Westfalen (Katapultschiff)

Westfalen (Katapultschiff)
WESTFALEN
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Schiffsdaten
Schiffstyp: Dampfschiff
Verwendung: Frachtschiff,
Katapultschiff,
Truppentransporter
(Letzter) Heimathafen: Bremen
Stapellauf: 14. November 1905
Bauwerft: Joh. C. Tecklenborg /

Geestemünde

(Letzter) Eigner: Deutsche Luftwaffe
Technische Daten
Baunummer: 208
Rauminhalt: 5098 BRT
Tonnage: 10.700 tdw
Länge über alles: m 124,80 / (123,70)
Breite über alles: m 16,06 m / (16,10)
Max. Tiefgang: m 8,52 m
Maschine
Antrieb: 1 Vierfach-Expansions-

Dampfmaschine, 4 Kessel

Maschinenleistung: 3000 PS
Höchstgeschwindigkeit: 12 kn
Schrauben: 1
Schornsteine: 1
Masten: 1
Katapult: 1 (Heinkel K-6, 14 t)
Bordkräne: 1 (15-t Hebekraft) von Becker
Anzahl der Bordflugzeuge: 1
Flugzeugtyp: Dornier Wal, Dornier Do 18
Sonstiges
Besatzung: 54
Bewaffnung
(als Truppentransporter):
2 x 20-mm-Flak

Die Westfalen war ein Frachtschiff, das zu einem Katapultschiff umgebaut wurde. Das Schiff wurde 1906 von Joh. C. Tecklenborg in Geestemünde für den Norddeutschen Lloyd gebaut. Nach entsprechendem Umbau wurde die Westfalen von 1933 bis 1939 als Katapultschiff für Flugboote von der Lufthansa eingesetzt. Der regelmäßige Lufthansa-Postdienst nach Südamerika begann im Februar 1934. Die Flugboote wurden per Katapult von Deck gestartet und landeten auf dem Wasser. Nach ihrem Einsatz wurden sie wieder an Bord gehievt. Stationiert war das Schiff im Südatlantik, etwa 100 km von Natal in Brasilien zur Abwicklung des Postverkehrs (zusammen mit der vor Bathurst (Gambia) stationierten Schwabenland).

Ab 1941 wurde die Westfalen von der Luftwaffe als Truppen- und Materialtransporter und Flugzeugtender eingesetzt. Am 8. September 1944 lief die Westfalen auf zwei Minen und sank in schwerer See bei Stora Pölsan im Kattegat.[1]

Inhaltsverzeichnis

Zivile Nutzung

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, lag die Westfalen im Hafen von Valparaíso in Chile. Sie wurde beschlagnahmt und die Mannschaft dort interniert. Die Besatzung hatte allerdings die Maschine zerstört und somit konnte das Schiff nicht genutzt werden. Am 5. Mai 1920 verließ die Westfalen Valparaíso und wurde nach Bremerhaven geschleppt, wo das Schiff repariert und modernisiert wurde. Am 12. August 1933 wurde das Schiff an die Deutsche Lufthansa A.G. verkauft und bei der Deschimag in Bremen zu einem Katapultschiff umgebaut. Danach diente es als schwimmende Basis für die Flugboote der Lufthansa, die Post zwischen Europa und Südamerika beförderten.

Posttransport

Von Bremen aus lief die Westfalen über Frankreich und Spanien in den Atlantik aus, um dort ihre Aufgabe als Relaisstation im transatlantischen Postverkehr aufzunehmen. Die Post aus Deutschland wurde von Stuttgart über Sevilla und Las Palmas de Gran Canaria nach Bathurst (Gambia) in Westafrika geflogen. Von dort ging es mit Flugbooten über den Südatlantik nach Natal in Brasilien. Etwa 1500 km von Bathurst, auf halber Strecke, wurde auf dem Atlantik gewassert. Das Flugboot vom Typ Dornier Wal glitt auf eine aus einem Schleppsegel bestehende Schlepprampe am Heck des Schiffes, um dann an Deck genommen zu werden. Es wurde gewartet, betankt, neu mit Post beladen und zum Weiterflug gestartet. Während die Flugzeuge unterwegs waren, behielt das Schiff etwa die Position 4° nördlicher Breite und 26° westlicher Länge bei. Wenn die Flugzeuge mit neuer Post zurückkehrten, wurden sie nach der Wasserung per Schiffskran an Deck gehievt und neu betankt.

