Walter Hewel

Walter Hewel
Walter Hewel (1940)

Walter oder Walther Hewel (* 25. März 1904[1], nach anderen Angaben 2. Januar 1904[2] in Köln; † 2. Mai 1945 durch Suizid in Berlin) war ein SS-Brigadeführer und Staatssekretär im Auswärtigen Amt.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Ausbildung

Hewels Vater war Gesellschafter einer Kakaofabrik. Walter Hewel, er war das einzige Kind von Anton und Elsa Hewel, geborene Freiin von Lindenfels, besuchte das Realgymnasium in Köln und legte das Abitur im März 1923 ab. Nach halbjährigem Praktikum in einem Betrieb für Maschinenbau studierte er ab dem Wintersemester 1923 Wirtschaftsingenieurwissenschaften an der Technischen Universität München. Anfang 1925 wurde er als kaufmännischer Volontär in einer Handelsunternehmung in Hamburg tätig. 1926 absolvierte er einen einjährigen Sprachaufenthalt in Großbritannien. Danach reiste er als Angestellter des britischen Plantagenunternehmens 'Anglo-Dutch Plantations of Java Ltd' nach Niederländisch-Indochina, dem heutigen Indonesien. 1936 kehrte Hewel nach Deutschland zurück, nachdem er noch eine vier Monate dauernde Reise durch Fernostasien unternommen hatte. Hewel wurde Mitglied der Auslandsorganisation der NSDAP und arbeitete als Dezernent, Leiter der Wirtschaftsstelle und Pressereferent der NSDAP/AO Java Niederländisch China.

Hitlerputsch

Beim Hitlerputsch vom 9. November 1923 gehörte Hewel als Fahnenträger dem Stoßtrupp Adolf Hitler an und nahm während des Putsches an allen Unternehmungen des Stoßtrupps Hitlers teil. Hewel wurde wegen Beihilfe zum Hochverrat zu einem Jahr und drei Monaten Festungshaft und zu einer Geldstrafe von 30 Goldmark verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. 1924 wurde die Bewährung außer Vollzug gesetzt. In der Haftanstalt Landsberg war er Mithäftling Hitlers. Am 30. Dezember 1924 wurde er begnadigt.

Werdegang im Auswärtigen Amt und der SS

Im Februar 1938 wurde er Chef des persönlichen Stabes von Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop. Ab Juni 1938 war Hewel Legationsrat I. Klasse. 1938 wurde Hewel Verbindungsbeamter des Auswärtigen Amtes zum Führer und Reichskanzler. Seit April 1939 war Hewel Vortragender Legationsrat, ab 28. September 1940 Gesandter I. Klasse, ab März 1943 Botschafter zur besonderen Verfügung im Rang eines Staatssekretärs. Hewel wurde am 12. September 1937 Ehrenführer der SS mit dem Rang eines SS-Sturmbannführers. 1938 wurde er Standartenführer, 1940 SS-Oberführer, 1942 SS-Brigadeführer. Außerdem war Hewel ab 1936 Ostasienreferent der NSDAP-AO, ab 1937 Hauptreferent für deutsch-britische Angelegenheiten in der Dienststelle Ribbentrop (Außenamt der NSDAP).

Als Verbindungsbeamter im Führerhauptquartier (FHQ) gehörte Hewel zur unmittelbaren Umgebung Hitlers. Er führte ein Tagebuch, welches wohl zur Tarnung auf Bahasa Indonesia geschrieben war. Ab Juli 1941 übernahm für das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete der SA-Standartenführer Werner Koeppen die Parallel-Rolle zu Hewel im FHQ.[3]

Bis zum 1. Mai 1945 war er im Führerbunker und beging vermutlich auf der Flucht zur Vermeidung der sowjetischen Kriegsgefangenschaft Suizid. Hewel war einer der letzten deutschen Amtsträger, zu denen Adolf Hitler Vertrauen hatte. Während der gesamten letzten Jahre hatte Hewel immer die Gunst und die persönliche Zuneigung Hitlers inne, nur einmal, als er sich weigerte, die Tochter des Rüstungsministers Fritz Todt zu heiraten, nahm es ihm Hitler übel. In den letzten Tagen des Dritten Reiches war er ein ständiger Berater Hitlers. Seinen Respekt zollte Hitler Hewel dadurch, dass er ihm eine der rar gewordenen Blausäurekapseln überließ.

Archivalien

Die "Handakten" Hewels befinden sich im Politischen Archiv des AA. Jedenfalls in den 70er Jahren hatte Alexandre Kum'a N'Dumbe III Zugang zu ihnen erhalten. Er hat sie in Hitler voulait l'Afrique 1980 mit verarbeitet.[4]

Filme

Im Film Der Untergang wurde Walter Hewel von Alexander Held dargestellt.

Literatur

  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 2: Gerhard Keiper, Martin Kröger: G–K. Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71841-X.

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main, Fischer-Taschenbuch-Verlag, 2005 ISBN 3-596-16048-0. Seite 252
  2. Zum Film der Untergang
  3. Martin Vogt: Herbst 1941 im „Führerhauptquartier“. Berichte Werner Koeppens an seinen Minister Alfred Rosenberg, Koblenz 2002, S. XVIII.
  4. Kum'a N'dumbe III.: Les plans secrètes pour une Afrique fasciste 1933 - 1945. In: Hitler voulait l'Afrique.. L'Harmattan, Paris 1980, ISBN 2-85802-140-6. (Zugl. Diss. phil. Universität Lyon) (deutsch: Was wollte Hitler in Afrika? Iko-Verlag, Frankfurt a.M. 1993, ISBN 3-88939-104-4.)

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