Walter Pitts

Walter Pitts
Walter Pitts (rechts) und Jerome Lettvin

Walter Pitts (* 23. April 1923; † 14. Mai 1969) war ein amerikanischer Logiker, der auf dem Gebiet der kognitiven Psychologie arbeitete.

Biografie

Pitts brachte sich selbst die Grundlagen der Logik und der Mathematik bei und war in der Lage, einige Sprachen zu lesen, eingeschlossen der beiden alten Sprachen Altgriechisch und Latein. Im Alter von 12 Jahren verbrachte er drei Tage in der Bibliothek und las dort die Principia Mathematica. Darauf folgend schrieb er einen Brief an Bertrand Russell, in dem er die seiner Meinung nach schwerwiegenden Probleme der ersten Hälfte des ersten Bandes benennt. Daraufhin lud Russell Pitts ein, nach England zu kommen und bei ihm zu studieren. Auch wenn Pitts dieses Angebot nicht wahrnahm, beschloss er doch Logiker zu werden.

Er besuchte Vorlesungen an der University of Chicago, ohne als Student eingeschrieben zu sein. Dort traf er Jerome Lettvin und die beiden wurden gute Freunde. 1938 traf er Rudolf Carnap als er einfach in dessen Büro ging und ihm eine Version dessen neuesten Logikbuches mit eigenen Anmerkungen überreichte. Da Pitts sich nicht vorgestellt hatte, verbrachte Carnap Monate damit nach ihm zu suchen. Als Carnap Pitts dann fand, bot er ihm einen untergeordneten Job an der Universität an, weil Pitts zu diesem Zeitpunkt obdachlos und ohne Einkommen war.

Später traf er auf Warren McCulloch, der 1942 den immer noch obdachlosen Pitts zusammen mit Lettwin aufforderte, bei ihm und seiner Familie zu wohnen. Abends arbeiteten McCulloch und Pitts zusammen. Pitts war mit den Werken von Gottfried Leibniz über Berechenbarkeit vertraut, und zusammen stellten die beiden die Frage, ob das menschliche Nervensystem eine Art universelle Rechenmaschine sei, wie bei Leibniz beschrieben ist. Diese Diskussion führte zu dem Papier A Logical Calculus of Ideas Immanent in Nervous Activity das sich mit Neuronalen Netzen befasst.

1943 stellte Lettwin Pitts Norbert Wiener vom MIT vor, der gerade ohne Assistent war. Auf dem ersten Treffen diskutierten die beiden Wieners Beweis der Ergodentheorie. Diese Diskussion verlief so gut, dass Pitts nach Boston zog, um mit Wiener zusammenzuarbeiten. 1944 wurde Pitts von der Kellex Corporation angestellt, die am Projekt der atomaren Energiegewinnung arbeitete.

1951 überzeugte Wiener Jerry Wiesner, einige Physiologen anzustellen, die sich mit dem menschlichen Nervensystem auskennen. Eine Gruppe bestehend aus Pitts, Lettvin, McCulloch and Pat Wall wurde gebildet. Pitts schrieb eine umfangreiche Arbeit über die Möglichkeiten neuronaler Netze, die über dreidimensionale Verbindungen verfügen. Pitts entwickelte sich zum Kopf der Gruppe, lehnte es aber ab, dass sein Name bei Publikationen erwähnt wurde. Er lehnte ebenfalls alle akademischen Grade oder offiziellen Positionen im MIT ab.

Aus privaten Gründen wandte sich Wiener plötzlich gegen McCulloch und brach den Kontakt zu allen Personen ab, die mit McCulloch zusammenarbeiteten, eingeschlossen Pitts. Dies führte zu einer sozialen Isolation von Walter Pitts, aus der er sich nie wieder erholte. Er verbrannte sein Manuskript über dreidimensionale Netzwerke und vernachlässigte seine Arbeit. In Zukunft arbeitete er nur noch mit Robert Gesteland zusammen, mit dem er ein Paper über den Geruchssinn schrieb.

Pitts starb 1969. Ein wichtiges mathematisches Neuronenmodell wird heute nach ihm McCulloch-Pitts-Zelle genannt. Die theoretischen Grundlagen, die er zusammen mit McCulloch formulierte, waren bedeutend für die Entwicklung der Neuroinformatik und der Kognitionswissenschaften.

Siehe auch

Werke

  • Warren McCulloch and Walter Pitts, A Logical Calculus of Ideas Immanent in Nervous Activity, 1943, Bulletin of Mathematical Biophysics 5:115-133.
  • Warren McCulloch and Walter Pitts, On how we know universals: The perception of auditory and visual forms, 1947, Bulletin of Mathematical Biophysics 9:127-147.
  • Howland, R., Jerome Lettvin, Warren McCulloch, Walter Pitts, and P. D. Wall, Reflex inhibition by dorsal root interaction, 1955, Journal of Neurophysiology 18:1-17.
  • Wall, P. D., Warren McCulloch, Jerome Lettvin and Walter Pitts, Effects of strychnine with special reference to spinal afferent fibres, 1955, Epilepsia Series 3, 4:29-40.
  • Jerome Lettvin, Humberto Maturana, Warren McCulloch, and Walter Pitts, What the Frog's Eye Tells the Frog's Brain, 1959, Proceedings of the Institute of Radic Engineers 47: 1940-1959
  • Humberto Maturana, Jerome Lettvin, Warren McCulloch, and Walter Pitts, Anatomy and physiology of vision in the frog, 1960, Journal of General Physiology, 43:129--175
  • Robert Gesteland, Jerome Lettvin and Walter Pitts, Chemical Transmission in the Nose of the Frog, 1965, J.Physiol. 181, 525-529.

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