Weißes Haus

Weißes Haus
Das Weiße Haus

Das Weiße Haus (engl. White House), ein Gebäude in Washington, D.C., ist Amtssitz und offizielle Residenz des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Es beherbergt weiterhin das Büro des Vizepräsidenten. Es liegt an der Pennsylvania Avenue und hat die Hausnummer 1600. Seinen Namen erhielt es offiziell 1901 von Theodore Roosevelt aufgrund seines weißen Außenanstrichs, es dürfte aber schon zuvor umgangssprachlich als weißes Haus bezeichnet worden sein.[1] Die zumeist in den Medien abgebildete weiße Villa stellt eigentlich nur den mittleren Teil des Gebäudekomplexes White House Complex dar, der außer dem Haupthaus aus zwei Nebengebäuden (dem Ost- und dem Westflügel, East- bzw. West Wing), den sie verbindenden Galerien und dem Eisenhower Executive Office Building besteht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Darstellung des Weißen Hauses aus dem 19. Jahrhundert
Innenansicht (ca. 1860-1880)

Die Lage des Weißen Hauses wurde von Präsident George Washington und dem Stadtplaner Pierre L’Enfant ausgesucht. Der Architekt war der irische Baumeister James Hoban, der sich das Leinster House in Dublin, heute Sitz des irischen Parlaments zum Vorbild nahm. Der Grundstein für das Bauwerk wurde am 13. Oktober 1792 gelegt. Dieses Datum gilt zugleich als Gründungstag der neuen Hauptstadt, da man die Stadtbebauung mit dem Weißen Haus begann. Der zweite Präsident John Adams bezog es erstmals am 1. November 1800.

1814 wurde es von britischen Truppen im sogenannten Krieg von 1812 niedergebrannt. Der Wiederaufbau im klassizistischen Stil begann 1819 und wurde erneut von James Hoban geleitet. Vorhandene Rauchschäden wurden weiß übertüncht. 1901 erfolgte unter Theodore Roosevelt eine Sanierung und der Anbau des Westflügels mit Bürotrakt. Theodore Roosevelt gab dem Weißen Haus auch seinen Namen. Das präsidiale Arbeitszimmer Oval Office entstand 1909 auf Initiative von William Howard Taft. Am 24. Dezember 1929 wurde der Westflügel durch ein Feuer zerstört.

Verstärkung der Stahlkonstruktion im Innenbereich während der Truman reconstruction

1948 befand sich das Weiße Haus in einem schlechten Zustand. Das Gebäude war jahrelang mangelhaft unterhalten worden, sodass die Grundstruktur deutliche Schäden aufwies. Unter Präsident Harry S. Truman wurde von 1949 bis 1952 die sogenannte Truman reconstruction durchgeführt. Dabei wurde das Weiße Haus großflächig erneuert. Die Innenstruktur wurde entfernt und komplett erneuert, es wurden einige Änderungen am Grundriss durchgeführt und die Architektur wurde verstärkt. Eine vollständige Entkernung wurde durchgeführt, aber die innere Struktur - nunmehr in Stahlbeton - weitgehend rekonstruiert. In dieser Periode befand sich der Arbeitssitz der Regierung im Blair House. Am 27. März 1952 wurde der Arbeitssitz in das frisch renovierte Weiße Haus zurückverlegt.

Im Weißen Haus hat, abgesehen von George Washington, jeder US-Präsident gewohnt. Am 2. Juni 1886 heiratete als erster und bisher einziger Präsident Grover Cleveland seine 28 Jahre jüngere Frau Frances Folsom im Weißen Haus. Zwischen 1812 und 1994 wurden insgesamt 17 Ehen dort geschlossen, oftmals von Töchtern amtierender Präsidenten, unter anderem Tricia Nixon Cox, Lynda Johnson Robb und Alice Roosevelt Longworth.[2]

Die zweite Tochter der Clevelands, Esther (1893–1980), ist das einzige bislang im Weißen Haus zur Welt gekommene Kind.

Das heutige Weiße Haus

Das Anwesen verfügt über 132 Räume, 35 Badezimmer, 412 Türen, 147 Fenster, 8 Treppenhäuser, 3 Aufzüge, einen Swimmingpool, einen Tennisplatz, einen Kinosaal sowie eine unter Präsident Richard Nixon eingerichtete Bowlingbahn. Nach den Vorstellungen Barack Obamas wurde ein Basketballfeld besser ausgestattet.[3]

Zum Anwesen des Weißen Hauses gehören heute die sogenannte Executive Mansion (Hauptgebäude), sowie der West Wing und der East Wing, die optisch unauffällig an die weiße Villa angebaut wurden. Die Executive Mansion beherbergt im Erdgeschoss die repräsentativen Staatsräume. Weithin bekannt ist der East Room, größter Saal im Weißen Haus, wo beispielsweise Empfänge, Pressekonferenzen, Konzerte und Bälle stattfinden. Staatsbanketts werden zumeist im State Dining Room veranstaltet. Die Privatwohnung der Präsidentenfamilie befindet sich im ersten Stock. In den angebauten Nebengebäuden befinden sich die Büros des Präsidenten, der First Lady und deren Mitarbeiter.

