Walter Stanietz

Walter Stanietz

Walter Leo Josef Stanietz (* 31. August 1907 in Kattowitz; † 13. Mai 1965 in Kritzenast, Oberpfalz) war ein deutscher Schriftsteller und Bühnenautor sowie Mitglied des literarischen Kreises um Gerhart Hauptmann.

Stanietz wurde in der Zeit des Nationalsozialismus für seine der Blut-und-Boden-Ideologie verhafteten Theaterstücke bekannt.[1] Die Bühnenwerke - zum Teil in schlesischer Mundart - handeln von einfachen Bauern Schlesiens und deren tragischen Schicksalen sowie der Suche nach dem Erhabenen in ehrbarer Arbeit und in der Natur. Nach dem Krieg beschäftigt sich Stanietz mit der Esoterik und wird Schüler des indischen Philosophen Yogananda. Sein Spätwerk kreist in Meditationen, Aufsätzen und Erzählungen um letzte Fragen des Seins.

Walter Stanietz

Inhaltsverzeichnis

Leben

Walter Stanietz verbringt die frühe Kindheit in Kattowitz in Oberschlesien, dessen Landschaft und Menschen sein Werk prägen. Während seiner Schulzeit zieht die Familie nach Landeshut in Niederschlesien. Hier besucht der Junge das Real-Gymnasium, verlässt die Schule jedoch ohne Abschluss. Danach beginnt er auf Wunsch der Eltern eine kaufmännische Tätigkeit in Glogau, doch prägend für seinen Werdegang sind Begegnungen mit dem Grüssauer Benediktinerprior Justinus und dem Schriftsteller Gerhart Hauptmann sowie Aufführungen einer Wanderbühne. Stanietz sucht den Kontakt zu dem literarischen Kreis um Gerhart Hauptmann und fängt an, selbst zu schreiben.

Durch den Erfolg seines ersten Theaterstückes Die Grunerts, welches 1935 in Bochum uraufgeführt und anschließend auf 28 weiteren Bühnen gespielt wird, wird ihm seine Berufung bewusst. Wenig später erscheint das Drama Der Bauernkanzler, das Geschehnisse des Bauernkrieges thematisiert. 1936 erfolgt die Uraufführung zur gleichen Zeit an den Bühnen in Münster, Königsberg und Breslau.

Nach einem Aufenthalt in der Künstlerkolonie auf Hiddensee hält sich Stanietz in der Theatermetropole Berlin auf. Mitte der dreißiger Jahre kehrt er jedoch nach Schlesien zurück, wo er in Steinseiffen, in der Nähe von Krummhübel im Riesengebirge, die für sein Schaffen maßgebliche Bleibe findet. Hier verfasst er vor allem Dramen über das schwere, aber ehrbare, der Natur verbundene Leben der schlesischen Landbevölkerung.

Zu dieser Zeit entstehen die Tragödie Das Kind Gustl und das Schauspiel Der Weg der Marie Tschenscher. Letzteres wird 1936 am Alten Theater Leipzig uraufführt und erlebt anschließend Aufführungen an 50 weiteren deutschen Bühnen. Die Mutter, 1938 in Mannheim uraufgeführt, geht über 90 Bühnen, wird übersetzt und kommt in französischer Sprache nach Paris. Selbst das weniger bekannt gewordene 1939 veröffentlichte Schauspiel Johann Hesse wird an 20 Bühnen gespielt. 1940 wird ein Roman mit dem Titel Das tägliche Brot beim Berliner Fischer Verlag veröffentlicht. Das Werk wird sofort ein Erfolg und erlebt vier weitere Auflagen. 1941 erhält Stanietz durch den Kattowitzer Gauleiter Fritz Bracht den Oberschlesischen Kulturpreis.[1] 1942 erscheint ein weiterer Roman Die Brüder und die Magd, dessen Stoff einige Jahre später zum Drama umgearbeitet wird.

Höhepunkt der Karriere als Dramatiker wird die erfolgreiche Inszenierung der 1941 geschriebenen Ballade am Strom durch Heinrich George. Die Uraufführung dieses Stückes unter dem Titel Katrin fand 1943 am Schillertheater in Berlin statt. Außer Heinrich George wirkten die bekannten Schauspieler Berta Drews, Horst Caspar und Ernst Schröder mit.

