Wasserdichtigkeit

Wasserdichtigkeit

Unter Wasserdichtigkeit versteht man jene Eigenschaften von Materialien, von Bauteilen, komplexeren Geräten oder der Kleidung, die das Eindringen von Wasser ausreichend verhindert.

Etwas völlig wasserdicht zu machen ist möglich, aber meistens unwirtschaftlich, bzw. hat es andere Nachteile. So soll etwa angenehm zu tragende Schutzkleidung - wie ein Regenmantel oder Bergschuhe - zwar gegen üblichen Regen dicht sein, aber dennoch atmungsaktiv (siehe Gore-Tex). Auch ist es nur selten nötig, völlige Dichtigkeit gegen Starkregen anzustreben.

Inhaltsverzeichnis

Uhren

Auf ähnliche Art wird das „water-resistant“ bei Uhren verstanden. Eine wasserdichte Armbanduhr ist nie komplett dicht, z. B. wenn sie lange im Wasser liegt oder hohem Wasserdruck ausgesetzt ist. Bei teureren Fabrikaten bzw. bei Taucheruhren wird deshalb angegeben, für welchen Druck und welche Dauer sie ausgelegt sind. Hierbei sollte man aber beachten, dass durch Bewegungen (z. B. Schwimmen) der Druck auf die Uhr ansteigt:

Druck (Wassersäule) Einstufung Bemerkung
3 bar / 3 atm (30 m) Die Uhr hält Wasserspritzer
aus (wasserabweisend)
Die Uhr hält eine begrenzte Zeit einen Druck von 3 bar (entspricht 30 m Wassersäule bzw. ca. 3 Atmosphären) aus
5 bar / 5 atm (50 m) Duschen ist möglich Die Uhr ist auf eine Wasserdichtigkeit bis 5 bar geprüft, was dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 50 Metern entspricht. Damit ist sie geeignet für den täglichen Gebrauch wie z. B. Baden, Duschen oder Händewaschen.
10 bar / 10 atm (100 m) Die Uhr kann zum Schwimmen verwendet werden Die Uhr ist auf eine Wasserdichtigkeit bis 10 bar geprüft, was dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 100 Metern entspricht. Damit ist sie geeignet für z. B. häufiges Schwimmen oder Schnorcheln.
20 bar / 20 atm (200 m) Taucheruhr Die Uhr ist auf eine Wasserdichtigkeit bis 20 bar geprüft, was dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 200 Metern entspricht. Damit ist sie geeignet für z. B. gerätefreies Freitauchen.

Einfachere Uhren sind spritzwasserdicht und würden z. B. einige Sekunden in einer Pfütze aushalten, aber nicht längere Zeit.

Die Angabe 3 bar (30 m, 3 atm) bedeutet lt. DIN, dass die Uhr eine begrenzte Zeit einen Druck von 3 bar (entspricht 30 m Wassersäule bzw. ca. 3 Atmosphären) aushält.

Die Meter-Angabe bezieht sich nicht auf eine Tauchtiefe, sondern auf den Prüfdruck, welcher im Rahmen der Wasserdichtigkeitsprüfung angewendet wurde. (ISO 2281) Laut einem Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main handelt es sich bei Prüfdruckangaben in Metern um bewusst irreführende Werbeaussagen.[1] Diese Angaben sind daher nicht erlaubt. Stattdessen sind Angaben wie „wasserdicht bis 3 atm“ oder „wasserdicht bis 3 bar“ zu verwenden.

Einschränkungen bei Uhren

Bei Schwimmbewegungen oder unter einem Wasserstrahl (z. B. beim Duschen oder Händewaschen) können Druckspitzen entstehen. Die Uhr wird an den betroffenen Stellen hierbei deutlich stärker belastet, als es die Eintauchtiefe vermuten lässt. Erst ab der Klassifizierung 5 bar / 50 m kann von einer wirklich wasserdichten Uhr gesprochen werden (Duschen möglich). Ab der Klassifizierung 10 bar / 100 m kann die Uhr auch beim Schwimmen verwendet werden.

Wasserdichtigkeit ist keine bleibende Eigenschaft, da die eingebauten Dichtelemente in ihrer Funktion und im täglichen Gebrauch nachlassen oder auch durch Stoß und Fall beschädigt werden können. Daher empfiehlt sich eine Wartung mit Prüfung der Dichtungen und Dichtigkeit alle ein bis zwei Jahre.

Wenn eine Uhr großen Temperaturunterschieden ausgesetzt wird, etwa bei einem Sonnenbad mit anschließendem Sprung in kühleres Wasser, kann sich im Gehäuse Kondensflüssigkeit bilden. Dies muss keine Wasserundichtigkeit bedeuten, die Feuchtigkeit muss aber unbedingt sofort entfernt werden.