Das Weiße Haus wird von mehreren Gärten umgeben, darunter:

Seit 1923 wird jährlich in der Vorweihnachtszeit am Weißen Haus der National Christmas Tree (Nationaler Weihnachtsbaum der USA) festlich geschmückt. Die Arbeiten, die unter der Oberleitung der jeweiligen First Lady stehen, werden von einer monatelangen Festlichkeit begleitet, dem sogenannten Pageant of Peace (etwa: Schaulaufen des Friedens). Das Einschalten der Beleuchtung wird vom Fernsehen übertragen. Kleinere Weihnachtsbäume in der Nähe und andere Dekorationen, die zum National Christmas Tree hinführen, werden als Pathway to Peace (Pfad zum Frieden) bezeichnet.

Das Weiße Haus wurde zum größten Teil aus Obernkirchener (Landkreis Schaumburg, Niedersachsen) Sandstein und Marmor von der kroatischen Insel Brač gebaut. Seit dem Wiederaufbau wurde und wird der Sandstein weiß übermalt. Im Jahr 2004 wurde die witterungsresistente Farbe eines Unternehmens aus Diedorf bei Augsburg für den Gebäudeanstrich verwendet.

Räume

Der East Room (Ostsaal) ist der größte repräsentative Saal des Präsidentensitzes. Er wird für verschiedenste Veranstaltungen genutzt, so beispielsweise für Pressekonferenzen, Empfänge, Bälle oder große Staatsessen. Der East Room ist aus Fernsehen und Medien der wohl bekannteste Raum im Weißen Haus, neben dem Oval Office. Im East Room hängt eine Kopie des Lansdowne Portraits, welches den ersten Präsidenten der USA, George Washington zeigt. Der Raum befindet sich - wie der Name bereits sagt - auf der Ostseite des sogenannten State Floor, dem Erdgeschoss, in welchem sich die repräsentativen Staatsräume befinden. Der East Room war in seiner Geschichte Schauplatz privater und hoch offizieller Ereignisse. So fanden beispielsweise schon Hochzeiten von Kindern der Präsidentenfamilien hier statt. Präsident Gerald Ford wurde hier 1974 nach dem Rücktritt Richard Nixons als Präsident vereidigt. Alle im Amt verstorbenen Präsidenten, wie beispielsweise Abraham Lincoln 1865 und John F. Kennedy 1963 wurden hier aufgebahrt.

Sicherheitsvorkehrungen

1807, noch ohne Seitenflügel
1833, ländliche Umgebung

Das Weiße Haus und das umliegende Gelände ist eine Hochsicherheitszone, die mit den modernsten Sicherheitsanlagen ausgestattet ist. Folgende Maßnahmen schützen das Weiße Haus:

  • Überflugverbot: Kein Flugzeug darf in den Luftraum über dem Weißen Haus eindringen. Diese Zone erstreckt sich über das Kapitol und das Lincoln Memorial. Jedes Flugzeug, das sich der Verbotszone nähert, wird vom Radar des National Airports erfasst und beobachtet. Im Notfall werden Abfang-Jets gestartet, um das Flugzeug abzufangen. Die Nationalgarde hält zusätzlich Luftabwehrraketen bereit.
  • Schutzbunker: Unter dem Ostflügel befinden sich Luftschutzbunker, die inzwischen zum Presidential Emergency Operations Center umgestaltet sind. Sie ermöglichen dem Präsidenten und seinem Stab Aufenthalt und Steuerung des Staates in Sondersituationen. Bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 zog sich der anwesende Vizepräsident Dick Cheney mit weiteren Personen, darunter beispielsweise die damalige Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, dorthin zurück. Am 11. September 2001 war das Weiße Haus zum ersten Mal in seiner Geschichte evakuiert worden.
  • Scharfschützen: Auf dem Dach beobachten Agenten die Umgebung mit Ferngläsern.
  • Kameras und Sensoren: Auf dem ganzen Gelände befinden sich Überwachungskameras und Sensoren.
  • Sicherheitskräfte: Der Secret Service und die Park Police bewachen das Anwesen.

Sonstiges

  • Ein Bild des Weißen Hauses ist auf der Rückseite der amerikanischen 20-Dollar-Note zu sehen.
  • Mit der Amtsübernahme Barack Obamas wurden die Inhalte der Website des Weißen Hauses unter die Creative Commons-Lizenz gestellt.[4]
  • In Anlehnung an das Weiße Haus werden in einigen Fällen die in Privatbesitz des jeweiligen Präsidenten der USA befindlichen Residenzen, die ähnlich wie Camp David gelegentlich bei Staatsbesuchen Verwendung finden, als Western White House bezeichnet. So verbrachte z.B. Ronald Reagan viel Zeit der Präsidentschaft auf seiner Rancho del Cielo [5].

Literatur

  • The White House. The First Two Hundred Years, hg. v. Frank Freidel/William Pencak, Boston 1994.

Weblinks

 Commons: Weißes Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. derStandard.at – Die Erste Adresse in den USA
  2. www.whitehousehistory.org
  3. Financial Times Deutschland: Artikel „Dribbeln im Weißen Haus“ vom 21. Januar 2009, abgefragt am 25. Januar 2009
  4. Barack Obama setzt auf Creative Commons Golem vom 22. Januar 2009
  5. REAGAN DESIGNATES RANCH A 'WESTERN WHITE HOUSE', New York Times
38.897594444444-77.036572222222

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