Walseer

Walseer

Die Herren von Walsee (auch von Wallsee, urspr. von Waldsee, italienisch Valsa) stammten aus Schwaben. Mit Heinrich von Walsee, einem Gefolgsmann des Grafen Rudolf von Habsburg, des späteren Deutschen Königs, schlug das Geschlecht auch im Südosten Wurzeln. Im Jahre 1331 verkauften die Walseer ihren schwäbischen Stammsitz Waldsee an die Habsburger und knüpften zu ihnen enge Verbindungen. Insgesamt fünf Linien der Familie kamen binnen kurzer Zeit zu großem Reichtum: Die Grazer Linie (1362 ausgestorben), die Drosendorfer Linie (1392 ausgestorben), die Linie Walsee-Dachsberg sowie die Linzer Linie (1400 ausgestorben) und die Ennser Linie. Bald nahmen sie in Österreich einflussreiche Stellungen ein. Eine Linie erwarb das Erbmarschallamt und eine andere das Erbkämmereramt in Österreich. Nach dem Erlöschen der Emmerberger waren sie Erbtruchsesse in der Steiermark. Durch Heirat, Erbschaft und landesfürstliche Schenkungen kam an sie großer Besitz in Nieder- und Oberösterreich, in der Steiermark, in Kärnten, in Krain und in Istrien. Die Herren von Walsee waren Verwandte der Herren von Duino und deren Haupterben.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Es gibt mehrere – sehr ähnliche – Varianten des Wappens. Das Wappen der Walseer ist jedenfalls geviert: Im Feld 1 und 4 zwei (auch) drei silberne Rauten in Schrägbalkenform, im Feld 2 und 3 ein silberner Balken im schwarzen Feld. (Die Stadt Bad Waldsee führt heute noch ein solches Wappen als Stadtwappen.)[1]

Fiumarer Epitaph von 1400

Valvasor hat uns in seinem Werk „Die Ehre des Herzogtums Krain“ (XI. Buch, S. 470-479) folgende Inschrift auf einem Epitaph in der Augustinerklosterkirche in Fiume (kroatisch: Rijeka) überliefert:

“Anno MCCCC male extinctis D. D. de Tybein, seu de Duino, investitur Reinpertus de Walsee de bonis eorum Duino, Senoseza, Gueteneg, Flumine, Castum, Vaprinitz & Moscheniza, de quibus ultimis, olim spectantibus ad Polensem Episcopum investitus fuit ab Episcopo ea lege, ut quemquis novum Praesulem nova donatione honoraret duorum canum venaticorum unius Asturis & pulli eleganter ornati“
(deutsch:) „Nachdem im Jahre 1400 die Tybein (italienisch Duino, kroatisch Devin) erloschen sind, wurde Reinprecht von Walsee mit deren Gütern – Duino, Senosetsch (Senožeče), Guteneck, Fiume, Castua (Kastav), Veprinaz (Veprinac) und Moschenitz (Mošćenice) belehnt. Letztere erhielt er vom Bischof von Pola (kroatisch Pula, slowenisch Pulj) zum Lehen mit der Auflage, jedem seiner Nachfolger zwei Jagdhunde, einen Falken und ein vornehm angeschirrtes Füllen zu schenken.“ [2]

Mosaiksteinchen (nach Schmutz)

  • Ein Ulrich von Walsee gründete 1308-13 auf dem Grillbühel in Graz (damals außerhalb der Stadtmauern, jetzt befindet sich dort die Alte Technik) das erste Grazer Frauenkloster, ein Dominikanerinnenkloster, das auch als seine Grabstätte diente. Das vorher landesfürstliche Areal war ihm 1307 von Herzog Friedrich geschenkt worden.
  • Diemut von Walsee (*um 1310) war verheiratet mit Friedrich von Cilli; sie waren Eltern von Ulrich I. von Cilli (* 1331 in Cilli ?; † 26. Juli 1368).
  • Rudolf von Walsee war 1337 Landeshauptmann von Steiermark.
  • Ein (weiterer ?) Ulrich von Walsee gründete 1339 das Minoritenkloster zu Pettau (slowenisch: Ptuj).
  • Ein Ulrich von Walsee war von 1339 – 1359 Landeshauptmann von Steiermark.
  • Papst Bonifatius IX. gestattete im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts Ulrich IV. von Walsee, auf der Ptujska gora eine Kirche zu errichten (an der Neustift).
  • Ruprecht (Reinprecht) von Walsee war um 1410 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Sein Besitz war nahezu reichsunmittelbar. Im Jahre 1434 verlieh ihm Sigismund von Luxemburg (seit 1433 Kaiser) den Blutbann über alle seine Herrschaften. Mit den Grafen von Cilli schloss er 1451 einen Erbvertrag, der jedoch nicht griff, weil der letzte Cillier bereits 1456 starb. 1472 verkaufte er alle seine Güter in Istrien und auf dem Karst an Kaiser Friedrich III.; er starb noch im gleichen Jahr (nach anderen Quellen starb er 1483[3]); mit ihm erlosch das Geschlecht von Walsee im Mannesstamm. [4]
  • Barbara von Walsee (+ 1506), verheiratet mit Graf Sigmund von Schaunberg; sie war die letzte ihres Geschlechts. [5]

