Webdav

Webdav
Webdav im TCP/IP‑Protokollstapel:
Anwendung Webdav
Transport TCP
Internet IP (IPv4, IPv6)
Netzzugang Ethernet Token
Bus
Token
Ring
FDDI

WebDAV (Web-based Distributed Authoring and Versioning) ist ein offener Standard zur Bereitstellung von Dateien im Internet. Dabei können Benutzer auf ihre Daten wie auf eine Online-Festplatte zugreifen.

Technisch gesehen ist WebDAV eine Erweiterung des Protokolls HTTP/1.1, die bestimmte Einschränkungen von HTTP aufhebt. Bisher kennt man aus Online-Formularen meist nur die Möglichkeit, einzelne Dateien hochzuladen (HTTP-POST). Mit WebDAV können ganze Verzeichnisse übertragen werden. Zudem ist eine Versionskontrolle spezifiziert.

Inhaltsverzeichnis

Vorteile von WebDAV

Durch die enorme Verbreitung des World Wide Webs zählt der von HTTP genutzte Port 80 zu den Ports, die bei Firewalls in der Regel nicht blockiert werden. Während bei anderen Übertragungsmethoden wie dem File Transfer Protocol (FTP) oder SSH (in Verbindung mit scp oder SFTP) vielfach zusätzlich Ports der Firewall geöffnet werden müssen, ist dies bei WebDAV nicht nötig, da dies auf HTTP aufbaut und daher nur Port 80 benötigt. Das Öffnen von zusätzlichen Ports einer Firewall erhöht den Zeit- und Arbeitsaufwand für Systemadministratoren und birgt unter Umständen zusätzliche Sicherheitsrisiken.

Geschichte

Drei Arbeitsgruppen der IETF (Internet Engineering Task Force) haben an WebDAV gearbeitet, um auf der Basis von HTTP Netzwerk-Standards zu schaffen, mit denen Dokumente und Dateien im Netzwerk verändert und geschrieben werden können. Diese Gruppen sind die WebDAV Working Group, die DASL Working Group und die Delta-V Working Group.

WebDAV-Arbeitsgruppe

Die WebDAV-Arbeitsgruppe wurde von Jim Whitehead, Mitglied des W3C, initiiert, um eine Diskussion über Distributed Authoring im World Wide Web zu starten. Die ursprüngliche Vision des WWW, wie sie von Tim Berners-Lee vertreten wurde, war, dass das Web ein sowohl lesbares als auch editierbares Medium sein sollte, und Berners-Lees erster Web-Browser, genannt WorldWideWeb[1], war tatsächlich dazu in der Lage, Seiten auch permanent zu editieren. Der rasante Wuchs des Webs in den 1990ern ließ den Gedanken des Distributed Authoring jedoch untergehen, sodass es sich zu dem heutigen, prinzipiell nur lesbaren Medium entwickelte. Allerdings enthalten auch die heutigen HTTP-Spezifikationen noch die HTTP-Requests PUT und DELETE, die jedoch von den allermeisten Webservern mit dem HTTP-Statusfehler 405 Method Not Allowed abgelehnt werden. Whitehead und seine Mitstreiter haben sich im Rahmen der WebDAV-Arbeitsgruppe das Ziel gesetzt, diese Limitierung aufzuheben.

Die Gruppe, die sich dann im Rahmen eines W3C-Meetings im Dezember 1995 traf, entschied sich dafür, dass die beste Vorgehensweise die Gründung einer IETF-Arbeitsgruppe wäre. Die IETF erschien am naheliegendsten, weil das HTTP dort standardisiert war, und man annahm, dass das letztendliche Ergebnis dieser Arbeitsgruppe eine Erweiterung des HTTP sein würde.

Als die Arbeit am Protokoll im November 1996 begann, wurde klar, dass eine Behandlung sowohl des Aspekts des Distributed Authorings als auch der Versionskontrolle zu viel auf einmal wäre und dass die Aufgaben auf mehrere Gruppen verteilt werden müssten. Die WebDAV-Arbeitsgruppe entschied sich dafür, sich zunächst auf Distributed Authoring zu konzentrieren, und sich den Versionskontrollmechanismus für später aufzuheben. Einige Mitglieder meinten daraufhin scherzhaft, dass die Gruppe besser in WebDA umbenannt werden sollte.

