 bekam der Verein mit dem Alten Stadtkeller einen eigenen Ausstellungsraum, bis das Gebäude im Jahre 1902 abgebrochen wurde. Bis dato war die vorhandene Ausstellungsfläche bereits zu klein geworden. Eine Lösung wurde in einer Kooperation mit dem Altertumsverein für Westfalen gefunden. Letzterer steuerte mit dem 1908 gebauten Westfälischen Landesmuseum ausreichend Ausstellungsfläche bei, besaß jedoch keine Sammlung an Kunstwerken, während der Westfälische Kunstverein die Exponate einbrachte.

In den darauffolgenden Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der Sammlung in Richtung internationaler moderner Kunst. Im Ersten Weltkrieg dominierte das Kriegsgeschehen die Tätigkeiten und Ziele des Vereins. Nach Ende des Krieges gingen dem Verein die Finanzen aus, so dass er seinen Besitz versteigern musste. Während der Zeit des Nationalsozialismus gab zusätzlich Repressalien gegenüber dem Verein: So wurde der Verein der Reichskammer für bildente Künste untergliedert und musste sich dem Diktakt der politischen Führung den Ausstellungen betreffend beugen. Mit der weitgehenden Zerstörung des Museums im Jahre 1944 mussten die Aktivitäten wieder eingestellt werden.

1946 nahm der Verein seine Tätigkeiten wieder auf und organisierte Ausstellungen mit Exponaten der modernen Avantgarde. Hierdurch erlangte er erstmals überregionale Bedeutung. Ab den 1960er Jahren wandelte sich der Themenschwerpunkt hin zu gegenwartsbezogener Kunst. Zusätzlich intensivierte der Verein wieder den Ankauf von zeitgenössischen Kunstwerken, der vom Publikum bereits in den 1950er Jahren gefordert wurde. Heute beschränkt sich die Sammel- und Ausstellungstätigkeit ausschließlich auf zeitgenössische Kunst.

Ausstellungstätigkeit seit 1972

Nach der Fertigstellung des Neubaus des Westfälischen Landesmuseums bezog der Kunstvein 1972 neue Räume und hatte damit einen ersten eigenen Ausstellungsort, in dem der Geschäftsführers Klaus Honnef mit den Ausstellungen Arte Concreta, Konzept ist die Form, Lawrence Weiner, Sigmar Polke und Jörg Immendorff progressive Projekte verfolgte. 1978 bis 1985 übernahm Thomas Deecke die Direktion. In seiner Amtszeit fiel das 150jährige Jubiläum des Vereins im Jahre 1981 und Ausstellungen wie Rebecca Horn, Der Eintänzer (1979) oder Sprachen jenseits von Dichtung (1979), Roman Opalka (1981), Stephan Huber, Das Gottesreich fliegt: Der Kunstverein tanzt und Videokunst in Deutschland, beide im Jahr 1982.

Seit 1985 nahm die neue Direktorin Marianne Stockebrand die Sammlungstätigkeit mit dem Erwerb von Blattserien etwa von Sol LeWitt und Christa Näher oder Aquarellen von Gerhard Richter wieder auf. In einem breiten Spektrum zeigte sie Cindy Sherman, (1985/86), Edward Ruscha, (1986), Günther Förg, (1986) und Skulpturen von Katharina Fritsch (1989) und klassische Positionen es Minimalismus. Ab 1990 widmete sich der Geschäftsführer Friedrich Meschede verschiedenen Ansätzen der Installationskunst, unter anderem in Projekten mit Ulrich Görlich (1990/91) und Hubert Kicol (1990/91) und Jessica Stockholder und Ellsworth Kelly (1992).

Der nachfolgende Direktor Heinz Liesbrock stellte erstmals die „Sammlung auf Papier” aus der Sammlung der Kunstvereins aus (1996). Andere Projekte widmete er aktuellen Tendenzen der Architektur: Rotterdam im 20. Jahrhundert: Utopie oder Realität (1993) und Architekturbüro Bolles/Wilson (1993/94). Ausstellungen mit Malerei widmete er Künstlern wie Edward Hopper, Ad Reinhardt oder Giorgio Morandi. Seit 1999 übernahmt Susanne Gaensheimer die Geschäftsführung. Ihr erstes Projekt war Inside-Out, eine Gruppenausstellung mit Werken von Tilo Schulz, Apolonija Sustersic und Nathan Coley. 2001 zeigte sie Tobias Rehbergers Maserati Quattroporte. Um die Kommunikation mit dem Publikum zu intensivieren, wurden zu allen Ausstellung Künstlergespräche und Vorträge angeboten, parallel zu der Ausstellung Real Places fand der Kongreß Where is the Center? statt.

Von 2001 bis 2009 war Carina Plath Leiterin des Kunstvereins. Sie hat unter anderem die Ausstellungen formal social (2002); Prisoners von Pawel Althamer (2002), Wilhelm Sasnal (2003), Valérie Favre (2004), Matthew Buckingham (2005); und T,O,U,C,H,I,N,G – Wahrnehmung und Film (2005) gezeigt. Der Westfälische Kunstverein wurde 2008 auf der Art Cologne mit dem Preis für deutsche Kunstvereine des ADKV ausgezeichnet. Plath wechselte zum Sprengel-Museum, Hannover, wo sie Kuratorin für die zeitgenössische Kunst und die Sammlung der Klassischen Moderne wurde.

Seit Januar 2010 übernahm Katja Schroeder die Leitung. Sie war bereits kommissarische Leiterin des Westfälische Kunstvereins und zuvor beim Frankfurter Kunstverein als Kuratorin beschäftigt.

Der Westfälische Kunstverein hat 950 Mitglieder, die zahlreiche Angebote und Vergünstigungen, wie freien Eintritt, Teilnahme an Exkursionen und den Erwerb der Jahresgaben haben. Seit dem Abriss des Westfälischen Landesmuseums 2009 besitzt der Kunstverein keine festen Ausstellungsräume und nutzt für sein Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm wechselnde Orte in Münster. Bis zu Jahre 2013 soll der Neubau des Landesmuseums fertiggestellt sein.

Positionen

Der Westfälische Kunstverein ist ein Ausstellungszentrum für zeitgenössische Kunst und organisiert darüber hinaus Führungen, Vortragsreihen, Filmprogramme, Symposien, Kunstreisen und andere Veranstaltungen zur Förderung zeitgenössischer Kunst und Künstler. Er veranstaltet jährlich acht bis zehn Ausstellungen, die aktuelle Entwicklungen der bildenden Kunst vorstellen und bewerten. Begleitende Kataloge vertiefen die Informationen über einzelne Künstler oder thematische Zusammenhänge.

Weblinks

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