Walter Hedemann

Walter Hedemann

Walter Hedemann (* 17. Juli 1932 in Lübeck) ist ein deutscher Liedermacher und Kabarettist, der 1965–1967 bei den Chanson-Folklore-Festivals auf der Burg Waldeck bekannt wurde.

Er wuchs in Naumburg (Saale) auf und studierte in Halle Musik, sowie Deutsch und Englisch in Berlin. 1961 kam er als Assessor nach Hameln, wo er heute noch mit seiner Familie lebt.

Anfang der 1960er Jahre begann er Chansons und Couplets zu schreiben, die er selber am Klavier vortrug. Manche waren eher Nonsense-Lieder, (so z. B. seine Klapphornverse), andere wieder von ironisch-kritischem („Kleinstadt-Idylle“, „Großstadt-Idylle“, „Zwischenfrage, resignierend“) bis makabrem Charakter und einige erinnern etwas an die frühen schwarzhumorigen Lieder Georg Kreislers („Zwei Naturkinder“). Sein eigentliches Vorbild war allerdings der Wiener Kabarettist Gerhard Bronner. Das erste halbe Dutzend seiner Chansons veröffentlichte Radio Bremen 1963 in der damaligen Sendereihe „Das Funkdebut“, darunter die Titel „Der Verkehrsampel-Fan“ und „Madeleine oder Das Hemd“. Bei einem „Sängerkrieg“ des Senders errang er 1967 den ersten Preis, noch vor Hanns Dieter Hüsch.

Es folgten drei Jahrzehnte mit bundesweiten Auftritten sowie zahlreichen Hörfunk- und Fernseh-Produktionen, meist in Deutschland, mehrmals als Mitwirkender in „Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend“ (SR); 1977 in Alfred BioleksKölner Treff“ (WDR) und Heinz SchenksBlauem Block“ (hr).

Anlässlich der LP „Herzlich willkommen“ (1975) schrieb die Fachzeitschrift HiFi Stereophonie: „… Ein Liedersänger von Format, ein Typ, der es dicker hinter den Ohren hat, als man zunächst annimmt. Hedemann ist ein gewitzter Beobachter, seine gefällige, unaufwendige, charmant-harmlose Art, die Songs vorzutragen und am Klavier zu begleiten, täuscht über die Präzision der Texte hinweg. Hedemann kann seine Objekte trefflich festnageln; ihm gelingen hellsichtige Satiren gegen deutsche Chorschnulzen, Pariser Musette-Klischees, primitive Stimmungsmacher und kleinstädtischen Interessenklüngel. Zwei Meisterstücke sind „Das Lied vom Mehr“ und „Die Anpassung“. (…) Die schwachen Stücke sind selten, dagegen finden wir in den stärkeren Titeln ungewöhnlich humorige Reime und, obwohl aus einfachen Grundmustern zusammengesetzt, durchweg interessante, klischeeferne Formen.“ (HiFi Stereophonie 8/75)

Trotz solcher Erfolge hielt sich Hedemann wegen seines Hauptberufes aus der Vermarktungsindustrie weitgehend heraus, weswegen er nicht den Bekanntheitsgrad ähnlicher Sänger, wie z.B. Schobert und Black oder Ulrich Roski erlangte. Zwischen 1977 und 1994 schrieb Hedemann unentwegt Hörfunk-Sketche für den Westdeutschen und den Saarländischen Rundfunk, darunter etliche Folgen der Serie „Papa, Charly hat gesagt…“.

Aktiv ist Walter Hedemann als Pianist, Texter und Arrangeur des Hamelner Lehrerensembles „Pädagogian Harmonists“. Außerdem schreibt und spricht er seit 2002 allwöchentlich Hörfunk-Glossen für den Hamelner Lokalsender Radio Aktiv. Hier las Hedemann auch Alphonse Daudets Roman Tartarin von Tarascon in deutscher Übersetzung.

Inhaltsverzeichnis

Veröffentlichungen

Platten

Eigene

  • Na hören Sie mal!, EP, Xenophon 1967
  • Sch(m)erz beiseite, EP, Xenophon 1967
  • Unterm Stachelbeerbusch, LP, Intercord Xenophon 1970
  • Herzlich willkommen, LP, Songbird 1975
  • Erfreuliche Bilanz, LP, Thorofon 1979
  • Beim Frühstück, LP, Thorofon 1982
  • Kabarett aus Hameln, LP, 1984
  • Chansons – was sonst?, MC, 1992
  • Chansons von neulich bis nachher, CD, 1995
  • In alter Liebe, CD, 1999
  • Walter Hedemann liest: Alphonse Daudet, Tartarin von Tarascon, 3-CD-Hörbuch, 2008

Auf Sammlungen mit anderen Künstlern

  • Burg Waldeck Festival 1967, LP, Xenophon 1968 – („Kleinstadt-Idylle“)
  • Makaber macht lustig, LP, Xenophon 1967 – („Steter Trost oder: Auch du kannst glücklich sein“, „Zwei Knaben hatten eine Fidel (Klapphornverse)“)
  • Chanson & Folk Supersession Volume 1, LP, Intercord Xenophon 1975 – („Großstadt-Idylle“)
  • Chanson & Folk Supersession Volume 2, LP, Intercord Xenophon 1975 – („Der Verkehrsampel-Fan“)
  • Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend, Doppel-CD, Conträr Musik 2000 – („Laudatio – Schaun wir doch lieber mal beim Hüsch rein“)
  • Burg Waldeck Festivals 1967 – Chanson, Folklore International , Doppel-CD (erweiterte Neuauflage der LP), Studio Wedemark 2004 – („Kleinstadt-Idylle“)
  • Für wen wir singen – Liedermacher in Deutschland, Vol.1, 3 CDs, Bear Family Records 2007 – („Zwei Knaben hatten eine Fidel (Klapphornverse)“, „Wald-Mädel-Sang (für Männerchor)“, „Steter Trost oder: Auch du kannst glücklich sein“)
  • Die Burg Waldeck Festivals 1964–1969, Buch und 10 CDs, Bear Family Records 2008 – („Der Astronautenmarsch“, „Steter Trost“, „Kleinstadt-Idylle“, „Wald-Mädel-Sang“, „Der Kleindeutsche“, „Brief nach drüben“, „Der Halbzersetzte“)

Bücher

  • Dorothea oder Wer hat Angst vor Hermann Gessler? – Posse mit Gesang, Bärenreiter Verlag 1970
  • Chansons, Voggenreiter Verlag, Bad Godesberg 1970
  • Nur ein Fall Werner, Deutscher Theaterverlag, Weinheim/Bergstraße 1973
  • Haushalt ohne Mama, Deutscher Theaterverlag 1985
  • Es bleibt in der Familie, Deutscher Theaterverlag 1993
  • Des Ventilators – Hörfunk-Glossen, Wagner Verlag Gelnhausen, 2007

Literatur

  • Rolf-Ulrich Kaiser: Das Songbuch, 1967
  • Kaarel Siniveer: Folk-Lexikon, 1981
  • Matthias Henke: Die großen Chansonniers und Liedermacher (Hermes Handlexikon), 1987
  • Hotte Schneider: Die Waldeck, 2005

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