Wenzel Anton Graf Kaunitz

Wenzel Anton Graf Kaunitz
Graf Kaunitz

Wenzel Anton Graf Kaunitz (* 2. Februar 1711 in Wien; † 27. Juni 1794 in Mariahilf bei Wien), seit 1764 Reichsfürst von Kaunitz-Rietberg, war österreichischer Staatsmann des aufgeklärten Absolutismus, Reichshofrat und Diplomat. Seine Eltern waren Maximilian Ulrich von Kaunitz (1679–1746) und Marie Ernestine von Ostfriesland-Rietberg (1686–1758).

Leben

Wenzel Anton Graf Kaunitz studierte in Wien, Leipzig und Leiden. Er war seit 1735 im österreichischen Staatsdienst. Ab 1737 war er Reichshofrat, ab 1744 Minister in der Regierung der österreichischen Niederlande und 1748 an den Verhandlungen zum Frieden von Aachen beteiligt. Von 1750 bis 1753 war er als österreichischer Botschafter in Paris tätig.

Seit 1753 war er als Haus-, Hof- und Staatskanzler für die österreichische Außenpolitik unter Maria Theresia verantwortlich (Abschied 19. August 1792). Er forcierte eine antibritische Außenpolitik – eine deutliche Kursänderung im Gegensatz zu der von Freiherr von Bartenstein beeinflussten Politik seines Vorgängers Anton Corfiz Ulfeldt. 1756 brachte er zur Wiedergewinnung Schlesiens das von ihm seit 1749 geforderte Defensivbündnis mit Frankreich (auch bekannt als „Wechsel der Allianzen“) sowie ein Bündnis mit Russland zustande, wodurch sich Österreich das nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 auf diese beiden Mächte stützen konnte. Während des Krieges war Kaunitz der engste Berater Maria Theresias und traf zahlreiche militärische Entscheidungen selbst. Nachdem Russland aus dem Bündnis ausschied trieb Kaunitz die Friedensbemühungen voran, die 1763 zum Frieden von Hubertusburg führten. Im Anschluss wendete sich seine Politik zunächst gegen Russland, wofür er die Unterstützung Preußens suchte. Als diese Bemühungen scheiterten, schwenkte er erneut zu einer Bündnispolitik mit Russland um.

Er wurde 1761 in Schweidnitz Freimaurer sowie Mitglied der Wiener Loge „Zu den drei Kanonen“. In den Illuminatenorden wurde er unter dem Namen „Caesar“ aufgenommen, wobei der Zeitpunkt der Aufnahme sowie der Ordensname nicht als gesichert gelten.Kaunitz bewohnte ein Palais in der Wiener Herrengasse sowie das später als Schulbau genutzte Palais Kaunitz in der heutigen Amerlingstraße 6. Am 27. Januar 1776 wurde er zum Fürsten ernannt.

Als Berater und Mitarbeiter der Reformen Joseph II. setzte Kaunitz gegen Maria Theresia den Erwerb Galiziens in der ersten Teilung Polens durch. Er warnte vor einem Bündnis mit Preußen und Krieg gegen das revolutionäre Frankreich sowie vor der zweiten Teilung Polens. Im März 1792 nannte er die französischen Minister „Jakobiner“. 1793 trat Kaunitz zurück, als Franz II. Polen an Preußen abtreten und die österreichischen Niederlande gegen Bayern tauschen wollte.

Insgesamt diente Kaunitz unter fünf verschiedenen Habsburger Herrschern beginnend mit Kaiser Karl VI. bis hin zu Franz II..

Seine Nachkommen, die Herren von Kaunitz-Rietberg, starben bald aus. Seine Enkelin Marie Eleonore heiratete einen seiner späteren Amtsnachfolger, Klemens Wenzel Lothar von Metternich.

Literatur

  • Alfred von Arneth: Biographie des Fürsten Kaunitz: Ein Fragment, In: AÖG 88, 1900, S. 1–202
  • Georg Küntzel: Fürst Kaunitz-Rittberg als Staatsmann, Frankfurt: Diesterwerg, 1923
  • Alexander Novotny: Staatskanzler Kaunitz als geistige Persönlichkeit, Wien: Hollinek, 1947
  • Friedrich Walter: Männer um Maria Theresia, Wien: Holzhausen, 1951
  • Grete Klingenstein: Der Aufstieg des Hauses Kaunitz: Studien zur Herkunft und Bildung des Statskanzlers Wenzel Anton, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1975 (Neuauflage: Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1997, ISBN 3525359063)
  • Tibor Simanyi: Kaunitz oder Die diplomatische Revolution: Staatskanzler Maria Theresias, Wien: Amalthea, 1984
  • Lothar Schilling: Kaunitz und das Renversement des alliances. Studien zur außenpolitischen Konzeption Wenzel Antons von Kaunitz, Historische Forschungen 50, Berlin: Duncker & Humblot 1994
  • Klingenstein, G.; Szabo, F. A. J. (Hrsg.): Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg 1711–1794. Neue Perspektiven zu Politik und Kultur der europäischen Aufklärung, Graz u. a. 1996
  • Alfred Ritter von Arneth: Kaunitz, Wenzel Anton Fürst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 487–505.
  • Karl Otmar Freiherr von Aretin: Kaunitz, Wenzel Anton Fürst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 363–369.

Weblinks


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