Nach Kriegsende bleibt Walter Stanietz zunächst in dem inzwischen von Polen besetzten Schlesien und wird kurzzeitig inhaftiert. Auf Fürsprache Gerhart Hauptmanns wird er entlassen. Nach dem Tode seines großen Vorbilds 1946 war der Dichter Mitfahrender des Gerhart-Hauptmann-Sonderzuges nach Dresden. Er gelangt schließlich in den abgelegenen Ort Kriztenast im Bayerischen Wald, fern ab der Theaterwelt der Nachkriegszeit. Die Aufführung eines letzten Bühnenstückes erlebt Stanietz 1952. Sein 1945 geschriebenes Drama Die Brüder, für das er 1950 mit dem Adalbert-Stifter-Preis der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ausgezeichnet wird,[1] wird in Donaueschingen aufgeführt.

In seinem letzten Lebensabschnitt beschäftigte Walter Stanietz ein gewisses „Zuendedenken“, was im Diesseitigen schon das Jenseitige in Betracht zieht. Das Spätwerk (zum Teil posthum veröffentlicht) mit Titeln wie Der Stufenweg zum Selbst (1964), Zum Paradies des Menschen (1965), Der Vollendete (1971), Hinführung zum Schweigen (1977), Tempel ohne Türen, ohne Tore (1999) wird vor allem in esoterischen Kreisen geschätzt.

Walter Stanietz starb am 13. Mai 1965 an einem Herzinfarkt in Kritzenast.

Walter Stanietz war in 1. Ehe mit Gerda Tschechne verheiratet. Stanietz war in 2. Ehe mit Uta Charlotte Schibura verheiratet und hatte eine Tochter. Die Witwe lebt in Rottach-Egern und verwaltet den literarischen Nachlass. Drei weitere Töchter und ein Sohn stammen aus anderen Verbindungen.

Werke

Dramen

  • Rolf Grunert. Eine Tragödie (alternativer Titel: Die Grünerts). Albert Langen-Georg Müller, Berlin 1935. UA 1935 in Bochum unter dem Titel Die Grünerts.
  • Der Bauernkanzler. Schauspiel. Albert Langen-Georg Müller, Berlin 1935. UA 1936 gleichzeitig in Münster, Königsberg und Breslau.
  • Das Kind Gustl. Eine Tragödie. (1935?).
  • Der Weg der Marie Tschenscher. Schauspiel. (alternative Titel: Die Tschenschermarie, Die arme Liebe). Albert Langen-Georg Müller, Berlin 1937. UA 1936 am Alten Theater in Leipzig.
  • Johann Hesse. Schauspiel. S. Fischer, Berlin 1939. UA ??
  • Die Mutter. Schauspiel. Badische Bühne, Karlsruhe 1939. UA am 12. November 1938 am Nationaltheater in Mannheim.
  • Katrin. Schauspiel. (Arbeitstitel: Ballade am Strom.) Suhrkamp, Berlin 1941. UA 1943 am Schillertheater in Berlin; Regie: Heinrich George; mit Heinrich George, Berta Drews, Horst Caspar und Ernst Schröder.
  • Die Brüder. Schauspiel. Rohrbacher, Donaueschingen 1952.

Prosa

  • Das Tägliche Brot. Fischer, Berlin 1940.
  • Die Brüder und die Magd. Adam Kraft Verlag, Karlsbad und Leipzig 1942.
  • Der Grausame Berg. In: Ernst Günther Bleisch (Hrsg.): Zauber Schlesiens. Gräfe und Unzer Verlag, München 1962.
  • Der Stufenweg zum Selbst. Schwab, Gelnhausen 1964.
  • Zum Paradies des Menschen. Baum, Pfullingen/Württemberg 1965.
  • Der Vollendete. Drei-Eichen, München 1971.
  • Hinführung zum Schweigen. Verlag der Helfenden, Krün 1977.
  • Tempel ohne Türen ohne Tore. Annapurna, München 1999.

Lyrik

  • Gedichte. Divine Light Zentrum, Winterthur 1980.

Literatur

  • Walter Stanietz: Kindheit in O/S. In: Jochen Hoffbauer (Hrsg.): Du Land meiner Kindheit Schlesien. Aufstieg Verlag, München 1966.
  • Konrad Werner: Walter Stanietz zum Gedenken an den 100. Geburtstag am 31. August 2007. In Bunzlauer Heimatzeitung. Nr. 10/2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 584.

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