Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen

Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen
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2-Euro-Gedenkmünze zum 40. Geburtstag des WFP

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (englisch UN World Food Programme, WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt. WFP gehört wie UNICEF, die WHO oder die FAO zu den Vereinten Nationen. Die Aufgabe von WFP ist die weltweite Bekämpfung des Hungers. Größtenteils handelt es sich dabei um die Versorgung von Menschen in Not mit Nahrungsmitteln nach Naturkatastrophen, Dürren oder gewalttätigen Konflikten. Daneben versorgt WFP auch Menschen in Gebieten mit dauerhaft schlechter Ernährungslage und führt dort Entwicklungsprojekte durch. Hierzu zählen Schulspeisungsprogramme für etwa 20 Millionen Kinder pro Jahr oder so genannte „Food-For-Work“-Projekte, bei denen Menschen Nahrungsmittel erhalten, während sie Arbeiten verrichten, die der nachhaltigen Entwicklung dienen – etwa dem Bau von Brunnen oder Bewässerungskanälen.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Das Hauptquartier des WFP liegt in der italienischen Hauptstadt Rom. Die Organisation beschäftigt circa 10.000 Mitarbeiter, wobei zwischen 80 und 90% der Mitarbeiter in den Projektländern arbeitet. WFP unterhält außerdem Verbindungsbüros in den Hauptstädten der wichtigsten Geberstaaten, etwa in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA. Das WFP wird derzeit von der Exekutivdirektorin Josette Sheeran geführt.

Das WFP verfügt nur über einen sehr geringen festen Etat. Die Organisation finanziert sich überwiegend aus Zuwendungen von Geberstaaten, die in der Regel bestimmte Programme gezielt finanzieren. Außerdem sind Spenden von Unternehmen und Privatpersonen von Bedeutung. Noch im Jahr 2007 betrug der Etat der Organisation knapp 3 Milliarden US-Dollar. Im Zuge der Welternährungskrise stieg es 2008 auf 5 Milliarden US-Dollar. Für 2010 wird ebenfalls mit Ausgaben in Höhe von fast 6 Milliarden US-Dollar gerechnet. Die Zuwendungen erfolgen überwiegend in Barmitteln, teils auch in Sachspenden. Gesteuert wird WFP vom so genannten „Executive Board“. Hier sind 36 Staaten abwechselnd vertreten, zur Zeit auch Deutschland. Die deutsche Amtszeit im Executive Board endet am 31. Dezember 2013.

Geschichte

Die Gründung von WFP wurde 1961 von der UN-Generalversammlung und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) beschlossen, um die Nahrungsmittelversorgung in Kriegs- und Katastrophengebieten zu sichern. 1963 nahm es seine Arbeit offiziell auf. Neben WFP sitzen mit der FAO und dem IFAD (International Fund for Agricultural Development) auch zwei UN-Sonderorganisationen in Rom, die sich mit dem Thema Ernährung befassen. Heute ist WFP die weltweit größte Einrichtung zur Versorgung von hungernden Menschen. Im Laufe der Jahrzehnte entstand eine enge Zusammenarbeit zwischen WFP und zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen und nichtstaatlichen Organisationen. WFP arbeitet im Schnitt jedes Jahr mit ca. 3.000 Nichtregierungsorganisationen zusammen.

WFP ist auch für den Betrieb des UN Humanitarian Air Service (UNHAS) zuständig. UNHAS fliegt Personal und Sachgüter von zahlreichen Hilfsorganisationen in Krisengebiete wie etwa im Sudan, in Afghanistan oder in Westafrika.

Programm

WFP besitzt einen humanitären und unpolitischen Auftrag. Es hilft dort, wo Hunger herrscht und die jeweilige nationale Regierung um Hilfe bittet - unabhängig von den politischen Umständen. In den letzten Jahren sind integrative Ansätze, die Entwicklungszusammenarbeit und Ernährungshilfe vereinen, zunehmend wichtiger geworden. So kaufte WFP 2008 in den Entwicklungsländern lokal Nahrungsmittel im Wert von 1,1 Milliarden US-Dollar auf und investierte so in die dortige Landwirtschaft. In diesen Kontext fällt auch die von WFP gestartete Initiative „Purchase for Progress“ (P4P). Diese Initiative soll durch den lokalen Ankauf von Nahrungsmitteln bei Kleinbauern die lokalen und nationalen Märkte in den von Ernährungsunsicherheit betroffenen Ländern stärken, die Produktivität der Kleinbauern erhöhen und sie so von Hunger und Armut zu befreien.

Die Arbeit von WFP in Katastrophen- und Krisengebieten ist oftmals gefährlich. So wurden im Sudan 2008 über 80 Lastwagenfahrer des WFP überfallen und entführt, zwei Fahrer wurden ermordet. Auch in Somalia wurden Anfang 2009 zwei einheimische WFP-Mitarbeiter ermordet. Der dortige Einsatz erlangte auch im Zuge der Piraterie am Horn von Afrika und der internationalen Marinemissionen „Atalanta“, die auch die Schiffe des WFP schützen sollen, eine gewisse Bekanntheit.

Ein wichtiges Hauptziel des Welternährungsprogramms ist es, bis 2015 die Zahl der an Hunger und Armut leidenden Menschen zu halbieren, um so mindestens die UN-Millenniumsziele aus dem Jahr 2000 zu erreichen.

Welternährungskrise

Im Jahr 2008 kam es bei Nahrungsmitteln zu drastischen Preissteigerungen, teils um mehrere hundert Prozent. In zahlreichen Ländern brachen deshalb sogar so genannte Hungerrevolten aus, in Haiti stürzte die Regierung. Im Zuge dieser Welternährungskrise stieg auch die Zahl der Hungernden dramatisch auf 963 Millionen (2008) an. Durch die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise leiden heute – 2010 - sogar erstmals in der Geschichte mehr als 1 Milliarde Menschen an Hunger. Im Zuge der Welternährungskrise wurde auch das WFP stark gefordert. Im Laufe des Jahres 2008 musste es seine Operationen massiv ausweiten und sein Budget nahezu verdoppeln. So versorgte das WFP im Jahre 2008 102 Millionen Menschen in 78 Ländern mit Nahrungsmitteln. Für 2009 ging das WFP davon aus, dass es fast 100 Millionen Menschen unterstützen müsse. Das Ziel für 2010 ist es, mehr als 90 Millionen Menschen in 78 Ländern mit Nahrungsmitteln zu helfen.

Obwohl das extrem hohe Preisniveau mittlerweile gesunken ist, kostet Getreide immer noch deutlich mehr als vor der Nahrungsmittelkrise. Dies trifft Menschen in Armut, die schon vorher zwei Drittel bis drei Viertel ihres Einkommens für Essen ausgeben mussten, sehr hart. Die Welternährungskrise gefährdet somit auch die bisherigen Erfolge im Kampf gegen den Hunger: Noch vor 30 Jahren hungerte mehr als jeder dritte Mensch auf der Erde. Heute ist es noch jeder sechste, und das trotz Welternährungs-, Wirtschafts- und Finanzkrise und einer massiven Zunahme der Weltbevölkerung.

Siehe auch

Weblinks


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