Walseer in Urkunden des Klosters Sittich

Die Walseer erscheinen auch in Urkunden des Klosters Sittich und zählen somit zu den Wohltätern des Klosters.

  • Rudolf von Walsee, Landmarschalk von Österreich, bestätigt 1390 zu Wien eine Urkunde seines Verwandten zu Duino (sui affinis a Thybein), wonach das Kloster Sittich ohne Maut und Zollgebühren von Fiume durch Senosetsch zwölf Ladungen Salz befördern darf, wo es dann eineinhalb Mark aglarischer Pfennige erhält. (Im Text heißt es weiter: R. v. Walsee zurzeit Landmarschalk Österreich und Gerhab der Kinder von Thybein zu Wien 1390).
  • Reinpertus von Walsee, Landmarschalk von Österreich, übergibt 1448 (dem Kloster Sittich) in Laibach ein Haus für zwei Jahresgedächtnismessen ( Reinprecht von Walsee zu Thybein starb im Jahre 1451).[6]

Ministerialen der Walseer

Lehensleute der Walseer waren:

die von Thurn
die Hollenecker
die Gleinitzer
die Weißenecker
die Hauser
die Winkler
von Graben
die Aspan
die Schifer
die Oberheimer
die Geymann
die Trauttmansdorff[7]

Besitz

In der Steiermark

Altenhofen,
Eibiswald - Ivenca
Freudenberg,
Geyrach - Jurklošter
Gleichenberg,
Gonobitz – Slovenske Konjice
Hoheneck - Vojnik,
Oberradkersburg – Gornja Radgona
Pack,
Reifnitz – Ribnica
Riegersburg,
Sachsenfeld - Žalec,
Stattenberg – Štatenberk,
Übelbach,
Waxenegg (bei Anger) ,
Weinburg,
Weißenegg,
Zirknitz - Cerknica [8]

In Krain

Bremp – Prem (1399 – 1472)
Castau – Kastav (1399 – 1472)
Duino – Devin (1399-1472) (heute Italien)
Dragembl – Dragomelj (1399 – 1411)
Guteneck – Gotnik (1399 – 1472)
Senosetsch – Senozeče (1400 – 1472)
Vinal (1440)[9]

In Kroatien

Fiume - Rijeka (bis 1471) (siehe auch: Kroatien in der Donaumonarchie)
Veprinac
Moschenitz

Im Jahre 1466 kam der Besitz am Quarnerobusen mit Fiume, Castau, Veprinac und Moschenitz an die Habsburger. 1472 folgten Duino, Bremp und Senosetsch.

In Niederösterreich

In Oberösterreich

Sonstiges

Gelegentlich werden die Herren von Walsee als Grafen bezeichnet. Dafür gibt es keinen urkundlichen Beleg.

Belege

  1. (nach Kraßler)
  2. (nach Valvasor)
  3. Attergau
  4. (Dimitz: Geschichte Krains. I., S. 285.)
  5. (nach Schmutz u. a.)
  6. (nach Grebenz)
  7. (nach Schmutz)
  8. (nach Schmutz)
  9. (nach Smole)

Siehe auch

Literatur

  • Majda Smole: Graščine na nekdanjem Kranjskem. Ljubljana 1982.
  • Jože M. Grebenc: Gospodarska ustanovitev Stične ali njena dotacija leta 1135. Samostan, Stična 1973 (slowenisch).
  • Carl Schmutz: Historisch Topographisches Lexicon von Steyermark. 4. Teil. Graz 1823.
  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte. in: Archiv für österreichische Geschichte. Wien 95.1906, 235ff. I-15103/95. ISSN 0003-9322
  • Robert Baravalle: Der Grillbühel. in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark. Selbstverlag, Graz 1969.
  • August Dimitz: Geschichte Krains. 4 Bde. Laibach 1874.
  • Karel Hruza: Die Herren von Walsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171 - 1331). Diss., Konstanz 1994, Linz 1995.

Weblinks


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