Bedaium

Bedaium

Bedaium ist der antike Name von Seebruck im heutigen Bayern, im Chiemgau. Der Ort war ein Brückenkopf auf der Fernstraße von Augsburg nach Salzburg. Er lag an der Stelle, an der die Alz aus dem Chiemsee austritt.

Der Ort erscheint mit verschiedenen Namen in antiken Werken. Claudius Ptolemäus nennt ihn Bedakon oder Badakon. In der Itinerarium Antonini erscheint er als Bidaio und in der Tabula Peutingeriana als Bedaio. Auf Meilensteinen in der Umgebung des Ortes wird der Name Bedaium genannt, so dass die Identifizierung sicher erscheint.

Durch diverse Ausgrabungen kann man sich ein relativ gutes Bild von der antiken Siedlung machen. Anhand der vor Ort gefundenen Keramik kann angenommen werden, dass der Ort kurz vor 50 n. Chr. gegründet wurde. Die erste Siedlung, auf der linken Seite der Alz bestand wahrscheinlich hauptsächlich aus Holzbauten. Ein zweiter Siedlungskern auf der anderen Seite der Alz entstand erst gegen 100 n. Chr. Schon im ersten Jahrhundert sind die Holzbauten durch solche aus Stein ersetzt worden. Es wurde auch eine Badeanlage errichtet. Durch Inschriften kann vermutet werden, dass es am Ort auch eine Benefiziarierstation gab.

Ein besondere Rolle in dem Ort spielte der Kult des Gottes Bedaius, der bisher nur in der Umgebung des Ortes und im Ort selbst auf Weihesteinen belegt ist. Über sein Aussehen, seine Funktion und die genaue Lage seines Heiligtums ist nichts bekannt, doch scheint der Ort Bedaium durch dieses Heiligtum eine überregionale Bedeutung erlangt zu haben, was vor allem die zahlreichen Weihesteine zu Ehren dieser Gottheit belegen.[1]

Ca. 400 m östlich des eigentlichen Ortes konnte in den Jahren 1972 bis 1974 eine Nekropole mit ca. 250 Urnengräbern ausgegraben werden.

Seit ca. 230 n. Chr. wurde die Gegend um Bedaium wiederholt von germanischen Einfällen heimgesucht. Es begann der Niedergang der Zivilsiedlung, die mit ca. 100 x 400 m (linke Alzseite) und ca. 100 x 100 m (rechte Alzseite) ansehnliche Ausmaße gehabt hat. Um 300 n. Chr. wurde schließlich ein Kleinkastell errichtet, das ein Quadrat von 26 m Seitenlänge bildete. Außerhalb des Kastells scheint noch bis ca. 350 n. Chr. eine kleine Zivilsiedlung bestanden zu haben. Danach zog sich die Bevölkerung anscheinend in das Kastell zurück. Nach 400 scheint der Ort ganz verlassen worden zu sein. Es gibt bisher keine Belege für eine Siedlungskontinuität in das Mittelalter.

siehe auch: Römermuseum Bedaium

Literatur

  • Silke Burmeister: Seebruck, Gde. Seeon-Seebruck-Truchtlaching, Lkr. Traunstein, Obb. Römische Zivilsiedlung. In: Wolfgang Czysz u.a.: Die Römer in Bayern. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-11-6, S. 515f.
  • Wolfgang Czysz, Erwin Keller: Bedaium, Seebruck zur Römerzeit, München 1981 (erweiterte Auflage).
  • Peter Fasold: Das römisch-norische Gräberfeld von Seebruck-Bedaium. Kallmünz 1993 (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 64).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. CIL 03, 05581 (p 2328,201), CIL 03, 05572, CIL 03, 05574, CIL 03, 05580, CIL 03, 11778.
47.93364166666712.476608333333

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