Aus der WebDAV-Arbeitsgruppe sind bis heute mehrere Dokumente hervorgegangen:

  • eine Sammlung von Anforderungen: Requirements for a Distributed Authoring and Versioning Protocol for the World Wide Web, RFC 2291
  • das (ursprüngliche) Basis-Protokoll: HTTP Extensions for Distributed Authoring — WebDAV, RFC 2518
  • Sortierung von Verzeichniseinträgen: Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Ordered Collections Protocol, RFC 3648
  • Zugriffsrechte: Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Access Control Protocol, RFC 3744
  • Quotas: Quota and Size Properties for Distributed Authoring and Versioning (DAV) Collections, RFC 4331
  • Behandlung von „Redirects“: Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Redirect Reference Resources, RFC 4437
  • eine aktualisierte Fassung des Basisprotokolls: HTTP Extensions for Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV), RFC 4918

Die WebDAV-Arbeitsgruppe wurde im Frühjahr 2007 aufgelöst.

Die Arbeitsgruppen DASL und Delta-V

Aus der WebDAV-Gruppe gingen weitere IETF-Arbeitsgruppen hervor, zu denen auch die DAV Searching and Locating-Gruppe (DASL) und die Web Versioning and Configuration Management (Delta-V)-Arbeitsgruppe gehören. Die DASL produzierte nie einen offiziellen Standard, ein Entwurf wurde allerdings außerhalb der Arbeitsgruppe weiterentwickelt und liegt nun als RFC 5323 vor. Die Delta-V definierte die Versioning-Erweiterungen für WebDAV (RFC 3253), mit denen sich WebDAV nun mit Recht WebDAV nennen darf.

Technische Hintergründe

Das WebDAV-Protokoll erweitert das vorhandene Hypertext Transfer Protocol mit einem Satz neuer Methoden und Header-Attribute.

Zusätzliche Anfrage-Methoden, die von WebDAV-konformen Webservern behandelt werden müssen
HTTP-Methode Beschreibung
PROPFIND wird benutzt, um Eigenschaften, abgelegt als XML, einer Ressource zu erfahren. Außerdem wird sie benutzt („überladen“), um die Verzeichnisstruktur eines entfernten Systems in Erfahrung bringen zu können
PROPPATCH ändert und löscht mehrere Eigenschaften einer Ressource in einer einzigen Anfrage (einem „atomaren Akt“)
MKCOL erstellt ein Verzeichnis (bei WebDAV „Collection“ genannt)
COPY Kopiert eine Ressource, die Dateinamen werden dabei in Form einer URI angegeben
MOVE Verschiebt eine Ressource (mit der gleichen Syntax wie COPY)
LOCK Weist den Webserver an, die Ressource zu sperren. Damit soll verhindert werden, dass die Ressource auf dem Server anderweitig bearbeitet wird, während der anfragende Client dies tut.
UNLOCK Entfernt die Sperre wieder

Ressource ist in diesem Sinn ein HTTP-spezifischer Begriff, der in etwa als „das Ding, auf das ein URI zeigt“ definiert werden kann.

WebDAV und Reverse Proxy

WebDAV lässt sich auch hinter einem Reverse Proxy betreiben. Wenn man die Benutzerverwaltung von WebDAV verwendet, muss man dem Proxy mitteilen, die Authentifizierung auf dem Webserver abzuhandeln. Zum Beispiel bei Squid:

– cache_peer webserver ..... login=PASS

Implementierungen

WebDAV ist in allen gängigen Webservern und Dateimanagern implementiert. Microsoft unterstützt es seit Windows XP wie ein herkömmliches Dateisystem, Apple seit Mac OS X und Linux optional.

Weblinks

  • Offizielle WebDAV Homepage mit Software-Überblick
  • WebDAV mit Apache-Server bei Heise Netze
  • WebDAV mit Microsofts IIS bei Heise Netze
  • RFCs
    • RFC 2291Requirements for a Distributed Authoring and Versioning Protocol for the World Wide Web
    • RFC 2518HTTP Extensions for Distributed Authoring – WEBDAV
    • RFC 3253Versioning Extensions to WebDAV
    • RFC 3648Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Ordered Collections Protocol
    • RFC 3744Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Access Control Protocol
    • RFC 4316Datatypes for Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Properties
    • RFC 4331Quota and Size Properties for Distributed Authoring and Versioning (DAV) Collections
    • RFC 4437Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) Redirect Reference Resources
    • RFC 4918HTTP Extensions for Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV)
    • RFC 5323Web Distributed Authoring and Versioning (WebDAV) SEARCH

Einzelnachweis

  1. http://www.w3.org/People/Berners-Lee/WorldWideWeb.html

Wikimedia Foundation.

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