Werdorf

Werdorf
Werdorf
Stadt Aßlar
Koordinaten: 50° 36′ N, 8° 25′ O50.5994444444448.4172222222222172Koordinaten: 50° 35′ 58″ N, 8° 25′ 2″ O
Höhe: 172 m ü. NN
Einwohner: 3.274 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1977
Postleitzahl: 35614
Vorwahl: 06443

Werdorf ist ein Ortsteil der mittelhessischen Kleinstadt Aßlar im Lahn-Dill-Kreis und hat etwa 3100 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Dill bei Werdorf

Werdorf liegt im Tal der Dill, zwischen dem Westerwald (Westen) und dem Gladenbacher Bergland (Osten), mitten im Lahn-Dill-Gebiet. Im Westen liegt Ehringshausen, im Süden Berghausen und im Osten die Kernstadt von Aßlar. Im Norden wird der Ort von Wald mit dem 333 m hohen Behlkopf umgeben. Nächste größere Stadt ist Wetzlar.

Geschichte

In der Bronzezeit siedelten Menschen an den Ort durchfließenden Schönbach, da dieser leichter zu überqueren war (oder bei Hochwasser sicherer war) als die Dill.

Im Jahre 772 wurde die Ortschaft Werdorf im Lorscher Codex erstmalig urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich vom altgermanischen Wero ab, was „Mann“ bedeutet. Es bildete eine eigene Mark, die zeitweilig zum Bistum Speyer gehörte, ehe das Dorf zu den Besitztümern der Grafen von Solms zählte. Mittelpunkt des Ortes war die solmsische Vogtei mit einem herrschaftlichen Hof, an dem später das Schloss errichtet wurde. Kirchlich war Werdorf dem nahegelegenen Dillheim zugeordnet, bis im Zusammenhang mit der Errichtung des Schlosses auch eine eigene Pfarrei 1686 entstand, der das nahegelegene Berghausen als Filiale beigeordnet war. Seit dem 18. Jahrhundert sind des Weiteren jüdische Einwohner nachgewiesen. So existierten sowohl eine Synagoge als auch ein Jüdischer Friedhof. Außerdem entstanden eine Religionsschule und eine Mikwe. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sank die Zahl der jüdischen Einwohner, so dass im Jahre 1908 die jüdische Gemeinde, noch bestehend aus 4 jüdischen Einwohnern, aufgelöst wurde. Das jüdische Gotteshaus wurde im Jahr 1979 abgerissen. [1] Der zwischen 1888 und 1941 genutzte Friedhof (Breitenbacher Straße) mit 1020 m² ist erhalten geblieben. In dieser Zeit wurden rund 50 Personen beigesetzt, neben Juden aus Werdorf, auch jüdische Bewohner von Ehringshausen und Kölschhausen.[2]

Dorfplatz

Werdorf wurde im Zuge der hessischen Gebietsreform im Jahr 1977 zusammen mit den Gemeinden Bechlingen, Berghausen, Bermoll und Oberlemp der Gemeinde Aßlar eingegliedert. Die Großgemeinde erhielt ein Jahr später, am 16. November 1978, schließlich die Stadtrechte.

Die Gründungslegende

Zur Gründung und Namensgebung von Werdorf gibt es eine Legende, die etwa wie folgt erzählt wird: Es waren einmal zwei Gräfinnen, die an einen Ort an der Dill ritten. Ihnen gefiel dieser Ort, und sie ließen sich hier ein Schloss bauen. Als nun die Handwerker hier wohnten, sagte die eine: "Es werde eine Stadt!" Die andere widersprach: "Nein, es werde ein Dorf!" Und so wurde aus "Werd-Dorf" der Name Werdorf.

Sehenswertes

Werdorfer Schloss

Werdorfer Schloss
Backhaus (links)

In den Jahren 1680 bis 1700 wurde das Barockschloss von den Grafen zu Solms-Greifenstein erbaut und diente als Witwen- sowie als Sommersitz für die gräfliche Familie. Ab 1720 war es ein Fideikommissgut und wurde seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals als Lehranstalt genutzt.

Der dreigeschossige Hauptbau besitzt an der Nordseite ein übergiebeltes Mittelrisalit und zwei haubenbekrönte Ecktürme mit Schießscharten. An der Südfront befindet sich ein Eingangsbau aus dem Jahr 1914, der durch den Architekten Carl Seiler aus Braunfels gestaltet wurde.[3]

Heute wird das Fürstenzimmer vom Standesamt Aßlar als offizielles Trauzimmer genutzt. In den übrigen Räumen ist seit 1982 das Museum für Heimatkunde untergebracht.[4][5]

Evangelische Pfarrkirche

Die evangelische Kirche von Werdorf bildet den Ortsmittelpunkt. Erst durch die Errichtung des Schlosses wird das 1253 erstmals erwähnte Gotteshaus zur Pfarrkirche erhoben. Die Kirche besteht aus einen spätromanischen Chorturm und einem Kirchenschiff in Saalbauweise, das erst 1755 bis 1757 errichtet wurde. Der Chorturm besitzt zudem zwei Wehrgeschosse mit Spitzhelmdach.[6]

Politik und Gerichtsbarkeit

Im Ortsbeirat sind in der Legislaturperiode 2006-2011 SPD (3 Sitze), CDU (2 Sitze), FWG (3 Sitze) und Grüne (1 Sitz) vertreten. Ortsvorsteher ist Rainer Apfelstedt (SPD), sein Stellvertreter Erich Hofmann (CDU).

Im Ort befindet sich ein Ortsgericht, das auch für den Nachbarort Berghausen zuständig ist. Werdorf liegt des Weiteren im Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Wetzlar.

Verkehr und Infrastruktur

Durch Werdorf verläuft die Bundesstraße 277, die von Dillenburg kommend nach Wetzlar führt. Nördlich des Dorfes verläuft die Trasse der Autobahn 45, an die in Ehringshausen Anschluss besteht. In der Ortsmitte zweigt die Kreisstraße 385 in Richtung Süden, nach Berghausen, ab. Sie ist in Werdorf als Bahnhofstraße geführt. Im Jahr 1889 wurde auch ein Haltepunkt an der neugebauten Dillstrecke am südlichen Ortsrand eingerichtet. Er wird im Schienenpersonennahverkehr bedient.

Der Ort besitzt eine Grundschule, eine Kindertagesstätte, eine Sporthalle und fünf Restaurants. Außerdem verfügt Werdorf über eine eigene Freiwillige Feuerwehr und eine Geschäftsstelle der Volksbank Mittelhessen, sowie eine Filiale der Sparkasse Wetzlar und einen Supermarkt.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Manfred Mutz (* 18. Januar 1945), Pädagoge und SPD-Politiker
  • Adelheid Vogels (* 1957), Schriftstellerin

Einzelnachweise

  1. Geschichte der jüdischen Gemeinde Werdorf
  2. Der Jüdische Friedhof in Werdorf
  3. Denkmalpflege Hessen: Werdorfer Schloss
  4. Stadt Aßlar: Werdorfer Schloss
  5. Verein für Heimatgeschichte 1980 Werdorf: Museum/Schloss - Heimatmuseum
  6. Evangelische Pfarrkirche Werdorf

Weblinks


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