Langstrecken-Weltrekord 1938

Die Westfalen war, als Mutterschiff des Flugbootes D-ANHR, beim Aufstellen eines neuen Langstrecken-Weltrekords im März 1938 beteiligt. Die D-ANHR war eine Do 18 E, die für diesen Zweck zu einer Do 18 W (W für Weltrekord) modifiziert worden war. Sie gehörte nicht der Lufthansa, sondern blieb als reichseigenes Flugzeug bei der Dornier-Werke GmbH, wo sie für den Rekordversuch hergerichtet und mit einer besonderen Ausrüstung versehen wurde. Da die Dornier-Werke keine Fluzeugbesatzung mit Transozean-Erfahrung hatte, traten Flugkapitän Hans-Werner von Engel, Funkermaschinist Helmut Rösel und Flugzeugfunker Hans-Joachim Stein von der Lufthansa vorübergehend in den Dienst der Firma, von der Flugkapitän Gundermann als zweiter Flugzeugführer hinzu kam.

Am 27. März 1938 ging die Westfalen, mit der D-ANHR an Bord, von Bremerhaven aus auf dem Weg zu ihrem Einsatzort bei Bathurst, südöstlich des englischen Hafens Dartmouth kurz vor Anker. Dort katapultierte sie das mit Zusatzkraftstoff beladene Flugboot um 14:05 GMT in die Luft. Der Abschusspunkt war so gewählt, dass die gesamte Strecke bis nach Brasilien ständig über See geflogen werden konnte. Zwei Tage später, am 29. März 1938 morgens um 10:05 Uhr, nach 43 Stunden, wasserte das Flugboot bei dem kleinen Ort Caravelas in Brasilien. Die 8.392 zurückgelegten Kilometer bedeuteten neuen Weltrekord.

Kriegseinsatz

Am 1. Februar 1940 wurde das Schiff von der Deutschen Luftwaffe beschlagnahmt und dem Seefliegerhorst Hörnum aud Sylt zugeteilt. Bei der Invasion von Norwegen im April wurde es als Truppen- und Materialtransporter genutzt.

Am 1. Mai 1941 wurde die Westfalen nach Trondheim, 1942 in den Altafjord und 1943 wieder nach Trondheim verlegt; sie diente in dieser Zeit als Mutterschiff für Fernaufklärer.

Ende

Am 7. September 1944 verließ die Westfalen mit ca. 200 deutschen Soldaten und 75 bis 80 Gefangenen Norwegen. Die Gefangenen sollten nach Deutschland transportiert werden und waren tief unten im Schiff untergebracht. Chef des Transports war der SS-Scharführer Wilhelm Heinze.

Am 8. September 1944 geriet das Schiff auf der Fahrt nach Süden im Kattegat in schwere See. Um 11:15 Uhr gab es im Bereich des Vorschiffs eine schwere Explosion, eine Minute später hörte man eine zweite Explosion von Achtern. Die Westfalen war auf zwei Minen gelaufen. Sie brach auseinander und sank schnell, obwohl sich Schiffe dieser Größe nach Minentreffern gewöhnlich recht lange über Wasser halten können. Der Grund für den schnellen Untergang lag vermutlich in der stürmischen See. Die Wellen überrollten das Schiff und beschleunigten das Sinken.

Die Gefangenen wurden aus dem Schiffsinneren befreit, als das Schiff zu sinken begann. An Deck herrschte Panik und jeder versuchte, einen Platz in einem Rettungsboot zu ergattern. Unter den Überlebenden befanden sich später nur fünf norwegische Gefangene. Insgesamt überlebten nur 78 Personen, 150 starben.

Heute

Das Wrack kann heute betaucht werden. Es ist ein attraktives Ziel, da es in nur 34 Metern Tiefe liegt. Das Wrack ist mittig zerbrochen, und die beiden Teile liegen übereinander. Das Vorschiff liegt auf der Backbordseite, das Achterschiff auf der Steuerbordseite. Mittschiffs liegen die Wrackteile auf einer Länge von etwa 20 Metern übereinander.

Einzelnachweise

  1. Stora Pölsan:[1]

Weblinks

Literrtur

  • Simon Mitterhuber: Die deutschen Katapultflugzeuge und Schleuderschiffe, Bernard & Graefe, Bonn, 2004, ISBN 3-7637-6244-2

57.77972222222211.4561111111117Koordinaten: 57° 46′ 47″ N, 11° 27′ 22″ O


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