Salzwasser verursacht eine erhöhte Korrosion - sogar von Gummidichtungen - jeder Uhr, auch von Taucheruhren. Daher empfiehlt sich nach Aufenthalt in Salzwasser das Abspülen mit Süßwasser.[2]

Schuhe

Schuhe werden durch die Pflege mit Schuhcreme oder -wachs hydrophob und somit wasserabweisend gemacht. Allerdings wird durch die Nähte und durch die Walkbewegung beim Gehen jeder Lederschuh irgendwann wasserdurchlässig. Nur Kunststoff oder Gummi kann dauerhaft davor schützen, hat aber geringeren Tragekomfort aufgrund der nicht mehr vorhandenen Atmungsaktivität (siehe Gummistiefel, Skischuhe und Dampfsperre). Membranen, wie z. B. Sympatex können in Schuhe eingearbeitet werden und machen diese wasserdicht, ohne die Atmungsaktivität zu beeinträchtigen.

Kleidung

Kleidungsstücke (und auch manche Schuhe) werden, falls sie nicht aus 100 % wasserdichtem Material bestehen, häufig durch Imprägnierung (spritz)wasserdicht gemacht, die aber periodisch zu erneuern ist.

Die DIN EN 20811:1992, auch ISO 811 genannt, regelt die Art und Weise der Bestimmung des Widerstandes gegen das Durchdringen von Wasser. Durchzuführen ist folgender "Hydrostatischer Wasserdruckversuch": Die Außenseite des Materials wird Wasser ausgesetzt. Der Wasserdruck beginnt bei Null und steigt um 10 mm pro Sekunde, gemessen wird die Zeit bis der dritte Tropfen auf der Oberseite zu sehen ist bzw. der der Zeit entsprechende Druck.

Nach der europäischen Norm EN 343:2003 ("Schutzkleidung gegen Regen") ist ein Produkt mit einer Wassersäule ab 800 mm "wasserdicht (Klasse 2)" und ab 1300 mm "wasserdicht (Klasse 3)". Die Eidgenössische Materialprüfanstalt (EMPA) in St. Gallen in der Schweiz geht davon aus, dass ein Funktionsmaterial ab einer Wassersäule von 4.000 mm wasserdicht ist. Beim Sitzen auf feuchtem Untergrund wird ein Druck aufgebaut, der ca. 2000 mm Wassersäule entspricht. Beim Knien in der Hocke drücken schon ca. 4800 mm Wassersäule auf die Bekleidung. Materialien wie Gore Tex, Texapore O2 oder Sympatex haben eine Wassersäule von 10.000 mm bis zu 30.000 mm.

Technische Geräte

Bei technischen Geräten und insbesondere Messinstrumenten kann schon eine geringe Feuchtigkeit im Innern – die auch von Kondensation herrühren kann – die Funktion beeinträchtigen oder Messfehler verursachen. Daher wird bei anspruchsvolleren Geräten eine Grenze für die Luftfeuchtigkeit und auch für die Bedingungen bei der Lagerung angegeben. Speziell elektrische Kontakte sind gefährdet, Kriechströme oder der Ausfall von Magnetkontakten können die Folge sein.

Für elektrotechnische Installationen oder elektronische Geräte, die industriell genutzt werden, gelten die sogenannten „IP-Schutzarten“ nach DIN EN 60529 und DIN 40 050 Teil 9. Der zugehörige IP-Code besteht aus einer zweistelligen Ziffernkombination, die den jeweiligen Schutzgrad angibt, z. B. IP54. Die erste Ziffer spezifiziert die Schutzart für Berührungs- und Fremdkörperschutz (0–6), die zweite Ziffer den Wasser- und Feuchtigkeitsschutz (0–8).

Haushalt

Im Hausbau dient das Dach zwar zum Schutz vor Niederschlag, muss aber nicht eigentlich „wasserdicht“ sein. Es genügt, wenn die Form der Dachziegel das Wasser nach unten abfließen lässt. Nur bei sehr starkem Wind oder bei so genanntem Flugschnee ist ein Eindringen kleiner Wasser- oder Eispartikel zu erwarten. Hingegen ist die Bauwerksabdichtung eines Flachdaches schwieriger.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wettbewerbsverstoß: Irreführende Werbung für eine Armbanduhr mit Hinweis auf Wasserdichtigkeit. Urteil des OLG Frankfurt 6. Zivilsenat vom 10. April 2008, AZ 6 U 34/07.
  2. Uhren Lexikon: Wasserdichte Uhren

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