Welschen-Ennest

Welschen-Ennest
Welschen Ennest
Gemeinde Kirchhundem
Koordinaten: 51° 3′ N, 8° 0′ O51.0427777777788.0033333333333410Koordinaten: 51° 2′ 34″ N, 8° 0′ 12″ O
Höhe: 410 m ü. NN
Einwohner: 1672 (30. Juni 2006)
Postleitzahl: 57399
Vorwahl: 02764

Welschen Ennest ist ein Dorf im Westen der Gemeinde Kirchhundem. Die Ortschaft liegt im Kreis Olpe, der dem nordrhein-westfälischen Regierungsbezirk Arnsberg angehört.

Inhaltsverzeichnis

Geologie, Geografie

Das Sauerland besteht zum größten Teil aus Gesteinen, die während des Devons (420 - 350 Mio.J.) entstanden sind. Es war Teil eines ausgedehnten Meerestrogs, in dem sich sehr unterschiedliche Sedimentschichten aus Konglomeraten, Sand, Ton- und Kalkschlick (auch Riffkalke, vgl. Attahöhle) ablagerten. Dieser Trog wurde während mehrerer variszischen Faltungsphasen von Süden nach Norden aufgefaltet und von vulkanischen Gesteinen durchsetzt. Im Ruhrgebiet entstanden aus Pflanzenresten gegen Ende der Bodenbewegungen die Steinkohlen-Flöze. Das variszische Gebirge, das nie besonders hoch war, wurde rasch abgetragen und von jüngeren Schichten überdeckt. Sein heutiges Relief erhielt das Sauerland erst durch erneutes Aufsteigen während der alpidischen Faltungsphasen und durch die bis heute andauernde Abtragung.

Geografische Lage

Der Ort liegt in 410 m Höhe in einem Talkessel am Rande des Rothaarkammes am Oberlauf des Rahrbach. Während in den unbebauten Tallagen noch Grünlandwirtschaft betrieben wird, sind die Höhenlagen überwiegend von Weihnachtsbaumkulturen und Fichtenhochwald bedeckt.

Ausdehnung des Ortsgebiets

Nachbarorte

Die nächstgelegenen Orte sind Rahrbach, etwa ein Kilometer westlich gelegen, und Benolpe etwa 2 km östlich.

Klima

Die jährlichen Niederschlagsmengen schwanken im Jahresmittel zwischen 900 mm und 1300 mm, während die durchschnittlichen Temperatur im Winter um 0 °C und im Sommer um 20 °C liegt.

Geschichte

Allgemein

Ortsmitte von Welschen Ennest; fotografiert aus Richtung "Am Wolfshorn"

Erstmals wurde Welschen Ennest im Jahr 1334 erwähnt. Das Dorf hat ungefähr 1700 Einwohner und ist damit das größte Dorf in der Gemeinde Kirchhundem neben dem Hauptort Kirchhundem.

Kulturgeschichte der Region

An einigen Stellen finden sich im südlichen Sauerland und nördlichen Siegerland auf die Kelten zurückgehende Ansiedlungen (Ringwälle). In dieser Zeit sind vermutlich auch die ersten Grabungen nach Edelmetallen gemacht worden. Im Gelände existieren zahlreiche sichtbaren Spuren dass an dieser Stelle alter Bergbau betrieben worden ist. Bewiesen ist bis heute allerdings noch nichts. Zudem finden sich auch an der B517 zahlreiche alte Gruben.[1] Kulturell liegt der westniederdeutsch sprechende Ort an der Uerdinger und der Benrather Linie, die hier gemeinsam die Sprachgrenze zum Siegerland bilden.

Frühe Industriegeschichte

Zwischen Welschen Ennest und Kirchveischede verläuft in den Wäldern noch ein Teil der in dieser Gegend so genannten Bergstraße. An dieser Straße, die von Siegen kommend nach Arnsberg führt, wurde im Mittelalter und möglicherweise auch bereits in frühgeschichtlicher Zeit, die für die Roheisenerzeugung benötigte Holzkohle in den entsprechenden Meilern gewonnen. Außerdem zeigen Überreste von Rennfeueröfen Spuren früher Eisenerzeugung.

Ab dem 19. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert wurden Tabakwaren produziert. Außerdem siedelten sich Kaffeeröstereien an. Der Rahrbacher Tunnel, der direkt an den Welschen Ennester Bahnhof anknüpft, wurde im 2. Weltkrieg mehrfach zum Ziel von Bombenangriffen. Diese blieben allerdings erfolglos.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Überreste einer Seilbahn von Silberg nach Welschen Ennest für den Abtransport von Erzen, welche an den Bahnhof Welschen Ennest angeschlossen war und für eine große Güterabfertigung am Bahnhof Welschen Ennest gesorgt hat. Der alte Ortskern um die Kirche. Die Kirche wurde um 1903 fertig gestellt und ersetzte die alte Kapelle in der Ortsmitte, wo heute der Marienbrunnen zu finden ist. Die alte Ortskapelle wurde im Jahr 1906 abgerissen.

