Wassergeburt

Wassergeburt

Bei der Wassergeburt befindet sich die gebärende Frau in einem Wasserbecken mit warmem Wasser. Das warme Wasser soll ein Gefühl von Geborgenheit geben und fördert die Entspannung.

Wassergeburt

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste bekannte europäische Wassergeburt fand 1803 in Frankreich statt, wo warme Wasserbäder zur Geburtshilfe eingesetzt wurden. Danach war es aber mehr als ein Jahrhundert ruhig um das Thema Wassergeburt. Aktuell wurde dieses erst im Jahr 1963, als Unterwassergeburten in der Sowjetunion wieder propagiert wurden. In Westeuropa geht die Wassergeburt auf Michel Odent zurück, der in den 1970er Jahren ein aufblasbares Planschbecken einsetzte, um den Frauen während der Wehen eine Entspannung im warmen Wasser zu ermöglichen.

Wassergeburten sollen schon im alten Ägypten bekannt gewesen sein. Angeblich sollen Wassergeburten ebenfalls von James Cook 1778 in Mittelamerika und in Neuseeland beobachtet worden sein. Genannt werden die Einwohner von Hawaii und Samoa, die Cumash-Indianer, Indianerstämme in Costa Rica und die Māori in Neuseeland.

Technik

Spezielle Wasserbecken, wie zum Beispiel das vom Active Birth Center in London entwickelte, 6-eckige Wassergeburtsbecken, haben einen Durchmesser von gut 140 cm und ein Volumen von etwa 700 Litern.

In Deutschland werden neben normalen (Eck-)Badewannen manchmal spezielle Geburtsbadewannen verwendet, die eine Klappe für den Ausstieg im Notfall haben. Allerdings ergießt sich dann auch das Wasser in den Raum, was baulich zu berücksichtigen ist. Mittlerweile gibt es komfortable, transportable, aufblasbare und kostengünstige Alternativen für den flexiblen Einsatz. Fest installierte Geburtsbadewannen verfügen in der Regel über eine Heizung, um die Wassertemparatur konstant zu halten.

Gegen eine Wassergeburt bestehen bestimmte Kontraindikationen (zum Beispiel Steißlage und „grünes“ Fruchtwasser). Durch den Tauchreflex nimmt das Neugeborene seinen ersten Atemzug erst dann, wenn das Gesicht nicht mehr mit Wasser bedeckt ist; so besteht für das Kind weder die Gefahr des Ertrinkens, noch die Gefahr, Fäkalien aufzunehmen.

In den Krankenhäusern, in denen die Möglichkeit einer Wassergeburt besteht, entscheiden sich etwa 30 bis 50 % der Mütter für diese Gebärmöglichkeit. Im Jahre 2002 waren etwa 10 % aller Geburten Wassergeburten. In vielen Fällen raten Ärzte von der Wassergeburt ab (z. B. bei drohender Schulterdystokie oder Komplikationen bei einer vorangegangenen Entbindung). In diesen Fällen kann die Entbindende durch Unterschrift einer forensischen Risikobelehrung den Wunsch einer Wassergeburt durchsetzen.

Vorteile

Untersuchungen von Wassergeburten durch Dr. Albin Thöni und andere belegen:

  • Die Geburtsdauer ist kürzer als sonst.
  • Gebärende bedürfen in der Regel keiner Schmerzmittelgabe (werden Schmerzmittel erforderlich, so wird die Geburt außerhalb der Wanne fortgesetzt).
  • Postnatale Blutungen im Wochenbett lassen schneller nach.
  • Bei Wassergeburten sind deutlich weniger Dammschnitte erforderlich.
  • Verringerter Geburtsstress für das Kind.

Als größter Vorzug dieses Geburtsmodus gilt die größere Entspannungsmöglichkeit der Gebärenden. Die Wehen werden zudem besser toleriert. Bewegungen und Stellungsänderungen sind im Wasser einfacher und kraftsparender. Frauen, die im Wasser niedergekommen sind, verlassen die Kliniken und Geburtshäuser außerdem früher als traditionell gebärende Frauen.

Nachteile

  • Ein Dammschutz ist aufgrund der Position der Gebärenden im Wasser nur eingeschränkt möglich.
  • Eine Periduralanästhesie wird nicht durchgeführt
  • Im Falle eines Notfalls, der außerhalb der Badewanne behandelt werden muss (z. B. Sectio, Schulterdystokie), verstreicht mehr Zeit als im Kreißbett.

Literatur

  • Albin Thöni: Die Wassergeburt. In: Deutsche Hebammenzeitschrift, Nr. 1, 1999, S. 3-6
  • Albin Thöni: Gebären im Wasser. Bericht nach 333, von den Hebammen "begleiteten", Wassergeburten im Krankenhaus Sterzing. In: Österreichische Hebammenzeitung, 5. Jg, Nr. 6, 1999
  • Cornelia Enning: Erlebnis Wassergeburt. VGS. ISBN 3-8025-1525-0

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Wassergeburt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Unterwassergeburt — Bei der Wassergeburt befindet sich die gebärende Frau in einem Wasserbecken mit warmem Wasser. Das warme Wasser soll ein Gefühl von Geborgenheit geben und fördert die Entspannung. Bewegungen sind im Wasser einfacher und kraftsparender.… …   Deutsch Wikipedia

  • Dammriß — Klassifikation nach ICD 10 O70 Dammriß unter der Geburt …   Deutsch Wikipedia

  • Episiotomie — Dammschnitt Variationen Ein Dammschnitt (medizinisch Episiotomie) ist das Einschneiden des Dammes der Frau bei der Geburt, um einen schwierigen Geburtsvorgang zu erleichtern, beispielsweise im Falle einer Steißgeburt. Der vielerorts übliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreisssaal — Der Kreißsaal ist ein Raum in einem Krankenhaus o. Ä., in dem Frauen – mit Unterstützung eines oder mehrerer Geburtshelfer – ihre Kinder gebären. Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Heutige Bedeutung 3 Einzelnachweise 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Odent — Michel Odent (* 1930) ist Arzt und Geburtshelfer und bedeutender Verfechter einer natürlichen Entbindung. Odent, ein Schüler des Pioniers der sogenannten sanften Geburt Frédérick Leboyer, war Chefarzt der Entbindungsabteilung des… …   Deutsch Wikipedia

  • Water birth — is a method of giving birth, which involves immersion in warm water. Proponents believe this method to be safe and provides many benefits for both mother and infant, including pain relief and a less traumatic birth experience for the baby.… …   Wikipedia

  • Alleingeburt — Hausgeburt Eine Hausgeburt ist eine Form der außerklinischen Geburt. Sie findet, im Gegensatz zu Geburten in Krankenhaus oder Geburtshaus, in einer Privatwohnung statt. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Austreibungsperiode — Mutter mit Neugeborenem Die Geburt (Partus) eines Kindes (auch Niederkunft oder, aus Sicht der Hebammen und ärztlichen Geburtshelfer auch Entbindung) ist der Prozess am Ende der Schwangerschaft, bei dem ein Fötus die Gebärmutter der Mutter… …   Deutsch Wikipedia

  • Dammriss — Klassifikation nach ICD 10 O70 Dammriss unter der Geburt …   Deutsch Wikipedia

  • Dammschnitt — Variationen Ein Dammschnitt (medizinisch Episiotomie) ist das Einschneiden des Dammes der Frau bei der Geburt, um einen schwierigen Geburtsvorgang zu erleichtern, beispielsweise im Falle einer Steißgeburt. Der vielerorts übliche „präventive“… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”