Wenzel von Budovec

Wenzel von Budovec

Václav Budovec z Budova (deutsch Wenzel von Budovec) (* 28. August 1551 in Janovičky; † 21. Juni 1621 in Prag) war böhmischer Politiker, Diplomat und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als begabter, junger Adeliger studierte er von 1569 bis 1571 an der Universität in Wittenberg. Danach reiste er durch Europa und knüpfte bei dieser Gelegenheit Bekanntschaften zu führenden protestantischen Theologen. Den größten Einfluss übte auf ihn dabei der Kalvinist Theodor Reza aus.

1577 nahm er die Stelle des Hofmeisters beim kaiserlichen Botschafter von Konstantinopel J. Sinzendorf an. Zu den zahlreichen Sprachen, die er bereits beherrschte, lernte er nun auch Türkisch und Arabisch hinzu. 1584 kehrte er nach Böhmen zurück und wurde Berater des Appellationsgerichtes. Er vertrat dabei die Interessen der Brüder-Unität. In die Geschichte Böhmens hat er sich aber auch als Teilnehmer des Adelsaufstandes unter der Herrschaft des Rudolf II. eingeschrieben.

1602 veröffentlichte der Kaiser ein Mandat gegen die Brüder-Unität. Im Landtag hielt Budovec 1603 eine bewegende Rede gegen die Verfolgung der Nichtkatholiken und für die Glaubensfreiheit. In den folgenden Jahren radikalisierte er seinen Standpunkt; Budovec sprach sich nun für eine, wenn notwendig, auch bewaffnete Verteidigung des Protestantismus aus. Nach dem Einfall des Passauischen Kriegsvolks in Böhmen wandte er sich, wie die meisten anderen böhmischen Adeligen, von Rudolf II. ab und unterstützte die Wahl dessen Bruders Matthias zum böhmischen König.

Auch in den Folgejahren nahm er aktiv am politischen Geschehen teil. 1618 war er einer der führenden Vertreter des Standesaufstandes. Er nahm an der legendären Versammlung bei Smiřice teil, an der Defenestration war er jedoch nicht beteiligt. Er war jedoch Mitglied des Direktoriums und Mitautor der zweiten, umfangreicheren ständischen Apologie. Er nahm an der Wahl des Friedrich von der Pfalz zum böhmischen König teil und wurde unter seiner Herrschaft dessen Kämmerer sowie Präsident des Appellationsgerichtes. Es war wohl Ironie des Schicksals, dass Budovec, ein Feind der Muslime, von den böhmischen Ständen beauftragt wurde, die türkischen Botschafter in Prag zu betreuen, mit denen die Aufständischen erfolglos über Waffenhilfe der Türken gegen die Habsburger verhandelten.

Nach der Schlacht am Weißen Berg brachte Budovec seine Familie ins Ausland und kehrte nach Prag zurück. Im Februar 1621 wurde er inhaftiert. Am 21. Juni 1621 richtete man ihn auf dem Altstädter Ring in Prag hin.

Persönlichkeit

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Der Historiker Arnošt Denis schrieb über Budovec: „Er gehört zu den Männern, die die Ehre einer Nation präsentieren, nicht seine Rettung.“ Andere Geschichtsschreiber bezeichnen ihn als moralische Autorität seiner Zeit. Andere wieder als einen beispielhaften Helden des tragischen Aufstandes der Adelstände. Alle sind sich aber einig darin, dass es sich um einen charaktervollen, tiefgläubigen, toleranten und vor allem gebildeten und tapferen Zeitgenossen handelte.

Werke

Der Aufenthalt in der Türkei und das Studium des Korans war Grundlage seiner Schrift Anti-Alkoran, die 1614 erschienen ist. Er schildert darin den damaligen politischen und gesellschaftlichen Zustand der Türkei. Die Schrift endet mit einer polemischen Verurteilung der Muslime.

In seinem Buch Akta a příběhové beschreibt er die Debatten und Verhandlungen des böhmischen Landtags.

Literatur

  • Noemi Rejchrtová: Václav Budovec z Budova. 1. Auflage. Melantrich, Praha 1984. 
  • Josef Petráň: Staroměstská exekuce. 4. Auflage. Rodiče, Praha 2004, ISBN 80-86695-44-1. 
  • Milada Kaďůrková: Velcí humanisté II.. 1. Auflage. Veronika, Frenštát pod Radhoštěm 2000, ISBN 80-902159-5-5. 

Siehe auch


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