Bauwerke

In den nahe gelegenen Wäldern lassen sich an verschiedenen Stellen Grenzsteine aus vergangenen Jahrhunderten finden. Das Dorf liegt an der Schnittstelle zwischen Kurköln und Nassau, an der Grenze zwischen Sauer- und Siegerland. Noch heute sind Reste des Grenzwalls am Ortsrand erhalten, den die Nassau-Siegener Grafen um 1420 anlegten. Nicht erst zur Zeit der Reformation führte die Grenze immer wieder zu Konflikten. Aus der Zeit um 1690 stammen die Grenzsteine zwischen Kurköln und Nassau, die bis heute erhalten sind

Eines der bedeutendsten Bauwerke aus der Neuzeit ist die Fußgängerbrücke über die Bahnlinie aus den 50er oder 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie ist wegen Ihrer Bogenform außergewöhnlich.

Museen

Ein Museum gibt es trotz der interessanten Geschichte noch nicht. In Welschen Ennest stand bis ca. 1967 noch eine Zigarrenfabrik. An ihrer Stelle befindet sich heute der Kinderspielplatz. Die letzte Kaffeerösterei hat um 1998 geschlossen. Diese könnte eine lohnendes Ausgangsobjekt für ein Heimatmuseum sein.

Naturdenkmäler

Ein alte Linde an der angeblich schon im Mittelalter Gerichtsurteile Vollstreckt wurden

Sport

  • TTC Welschen Ennest
  • SV Rahrbachtal
  • Modellflug

Regelmäßige Veranstaltungen

An Ostern wird, wie in dieser Region üblich, ein Osterfeuer angezündet. Mittlerweile ist aus diesem einst heidnischen, dann kirchlichen Brauch ein Volksfest geworden, bei dem auch seit langer Zeit nicht mehr in Welschen Ennest wohnende Bürger gerne einmal wieder vorbei schauen. 6 Wochen vorher gibt es eine Karnevalsveranstalltung organisiert von Örtlichen Vereinen.

Am zweiten Wochenende im Juli wird in jedem Jahr das Schützenfest gefeiert. Das Straßenbild wird dann drei Tage lang von den Schützen geprägt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Am Ortsausgang Richtung Rahrbach liegt eines der beiden großen Gewerbegebiete der Gemeinde Kirchhundem. Neben vielen anderen Betrieben ist hier mit der Großbäckerei Hesse der größte Arbeitgeber des Ortes angesiedelt.

Verkehr

Welschen Ennest liegt an der B517 und der L711. Die Ruhr-Sieg-Strecke KBS 440 der Deutschen Bahn führt durch Welschen Ennest. Der Rahrbacher Tunnel (698 m) unterquert einen rund 500 m hohen Höhenrücken und die damit verbundene Wasserscheide zwischen Lenne und Sieg.

Bahnhof Welschen Ennest

Bahnhofsgebäude

Welschen Ennest war zu Beginn der Inbetriebnahme des letzten Abschnittes der Ruhr-Sieg-Strecke am 6. August 1861 Haltestelle und wurde bis zum Jahr 1925 so geschrieben: Welschenennest. Danach erfolgte die Umbenennung in Welschen Ennest. Zum Anfang des 20. Jahrhunderts, ungefähr 1910, wurde die Haltestelle zu einer mittelgroßen Bahnhofsanlage ausgebaut. Der früher einmal weitgehend überdachte Bahnhof musste wegen seiner Baufälligkeit ersetzt werden. Der geplante behindertengerechte Umbau des Bahnübergangs und der Unterführung ist aufgrund eines Streits zwischen der Gemeinde Kirchhundem und der Deutschen Bahn bezüglich der Finanzierung nicht gesichert. Der Bahnhof wird voraussichtlich im Jahr 2010 durch die Initiative "MOF" (Modernisierungsoffensive) vom Land NRW erneuert werden.

Öffentliche Einrichtungen

Bildung

Die Kinder aus Welschen Ennest und den kleineren umliegenden Orten können zunächst den katholischen Kindergarten oder das Montessori-Kinderhaus und später die katholische Grundschule St. Johannes besuchen. Weiterführende Schulen findet man in Kirchhundem und den Nachbarkommunen Lennestadt, Olpe und Siegen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Gerhard Eberts, Missionar von der heiligen Familie, Journalist und Autor

Quellen

  1. Vgl. Homepage des Stahlbergmuseums, Der Bergbau und Hüttenbetrieb der Lahn-, Dill- und benachbarten Reviere (Nassau) 1893

Literatur

  • Auguste Liese: Welschen Ennest und seine Geschichte. Ein Heimatbuch. Selbstverlag der Gemeinde Rahrbach. 1929.
  • Skizzen aus Welschen Ennest. Festschrift zum 75-jährigen Bestehen Schützenverein Welschen Ennest e.V.O.O.u.J. (1983).
  • Feuerwehr Welschen Ennest 75 Jahre 1926 - 2001. O.O.u.J. (2001).
  • Pfarrbrief zum 100jährigen Bestehen der Pfarrei Sankt Johannes Baptist, Welschen Ennest. O.O.u.J. (2002).
  • Die neue Orgel in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist Welschen Ennest. Lennestadt o.J. (2002).
  • Reisen Sauerland Siegerland von Falk S. 51,
  • Der Bergbau und Hüttenbetrieb der Lahn-, Dill- und benachbarten Reviere (Nassau) 1893

Weblinks



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