Wallfahrtskirche Frauenstein

Wallfahrtskirche Frauenstein
Blick auf Frauenstein

Die römisch-katholische Wallfahrtskirche Frauenstein ist eine oberösterreichische Wallfahrts- und Pfarrkirche unter dem Patrozinium Mariä Heimsuchung. Sie liegt im Mollner Ortsteil Ramsau, nahe Klaus, auf einem 502 Meter hohen Bergkegel.[1] Besonders bekannt ist sie durch eine Gregor Erhart zugeschriebene Schutzmantelmadonna.

Inhaltsverzeichnis

Der Kirchenbau

Geschichte

Kupferstich nach einer Zeichnung Johann Karl von Reslfelds (1696)

Zuerst stand an dem Platz die Feste Steyrstain aus dem Besitz der Wallseer. Diese hatte Eberhard von Wallsee um 1355 dem Zisterzienserinnenkloster Frauen- oder auch Mariensaal geschenkt, dem heutigen Stift Schlierbach[2]. Das Gotteshaus wurde 1488 als Capell am Stain erstmals geweiht. Die Kosten für Bauarbeiten und Ausstattung übernahm eine Bruderschaft zu unserer lieben Frau Capell am Stain der Pfarre Molln, zu der die Kirche damals gehörte. Nach Aufzeichnungen im ehemaligen Stiftsarchiv Garsten (Landesarchiv Linz) erhielt jeder Gläubige der das Gotteshaus zu Hochfesten besuchte und dabei beichtete, einen Ablass. Ab 1498 sollte ein Drittel der Einkünfte an das Stift Garsten abgeführt werden. Die bald einsetzende Reformation und die Türkenkriege machten den Status von Frauenstein allerdings wieder zunichte. Erst ab 1615 unter dem Garstner Abt Anton II. Spindler konnte der Wiederaufbau der verfallenen Kirche beginnen.[3] Der Name lautete erst Maria Stain, erst im 18. Jahrhundert setzte sich der Name Frauenstein durch. 1754 wurde Frauenstein eine eigenes Vikariat und 1823, nach der Aufhebung des Klosters Garsten 1787, eigene Pfarre. [4]

Architektur

Blick zum Hochaltar

Die Kirche ist ein spätgotischer, später etwas barockisierter Bau aus Konglomeratgestein. Der Eingang ist westseitig im Turm: man durchquert das ehemalige Läuthaus und betritt durch ein gotisches Portal den Kirchenraum. Eine Empore auf hölzernen Stützen ist weit vorgezogen. Das Stuckgewölbe stammt aus dem Jahr 1657, etwa um gleiche Zeit wurde auch der Turm errichtet. Dieser trug einen barocken Helm, er hat erst seit 1880 die heutige Spitze.[5]

Ausstattung

Die Orgel auf der Empore stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Hochaltar in dem heute die Schutzmantelmadonna Gregor Erharts steht, ist ein Werk des Garstner Bildhauers Marian Rittinger von Ende des 17. Jahrhunderts. An der Südseite des Chores, neben der Kanzel ist das bis 1967 am Hochaltar verehrte Gnadenbild, eine 60 cm hohe Marienstatuette in barocker Fassung, angebracht. Das große Kruzifix an der Nordwand des Chores stammt von Hans Spindler (1625).

Schutzmantelmadonna

Schutzmantelmadonna mit dem Bildnis Kaiser Maximilians I.

Das bald nach 1510 geschaffene Werk wird heute Gregor Erhart von Ulm zugeschrieben. Die Figur ist eine aus Lindenholz geschnitzte, erhöht sitzende spätgotische Schutzmantelmadonna mit Kind und zwei Engeln, unter deren Mantel weitere sechs Figuren knien. Das Kind im Mittelpunkt hält einen Kranz aus Rosen, vermutlich ein Bezug zum Rosenkranzgebet. Die deutlich erkennbare Dreieckskomposition verweist bereits auf die Renaissance[6]. Die Maße sind: 195 cm Höhe, 150 cm Breite und 60 cm Tiefe.

Die Personen unter dem Mantel knien auf einer Rasenbank. Zu erkennen sind Kaiser Maximilian I. (dritter von links) und dahinter einer seiner „Minister“, Ritter Florian Waldauf.[1] Auf der rechten Seite vermutlich Maximilians zweite Gemahlin Bianca Maria Sforza und dahinter die Frau Florian Waldaufs Barbara Mittenhofer. Die beiden äußeren Figuren sind wohl typisiert und vielleicht nur wegen der Dreizahl in die Komposition aufgenommen.[7]

Die (wahrscheinliche) Stiftung Maximilians war zuerst eine Votivgabe unter vielen, erst 1925 erkannte man ihren Wert und schrieb sie bald darauf Gregor Erhart zu. 1937/38 wurde die Statue in den Werkstätten des Kunsthistorischen Museums Wien umfassend restauriert, dabei entfernte man die Barockfassung und legte die früheren Farben frei[8] Die letzte Instandsetzung geschah im Jahr 1967, seit damals nimmt die Statue ihren heutigen Platz am Hochaltar ein.

Überlieferung

Maximilian und Waldauf (linke Bildhälfte) geraten in Seenot. Holzschnitt von Hans Burgkmair dem Älteren

Nach einem Bericht des Ritters Waldauf gerieten er, der damalige römisch-deutsche König Maximilian I. sowie „viel Volk“ und Gefangene am Dreikönigstag 1489 in der holländischen Zuidersee in Seenot. In Sturm und Nebel schlugen Eisschollen das Schiff leck und die verzweifelten Passagiere riefen die Gottesmutter Maria an. Tatsächlich soll sich daraufhin der Nebel gelichtet haben und das rettende Ufer konnte erreicht werden. Waldauf stiftete einen „Schatz“ und eine Madonna in Hall bei Innsbruck, Maximilian I. die Schutzmantelmadonna in Frauenstein.[1]

Literatur

  • Willibald Girkinger, Wolfgang Heitzmann: Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. 2. Auflage. Landesverlag, Linz 1990, ISBN 3-85214-527-9.
  • Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein. 2. Auflage. Ennsthaler Verlag, Steyr 1986, ISBN 3-85068-132-7.
  • Franz X. Wimmer: Eine Burg als Zubrot für die Nonnen. In: Extra-Blick. Die Zeitschrift fürs südliche Oberösterreich, Nr. 11, S. 4 vom 10. August 2007.

Einzelnachweise

  1. a b c Willibald Girkinger, Wolfgang Heitzmann: Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß, S. 117.
  2. Franz X. Wimmer: Eine Burg als Zubrot für die Nonnen, S. 4
  3. Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein, S. 10–14.
  4. Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein, S. 17–18.
  5. Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein, S. 22–23.
  6. Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein, S. 33
  7. Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein, S. 32–33.
  8. Angela Mohr: Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein, S. 75.

Weblinks


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