Werner Riegel

Werner Riegel

Werner Riegel (* 19. Januar 1925 in Danzig; † 11. Juli 1956 in Hamburg) war ein deutscher Lyriker und Essayist. Er arbeitete auch unter den Pseudonymen Scharbock – als Lyriker –, Johannes Fontara (gemeinsam mit Peter Rühmkorf), John Frieder, Conrad Kefer und Lothar Leu.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach dem Abitur am Realgymnasium St. Johann in Danzig wurde er sofort, 1943, eingezogen und 1944 in der Schlacht bei Anzio verwundet, er nahm an vielen weiteren Einsätzen an der Westfront teil, bis er bei der Ardennenoffensive in Gefangenschaft geriet.

Danach erreichte er, meist zu Fuß, Lübeck und arbeitet vielenorts als Hilfsarbeiter, dann als Nachtwächter in Hamburg, wurde nach der Währungsreform arbeitslos und sodann 1950 bis zu seinem Lebensende Bürobote. 1951 lernte er Peter Rühmkorf kennen, 1952 heiratete er Lieselotte Stemmann (1928–2006)[1], mit der er einen Sohn hatte.[2]

Werner Riegel erarbeitete sich zugleich unter diesen schwierigen Nachkriegsverhältnissen als dichterischer Autodidakt ein fulminantes literarisches Wissen und Urteilsvermögen.[3] Ab Dezember 1952 gab er dort, zusammen mit dem jüngeren Freund Peter Rühmkorf, die zunächst kaum bemerkte, doch hochkarätige und folgenreiche Zeitschrift Zwischen den Kriegen heraus (26 Nummern, 1952–1956; vervielfältigt, Auflage ~ max. 200).[4] In dieser Zeitschrift sind etwa Riegels Wiederentdeckungen von Ferdinand Hardekopf (1953) und Paul Boldt (1954) zu nennen.

Beide vertraten darin den von Rühmkorf so benannten „Finismus“ als Haltung gegenüber dem – als unmittelbar bevorstehend gesehenen – Dritten Weltkrieg. Man müsse dennoch gleichzeitig (aber voneinander unabhängig) sowohl politisch als auch ästhetisch wirken („Schizographie“). Vor allem mit politischen Essays wurde Riegel daher im neu gegründeten Studentenkurier zum gesuchten Mitarbeiter.

Sein jäher Krebstod war auch das Ende von Zwischen den Kriegen.

Seine Grabstätte liegt auf dem Friedhof Ohlsdorf.

Nachlass

Sein Nachlass befindet sich in Marbach, darunter auch Tagebücher und ein besonnener und aufschlussreicher Briefwechsel mit Eugen Brehm, Kurt Hiller, Richard Huelsenbeck, Arno Schmidt, dem Grafiker Horst Sikorra und Anderen. Im Druck erschien zu seinen Lebzeiten (von Riegel zusammen mit Peter Rühmkorf veröffentlicht) nur das Gedichtbändchen Heiße Lyrik 1956 bei Limes; das Meiste – Gedichte, Essays, Polemiken – veröffentlichte er in Zwischen den Kriegen und dem Studentenkurier.

Werke (Auswahl)

  • (mit Peter Rühmkorf): Heiße Lyrik. Limes, Wiesbaden 1956
  • Gedichte und Prosa. Limes, Wiesbaden 1961. Mit einem Nachwort von Peter Rühmkorf.
  • Probleme der Lyrik. In: Bettina und Lars Clausen (Hrsg.): Spektrum der Literatur, (1. Aufl.), Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh 1975, S. 370–373
    • darin auch das Gedicht: Die Schuppen im sinkenden Blau […], S. 373
Dokumente

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Werner Riegel, Der senkrechte Mitmensch, 2008, S. 5
  2. Rüdiger Schütt, Zwischen den Kriegen, München 2009, S. 366–269
  3. Vgl. dazu seine Briefe in: Rüdiger Schütt 2009, S. 41 ff.
  4. Lars Clausen, Die Finisten. In: Mittelweg 36, 1992

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