Walter Glaser (Physiker)

Walter Glaser (Physiker)

Walter Glaser (* 31. Juli 1906 in Oberbaumgarten (Böhmen); † 3. Februar 1960 in Wien) war ein österreichischer-böhmischer theoretischer Physiker und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Elektronenoptik und Elektronenmikroskopie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Walter Glaser studierte an der Deutschen Karls-Universität in Prag Mathematik und Physik und promovierte nach einigen an der Universität Wien verbrachten Semestern 1930 mit einer Dissertation über Korrespondenzprinzip und die Schrödingersche Wellenfunktion. Er wandte sich alsbald der Theorie der Elektronenoptik zu und habilitierte 1933 über die Theorie des Elektronenmikroskops.

Ab 1929 war er Assistent von Philipp Frank am Institut für theoretische Physik der Deutschen Karls-Universität und sollte am 1. Oktober 1938 das Ordinariat für Physik übernehmen. Aufgrund des Münchner Abkommens vom 30. September 1938 wurde das vom Präsidenten der tschechoslowakischen Republik bereits unterschriebene Ernennungsdekret Glaser jedoch nicht mehr ausgehändigt. Er wurde dann 1940 nach dem Ausscheiden von Philipp Frank außerordentlicher Professor und Vorstand des Instituts für Theoretische Physik. Zusätzlich wurde ihm die Leitung des Physikalischen Instituts der Deutschen Technischen Hochschule Prag übertragen. Schließlich erhielt Glaser 1944 eine Berufung zum ordentlichen Professor für theoretische Physik an der Universität Breslau und der Technischen Hochschule Breslau, konnte diese Stelle aber wegen der sich überstürzenden Kriegsereignisse nicht mehr antreten.

Nach dem Krieg wurde er samt seiner Familie von den tschechoslowakischen Behörden von der Zwangsumsiedlung der Sudetendeutschen als "unentbehrlicher Spezialist" zwar ausgeschlossen, er ging aber in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag 1946 heimlich über die grüne Grenze zu Verwandten nach Österreich. Seine zurückgelassene Familie wurde im Herbst 1946 nach Ostdeutschland ausgesiedelt, verlor dabei das gesamte Vermögen, und konnte schließlich von Glaser über Westdeutschland nach Österreich gebracht werden.[1]

1948-1949 arbeitete Glaser zunächst am Institut für theoretische Physik der Universität Wien mit den Bezügen einer wissenschaftlichen Hilfskraft. 1949 wurde er außerordentlicher Professor und 1953 Ordinarius und Vorstand des Institutes für Allgemeine Physik der Technischen Hochschule Wien. 1954-1956 war er Chefphysiker bei der Farrand Optical Co. in New York, USA. 1956 kam er als ordentlicher Professor für theoretische Physik und Nachfolger von Ludwig Flamm zurück an die Technische Universität Wien, verstarb aber wenige Jahre später Anfang 1960 an Krebs.[2]

Bedeutung

Walter Glaser war ein anerkannter Spezialist für Elektronenoptik. Er arbeitete als Theoretiker ab 1937 mit dem späteren Nobelpreisträger Ernst Ruska für die Siemens & Halske AG an der Entwicklung des ersten kommerziellen Elektronenmikroskops.[3] Als Quantenphysiker bemühte er sich unter dem Einfluss Einsteins stehend um eine Widerlegung der indeterministischen Kopenhagener Interpretation der Quantentheorie.[4]

Werke

  • Grundlagen der Elektronenoptik, Springer-Verlag 1952.

Literatur

Quellen

  1. L. Flamm, Nachruf auf Walter Glaser in: Almanach für das Jahr 1960, Österreichische Akademie der Wissenschaften.
  2. E. Ruska, Nachruf auf Walter Glaser, Optik 17 (1960) 591-592
  3. http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1986/ruska-lecture.html
  4. Wolfgang Kummer: Autobiographie, in: Stephan Moskaliuk: Wolfgang Kummer, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ISBN 3-7001-2971-8

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Walter Glaser — ist der Name folgender Personen: Walter Glaser (Physiker) (1906–1960), tschechisch österreichischer theoretischer Physiker Walter Glaser (Eishockeyspieler) (* 1951), deutscher Eishockeyspieler Diese Seite ist eine Begriffskl …   Deutsch Wikipedia

  • Glaser (Familienname) — Glaser ist ein deutschsprachiger Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist von der Tätigkeit des Glasers abgeleitet. Es handelt sich somit um einen Berufsnamen. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L …   Deutsch Wikipedia

  • Gläser — oder Glaeser ist der Familienname folgender Personen: Andreas Gläser (* 1965), Autor und Gründer der Lesebühne Chaussee der Enthusiasten Carl Gotthelf Glaeser der Ältere (1715–1792), Kantor und Rektor in Ehrenfriedersdorf Carl Gotthelf Glaeser… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Kummer (Physiker) — Wolfgang Kummer (* 15. Oktober 1935 in Krems; † 15. Juli 2007 in Wien) war ein österreichischer Physiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Sonstiges 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Physiknobelpreis 1960: Donald Arthur Glaser —   Der amerikanische Physiker erhielt den Nobelpreis für die »Erfindung der Blasenkammer«.    Biografie   Donald Arthur Glaser, * Cleveland 21. 9. 1926; ab 1957 Professor für Physik an der University of Michigan, ab 1959 an der University of… …   Universal-Lexikon

  • Ehrenfried Walter von Tschirnhaus — Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, Stich von Martin Bernigeroth Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (auch Tschirnhauß, fälschlich Tschirnhausen; * 10. April 1651 in Kieslingswalde bei Görlitz; † 11. Oktober 1708 in Dresden) war ein deutsc …   Deutsch Wikipedia

  • Physiknobelpreis 1968: Luis Walter Alvarez —   Der amerikanische Forscher wurde »für seinen entscheidenden Beitrag zur Elementarteilchenphysik« ausgezeichnet.    Biografie   Luis Walter Alvarez, * San Francisco 13. 6. 1911, ✝ Berkeley (Kalifornien) 1. 9. 1988; ab 1945 Professor für Physik… …   Universal-Lexikon

  • Liste der Biografien/Gl — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Постоянная тонкой структуры — Постоянная тонкой структуры, обычно обозначаемая как , является фундаментальной физической постоянной, характеризующей силу электромагнитного взаимодействия. Она была введена в 1916 году немецким физиком Арнольдом Зоммерфельдом в качестве меры… …   Википедия

  • Liste von Physikern — Die Liste von Physikern ist alphabetisch sortiert und enthält nur Forscher, die wesentliche Beiträge zum Fachgebiet geleistet haben. Die Liste soll neben den Lebensdaten das Fachgebiet des Forschers nennen und wenige Stichworte zu den Aspekten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”